Mein Krankenhausselbsttest
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Danke für den Bericht. Ich dachte zu Anfang: Will ich jetzt wirklich eine ausführliche Geschichte über Heinzens Hoden lesen? Lohnt aber doch, da wir so was ja alle mit uns rumtragen. (Ähm, ich meine natürlich sofern wir nicht gerade Frauen sind. )
Stellenweise war das schon fast ein bißchen viel Lob für die Ärzte. Ob da vielleicht ein wenig Projektion mit im Spiel war? Schließlich hofft ja jeder, dass der behandelnde Arzt ein guter ist und ist entsprechend bereit, es in ihm zu sehen.
Stellenweise war das schon fast ein bißchen viel Lob für die Ärzte. Ob da vielleicht ein wenig Projektion mit im Spiel war? Schließlich hofft ja jeder, dass der behandelnde Arzt ein guter ist und ist entsprechend bereit, es in ihm zu sehen.
Es wird ja immer nur gemeckert über jede Kleinigkeit. Nur die Dinge, die auch mal gut gelaufen sind, werden viel zu selten bekannt gemacht. Schön geschrieben, Heinz!
Ich verkneife mir in männlicher Solidargemeinschaft jeglichen inhaltlichen Kommentar!
Ich verkneife mir in männlicher Solidargemeinschaft jeglichen inhaltlichen Kommentar!
Selbstverständlich klauen Dir Ausländer Deinen Job! Aber wenn Dir jemand ohne Geld, Kontakte und Sprachkenntnisse Deinen Job wegnehmen kann, bist Du vielleicht einfach nur Scheiße!“ Louis C.K.
Que hora son mi corazon! (Manu Chao)
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Na ja... ohne es zu begründen - ich weiß zu viel aus eigenem erleben, um in diese Falle zu tappen. Natürlich war ich in den entscheidenden Moment nicht wirklich dabei - bei der OP z.B.pito hat geschrieben:...Schließlich hofft ja jeder, dass der behandelnde Arzt ein guter ist und ist entsprechend bereit, es in ihm zu sehen.
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- Chronistin66
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- Registriert: 10.02.2008, 13:24
- Wohnort: Gelsenkirchen
Frauen, die Männer haben, könnten eine Menge darüber berichten. Gerade, wenn es um das Allerheiligste geht.pito hat geschrieben:Danke für den Bericht. Ich dachte zu Anfang: Will ich jetzt wirklich eine ausführliche Geschichte über Heinzens Hoden lesen? Lohnt aber doch, da wir so was ja alle mit uns rumtragen. (Ähm, ich meine natürlich sofern wir nicht gerade Frauen sind. )
Ich will nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber ich kannte den Urologen meines Mannes mit Vornamen.
Das zum Thema, was sich nach außen kehrt...
Ich würde das nur per PN bestimmten Menschen beschreiben, wenn überhaupt.
Aber die erlebte Gechichte war heftiger und privater als Heinzens Leistenbruch.
Doro
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Samstag 06. Juni 2009
Schmerz ist lehrreich.
Mich lehrten Leistenkanal, Bauchmuskulatur, Samenstrang, Skrotum, Gonaden und Nerven bei ihrer nächtlichen Rally auf den Meridianen zu sämtlichen Chakren und Synapsen, dass Aufstehen ein Event sein kann. Als Langsamlerner wiederholte ich die Lektion ein Dutzend mal, um mich herum dabei Nordsternhimmel, Südsternhimmel, Polarlichter, schwarze Löcher, tanzende Derwische, Irrlichter, winkende Hallimasche, hüpfende Gyroskope.
15 Minuten um mich anzuziehen. Mit einer Teleskopgreifzange hätte ich die Socken, Hose und Schuhe natürlich flotter an ihre Positionen bekommen. Ich sollte ein Gefühl der Dankbarkeit und Demut haben für einen Leib, der mich reibungslos durch die Welt führt.
Die Hose kann nicht zugeknöpft werden. Ist wohl eingelaufen. Sieht man aber kaum, da ich gebückt gehe. Aufrecht gehen kann jeder.
Um 10 Uhr warte ich diesmal im Gang vor dem TV-Raum, weil ich keine Lust auf bunte Bilder habe.
Ein Pfleger schleppt sich grußlos mit Brötchentüte an mir vorbei. Er raucht vor der Tür und schleppt sich grußlos zurück.
Eine Dame in OP-Blau mustert mich und geht grußlos nach irgendwo.
Ich denke an meinen Hausarzt, der die meisten Patienten heilte oder ihre Schmerzen linderte, indem er sie in den Arm nahm oder streichelte. Der ist nun im Ruhestand und seit Monaten in Venedig. Italienisch lernen.
Plötzlich von weitem schon ein freundliches Lächeln. Eine schick uniformierte - oder sagt man entsprechend der Corporate Identity durch-designte oder gestylte junge Frau, schiebt einen Wagen vor sich her. Darauf alles was man braucht, um etwas zu säubern.
Mir ist wurscht, ob das nun Corporate Behaviour ist, oder echte Freundlichkeit, ihr Gruß muntert auf und macht bessere Stimmung als ein vorbeimuffelnder Wärter mit Tüte.
Ein Lob der Dame aus der Putzkolonne.
"Hallo, ich bin leider heute die Böse, die Weh tun wird," sagt die Schwester, als sie mir die Drainage zieht.
Sie flunkerte. Ich habe es nicht gespürt.
Ein Arzt kommt. Offene Ausstrahlung, Bosnier. Er begutachtet die Nähkunst seiner Kollegen und erklärt mir, was ich alles nicht darf. Händchenhalten mit der Liebsten in den nächsten 10 Tage dürfte ich aber. Das wäre doch auch schön. Und
Wir kommen ins Gespräch über Privat- und Kassenversorgung und ob es Unterschiede bei der Versorgung gäbe. Dafür hätte er gar keine Zeit und er wäre auch kein Freund von unterschiedlicher Behandlung. Ich glaube es ihm.
Ich bekomme einen Krankenschein bis Montag und das Angebot, mir die Fäden in 10 Tagen in der Ambulanz ziehen zu lassen, da viele Hausärzte sich das nicht trauen würden oder es nicht könnten.
Ich rede mir ein, dass das ein Scherz war. Also, das Angebot war schon ernst gemeint. Das andere...
Die Langsamkeit wird von mir neu erfunden, ich spüre, dass die Kraft aus der Ruhe kommt und schnecke sehr gemächlich zur im Auto wartenden und halb eingeschlummerten Liebsten, die mich nach Hause bringen wird.
Auch heute: Behandlung Topp
Freundlichkeit der Dame vom Reinigungsdienst
Leichte Abstriche in Sachen Gesamtklima durch 2 gedankenverlorene.
Meine Momentaufnahme bleibt also rundherum positiv.
Schmerz ist lehrreich.
Mich lehrten Leistenkanal, Bauchmuskulatur, Samenstrang, Skrotum, Gonaden und Nerven bei ihrer nächtlichen Rally auf den Meridianen zu sämtlichen Chakren und Synapsen, dass Aufstehen ein Event sein kann. Als Langsamlerner wiederholte ich die Lektion ein Dutzend mal, um mich herum dabei Nordsternhimmel, Südsternhimmel, Polarlichter, schwarze Löcher, tanzende Derwische, Irrlichter, winkende Hallimasche, hüpfende Gyroskope.
15 Minuten um mich anzuziehen. Mit einer Teleskopgreifzange hätte ich die Socken, Hose und Schuhe natürlich flotter an ihre Positionen bekommen. Ich sollte ein Gefühl der Dankbarkeit und Demut haben für einen Leib, der mich reibungslos durch die Welt führt.
Die Hose kann nicht zugeknöpft werden. Ist wohl eingelaufen. Sieht man aber kaum, da ich gebückt gehe. Aufrecht gehen kann jeder.
Um 10 Uhr warte ich diesmal im Gang vor dem TV-Raum, weil ich keine Lust auf bunte Bilder habe.
Ein Pfleger schleppt sich grußlos mit Brötchentüte an mir vorbei. Er raucht vor der Tür und schleppt sich grußlos zurück.
Eine Dame in OP-Blau mustert mich und geht grußlos nach irgendwo.
Ich denke an meinen Hausarzt, der die meisten Patienten heilte oder ihre Schmerzen linderte, indem er sie in den Arm nahm oder streichelte. Der ist nun im Ruhestand und seit Monaten in Venedig. Italienisch lernen.
Plötzlich von weitem schon ein freundliches Lächeln. Eine schick uniformierte - oder sagt man entsprechend der Corporate Identity durch-designte oder gestylte junge Frau, schiebt einen Wagen vor sich her. Darauf alles was man braucht, um etwas zu säubern.
Mir ist wurscht, ob das nun Corporate Behaviour ist, oder echte Freundlichkeit, ihr Gruß muntert auf und macht bessere Stimmung als ein vorbeimuffelnder Wärter mit Tüte.
Ein Lob der Dame aus der Putzkolonne.
"Hallo, ich bin leider heute die Böse, die Weh tun wird," sagt die Schwester, als sie mir die Drainage zieht.
Sie flunkerte. Ich habe es nicht gespürt.
Ein Arzt kommt. Offene Ausstrahlung, Bosnier. Er begutachtet die Nähkunst seiner Kollegen und erklärt mir, was ich alles nicht darf. Händchenhalten mit der Liebsten in den nächsten 10 Tage dürfte ich aber. Das wäre doch auch schön. Und
Wir kommen ins Gespräch über Privat- und Kassenversorgung und ob es Unterschiede bei der Versorgung gäbe. Dafür hätte er gar keine Zeit und er wäre auch kein Freund von unterschiedlicher Behandlung. Ich glaube es ihm.
Ich bekomme einen Krankenschein bis Montag und das Angebot, mir die Fäden in 10 Tagen in der Ambulanz ziehen zu lassen, da viele Hausärzte sich das nicht trauen würden oder es nicht könnten.
Ich rede mir ein, dass das ein Scherz war. Also, das Angebot war schon ernst gemeint. Das andere...
Die Langsamkeit wird von mir neu erfunden, ich spüre, dass die Kraft aus der Ruhe kommt und schnecke sehr gemächlich zur im Auto wartenden und halb eingeschlummerten Liebsten, die mich nach Hause bringen wird.
Auch heute: Behandlung Topp
Freundlichkeit der Dame vom Reinigungsdienst
Leichte Abstriche in Sachen Gesamtklima durch 2 gedankenverlorene.
Meine Momentaufnahme bleibt also rundherum positiv.
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Krankenhaus-Prosa.
Ich gebe mich geschlagen. Es ist Literatur (Krankenhaus-Prosa). Und die Poesie macht, was sie will.Heinz hat geschrieben:
Nebenthema "das gehört sich nicht" hier: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 585#157585
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Aber ich habe doch noch nichts über Leih-Ärzte geschrieben, über Privatversicherte, denen man erzählt, dass ambulante Hernien OPs gaaaaanz schlecht seien, über operierte, die Nachts aus dem Krankenhaus weglaufen, weil sie Dauerbesuch von Großfamilien mit mitgebrachten fremden Speisen befremdelnd fanden.. und .. und .. und
Leistenbruch
Leider kann ich erst heute schreiben, weil ich erst gestern aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Auch bei mir Leistenbruch links. Plötzliche Schwellung, Hausarztbesuch, Überweisung zur Anbulanz ins Krankenhaus, Diagnose Leistenbruch.
Ich 59 Jahre alt, stehe mitten im Leben und muss zum ersten Male ins Krankenhaus, stationär. In den letzten beiden Nächten vor der OP habe ich nicht geschlafen und aus der furchtbaren Angst wurde echte Panik.
Ich bin Bueraner, deshalb ging ich ins Bergmannsheil. Im Krankenzimmer lag ein Nachbar.
Beide Mitpatienten nahmen mir etwas die Angst, der Nakosearzt beruhigte mich und eine Schwester streichelte mich kurz und dann setzt man mir eine Haube auf.
Der Operationsarzt sagte: "So, jetzt sehen wir alle gleich aus, ich paß auf, bis später! "
Zweieinhalb Stunden später wurde ich wieder wach. Ich fragte : "Hat das so lange gedauert?" Antwort: "Na, bei so einem Uraltbruch und den Komlikationen."
Alles verlief gut und ich habe mir zuviel Angst gemacht.
Jetzt blicke ich in die Zukunft, bewege mich in Zeitlupe und klage nicht. Habe die letzte Zeit viel mit Nachdenken verbracht, weil ich viel Elend gesehen habe.
Eventuell bin ich zu weich für diese Welt.
Mein Fazit zur Operation und das Krankenhaus: erstklassig.
Man kann den Worten der Ärtze vertrauen, deshalb gehe ich zur Nachbehandlung selbstverständlich wieder zurück.
Ich 59 Jahre alt, stehe mitten im Leben und muss zum ersten Male ins Krankenhaus, stationär. In den letzten beiden Nächten vor der OP habe ich nicht geschlafen und aus der furchtbaren Angst wurde echte Panik.
Ich bin Bueraner, deshalb ging ich ins Bergmannsheil. Im Krankenzimmer lag ein Nachbar.
Beide Mitpatienten nahmen mir etwas die Angst, der Nakosearzt beruhigte mich und eine Schwester streichelte mich kurz und dann setzt man mir eine Haube auf.
Der Operationsarzt sagte: "So, jetzt sehen wir alle gleich aus, ich paß auf, bis später! "
Zweieinhalb Stunden später wurde ich wieder wach. Ich fragte : "Hat das so lange gedauert?" Antwort: "Na, bei so einem Uraltbruch und den Komlikationen."
Alles verlief gut und ich habe mir zuviel Angst gemacht.
Jetzt blicke ich in die Zukunft, bewege mich in Zeitlupe und klage nicht. Habe die letzte Zeit viel mit Nachdenken verbracht, weil ich viel Elend gesehen habe.
Eventuell bin ich zu weich für diese Welt.
Mein Fazit zur Operation und das Krankenhaus: erstklassig.
Man kann den Worten der Ärtze vertrauen, deshalb gehe ich zur Nachbehandlung selbstverständlich wieder zurück.
Mit einem herzlichen
" GLÜCK AUF !"
jutsu
" GLÜCK AUF !"
jutsu
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Gesundheit in GE - ein merkwürdigerweise nicht stattfindendes Thema.
Niemand stöhnt über seinen Bauch - und den kranken Nachbarn auch.
Warum nur?
Höflichkeit des Gelsenkircheners - man will freundlicherweise niemanden mit Selbstbedrückungen belästigen?
Wo bleiben die öffentlichen Gespräche über frische Herzklappen, geliftete Mägen, oder randständiges wie Hämorrhoiden?
Ich frage den Arzt meines Vertrauens, ob er nicht direkt von "vor Ort" berichten könne.
Nein, es gäbe keine speziellen Gelsenkirchener Befindlichkeiten. Nur das übliche. Aber darüber könne er auch nichts schreiben.
Ich lausche den Pflegeartisten, wie sie aus dem Herzen der Finsternis berichten.
Nein - etwas spezielles in GE gäbe es nicht. Nur das übliche.
Diese Mischung aus einsamen aber dankbaren Patienten, die sich in ihrem Berufsalltag abwechseln mit verwahrlosten Wohnungen und desorientierten Menschen und mit in engmaschigen sozialen Netzen eingebundenen, manche haben seit Jahren als einzigen menschlichen Kontakt die Pflegenden, andere leben innerhalb der Familie.
Es gibt zu beachtende kulturelle Unterschiede bei Menschen mit Einwanderungshintergrund, es gibt Schichtspezifische Regeln... aber nichts speziell Gelsenkirchenerisches.
Sicher, die Zahl der Neugeborenen mit Vorschädigungen durch verschiedene Drogen wie Alkohol, Nikotin, Tabletten und was man sonst so schluckt, schnüfft oder spritzt wird überall diskutiert - findet aber in GE nicht statt.
Was mag das sein, diese Zufriedenheit.
Anspruchslosigkeit?
Selbstgenügsamkeit?
Unwissenheit?
Wie verträgt sich Bildungsferne mit dem Generationenvertrag?
Wer pflegt in 20 Jahren hier wen?
Schönwettergedanken.
Niemand stöhnt über seinen Bauch - und den kranken Nachbarn auch.
Warum nur?
Höflichkeit des Gelsenkircheners - man will freundlicherweise niemanden mit Selbstbedrückungen belästigen?
Wo bleiben die öffentlichen Gespräche über frische Herzklappen, geliftete Mägen, oder randständiges wie Hämorrhoiden?
Ich frage den Arzt meines Vertrauens, ob er nicht direkt von "vor Ort" berichten könne.
Nein, es gäbe keine speziellen Gelsenkirchener Befindlichkeiten. Nur das übliche. Aber darüber könne er auch nichts schreiben.
Ich lausche den Pflegeartisten, wie sie aus dem Herzen der Finsternis berichten.
Nein - etwas spezielles in GE gäbe es nicht. Nur das übliche.
Diese Mischung aus einsamen aber dankbaren Patienten, die sich in ihrem Berufsalltag abwechseln mit verwahrlosten Wohnungen und desorientierten Menschen und mit in engmaschigen sozialen Netzen eingebundenen, manche haben seit Jahren als einzigen menschlichen Kontakt die Pflegenden, andere leben innerhalb der Familie.
Es gibt zu beachtende kulturelle Unterschiede bei Menschen mit Einwanderungshintergrund, es gibt Schichtspezifische Regeln... aber nichts speziell Gelsenkirchenerisches.
Sicher, die Zahl der Neugeborenen mit Vorschädigungen durch verschiedene Drogen wie Alkohol, Nikotin, Tabletten und was man sonst so schluckt, schnüfft oder spritzt wird überall diskutiert - findet aber in GE nicht statt.
Was mag das sein, diese Zufriedenheit.
Anspruchslosigkeit?
Selbstgenügsamkeit?
Unwissenheit?
Wie verträgt sich Bildungsferne mit dem Generationenvertrag?
Wer pflegt in 20 Jahren hier wen?
Schönwettergedanken.