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Verfasst: 18.02.2009, 17:17
von Josel
Naja, nur weil es ein schlichtes Design ist, muss es ja nicht gleich Bauhaus sein... Aber ich weiß: Ihr haltet ja auch das HSH für einen Vertreter des Bauhauses.

Mindestens ebenso spannend sind aber die beiden Details neben der Lampe:

Man sieht hier nämlich zum einen das heute inexistente Gitter, das den "Lehrer-Pausenhof-Überwachungsbalkon" begrenzte. Franke hat hier einen großen Balkon installiert, der den lehrenden Nonnen die Kontrolle der auf dem Schulhof herumtollenden Mädchen erlauben sollte. So hat er sich das jedenfalls theoretisch vorgestellt, ob das trotz der Entfernung auch praktisch klappte, würde ich gern wissen.

Zweitens sieht man die Laibung der heute ebenfalls inexistenten Tür, die den Lehrerinnen den Zutritt zu diesem Balkon erlaubte. Ein klares Zeichen dafür, dass diese Foto vor dem 2. Weltkrieg entstanden ist.

Und drittens sieht man jedenfalls in der größeren Vergrößerung Deutschlands wohl erste Pausenhalle, die sich unter diesem Balkon befand und die man bei Einführung der Koedukation einer Jungentoilette opferte.

J.

Verfasst: 18.02.2009, 17:25
von pito
Josel hat geschrieben:Naja, nur weil es ein schlichtes Design ist, muss es ja nicht gleich Bauhaus sein...
Aber in der damaligen Zeit? Gab es in den 20ern noch andere Werkstätten solchen Designs?
Ihr haltet ja auch das HSH für einen Vertreter des Bauhauses.
Wer ist ihr? ;-)
Ich halte das Hans-Sachs-Haus für ein Bindeglied zwischen expressionistischer Formensprache und neuer Sachlichkeit, wie sie vom Bauhaus propagiert wurde.

Verfasst: 18.02.2009, 17:40
von Josel
OK, einverstanden, was das Bindeglied anbelangt ;-)

Zur Lampe: Kennst Du die runden weißen Glaslampen, die früher in jedem Treppenhaus hingen? Die waren genauso schlicht, gehen aber - soweit ich das weiß - nicht aufs Bauhaus zurück. Form follows function.

J.

Verfasst: 18.02.2009, 17:47
von pito
Soweit ich weiß, war das Bauhaus die erste Werkstatt, die das, was wir heute als modern bezeichnen, nicht nur entworfen, sondern auch in Produktion gebracht hat. Sicher gab es auch vorher schon "schlichte" Entwürfe. Peter Behrens z.B. war meines Wissens nie am Bauhaus und könnte so eine Lampe auch entworfen haben. Aber ob sie dann an einem Zweckbau wie diesem aufgetaucht wäre, und höchstwarscheinlich nicht als Einzelstück? Dafür brauchte es die Infrastruktur zwischen Designer und Produzent, wie sie das Bauhaus geschaffen hat. Soweit mir bekannt hatten die damals quasi ein Monopol.

Wie gesagt: soweit mir bekannt. ;-)

Sicherheit hätten wir natürlich nur, wenn wir das Lampenmodell in irgendeinem Buch entdecken.

Verfasst: 18.02.2009, 18:11
von Verwaltung
Eine Entwurfsalternative???
Bild
ebenfalls aus der Sammlung von Margarete Franke

Verfasst: 18.02.2009, 18:24
von Josel
Der Glas(?)Verbau auf dem Dach der Aula könnte ein Zeichensaal gewesen sein. Im endgültigen Bau hat Franke diese Stelle nur mit einem umlaufenden Geländer auf dem Flachdach gestaltet und das ganze jedenfalls als "Freiluftzeichensaal" bezeichnet. Als solcher wurde er übrigens auch genutzt, bis die Bauaufsicht das Jahrzehnte später für zu gefährlich befand.

J.

Verfasst: 18.02.2009, 18:26
von pito
Josel hat geschrieben:Der Glas(?)Verbau auf dem Dach der Aula
Meinst du, dass soll Glas darstellen? Würde das eher für ein Band von Backsteinelementen halten so wie unten über der Tür.

Verfasst: 18.02.2009, 18:31
von Josel
Hast vermutlich recht, Pito.

Ist jedenfalls ein merkwürdiger Alternativentwurf. Immerhin liegt hier ja der Haupteingang an der Schultestraße und dass gerade dieser als Kubus mit einer winzigen Tür daherkommt, wird dem Gesamtgebäude für mein Gefühl nicht gerecht. Aber ich bin ja auch nur'n kleiner Josel und kein großer Backstein-Meister wie Herr Franke.

J.

Verfasst: 18.02.2009, 18:38
von pito
Josel hat geschrieben:... Haupteingang an der Schultestraße ... als Kubus mit einer winzigen Tür ...
Ja, habe ich auch schon überlegt. Dachte zuerst, die Wiedergabe könnte seitenverkehrt sein, andersrum wird es aber auch nicht sinniger. Vielleicht hat er in dieser Entwurfsphase geplant, den Haupteingang woanders hinzulegen, z.B. an die Ecke in Richtung Wanner Straße. Alles nur Theorie. :?

Verfasst: 19.02.2009, 09:28
von Josel
Verwaltung hat geschrieben:Die von Margarete Franke gestaltete Tafel mit der christlichen Inschrift wurde irgendwann abgeschliffen oder ausgetauscht. Heute steht dort "Ricarda-Huch-Gymnasium"
Bild
Ein zeitlang hatte man die Schule ja nach Emil Kirdorf benannt. Vielleicht war das der Anlass, die den Nonnen von Nonnenwerth gewidmete christliche Tafel zu beseitigen. Das ist jetzt aber reine Spekulation.

J.

Verfasst: 11.10.2009, 21:06
von Troy
http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html

Habe gerade in der WAZ-online entdeckt, dass meine ehemalige Kunstlehrerin am RHG eine Ausstellung in GE eröffnet hat!

Klasse, Frau Trautmann-Webeler! :up:

Herr Brüning

Verfasst: 20.01.2010, 21:28
von THQman
Stimmt er ist echt geil
Ich mein das man mal denkt "halt die F... Hagrid" ist vielleicht übertrieben,aber er kann schon ziemlich viel drumrum reden...
Insgesamt ein echt super Lehrer



Stimmts das er eine kreuzung von Habicht und Sperber oder wie mans schreibt geschaffen hat?
Hat jedenfalls der jetzige Stellvertretende Schulleiter Herr Blume-Muntenbeck erzählt.
Würde mich intressieren ausserdem wollte ich mal wissen was mit seinen Fingeruppen ist da fehlt ja anscheinend etwas.

Verfasst: 30.01.2010, 09:22
von AlterMann
Josel hat geschrieben:
Verwaltung hat geschrieben:Die von Margarete Franke gestaltete Tafel mit der christlichen Inschrift wurde irgendwann abgeschliffen oder ausgetauscht. Heute steht dort "Ricarda-Huch-Gymnasium"
Bild
Ein zeitlang hatte man die Schule ja nach Emil Kirdorf benannt. Vielleicht war das der Anlass, die den Nonnen von Nonnenwerth gewidmete christliche Tafel zu beseitigen. Das ist jetzt aber reine Spekulation.

J.
  • Hallo Josel!
    Die oben gezeigte Platte ist in der Zeit, als auch etliche Straßen umbenannt wurden, durch eine recht helle graue ersetzt worden.
    In großen Buchstaben war der Name Emil Kirdorf untergebracht (ich meine: "Emil-Kirdorf-Schule").

    Lese- und Übersetzungsversuche haben sich hingezogen, weil mir das erste Wort unbekannt war.
    Gestern fand ich dieses Bild von Heinz O. - es zeigt eine Platte vom alten Aloysianum.
    Bild

    Aus den erkennbaren Übereinstimmungen ist zu ersehen, daß die Nonnen den Text dieser alten Platte für ihre neue Schule übernommen haben.
    Damit kann der gesamte Text gelesen und übersetzt werden.
    Weil in der alten Platte ein Buchstabe beschädigt ist, hier noch einmal der Text:
    JESUS MITIS ET HUMILIS CORDE
               FUNDAMENTUM ET SPES
               HUIUS SCHOLAE.

    Für "mitis" und "humilis" sind mehrere Bedeutungen möglich.
    Die gebräuchliche, auch in alten Gebetbüchern verwendete (freie) Übersetzung, lautet: "Jesus, sanft und demütig von Herzen".
    Und weiter:
    "Fundament und Hoffnung"
    "dieser Schule"
  • Zum Alten Aloysianum geht'shier!

Verfasst: 08.05.2010, 10:15
von zuzu
Mitteilung der Pressestelle der Stadt:
Das Ricarda-Huch-Gymnasium wurde als eines von 30 Gymnasien im Lande ausgewählt, am Modellprojekt „Ganz in“ teilzunehmen. Die Modellschulen haben die Aufgabe, mit wissenschaftlicher Begleitung Unterrichts- und Organisationsmodule für den Ganztag zu entwickeln, die dann den anderen Schulen zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt stehen für die 30 Schulen 10 Mio. € zur Verfügung von denen allein 7,7 Mio. von der Mercatorstiftung aufgebracht werden. Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stiftung Mercator und des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund. Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck beglückwünscht die Schulleiterin Ursula Klee und das Kollegium für die Aufnahme in das Modellprojekt: „Das Ricarda-Huch-Gymnasium zeigt einmal mehr, dass Innovation in der Gelsenkirchener Gymnasiallandschaft hier verortet ist. Die Schule hat es wieder einmal erreicht, der Bildung in Gelsenkirchen landesweit Aufmerksamkeit zu verschaffen.“

Verfasst: 09.08.2011, 10:00
von Troy
Anonymous hat geschrieben:Die waren vermutlich von seiner Tochter Margarete Franke. Sie hat jede Menge von Kunstglasfenstern in öffentlichen Gebäuden entworfen. Bis vor kurzem hatte sie noch ihr Atellier unter der Kanzlei von RA Brandt. Sie wohnt aber wahrscheinlich immer noch oben in diesem Haus. Siw wurde im Rahmen der Frauengeschichtswerkstatt interviewt, müßte also auch in dem Band von Marlies M. vorkommen.
Der Festschrift zum 100-Jährigen kann man entnehmen:
Die imposanten Glasfenster wurden von der Kunstlehrerin Frau Freyer entworfen und vom Gelsenkirchener Kunsthandwerker Friedrich ausgeführt.
Frau Dr. Bröcker, Lehrerin am RHG, trug anlässlich der Einweihung der Aula am 9.3.1955 zu den Fenstermotiven passende von ihr selbst gedichtete Sonette vor.

In einem Text, den Gisela Trautmann-Webeler (Ehemalige am RHG, Abi 1957, und dann später selber Kunstlehrerin dort s.o.) für die Festschrift schrieb, liest man über Frau Freyer und ihren teils improvisierten Kunstunterricht in der Nachkriegszeit... "sie war Künstlerin," so wird sie beschrieben. Die Glasfenster sind ihr Hauptwerk, entstanden 1954.