McKultur

Alles über die Kulturpolitik und Förderung der Kultur in Gelsenkirchen - Schmähkritik und Lobeshymnen

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rabe489
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McKultur

Beitrag von rabe489 »

Es geht nicht anders. Auch in Gelsenkirchen greift in verschiedenen Bereichen die "Event-Kultur" immer mehr um sich. Besonders die Schicht der Jugendlichen trägt diese neue Entwicklung als Teilnehmer und Konsumenten.
Das 21. Jahrhundert muss mit der Veränderung des Kulturbegriffs leben lernen, auch wenn damit ebenso kommerzielle wie inflationäre Tendenzen verbunden sind. Die klassische Kultur (Theater, Oper, Konzert, Kunstausstellung) ist im künftigen Erlebniszeitalter ohne Einbeziehung von Events kaum mehr überlebensfähig. Die traditionellen und vielfach erstarrten Formen der Kulturvermittlung erreichen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, der zudem immer älter wird und zu vergreisen droht. Die Eventkultur hingegen hat sich weitgehend von den Idealen klassischer Bildung befreit und ist viel enger mit dem Alltagsleben der Bevölkerung verbunden. Sie spricht ein breites, insbesondere jugendliches und teilweise völlig neues Publikum an.
Zitat aus dem Artikel von H. W. Opaschowski: http://rabe489.blogger.de/stories/1093493

Siehe auch:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... c4ff709f04

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Die Eventkultur hingegen hat sich weitgehend von den Idealen klassischer Bildung befreit und ist viel enger mit dem Alltagsleben der Bevölkerung verbunden.
Siehe dazu "Der neue Proletkult" (Die Zeit):

http://hermes.zeit.de/pdf/archiv/2000/5 ... ss.xml.pdf

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Ich fürchte, die Mehrzahl der hiesigen Projekte zur Kulturhauptstadt 2010 (siehe Thread http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=2301 ) setzen auf Spektakuläres im Sinne der Events. Das Forum Bergmannsglück wird daher eine stille Ausstellung mit entsprechendem leisen Programm organisieren. Näheres liegt demnächst in einem Konzeptpapier vor. Arbeitstitel "Stille Wasser sind tief".
Fastfood der McKultur soll - wenn's denn sein muß - anderen überlassen werden.
Aber der Umweltbewußte wird sicherlich auch der Lärmbelästigung als akustische Umweltverschmutzung entgegenzutreten wissen (bildhaft gesprochen). Jede Idee und Mitmachbereitschaft ist natürlich willkommen. :)

Anmerkung
Stille Wasser sind tief, sagt eins von den vielen Wasser-Sprichwörtern, und Menschen, für die das gilt, sind besonders ruhig, zurückhaltend, ja unscheinbar. Hat man ihre Oberfläche aber einmal durchbrochen, dann zeigen sie ihre bisher unsichtbare Leidenschaft und vielleicht auch manch unvermuteten Abgrund. Der sonst stille Bürokollege entpuppt sich beim Betriebsfest als großer Opernfan, die Sekretärin als wilde Tänzerin und der Kantinenkoch als wüster Frauenheld. Wo der doch sonst so harmlos wirkt, so als könne er kein Wässerchen trüben.
Englisch: still waters run deep.
Zuletzt geändert von rabe489 am 07.04.2008, 12:39, insgesamt 2-mal geändert.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

was lese ich da in rabes Zeitartikel:
Zeit hat geschrieben:.... von Proust stammt die Beobachtung, dass die Bildungsniveaus am oberen und am unteren Ende der Gesellschaft ungefähr ähnlich sind. Nur ein scharf umrissener Teil des Mittelstands hat die übersteigerte Wertschätzung für das, was anderen nur Schmock und Trallala ist.
:D

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Das die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben, wußte schon das Volk. Ich möchte garnicht, dass die Kultur zu einer abgehobenen Eigenbrödelei verfälscht wird.
Ich denke darüber nach, wie die Hauptstadt der Kultur - gerade das Ruhrgebiet - in die Tiefe geht ! Nehmen wir "untertage" sinnbildlich, dann steckt darin das-in-die-Tiefe-gehen. Das ebenerdige Flache oder das abgehobene Höhere ist da ein Widerpart. In-die-Tiefe-gehen aber bedeutet zu den Wurzeln kommen! :wink:

pito
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Beitrag von pito »

rabe489 hat geschrieben:Englisch: still waters run deep.
Deutsch: Noch immer rennen Wasser tief.

:lol:

gast
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stille wasser sind wirklich tief

Beitrag von gast »

nee, stimmt was rabe schreibt. s.a. übersetzung auf leo:

http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=d ... &relink=on

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rabe489
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Still waters run deep!

Beitrag von rabe489 »

In die Tiefe gehen, zu den Wurzeln unserer Region vordringen, darf nicht mißverstanden werden als nostalgische Reise in die Bergbauindustrie. Zu den Wurzeln kann heissen: die Potenzen erschliessen, die unter der scheinbar heillosen Oberfläche lagern. Worin könnten diese Ressourcen bestehen? Es gibt drei Momente, die den Ruhrgebietsmenschen definieren: Herz/ Seele - Produktivität/ Arbeit - Schöpferkraft/ Kreativität. Aus diesen Wurzeln schöpft er sein Wachstum, seine Existenz, seine Zukunft. Das ist wohl einzigartig in diesem Land.

Ich schwätze das alles so daher, weil es auch zur Selbstvergewisserung meines Standpunktes dient 8) :wink: :idea:

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rabe489
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Auch wenn's fast ein Monolog-Thread wird:

Beitrag von rabe489 »

Harald Wilde, 1962 in Gelsenkirchen geboren, Co-Autor des Buches "Im Schatten des Monte Schlacko", beantwortet die Fragen nach dem Wesen des Ruhrgebietlers:
Woran erkennt man einen typischen Ruhrgebietler?


Man erkennt ihn im Ruhrgebiet daran, dass er unauffällig in der Menge verschwindet, man findet ihn bei Besuchen in unseren Pommes-Buden, in denen er meistens Pommes-Currywurst mit Majonaise bestellt, aber auch mal ein Döner probiert.

Welche Eigenschaften schätzt du an ihm besonders?


Ruhrgebietler sind fleißige, hilfsbereite und offene Menschen. Ihr Tatendrang kann praktisch durch nichts gebremst werden. Vor allem, wenn es nach der Tat eine Belohnung in Form eines Bierkens gibt.
:?:

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Selbstzitat
Herz/ Seele - Produktivität/ Arbeit - Schöpferkraft/ Kreativität. Aus diesen Wurzeln schöpft er (der Ruhrgebietler) sein Wachstum, seine Existenz, seine Zukunft. Das ist wohl einzigartig in diesem Land.
Es wundert mich, dass mit dieser einfachen Diagnose jeder einverstanden ist. Aber, sei's drum. Nehmen wir die Dreiheit - Seele - Arbeit - Schöpferkraft -. Was folgt daraus? Eine Fastfood-McKultur-Eventkultur brauchen wir nicht. Einige die Kultur mitschaffen, müssen umdenken. Es folgt eine suizidale Liste der Angesprochenen................................................................................

Heinz
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Beitrag von Heinz »

rabe489 hat geschrieben:Einige die Kultur mitschaffen, müssen umdenken. Es folgt eine suizidale Liste der Angesprochenen................................................................................
ich sach ma so... musst nicht gleich aus dem Turm springen, kannst die Liste auch ohne veröffentlichen.
Schließlich kann jeder der auf der Liste positionierten hier öffentlich seine begründete Streichung zelebrieren.. :D

pito
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Beitrag von pito »

Dicken gewöhnt man Hamburger schwer ab.

Wenn die Kunst Seele, Arbeit und Schöpferkraft der Ruhris berühren will, muss sie tatsächlich ein paar Etagen "hinuntersteigen". Das heißt aber nicht, dass sie ihr Niveau aufgeben soll. Denn das, was die "hohen Künstler" gern als "Niederung" ansehen, ist in Wahrheit ihre eigene Grundlage, der Ort, an dem alles geschieht. An diesem Ort aktiv zu sein, bedeutet, die Sprache der Menschen aufzugreifen und in ihr heimisch zu werden, und nicht länger versuchen, sich sprachlich (und materiell) abzugrenzen. Shakespeare konnte das und Goethe auch.

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

ach watt, is doch nur fiktiv. Wie Shakespeare sprechen. Ich bemühe mich in Versen zu reden. Demnächst.

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Kalle Mottek
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Beitrag von Kalle Mottek »

"Herz/Seele - Produktivität/Arbeit - Schöpfungskraft/Kreativität "
Das alles zeicnet uns Ruhris aus.
Mensch Rabe,das ist ja genial.Das gefällt mir.
Chapeau!

Schönen Gruß!

Kalle Mottek
S04-mein Verein.
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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

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