Zentraldeponie Emscherbruch

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Heinz H.
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von Heinz H. »

rapor hat geschrieben:
08.01.2021, 17:32
Nach einem Wald sieht es auf dem Bild für mich nicht gerade aus, da stehen bei uns am Straßenrand und auf dem Hof größere Bäume.
ich bin mit der Problematik nicht vertraut, aber eine Erweiterung ist meist einfacher als eine neue Anlage zu bauen.
Ich bin ebenfalls nicht mit der Problematik vertraut, aber im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Münster steht folgendes:
1. Umfang der Zulassung des vorzeitigen Baubeginns,
zweiter Absatz:
Rodung des Waldbestandes im Bereich des 1. Bauabschnitts im DK II-Bereich und der Zuwegung (Einzelbäume) inkl. vorlaufender artenschutzrechtlicher Maßnahmen.
https://www.radioemscherlippe.de/files/ ... 1_2021.pdf

Wenn dort Wald steht, wird auch ein Wald da sein, sach ich mal!
"Gelsenkirchen kann wirklich froh sein, dass es Buer hat."
Dr. Peter Paziorek

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Emscherbruch
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von Emscherbruch »

Die WAZ berichtete bereits gestern, am 07.01.2021, noch etwas aus "GELSENKIRCHEN-RESSE". Stand da so. In Großbuchstaben. OK, geschenkt, wahrscheinlich handelt es sich um eine nicht änderbare und im Redaktionssystem fest hinterlegte WAZ-Tradition, dass die Redakteure ständig den falschen Stadtteil zitieren, wenn es um die ZDE geht. Eine Art Naturgesetz. Da kannste nichts machen.
WAZ Notausgabe hat geschrieben:Motocross-Fahrten auf der Zentraldeponie Emscherbruch in Gelsenkirchen: Bürgerinitiative zweifelt an Qualifikation des Betreibers AGR.

Der Kampf gegen die geplante Erweiterung der Zentraldeponie Emscherbruch hat einen weiteren Streitpunkt gefunden: Motocross-Fahrten auf den Hängen des 113 Hektar umfassenden Geländes an der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Herne. Anwohner und die Bürgerinitiative (BI) Uns stinkt’s leiten daraus „erhebliche Zweifel an der Qualifikation des Betreibers“, der Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet (AGR), ab. [...]

Quelle: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirche ... 83804.html
Jo, auch nicht schlecht: Im November 2020 drei Tage "gut bewachter" Motocross eines ahnungslosen Giftjunkies.

Bislang sind mir eher Fahrradfahrer unter die Augen gekommen, die - Huch! - gar nicht gemerkt hatten, dass der niedergetretene Stacheldrahtzaun am Fuße des Hügels gewaltsam planiert, zur Überfahrt nicht vorgesehen und deshalb auch - Oh Wunder! - nur mit geschultertem Mountainbike (gerne mit E-Fahrthilfe) überwunden werden konnte. Die verdutzten Augenpaare meinten dann stets: "Ach? Ist das nicht der Emscherradweg?" Oder der Mund unterhalb der Sehorgane drohte dem kostenfrei beratend tätigen Mitbürger zunächst verbal mit körperlicher Gewalt und machte sich dann samt Drahtesel, aber wegen des erheblich übergewichtigen Körpers bzw. des bereits entleerten Akkus, nur langsam aus dem sprichwörtlichen Deponiestaub.

Auch nicht selten anzutreffen sind Hundebesitzer am Fuße des Müllhaufens, die ihre Bellos auf dem Deponiekörper zwecks Feldhasenjagd frei herumlaufen lassen. Ist alles erklärbar: Die Lieblinge brauchen Auslauf. Außerdem finden Hunde im Emscherbruch kaum mehr freie Stellen zum Kacken. Dafür fühlt sich der Ausfallschritt des Fußgängers beim Ausweichen der entgegenkommenden gemischtrassigen Meute so wunderbar geschmeidig an. Ist der Wanderer auf diese Weise vom Weg heruntergemobbt worden, so fällt ihm sofort zwangsweise auf, dass entlang der Wege kaum andere Pflanzen außer Brennnesseln im Unterholz gedeihen. Der Nabu erklärte denen, die es wissen wollten, dass wegen der Millionen Hektoliter täglich eingebrachter Hundepisse eine gewisse Überdüngung überall zu riechen sei. Auch scheinen die im Emscherbruch heimischen Rehe alle ultra-sensibel-schreckhaften Hunde dermaßen aufzuregen, dass einige Frauchen (meist kinderlos, aber voller mütterlicher Gefühle für die drei bis sieben befellten Kinderlein des heimischen Hauptrudels und mit diesem halbtags unterwegs seiend) den Weg über den angeblich gut gesicherten Abfallberg fast "gezwungenermaßen" nutzen müssen.

Wie gesagt, alles dort auf der Deponie ist "hervorragend" bewachtes Sperrgebiet. Hunderte Brunnen, verbunden über kilometerlange Rohrsysteme, dienen Tag und Nacht als wirksame Stolper- oder Absturzfallen. Darum werden die Bürger der Stadt niemals mehr einen legalen Fußabdruck auf den Resten der Vorfahren hinterlassen dürfen, trotz anders lautender Versprechen, die über 50 Jahre hinweg regelmäßig aus der Beamtenstadt Waskümmertunsderdreckbeieuch, auch Münster genannt, abgegeben wurden. Man müsse das verstehen. Welche Versicherung sollte denn die AGR aus ihrer Haftung entlassen wollen, ihr Dummerchen? Putzig, diese Ruhris.

Ich finde, meinen Vorschlag, die Deponie nach über 50 Jahren Betrieb nun zu schließen und in Sichtweite des Hauptgebäudes der Bezirksregierung in Münster einen schönen neuen Berg aufzuschütten, auf dem ganz NRW bis mindestens 2070 (ach, sagen wir 2105 - die Zeit vergeht heutzutage ja so schnell) seinen Dreck abkippen darf, könnte man nochmals in die Runde werfen, oder? Das Münsterland hat ja sonst fast nichts, was irgendwie landschaftlich herausragend ist. Gegen diese platte Langeweile und Ödnis muss man doch endlich etwas unternehmen - besonders in diesen schweren Zeiten, in denen wir alle herausgefordert sind. Die Beamten beim RP in Münster pennen ja sonst komplett ein, wenn sie 7,5 Stunden täglich (Freitags nur bis 12.00 Uhr!) gelangweilt aus dem Fenster schauen müssen und überall ist nix zu sehen in der Gegend. Das bedrückt doch deren Gemüt! Wenn dagegen ein 40-Tonner nach dem Anderen Problemabfälle aus ganz NRW dort am Stadtrand von Münster - ab sagen wir 1. Mai 2021 (Tag der Arbeit! Es geht voran!) - hinkippen würde, dann könnten die Staatsdiener wenigstens dem Giftberg beim fast unmerklichen Wachsen zusehen, was eins zu eins zum fast unmerklichen Arbeitstempo dortiger Behörden passen würde. Eine gültige Genehmigung kann man ja nachreichen - irgendwann im Jahr 2047. Bis dahin heißt es, schon mal machen und Fakten schaffen!

Hm, eigentlich gibt es nur beste Gründe dafür und nichts spricht dagegen, sofort mit der Verbringung des ganzen Landschaftsbauwerks aus dem Emscherbruch nach Nottuln-Nord zu beginnen, oder? Jetzt in der Pandemie könnten täglich zehntausende LKW die freien Autobahnen zum Transport des Drecks Richtung Beamtenhauptstadt nutzen; und zwar ganz ohne Gesundheitsgefahr für die zu Hause einkasernierte Bevölkerung!

Ja, wir müssen alle solidarisch sein.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von zuzu »

Mit ihrer Genehmigung veröffentliche ich hier den Brief, den Helmut und Sonja Niemeier an die Regierungspräsidentin geschickt haben:
14.1.2021
Zentraldeponie Emscherbruch

Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin,

eben lese ich im Stadtspiegel Gelsenkirchen-Buer vom 13.1.2021, dass die Bezirksregierung „die Zulassung des vorzeitigen Beginns für die Erweiterung der Deponie versandt“ hat. Nichteinmal die Städte scheinen informiert worden zu sein. Damit bestätigt sich der Eindruck, der sich schon während der skandalösen Gestaltung der Erörterung über den Erweiterungsantrag der AGR am 20.8.2020 unabweisbar einstellte: Die Bezirksregierung als die für die Prüfung und Genehmigung zuständige Behörde gewichtet die Sorgen und Einwände der Betroffenen gering, legt sie quasi zu den Akten bzw. - drastischer formuliert – fegt sie vom Tisch. Die fünfzigjährige Leidensgeschichte zählt nicht, erst recht nicht die Schließungsversprechen der Betreiberin und der Politik vor früheren Erweiterungsverfahren. Das Ziel ist offenkundig: Es sollen unbedingt und schnellstmöglich Tatsachen geschaffen werden, um ausgerechnet in einer der am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Regionen Deutschlands weiterhin eine technisch veraltete zentrale Giftmüllkippe betreiben und die Deponierungsfläche noch einmal vergrößern zu können.

Die öffentliche Agenda lautet zwar seit Jahrzehnten „Verbesserung der Lebensqualität in der Emscherregion durch Rückbau und Milderung der hier besonders zahlreichen brutalen Akte von Umweltzerstörung in der industriellen Vergangenheit“, zugleich aber soll in einem neuen brutalen Akt das Herkarren und Aufschütten von Abfallbergen verstärkt und damit genau das unterlaufen werden, was angeblich höchste Priorität besitzt: die Emscherstädte aus ihrem Aschenputteldasein herauszuführen.

Dass die ZDE mitten in einem der wenigen noch vorhandenen ökologisch wertvollen Räume liegt, bleibt ignoriert. Dass keine Stadt des RVR so wenig Wald wie Gelsenkirchen besitzt, hindert nicht, die Bäume des 3,4 ha umfassenden Restwaldes sofort abholzen zu lassen und wie zum Hohn hinzufügen, dass „diese nach Verfüllungder Deponie wieder aufgeforstet werden“ müssen, also frühestens in 10 oder 15 Jahren. Dass die politischen Gremien der Städte eindeutig gegen die erneute Verlängerung der Betriebsgenehmigung votierten, ist ohne Belang, weil angeblich „ein öffentliches Interesse gegeben“ ist, das übergeordnet sei: ein „dringender Bedarf zur Schaffung neuer Deponiekapazitäten“. Das ist unglaubwürdig, wenn man sich etwa die Modellrechnungen des LANUV anschaut. Ein solches Argument verbietet sich überdies ohnehin, um einer im Vergleich zu anderen viel stärker belasteten Region erneut Zusatzlasten aufzubürden, während andere Kreise traditionell jegliche Ausweisung eigener Deponiebereiche verweigern.

Die von der AGR vorgelegten Gutachten und der Umgang der Bezirksregierung mit diesen Gutachten haben große Zweifel an der kritischen und unabhängigen Überprüfung aufkommenlassen. Das Unterbinden einer sorgfältigen Erörterung der gravierenden Problematiken und unterschiedlichen Positionen signalisierte bereits am 20.8.2020 vorauseilenden Gehorsam. Dieser Verlust an Glaubwürdigkeit hat auch eine politische Dimension. Wenn jetzt wiederum so getan wird, als bestünden keine Beeinträchtigungen oder gar nicht einmal Risiken und als habe es keine klar umrissenen Schließungsperspektiven gegeben, wenn ein weiteres Mal über die Köpfe der Bürger/innen und ihrer politischen Vertretungen hinweggegangen wird, dann wird die Vertrauenseinbuße, die sich schon länger in den Wahlergebnissen (mitsamt den hohen Wahlverweigerungsquoten) niederschlägt, noch weit größere Ausmaße annehmen. Das mag im Augenblick aus bürokratischer Routine vernachlässigbar erscheinen, sofern nur das leidige Genehmigungsverfahren positiv beschieden und abgeschlossen werden kann, doch ist bereits zu viel Negatives geschehen, als dass der Komplex nicht auf die Füße der jeweiligen Verantwortungsträger/innen zurückfallen dürfte. Das Versagen der Umweltabteilung der Bezirksregierung Münster in Sachen Aufsichtspflichten ist ja nicht nur im Falle der ZDE eklatant (man denke nur an die Akzeptanz der Deklarierung und Lagerung der Ölrückstände aus Wesseling), sondern auch in Bottrop, Schermbeck und anderswo.

Frau Feller, ich erinnere mich gerne an Ihren Anruf nach meiner Skizzierung der desaströsen „Erörterung“ vom 20.8., denn ich habe ihn als ehrliches Bemühen um eine bessere Pflege der demokratischen Kultur gewertet. Dennoch war natürlich auffällig, dass neben einer milden Kritik, dass „da einiges unglücklich gelaufen“ sei, der gewichtigere Akzent von Ihnen darauf gelegt wurde, dass die Bürgerinitiative „Uns stinkt's“ andauernd die Regeln verletze. Das kammir angesichts des außerordentlich diszipliniert-sachlichen Auftretens des BI-Führungsteams wie „ein falscher Film“ vor, zumal wenn man sich vor Augen führt, um was es für diese Menschen geht und wie sie sich mit ihren seit Jahren vorgetragenen Klagen und Bitten missachtet fühlen müssen. Nun lese ich, dass die vorzeitige Erweiterung auch noch damit begründet wird, dass „sich das Planfeststellungsverfahren verzögert hat“, also im Klartext: Obwohl bekanntermaßen auf Grund ihres Terminfehlers ausschließlich die Umweltabteilung der Bezirksregierung verantwortlich ist, wird selbst dieser (im Übrigen kleine) Verzug vorgeschützt, um vollendete Tatsachen zu Lasten der Betroffenen sowie der Städte und ihrer politischen Gremien zu schaffen, als seien sie selbst die Verursacher. Ich kann das als jemand,der sich beruflich mit Politikwissenschaft befasst hat, nur als Missbrauch struktureller Gewalt bezeichnen. Sie werden es mir wohl übelnehmen, aber ich kann keinen besseren Begriff dafürfinden. Das rücksichtslose Durchboxen der nochmaligen ZDE-Erweiterung unter Missachtungder Belange und Sorgen von ca. 3000 in unmittelbarer Nähe der Halde wohnenden Menschen,überhaupt der Bevölkerungen und Gremien in den betroffenen Städten Gelsenkirchen, Herne und Herten sowie des dringenden Gebots und der bereits ausgesprochenen Zusagen einer spürbaren Verbesserung der Zukunftsperspektiven für den gesamten Emscherraum ist gerade in diesen Zeiten, in denen zunehmend die Folgen unmoralischen Handelns zu Tage treten, als unmoralisch zu brandmarken. Lesen Sie dazu Markus Gabriel, Moralischer Fortschritt in schwierigen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert, Berlin 2020, der nachdrücklichdeutlich macht, wie dringend es ist, nicht (!) im bisherigen Stile weiter zu agieren, d.h. nur den Blick auf den momentanen „Vorteil“ gerichtet. Bitte schauen Sie sich vor allem das Wirken Ihrer Umweltabteilung viel genauer und kritischer an und lassen Sie nicht zu, dass dieschwächste und abgehängteste Region weiterhin den Giftmüll aus allen möglichen Regionen aufnehmen muss. Nach einem halben Jahrhundert muss Schluss damit sein, selbst wenn es derAGR, absurderweise ein Tochterunternehmen der öffentlich-rechtlichen Körperschaft RVR, nicht gefällt, weil es doch bequemer und finanziell einträglicher ist, den alten Trott bloß fortzusetzen.

Es schmerzt und macht zornig, sich erneut mit dem „Argument“ abgespeist zu wissen, dass nur im südlichsten Zipfel des großen Regierungsbezirkes Münster neue Deponiekapazitäten geschaffen werden können, oder täglich zu sehen, wie -zig Schwerlaster aus Borken, Wesel, Wuppertal, Hochsauerlandkreis, Krefeld usw. Abfall hierher bringen und damit die hiesige Landschaft noch weiter verunstaltet und zerstört wird. Die WAZ Gelsenkirchen berichtet in ihrer Ausgabe vom 14.1.2021 (heute) wieder, wie wichtig die Forstgebiete des RVR (u.a. ist der Emscherbruchwald genannt) gerade während der Pandemie und der damit verbundenen Schließung des öffentlichen Lebens sind. Es wird eine Wald-Bilanz von Experten der FakultätRessourcenmanagement der Universität Göttingen angeführt, nach der die Erholungsleistung für die Öffentlichkeit, die sog. „soziale Funktion“ des Waldes, allein rund zwei Drittel der Gesamtbilanz ausmacht, wichtiger noch als die für Artenschutz, Biodiversität usw. Sie aber sprechen die Genehmigung aus, hier noch mehr Wald und Landschaft mit Giftabfallbergen zuüberschütten, als wären wir Menschen minderen Rechts. Müsste der Weg nicht genau anders herum gewählt werden? Radikale Reduzierung der gedankenlosen Abfallflut, radikaler Rückbau schädlicher Umweltrelikte (insbesondere in Ballungsgebieten mit wenig Wald) und radikaler Schutz von Umwelt und Natur sollten doch Prioritäten sein. Dass es dazu kommt, liegt sicher nur zu einem kleinen Teil in Ihrer Hand. Aber so bereitwillig einem Unternehmen,das in vielerlei Hinsicht nachweisbar verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber der hiesigen Umwelt und Bevölkerung vermissen ließ, Tür und Tor so zu öffnen, dass es dieses Verhalten unverzüglich ungerührt fortzusetzen sucht, erschüttert. Ich bin gespannt, ob das die Rats- und Verwaltungsgremien der Städte ohne ernsthafte Gegenwehr hinnehmen.

Sehr geehrte Frau Feller, ich hoffe, dass Sie meine klare Sprache nicht respektlos finden. Ich achte wahrlich Ihr schweres Amt, Ihre hohe Verantwortung und Ihr vorbildliches Bemühen, selbst mit einflusslosen Normalbürgern wie mir ins Gespräch zu kommen. In Sachen ZDE fühle ich mich jedoch ebenso wie viele andere Bürger/innen in Gelsenkirchen und Herne erneut vor den Kopf gestoßen und in meinen Rechten als Betroffener missachtet. Das, was gerade abgelaufen ist, symbolisiert zugleich die Wirkkraft Ihrer Behörde und Ihrer eigenen Unterschrift: Kaum war im „fernen“ Münster der letzte Federstrich unter die vorzeitige Zulassung der Erweiterungsarbeiten gesetzt, fielen hier vor Ort wenige Meter von den Haustüren der Anwohner/innen entfernt schon zahllose Bäume, damit noch mehr Müll aus anderen Gegenden bei uns aufgetürmt werden kann. Ich bin weit davon entfernt, Ihre persönliche Integrität in Zweifel zu ziehen, bitte aber darum, auch den Menschen im Umkreis der ZDE und überhaupt in den Emscherstädten mit Empathie zu begegnen. Das Leiden unter den massiven Umwelteingriffen und nicht enden wollenden Beeinträchtigungen sowie den daraus erwachsenden Ängsten, Krankheiten usw. ist ja höchst real, sodass es ebenso wie seineUrsachen nicht ignoriert, bagatellisiert oder abgestritten werden darf. Fürsorgepflicht und Vorsorgegebot fordern ein Ernstnehmen mit spürbaren Konsequenzen hin zu besserer Lebensqualität. Aus jeder Studie der jüngsten Zeit lässt sich ablesen, wie niedrig Experten die„Attraktivität“ der Städte an der Emscher (speziell Gelsenkirchens) einschätzen. Welches „übergeordnete öffentliche Interesse“ kann größer sein als das, diesen jahrzehntelangen Missstand einzudämmen und abzubauen statt zu verlängern und zu verschärfen?!!! – Dass andere Kreise und Städte weiterhin Ihre Abfälle hier lagern können??


Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für die Gesundheit
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von zuzu »

Hier der Link zu einem kurzen WDR-Beitrag am vergangenen Montag (2 Teile, erst mit BI-Sprechern, dann mit dem Pressesprecher der Bezirksregierung):
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit ... --966.html
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von Emscherbruch »

Schönes Beispiel für behördliche Arroganz, dieses Interview. Da steht der 150 kg-Schlippstrãger und antwortet auf die Frage, wie er sich fühlten würde, wenn ihm vor 35 Jahren versprochen worden wäre, bis spätestens vor 15 Jahren sei aus der Kippe ein Naherholungsgebiet entstanden: 'Naja, da würde ich mich auch hinter die Fichte geführt fühlen. Aber wir sind ein Rechtstaat und solche Aussagen habe ich nirgendwo in den Akten gelesen.'
Nun, da braucht man nicht groß suchen. Selbst bei Google-Books findet man in zeitgenössischen Fachbüchern solche Aussagen protokolliert.
Heute äußerte dann die SPD in der WAZ ihre Zukunftspläne: 'Wir fordern spätestens für 2030 ein klares und verbindliches Ausstiegsdatum sowie verbindliche Kapazitätsgrenzen der noch ausstehenden Mengen für die Deponie.'
Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich.
Schon im Jahr 2030 soll festgelegt werden, wieviel Dreck von anderswo und wie lange noch angefahren werden darf. Mannomann, das ist ja ein echt harter Kurs, den die Genossen da fahren. Klettergarten oder Sommerrodelbahn ist ihr Vorschlag für die Folgenutzung des Geländes. 'Nach umfangreicher umwelttechnischer und bautechnischer Prüfung'. Hier das vorweggenommene Ergebnis: Geht nicht.
An den Kosten für was auch immer sollen sich das Land und der RP beteiligen. Hier deren vorweggenommene Antwort im Jahr 2030: Solarpanele drauftackern, dann fällt wenigstens keiner in die Brunnen und wir sind Klimaschutzweltmeister, wenn im Jahr 2055 die Deponie möglicherweise einer Folgenutzung zugeführt werden könnte, falls es EU-Fördergelder gäbe, die dafür zur Verfügung stünden.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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woraibo
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von woraibo »

Oha ... die ZDE ... mal wieder.
Eine unendliche Geschichte schreibt sich ganz von allein fort.
Oder sind es doch nur die, die so gerne vergessen, was vor Jahren versprochen wurde?
Mal ganz im Ernst: Ich bin entsetzt und wütend zugleich bei diesem daja-vu!
Ende der 1980-er Jahre habe ich im Eichklam gewohnt und gearbeitet ... Ältere mögen sich an mich erinnern,
der ich das neugebaute Gemeindehaus der Ev. Gemeinde Resser Mark mit Leben zu füllen suchte.
Da hatten wir das alles doch schon mal ... nicht zum ersten Mal übrigens.
Erweiterungspläne ... Azsweitung des Abfallartenkatalogs ... unermüdliches Sachgeschwätz
von Betreiberin und Lokalpolitikern. Und der immerwährende Vorwurf an mich: "Nun bleiben sie mal sachlich!"
Ich habe damals gersagt und sage es nocht heute: Unsere Angst damals war die einzige ernstzunehmende Sachlichkeit
in dieser ganzen üblen Politik- und Wirtschaftsposse.
Wir haben damals gekämpft ... haben demonstriert ... haben Klagen eingereicht. Allein ... alles vergebens. Dieses
wunderbare bürgernahe Naherholungsgebiet steht imer noch und erfreut Herz und Verstand ... gelegtnlich auch den Gruchssinn.
Ich wohne heute nicht mehr in dieser Siedlung, in der ich so viele wunderbare Menschen kennenlernte ... und auch die Bewohner des Dannekamp
habe ich in guter Erinnerung.
Ich sage: Fürchtet euch nicht! Ihr habt wahrscheinlich keine Chance gegen diese Art behördlichen Demokratieverständnisses ... aber nutzt sie.
Euch alles Gute ... und Glück Auf ... und Gottes Segen

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woraibo
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von woraibo »

Oje ... beim nächsten Mal korrigiere ich den Text besser bevor ich ihn losschicke. Sorry

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Emscherbruch
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von Emscherbruch »

woraibo hat geschrieben:
05.03.2021, 16:06
Ältere mögen sich an mich erinnern,
Wie könnte man diesen Mann vergessen? :wink:

woraibo hat geschrieben:
05.03.2021, 16:07
Oje ... beim nächsten Mal korrigiere ich den Text besser bevor ich ihn losschicke. Sorry
Man kann vor dem Absenden zunächst auf "Vorschau" klicken, um zu sehen, was sein wird.

Man kann auch ein paar Stunden lang seine Tippfehler in eigenen Beiträgen beseitigen, falls das Tablet oder Smartphone klemmte. Dazu rechts oben am Beitrag in der Reihe der Knöpfe den ganz linken, den mit dem Stift, anklicken.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von brucki »

Auch die neue isso. beschäftigt sich mit dem Thema:

Bild

http://isso-online.de/files/isso_ausgab ... screen.pdf

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woraibo
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Re: Zentraldeponie Emscherbruch

Beitrag von woraibo »

Ganz lieben Dank "Emscherbruch" ... für das Nicht-Vergessen und die technischen Erläuterungen

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