Venedig in Gelsenkirchen? Zur Frage nach Kunst heute

Alles über die Kulturpolitik und Förderung der Kultur in Gelsenkirchen - Schmähkritik und Lobeshymnen

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Warum schone ich eigentlich das GG-Land?

Heinz
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Beitrag von Heinz »

vielleicht weil du weißt, dass die von dir bevorzugte Malerei ursprünglich nur ein Hilfsmittel für die Bildhauer war? :roll:
Vielleicht weil du weißt, dass das Haus ur von Gregor Schneider eine viel suggestivere Wirkung auf die Menschen hat, als ein bloßes Bild und mehr emotionale und intellektuelle Prozesse freisetzt? :roll:

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Zur Frage nach Kunst heute - heißt dieser Fred im Nebentitel.
Das mag die Wenigsten interessieren, weil Ihnen vielleicht Kunst überhaupt am verlängerten Rückgrat vorbeigeht.

Nun stamme ich aus diesem krankhaften Milieu und finde meinen Seelenfrieden nicht, ehe ich nicht - wie im Rangsdorfer Manifest - sage: DIE KUNST IST KAPUTT! Die Gegenwartskunst ist sehr kaputt.

pito bitte universalieren: Alles ist Kunst.
Bernd Matzkowski, bitte Brecht und Shakespeare als Balsam zitieren.

P.S.: Zu Heinz - sehe ich gerade - später.

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Heinz hat geschrieben:vielleicht weil du weißt, dass die von dir bevorzugte Malerei ursprünglich nur ein Hilfsmittel für die Bildhauer war? :roll:
Vielleicht weil du weißt, dass das Haus ur von Gregor Schneider eine viel suggestivere Wirkung auf die Menschen hat, als ein bloßes Bild und mehr emotionale und intellektuelle Prozesse freisetzt? :roll:
Heinz, Du liebst es, so provozieren zu wollen, dass der Angesprochene die Hosen herunterläßt.
Das funktioniert in meinem Fall nicht. Dein langweiliges Haus findet sich hier:
http://www.gregorschneider.de/places/19 ... hoto01.htm

Alles Installationsgebastel will vergeblich etwas sagen, weil der Künstler passen muß. Sein Hirn ist leer, er hat keine Botschaft - ist vielleicht zu jung - resigniert. Resultate sehen wir überall.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

rabe489 hat geschrieben:Heinz, Du liebst es, so provozieren zu wollen, dass der Angesprochene die Hosen herunterläßt.
unzulässige Verallgemeinerung, die auf dem momentanen, vor allem von Künstlern verbreiteten Hype aufsetzt, dass Heinz ne taube, doofe Nuss ist, die aus purem Lustgewinn destruktiv ist.
rabe hat geschrieben:Dein langweiliges Haus findet sich hier
Welch Antwort. Ein Foto. Auch noch von Außen. Ist ja so als wenn du mir ne CD zeigst und sagts: so klingt echte Musik. Hier schau mal.

rabe hat geschrieben:Alles Installationsgebastel will vergeblich etwas sagen, weil der Künstler passen muß.
Alle Malerei will vergeblich etwas sagen, weil der Künstler passen muss.
rabe hat geschrieben: Sein Hirn ist leer, er hat keine Botschaft - ist vielleicht zu jung - resigniert. Resultate sehen wir überall.
Kein einziges Argument setzt sich mit der unmittelbaren Erfahrung auseinander, die Besucher des Hauses haben sollen. Ich war nie drin, kann es mir aber gut vorstellen. Wie schon mal gesagt, ich lasse beides zu Freude und Trauer. Du willst mir nur eine "Heilsbotschaft" lassen.

pito
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Beitrag von pito »

rabe489 hat geschrieben:... Dein langweiliges Haus ...
Was? Gregor Schneiders "Haus Ur" Langweilig??? :D

Wie man sieht, war Rabe nicht drin. Ich leider auch nicht (Venedig ist ja nicht um die Ecke). Aber ich habe Teile des Hauses in Hamburg gesehen. In Düsseldorf (K21) gibt es einen kleinen Schneider-Raum, in dem man die Tür hinter sich schließen kann. In Frankfurt (MMK) kann man in einen hineinsehen.

Ist das langweilig? Nun, zumindest wirken diese Räume nicht so offensichtlich auf den Betrachter wie ein klassisches, gemaltes Bild, es ist viel subtiler. Sie sprechen die Sinne buchstäblich dreidimensional an. Und manchmal ist das ganz schön gemein. Wer Gregor Schneider im echten Haus Ur in Rheydt besucht, der wird zum Tee in ein kleines Zimmer gebeten. Wenn er den Raum wieder verlassen will, stellt er fest, dass der Flur, durch den er kam, verschwunden ist. Das Haus hat sich verändert, es lebt. Schneider selbst sagt dazu, er hätte schon Lust mal jemanden gar nicht mehr rauszulassen.

@Rabe: Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich einen echten Unterschied zwischen einem Bild und einer Installation entdecken.
:ka:

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

rabe489 hat geschrieben:
Heinz hat geschrieben:vielleicht weil du weißt, dass die von dir bevorzugte Malerei ursprünglich nur ein Hilfsmittel für die Bildhauer war? :roll:
Vielleicht weil du weißt, dass das Haus ur von Gregor Schneider eine viel suggestivere Wirkung auf die Menschen hat, als ein bloßes Bild und mehr emotionale und intellektuelle Prozesse freisetzt? :roll:
Heinz, Du liebst es, so provozieren zu wollen, dass der Angesprochene die Hosen herunterläßt.
Heinz hat geschrieben:unzulässige Verallgemeinerung, die auf dem momentanen, vor allem von Künstlern verbreiteten Hype aufsetzt, dass Heinz ne taube, doofe Nuss ist, die aus purem Lustgewinn destruktiv ist.
So, Heinz, jetzt lies doch mal genau (Hervorhebungen!) und bemerke, was Du gesagt hast, anstatt mich zu den Blöden zu rechnen.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

rabe489 hat geschrieben:.... anstatt mich zu den Blöden zu rechnen.
Das würde ich nun nie. :roll:

Bernd Matzkowski
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bitte schön!

Beitrag von Bernd Matzkowski »

rabe489 hat geschrieben:Zur Frage nach Kunst heute - heißt dieser Fred im Nebentitel.
Das mag die Wenigsten interessieren, weil Ihnen vielleicht Kunst überhaupt am verlängerten Rückgrat vorbeigeht.

Nun stamme ich aus diesem krankhaften Milieu und finde meinen Seelenfrieden nicht, ehe ich nicht - wie im Rangsdorfer Manifest - sage: DIE KUNST IST KAPUTT! Die Gegenwartskunst ist sehr kaputt.

pito bitte universalieren: Alles ist Kunst.
Bernd Matzkowski, bitte Brecht und Shakespeare als Balsam zitieren.

P.S.: Zu Heinz - sehe ich gerade - später.
Bitteschön:

Bilde, Künstler, Rede nicht! (Brecht!Brecht??)

Gentlemen Prefere Blondes! (Shakespeare! Shakespeare?)

Some like it hot (Billy Wilder?)

Und dann aber vor allem:

Ich liebe mir den heitern Mann
Am meisten unter meinen Gästen:
Wer sich nicht selbst zum besten
haben kann,
Der ist gewiß nicht von den Besten (Goethe, Meine Wahl)

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rabe489
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Beitrag von rabe489 »

Das Problem ist - um vom sachfremden Hick Hack wegzukommen - Kunst als ein bloßes Erlebnis anzusetzen. Sie ist bei weitem mehr.

Die Reduktion von Kunst auf das Erlebnis paßt hervorragend zur Erlebnisgesellschaft.
„Erlebnisgesellschaft“ ist ein teils journalistisch-populärsoziologisch, teils wissenschaftlich-soziologisch gebrauchter Begriff, der eine auf Eudämonismus (Glückseligkeit als oberstes Lebensziel) und auf Genuss ausgerichtete gegenwartsorientierte (geduldfeindliche) Konsumgesellschaft bezeichnet, die besonders von hedonistischen Werten gekennzeichnet ist und zunehmend auf sog. Tugenden wie Solidarität, Anstrengung, Geduld und Askese verzichtet.

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Rabe
........... Kunst als ein bloßes Erlebnis anzusetzen.
Laß das Wort bloß weg, denn das suggestiert Event, was Kunst nie war und sein darf. Aber Kunst ist auch immer ein Erlebnis, sowohl für den Schaffenden als auch für den Betrachter. Man muß das Wort Erlebnis nur richtig sehen. Im Wort Erlebnis steckt unbedingt....das Leben........
Jürgen.......Kunst ist immer eine Berührung..........
Achtung..........
Sie verlassen gerade das Foto......
Für alle weiteren Schritte wird keine Haftung mehr
übernommen.......

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Genuß, Genuss

Joy of watching, feeling, thinking, receiving...

Bernd Matzkowski
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erlebnisgesellschaft

Beitrag von Bernd Matzkowski »

rabe489 hat geschrieben:Das Problem ist - um vom sachfremden Hick Hack wegzukommen - Kunst als ein bloßes Erlebnis anzusetzen. Sie ist bei weitem mehr.

Die Reduktion von Kunst auf das Erlebnis paßt hervorragend zur Erlebnisgesellschaft.
„Erlebnisgesellschaft“ ist ein teils journalistisch-populärsoziologisch, teils wissenschaftlich-soziologisch gebrauchter Begriff, der eine auf Eudämonismus (Glückseligkeit als oberstes Lebensziel) und auf Genuss ausgerichtete gegenwartsorientierte (geduldfeindliche) Konsumgesellschaft bezeichnet, die besonders von hedonistischen Werten gekennzeichnet ist und zunehmend auf sog. Tugenden wie Solidarität, Anstrengung, Geduld und Askese verzichtet.
hier mal was aus der barocken (erlebnis-)gesellschaft, nämlich die 1. strophe von C.Hofmann von Hofmannswaldaus Gedicht "Die Wollust" (1679, 6. Strophen-Schreibweise aus dem Original übernommen!)

Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit/
Was kan uns mehr/denn sie/den Lebenslauf versüssen?
Sie lässet trinckbar Gold in unsere Kehlen fliessen/
Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit;
In Tuberosen kan sie Schnee und Eiß verkehren/
Und durch das gantze Jahr/die FrühlingsZeit gewehren

Tuberose>stark duftende zierpflanze


was mich hier an den diskussionen manchmal stört, ist das antinomische denken, das verabsolutieren von gegensätzen (verstehen-fühlen, geist/seele-körper, ratio-sinne/gefühle), so wie eben der aufklärung antithetisch die romantik gegenübergestellt wird, ohne zu sehen, was die epochen/ansätze verbindet bzw. wie das eine(romantik) auf das andere(aufklärung) reagiert.

und mich stört, dass positionen anderer, um die eigene position zu untermauern, überzogen interpretiert (oder missverstanden)werden.wenn helmutw im kontext der debatte den begriff erlebnis einführt, dann verstehe ich das nicht so, als wenn er kunst auf erlebnis reduziert. nachdem dann seine überlegung so reduziert worden ist, wird dem begriff dann unterschoben, helmut mache reklame für die erlebnisgesellschaft. das heißt aber, das argument bzw. die überlegung eines anderen fahrlässig zu verkürzen, um den gedanken dann totzuschlagen.

Klaus S.
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Beitrag von Klaus S. »

Erlebnis? Sicher
Kunst? Vielleicht
Cafe? Sicher keins , in dem man seinen Kaffee trinken und seine Zeitung lesen kann ohne Kopfschmerzen zu bekommen.

Goldener Löwe der Biennale:http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 88,00.html

Meiner Meinung nach ist das weniger Kunst und mehr schlechte Innenarchitektur.

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

@ Bernd Matzkowski
Natürlich kann man Kunst nicht auf ein oder zwei Begriffe reduzieren. Aber wir haben ja schon in verschiedenen Freds versucht, uns dem Begriff Kunst zu nähern.Mit unterschiedlichen Ansätzen.......das ist auch normal. Es gibt nicht die eine Formel
Aber ich will noch einmal auf den Begriff Berührung zurückkommen.
Vielleicht kann man ihn so sehen:
Berührung bedeutet in Kontakt zu sein mit unserer äußeren Umwelt, aber auch mit unseren "inneren" Welten, mit unseren Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen.
Achtung..........
Sie verlassen gerade das Foto......
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übernommen.......

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