Wie gründe ich eine Zeche?

Die industrielle Vergangenheit Gelsenkirchens zwischen Kohle und Stahl. Alles was stank. ;-)

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Emscherbruch
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Ich bau mir eine Zeche vor 150 Jahren

Beitrag von Emscherbruch »

So ging das Mitte des 19. Jahrhunderts.
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 350#124350

Eine der oben erwähnten Karten findet man hier:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 351#124351
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

pito
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Beitrag von pito »

Mal wieder sone Frage:
Was war eigentlich die größte Tiefe, in die der Ruhrbergbau je runtergegangen ist?

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blockka04
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Beitrag von blockka04 »

Wenn ich die Jungs von Hugo Schacht 2 richtig verstanden habe, wird auf den nördlichen Schächten von Auguste Viktoria im Raum Haltern zur Zeit eine Teufe von ca. 1900m erreicht!
Selbstverständlich klauen Dir Ausländer Deinen Job! Aber wenn Dir jemand ohne Geld, Kontakte und Sprachkenntnisse Deinen Job wegnehmen kann, bist Du vielleicht einfach nur Scheiße!“ Louis C.K.
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Tim
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Beitrag von Tim »

Au weia... wer von uns hat Dir das denn gesteckt ?

Also der Schacht 8 vom BW Auguste Victoria hat eine Teufe von - 1330 m. Das hört sich viel an, in dieser Teufe wird aber die Kohle noch nicht abgebaut. Der Abbau geht dort in Teufen von gut - 1000 m um. Das kann aber von Bauhöhe zu Bauhöhe natürlich auch ein wenig variieren. Schacht 9 müsste irgendwo bei - 1200 m seine Endteufe erriecht haben.

Zeche Prosper Schacht 10 wurde unlängst auf ca - 1200 m tiefer geteuft. Der Abbau ist dort in dieser Teufe aber auch noch nicht angekommen, erschließt aber dann Kohlen, die man auch verkoken könnte.

Auf Bergwerk Ost geht der Abbau dann schon ein gutes Stück tiefer um. Im Baufeld Monopol wird in fast - 1500 m Kohle abgebaut.

Sehr tief mit - 1550 m Teufe steht der Nordschacht des Bergwerks Ibbenbüren im Feld.

Und der tiefste mir in Deutschland bekannte Schacht ist der Nordschacht des Bergwerks Saar ehemals Ensdorf mit - 1750 m... das is schon echt ne Hausnummer.

So, ich hoffe einw enig geholfen zu haben.....

Tööööööööööööööööö!

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blockka04
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Beitrag von blockka04 »

Tim hat geschrieben:Au weia... wer von uns hat Dir das denn gesteckt ?
Ach komm, die paar Meter!:roll:
Hab mir natürlich den Namen nicht notiert (hatte aber nen Helm auf!!) :wink:
Aber sehr schön, Tim,dass du hier die richtigen Zahlen liefern kannst! :2thumbs:

Ich hatte übrigens gedacht, dass in Ibbenbüren am Tiefsten abgeteuft wird!
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pito
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Beitrag von pito »

Auch von mir Danke. Musste gerade mal in Google Earth eine Linie ziehen, wie lang so ein Schacht wäre, wenn man ihn in Gelsenkirchen flach hinlegt. Ist schon eine Strecke, das in senkrecht ist keine Kleinigkeit.

Ich denke mal, die maximale Teuftiefe, die eine Zeche theoretisch haben könnte, hängt davon ab, bis in welche Tiefen man überhaupt noch Kohle findet. Wie tief liegen denn die tiefsten Karbonschichten?

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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Unter Bremen würden die Kohleschichten bei ca. 5000 m liegen. Die Temperaturen sind dort einfach zu hoch, für den Kohleabbau. Es gibt eine so genannte geologische Tiefenterme. Je tiefer, je höher die Temperatur.
Gruß und Glückauf
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Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

glückauf hat geschrieben:Unter Bremen würden die Kohleschichten bei ca. 5000 m liegen. Die Temperaturen sind dort einfach zu hoch, für den Kohleabbau. Es gibt eine so genannte geologische Tiefenterme. Je tiefer, je höher die Temperatur.
Gruß und Glückauf
Klaus
Die Temperatur nimmt in unserer thermischen Tiefenstufe alle 33 m um 1 °C zu.

Karlheinz Rabas
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JürgenB
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Beitrag von JürgenB »

Karlheinz Rabas hat geschrieben:
Die Temperatur nimmt in unserer thermischen Tiefenstufe alle 33 m um 1 °C zu.

Karlheinz Rabas
Das wären bei 1000 Meter 30 Grad mehr als an der Oberfläche, also an die 50°. Das hält ja niemand aus. Ist das wirklich korrekt oder wird die Temperatur durch den permanenten Luftzug reguliert?

Ansonsten: mich interessiert doch noch mal sehr dieser Mister Mulvany (vielleicht ist er auch einen eigenen Thread wert). Wie kommt so ein Irrer, Verzeihung: Ire, ausgerechnet nach Deutschland und bringt das Kapital für die Teufe auf? Irland war doch zu seinen Lebzeiten das Armenhaus des britischen Reiches (die berühmten Hungersnöte der 1840er Jahre, die zu einer Massenauswanderung geführt haben). Bekannt ist doch auch, dass die Engländer die Iren ziemlich klein gehalten haben, ökonomisch wie politisch. Wie kommt es, dass so ein Ire nach Deutschland geht und hier englisches Kapital einwirbt?

Bei der Gelegenheit ist natürlich auch noch mal die Namensgebung der Zechen ziemlich aufschlußreich. "Hibernia" ist klar: alter lateinischer Name für Irland, "Shamrock" auch: das grüne Kleeblatt, neben der Harfe das Symbol der Insel. "Erin" ist - glaub ich - eine keltische Gottheit. "Holland" als Verweis auf käsköppige Geldgeber war mir neu, aber ist natürlich logisch.
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pito
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Beitrag von pito »

JürgenB hat geschrieben:... Wie kommt so ein Irrer, Verzeihung: Ire, ausgerechnet nach Deutschland und bringt das Kapital für die Teufe auf? Irland war doch zu seinen Lebzeiten das Armenhaus des britischen Reiches (die berühmten Hungersnöte der 1840er Jahre, die zu einer Massenauswanderung geführt haben).

Laut Wikipedia stand Mulvany während der Hungersnöte im Dienst einer staatlichen Behörde, die durch verschiedene Maßnahmen die Not lindern sollte. Also hantierte er bereits da mit großen Summen. Als er nach Deutschland kam, war er Repräsentant und Teilhaber einer irischen Investorengruppe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Mulvany

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JürgenB
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Beitrag von JürgenB »

Hab ich vorher gelesen, pito.

Frag mich unter den oben genannten Umständen: wo hatten diese Irren denn das Geld her? Ich kannmich noch gut an meine Reise 1976 nach Irland erinnern. Dort erfuhr ich, dass seinerzeit das größte Industrieunternehmen und auch der größte Exporteur des Landes eine Firma namens Guiness sei. Hat sich sicherlich seit dem EU-Beitritt geändert, aber die Bestandsaufnahme von '76 sagt doch 'ne Menge aus über irische Kapitalkraft bis vor 30 Jahren.
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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

JürgenB hat geschrieben:Frag mich unter den oben genannten Umständen: wo hatten diese Irren denn das Geld her?
Industrielle, Reeder und Kaufleute:
[...] Am 7. März 1855, dem Sankt-Patrickstag, Irlands Nationaltag, wurde der erste feierliche Spatenstich zum ersten Tiefbauschacht auf dem Grubenfeld "Ludwigsglück" im Beisein der Gründer und Kuxhalter getan. Die Gewerken der ersten Zeche auf Gelsenkirchener Boden waren Irländer:
  • Schiffsreeder Joseph Malcomson zu Mayfield in Irland mit 40 Kuxen;
  • Fabrikant William Malcomson zu Portland in Irland 8 Kuxen;
  • Rentner William Thomas Mulvany zu Düsseldorf 16 Kuxen;
  • Kaufmann Michael Coor vander Maeren zu Brüssel in Belgien 16 Kuxen;
  • Particulier David Malcomson zu Mayfield in Irland 8 Kuxen;
  • Rentner James Perry jun. zu Kingston bei Dublin in Irland 8 Kuxen;
  • Privatman James Perry sen. zu Obelisk Park bei Dublin 32 Kuxen.
Zum Repräsentanten der Gewerkschaft wurde W. Th. Manvany, dessen jüngster Bruder Thomas John Mulvany zum Direktor und Louis Chr. König zum Betriebsführer bestimmt. [...]
Aus "Gelsenkirchen, Kleine Chronik einer großen Stadt" S. 156, Gustav Griese und Helmut Weigel

Hier findet sich eine ausführliche Darstellung, wieso Irisches Kapital in Gelsenkirchener Zechen floss - mit vielen Interessanten Details in den Fußnoten.
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Hende ... index.html
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Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Es gibt noch wesentlich bessere Literatur zu Mulvany:

Olaf Schmidt-Rutsch: William Thomas Mulvany. Ein irischer Pragmatiker und Visionär im Ruhrgebiet 1806 - 1885. Schriften zur rheinsich-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Band 42, Köln 2003

oder wer ältere Literatur bevorzugt:

Kurt Bloemers: William Thomas Mulvany (1806 - 1885). Ein Beitrag zur Geschichte der rheinisch-westfälischen Großindustrie und der deutsch-englischen Wirtschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert, Essen 1922.

Karlheinz Rabas
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JürgenB
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Beitrag von JürgenB »

Ist natürlich von ferne schlechter einzusehen als die Online-Texte aus Köln. Aber die fand ich schon höchst spannend und aufschlußreich.

Danke

Jürgen
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Von-Ückendorf-nach-Leithe
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Beitrag von Von-Ückendorf-nach-Leithe »

JürgenB hat geschrieben:
Karlheinz Rabas hat geschrieben:
Die Temperatur nimmt in unserer thermischen Tiefenstufe alle 33 m um 1 °C zu.

Karlheinz Rabas
Das wären bei 1000 Meter 30 Grad mehr als an der Oberfläche, also an die 50°. Das hält ja niemand aus. Ist das wirklich korrekt oder wird die Temperatur durch den permanenten Luftzug reguliert?

Ansonsten: mich interessiert doch noch mal sehr dieser Mister Mulvany (vielleicht ist er auch einen eigenen Thread wert). Wie kommt so ein Irrer, Verzeihung: Ire, ausgerechnet nach Deutschland und bringt das Kapital für die Teufe auf? Irland war doch zu seinen Lebzeiten das Armenhaus des britischen Reiches (die berühmten Hungersnöte der 1840er Jahre, die zu einer Massenauswanderung geführt haben). Bekannt ist doch auch, dass die Engländer die Iren ziemlich klein gehalten haben, ökonomisch wie politisch. Wie kommt es, dass so ein Ire nach Deutschland geht und hier englisches Kapital einwirbt?

Bei der Gelegenheit ist natürlich auch noch mal die Namensgebung der Zechen ziemlich aufschlußreich. "Hibernia" ist klar: alter lateinischer Name für Irland, "Shamrock" auch: das grüne Kleeblatt, neben der Harfe das Symbol der Insel. "Erin" ist - glaub ich - eine keltische Gottheit. "Holland" als Verweis auf käsköppige Geldgeber war mir neu, aber ist natürlich logisch.
JürgenB, nochmal Deine Fragen aufgreifend empfehle ich folgende Lektüre (Leihe oder Kaufen; Letzteres ist erschwinglich):
Hermann, Wilhelm / Hermann, Gertrude; Die alten Zechen an der Ruhr; 4. Aufl. Königstein/Ts. 1994
Ein wirklich schönes und informatives Buch. :D
- Zeche Holland => S. 156
- Zeche Erin => S. 166
- Zeche Hibernia => S.234
- Zeche Shamrock => S. 256
und ferner
Bergmännische Grundbegriffe => S. 315 ff.
Glück Auf!
Thomas

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