Wir sammeln: Industrie und Umweltverschmutzung

Die industrielle Vergangenheit Gelsenkirchens zwischen Kohle und Stahl. Alles was stank. ;-)

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Emscherbruch
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Wir sammeln: Industrie und Umweltverschmutzung

Beitrag von Emscherbruch »

Zwei der größten Arbeitgeber in Gelsenkirchen stehen unter Verdacht.
WDR Monitor vom 27.09.2018 hat geschrieben:Billig entsorgt: Wie sich BP krebserzeugender Raffinerierückstände entledigt

Monitor | 27.09.2018 | 07:03 Min. | Das Erste
BP entsorgt seit Jahren giftige „Ölpellets“ in einem Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen. Es geht um jährlich zehntausende Tonnen krebserregender Raffinerie-Rückstände, die dort verbrannt werden – mit Genehmigung der Behörden. Mehrere Gutachten stufen die Ölpellets als „gefährlichen Abfall“ ein, da sie stark mit Ölrückständen und Schwermetallen belastet sind. Recherchen von MONITOR und WDR Hörfunk zeigen: Anstatt die Pellets als Sondermüll zu entsorgen, wurden sie bei BP zu einem weitgehend harmlosen Regelbrennstoff für Kraftwerke umdeklariert – offenbar um Geld zu sparen. Autor/-in: Jochen Taßler, Lutz Polanz, Jürgen Döschner
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/vi ... t-100.html
https://www.ardmediathek.de/tv/Monitor/ ... d=56440164
Beitrag online bis 30.12.2099 (Datum steht dort wirklich so angegeben :D)


Die Stellungnahme von BP:
BP vom 27.09.2018 hat geschrieben:Stellungnahme zur Berichterstattung im WDR Hörfunk und Ankündigung eines Beitrags im ARD Magazin Monitor
Datum: 27. September 2018

Die aktuell in den Medien aufgestellten Behauptungen, BP würde in einem Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen illegal Rußpellets „entsorgen“, die eigentlich „Müll oder gefährlicher Abfall“ seien, entbehren jeglicher Grundlage – sowohl tatsächlich, fachlich als auch rechtlich. Die rechtmäßige Verwendung der so genannten Rußpellets als Brennstoff im Kraftwerk in Gelsenkirchen ist unumstritten. Alle Bestimmungen wurden und werden in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden eingehalten.

Die Ruhr Oel GmbH produziert die Rußpellets seit Jahrzehnten zielgerichtet als Nebenprodukt/Ersatzbrennstoff. Alle gesetzlichen Vorgaben wurden und werden dabei eingehalten. Entsprechend hat die Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde dem Kraftwerk eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung zum Einsatz der Rußpellets als Brennstoff erteilt. Das wurde auch durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in seinem „Bericht der Bundesregierung in der 10. Sitzung des Bundestags-Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit“ vom 05. Juni 2018 gleichlautend bestätigt.

Anders als behauptet, ist das Nebenprodukt „Petrolkoks (Rußgranulat)“ gemäß der REACH-Verordnung von der Registrierung ausgenommen und entspricht den gesetzlichen Vorgaben.

Der Einsatz der Rußpellets im benachbarten Kraftwerk ist rechtmäßig.

Zum Hintergrund

Rußpellets werden im Werk Gelsenkirchen-Scholven der Ruhr Oel GmbH als Nebenprodukt bei der Schwerölvergasung produziert. Wegen ihres hohen Heizwertes werden sie entsprechend der Genehmigung der Bezirksregierung rechtmäßig zur Energieerzeugung genutzt. Hierfür liegt ein ordnungsgemäßes Sicherheitsdatenblatt vor, in dem auf die Gefahren im Umgang mit dem Stoff hingewiesen wird. Der Vorteil des Nebenprodukts liegt im hohen Brennwert. Als „harmloses Industriegut“, wie vereinzelt behauptet, wurden Rußpellets zu keinem Zeitpunkt betrachtet oder vermarktet.

Quelle: https://www.bp.com/de_de/germany/ueber- ... nitor.html
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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Presseportal vom 25.10.2018 hat geschrieben:Angesichts der umstrittenen Verbrennung von Ölpellets im Gelsenkirchener Uniper-Kraftwerk schaltet sich das NRW-Umweltministerium ein. Auf Anfrage der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Donnerstagausgabe) teilte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) mit, sie nehme die Sorgen der Bürger sehr ernst. Der Rat der Stadt Gelsenkirchen hatte an Uniper appelliert, die Verbrennung der Ölpellets vorläufig zu stoppen, um die Sachlage zu klären. Die Ölpellets, die in Verdacht stehen, Krebs zu erregen, stammen aus der Gelsenkirchener Raffinerie des Mineralölkonzerns BP. Wie das Ministerium mitteilte, können die in der Öffentlichkeit diskutierten Hinweise auf Verstöße gegen das Umweltrecht nach derzeitigem Kenntnisstand nicht bestätigt werden. Allerdings sei eine laufende Prüfung des Ministeriums noch nicht abgeschlossen. Unabhängig vom Prüfergebnis beabsichtige das Ministerium, Gespräche mit den Unternehmen aufzunehmen.
Quelle: https://www.presseportal.de/pm/55903/4097271
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Bretterbude
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Beitrag von Bretterbude »

Monitor recherchiert üblicherweise sehr genau und seriös. Wenn dort Sachverhalte geschildert werden, ist es geboten diesen ernsthaft nachzugehen. Ich kann nur hoffen, dass die Wellen so hoch schlagen, dass keine Fakten oder Unregelmäßigkeiten unter den Tisch oder gar unter den Teppich unter demselben gekehrt werden. Wir haben immer noch reichlich ungesundes Zeugs in unserer Luft. Und was die Feinstaubbelastung betrifft, es wird ja fast ausschließlich über die Belastung durch Autoabgase gesprochen. Über die jedoch viel gravierendere und vor allem stark ansteigende Belastung durch das verbrennen von Holz im privaten Bereich (Kaminöfen, Pellets-Heizungen) spricht kein Mensch. Ist auch politisch nicht gewünscht, wird ja irrsinnigerweise sogar noch gefördert. Da werden die Messstationen dann gerne an Verkehrsschwerpunkte gesetzt, an denen sich kein Mensch längere Zeit aufhält. Klar, dass da Spitzenwerte gemessen werden. Soll auch nicht verharmlost werden, aber die hohe Konzentration nimmt dann mit wachsender Entfernung vom Verkehrssystem sehr schnell ab. Ganz anders wird mit den wenigen Messungen in Wohngebiten verfahren. Da werden dann besipielsweise keine Stundenwerte angegeben, sondern es wird über den ganzen Tag gemittelt. Klar, dass dann die Werte besser werden. Man sollte mal abends in der kalten Jahreszeit stundenweise messen. Da wird einem dann ganz schnell schwindelig, Werte wie zu besten Zeiten vor dem erwachenden Bewusstsein für Luftverschmutzung.....

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Bretterbude
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Beitrag von Bretterbude »

Emscherbruch hat geschrieben: [...] Bäume zu fällen gilt immer als böse, selbst wenn anschließend neue Bäume gepflanzt werden, die auf Zukunft gesehen eine längere Lebenszeit zu erwarten haben als die gefällten. Es sei denn, der heimische Kaminofen im Reihenhaus braucht Nachschub, dann gilt schnellwachsendes Holz als „klimaneutral“ und wird zu diesem Zweck auf Hugo nun großflächige Monokulturen bilden. Monokulturen gelten ansonsten ja eher als schlecht und müssen überall vermieden werden, in diesem Fall offenbar nicht. Mono ist gut, wenn das Zeug bei der Wählerschaft (so ein Ofen ist aber auch gemütlich) mit ordentlich Qualm und Feinstaubgenerierung durch den Kamin gejagt wird. [...]
Da taucht die so beliebte Holzverbrennung auch auf... (entnommen dem Fred "Ideen für die Ebertstraße / Flaniermeile / Achse HSH - MIR")

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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Die Landesumweltministerin Heinen-Esser hat am 05.02.2019 einen Bericht zu den Ölpellets, die in der BP-Raffinerie erzeugt und im Kraftwerk Scholven verbrannt werden, vorgelegt.

Demnach werden seit 1972 mit fortlaufenden Genehmigungen durch die zuständigen Behörden Ölpellets in Scholven der Steinkohle beigemischt und verbrannt. Dies sei durch geltendes Recht gedeckt. Grenzwerte für Schwermetalle in der Abluft des Kraftwerks Scholven "seien immer weit unterschritten" worden, wurde mitgeteilt. Angesichts der Sorgen der Anwohner und der Stadt Gelsenkirchen wolle man dennoch einen externen Sachverständigen hinzuziehen, der den gesamten Weg der Pellets von der Erzeugung bis zur Verbrennung untersuchen soll.

BP hatte im Januar 2019 angekündigt, bis zum Jahr 2022 ca. 2 Milliarden Euro in den Standort Gelsenkirchen zu investieren und seine Produktionsprozesse umzustellen, so dass keine Ölpellets mehr in der Raffinerie entstehen.

Anmerkung:
In einer Stellungnahme des NRW-Umweltministeriums vom Januar 2019 hatte es geheißen, es seien in den Jahren 2011 und 2014 zu hohe Vanadium-Werte in der Abluft festgestellt worden. Danach habe es Änderungen an dem Herstellungsverfahren in der Raffinerie gegeben, um die Grenzwerte einhalten zu können.
https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaf ... 63109.html
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Pedda Gogik
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Beitrag von Pedda Gogik »

Gelsenkirchen: Nicht nur Freude über 90 Jahre BP ..... (WDR)
In Gelsenkirchen produziert BP Kraftstoffe. Anwohner kritisieren, dass die Raffinerien die Grenzwerte beim Ausstoß von schädlichen Abgasen nicht einhalten müssen. Grund dafür ist eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung. (....) Die Raffinerien stoßen unter anderem jedes Jahr dreieinhalb Mal so viel Stickoxid aus, wie der gesamte Straßenverkehr in Gelsenkirchen.

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Benzin-Depot
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20 Kraftwerke verbrennen Ölpellets

Beitrag von Benzin-Depot »

Außer in Gelsenkirchen, werden auch in den Kraftwerken von Herne und Lünen Ölpellets verbrannt, die mit hochgiftigem Schwermetall versetzt sind!

Jetzt wurde bekannt, dass es wohl noch erheblich mehr sind (man spricht von insg. 20 Kraftwerken)
www.ruhr24.de hat geschrieben:Anders als zunächst vermutet, verbrannten im Ruhrgebiet nicht nur vier, sondern gleich 20 Kraftwerke und anderen Industrieanlagen die Ölpellets aus den Raffinerien. Die bei der Schwerölvergasung in der Shell-Raffinerie in Wesseling anfallenden Rückstände, weisen laut NRW-Umweltministeriums im Vergleich zu handelsüblichem Petrolkoks überhöhte Werte der Schwermetalle Vanadium und Nickel auf. [...]
https://www.ruhr24.de/ruhrgebiet/shell- ... 57474.html
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

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