Wie modern sind wir eigentlich?

Alles über die Kulturpolitik und Förderung der Kultur in Gelsenkirchen - Schmähkritik und Lobeshymnen

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HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Die Moderne
...ein in sich abgeschlossener und abgesicherter Begriff....?
oder doch auch ein zeitloser.....?
der erste Mensch, der ein Werkzeug benutzte.....
die Beherrschung des Feuers
die Erfindung des Rades
die ersten "Kunstwerke"
die Erlangung der Sprache
die Erfingung des Schrift
das Sesshaftwerden
und....und....und.....
vielleicht auch Inhalte der Moderne.......
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Kulturfreund
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Beitrag von Kulturfreund »

Babapapa hat geschrieben:sowas kann man auch umgehen, in dem man ein einziges thema für sülze eröffnet - oder "was macht die kunst?" o.ä. dort kann man dann frei und offen über alles sprechen und man kommt nie vom thema ab! ,-)
Es gibt doch schon den Universal Fred.

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Anne Bude
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Beitrag von Anne Bude »

Ja, HelmutW,
es ist ein Hello und Goodbye.
modern kommt doch bestimmt von "Art und Weise". Wenn mich heute jemand auffordern würde, den Begriff MODERN mit wichtigen Inhalten zu füllen, so würde ich Rück- bzw.Vorsicht und Gerechtigkeit (Vernunft und Aufklärung) als die längstens überfälligen Aufgaben nennen.
A.B.[/i]

pito
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Beitrag von pito »

Ausdemhinterhof hat's wunderbar zusammengefasst:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 182#115182
Aber Architektur und Tassendesign sind natürlich nur ein bestimmter (sichtbarer) Lebensbereich. Was sagt das schon aus? Wie modern eine Zeit ist, bemisst sich ja nicht daran, ob es riesige Häuser mit Brücken dazwischen gibt, fliegende Autos, Magneteisenbahnen und Roboter, die den Tee servieren. :?

Viel maßgeblicher sind doch eher die "weichen" Werte. Welcher (Zeit)Geist herrscht in unserer Gesellschaft? Wie gehen die Menschen miteinander um? Welchen Stellenwert haben Themen wie allgemeiner Wohlstand, Gesellschaftspflege, Umweltschutz, Kunst und Kultur, Innovation?

In den letzten 50 Jahren wurde hier in Deutschland viel erreicht. Wir sind wohlhabend, frei und kulturell so aufgeschlossen und tolerant wie nie zuvor in unserer Geschichte. Von dem Bild einer modernen Gesellschaft sind wir aber trotzdem noch endlos weit entfernt. Nicht zuletzt weil uns, wie gesagt, in den 80ern das Geld ausgegangen ist. Wir stehen auf der Kippe. Wie modern unsere Zukunft ist, wird sich zeigen.

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Dann möchte ich das Thema mal andersherum anpacken:
Hat die Moderne nicht versagt und mehr Übel als Segen hinterlassen?

Bedeutende und leise Kulturschaffende gemeinsam haben sich mittlerweile vom Geust der Moderne und des Modernismus abgekehrt.

Gerade las ich folgenden Absatz (Im Magazin "Texte zur Kunst"):
Bild
(Juli 2007)

( http://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Calle )

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Entdecke gerade, dass der Philosoph des "Schwachen Denkens" Gianni Vattimo eine Publikation geschrieben hat mit dem Titel "Das Ende der Moderne". Aufschlußreich schon allein das Inhaltsverzeichnis:
GIANNI VATTIMO
Das Ende der Moderne
(Milano 1985, Stuttgart 1990)


Einleitung
Erster Teil
Der Nihilismus als Schicksal
I. Apologie des Nihilismus
II. Die Krise des Humanismus

Zweiter Teil
Die Wahrheit der Kunst
III. Tod oder Untergang der Kunst
IV. Das Zerbrechen des dichterischen Wortes
V. Ornament (als) Denkmal
VI. Die Struktur künstlerischer Revolutionen

Dritter Teil
Das Ende der Moderne
VII. Hermeneutik und Nihilismus
VIII. Wahrheit und Rhetorik in der hermeneutischen Ontologie
IX. Hermeneutik und Anthropologie

Editorischer Notiz
Biographische Notiz
Literaturhinweise

Gianni Vattimo: Denker der Modene.

Nachwort von Rafael Capurro
Morgen bin ich bei JUNIUS. Also dann....

konterbuckel
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Beitrag von konterbuckel »

die "moderne" ist für mich so eine art möbiusband aus blindem fortschrittsglauben und geradezu hysterischer zukunftsskepsis, die sich mit wechselndem erfolg darum streiten, wer denn nun recht hat. in nahezu zyklischen abständen.

herr zeitgeist und frau mode quatschen zwischen kaffe und kuchen (gerade modern: "latte macchiato" und "mediterrane crèpes, gefüllt mit bourbon-vanilleeis und calvados-apfelspalten") gerne mal dazwischen. das gibt sich aber meist wieder. um nach spätestens 20 jahren leicht abgewandelt wieder loszumoppern.

natürlich steigen auch andere gruppen gerne ein in den babylonischen reigen, der da über die peripherie des emscherbruches hinweg torkelt und nie so genau weiß, wo er denn eigentlich hin will. die einen schreien nach gewissen und werten, die anderen nach status und besitz, die dritten nach dem leitwolf ihrer wahl, der gefälligst alles richten soll. und die nullvierten sowieso und immer nur nach schalke, dem geilsten klupp die welt.

und wenn so viele sandkörnchen zusammen kommen, ist es wie in jedem anderen anständigen sandkasten auch: dort wird eine wunderschöne burg gebaut, dem erbauer darauf hin seine schaufel geklaut und die burg zerkloppt, während anderswo schon in den nächsten sandhaufen gepinkelt wird, um das ganze dann als wegweisendes kunstwerk an den mann zu bringen. die nebengeräusche sind übrigens die beiden parteien, die sich um das förmchen kloppen, das gestern noch niemand haben wollte.

es geht zu wie in einem durchgeknallten ameisenhaufen - und am ende obsiegen doch eher die pragmatiker und realisten, die sich irgendwie und vor allem instinktiv durchwurschteln und manches sicher schon vorher besser gewusst haben. aber eben auch bewusst mal schweigen, wenn die anderen affen gerade alle am brüllen dranne sind.

dat is für mich moderne. :D

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Was ist mit den Menschen.....die sich, sagen wir mal, seit 2 Millionen Jahren auf einen bestimmten Weg befinden.....und die den Rückweg vergessen haben.....
Wenn sie am Abgrund stehen.....ist ihnen der Begriff Modernismus scheißegal.....
der Mensch ist bei all seinen Fähigkeiten - oder besser gesagt Unfähigkeiten....noch immer eine biologische Art.....
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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@ konterbuckel: Nicht schlecht, Herr Specht! :!:

Aus dem Nachwort des oben erwähnten Reclam-Buches von Vattimo:
Anstatt aber den Verlust der "Stärke" der Moderne zu beklagen und in deren Namen kulturkritisch "Gefahren" zu beschwören, macht sich Vattimo an die Arbeit eines gegenüber dem Rückzug in die Moderne gewandelten Verständnisses dieser Auflösungserscheinungen, die "das Ende der Moderne" ankündigen. Die Gefahr besteht gerade darin, auch die "starken " Grundzüge der Moderne ebenfalls diesen Erscheinungen zuzuschreiben, statt sie als Chance zu nutzen.

Letzteres bedeutet aber nicht eine Apologie des Bestehenden, sondern öffnet sich einer gewandelten "Ethik der Güter", sowie einer sozusagen "vorwärtsgerichteten" Hermeneutik, d.h. einer Hermeneutik, die sich nicht nur mit den Texten der Vergangenheit, sondern mit den Mitteilungen der Massenmedien abgibt (vgl. Kap. X). Fern jeder anthropozentrischen (oder eurozentrischen) "humanistischen" Romantik lehrt uns Vattimo, die Illusion des Fortschritts oder die Gegenillusionen der Apologie des Vergangenen bzw. des Gegenwärtigen zu verabschieden und – anstatt in die scheinbare Geschichtslosigkeit des wissenschaftlichen Begriffs zu verfallen – die Ereignishaftigkeit des Geschichtlichen, also seine "schwache" oder "geringe" Seinsweise zu vernehmen.

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rabe489
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Titeländerung

Beitrag von rabe489 »

Nun mal weniger kopflastig diesen Fred wieder auf Vordermann gebracht.
Die Fred-Frage ist falsch gestellt. Um etwas Provokantes hineinzubringen, müsste dieser Fred eigentlich heißen:
Dürfen wir noch modern sein?

Warum? Weil jene Epoche, die sich Moderne nennt, ein Desaster hinterlassen hat, das wir zu tragen und zu ertragen haben. Ich meine nicht politische Konstellationen. Ich spreche von unserer Umwelt.

Ich denke da garnicht vorrangig an die Klimakatastrophe u. ä., sondern an unsere nächste Umwelt, in der wir auch leben, arbeiten und wohnen müssen. Im Nachkriegs - Germany zimmerte man am Wiederaufbau und schaffte Unterkünfte im modernen Sinne. Aber Unterkünfte sind keine Wohnungen. Haben wir unsere Mietwohnungen eigentlich verdient?

Weder Unterkünfte, noch Behausungen sind schon Wohnungen, also menschliche Bauten im eigentlichen Sinn.
Daher: "Dürfen wir noch modern sein?"

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Modernismus ist ein immer laufendes Gewächs......
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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@HelmutW: Ich wollte gerade weg von jeder Pauschalisierung und der Sache mal auf den Grund gehen, bitte schön.

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Der wesentliche Grund liegt in der Haupttriebfeder der Menschen....die Neugier...
und in dem Wort Neugier liegt das Wort......Gier...
Zusatz: Die Dinge gehören zusammen
Zuletzt geändert von HelmutW am 13.04.2009, 21:37, insgesamt 1-mal geändert.
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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

@HelmutW: In einem anderen Fred fragte ich Dich schon einmal: Liest Du eigentlich die Beiträge, auf denen Du reagierst? Kannst Du mal was zur Sache, zum Thema sagen?

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Antwort: Ich lese natürlich die Beiträge...und antworte nach meinem Empfinden......
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