Erinnerungsorte-Tafel für Pater Hermann Vell

Alles über die Verstrickungen der Stadt/Bürger mit der NSDAP/Faschismus

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Antworten
GELSENZENTRUM
Abgemeldet

Erinnerungsorte-Tafel für Pater Hermann Vell

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Initiative: Erinnerungsorte-Tafel für Pater Hermann Vell in Gelsenkirchen-Schalke

Am 23. April 1941, wurde Hermann Joseph Vell Vikar an St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke bei Ehrendechant Pfarrer Konrad Hengsbach. Hier arbeitete er eng mit Franz Hengstbach, dem ersten Bischof von Essen und späteren Kardinal, zusammen. Hier in Gelsenkirchen begann die Odyssee des Paters Hermann Joseph Vell durch die nationalsozialistische Mordmaschinerie, die schließlich mit einem Todesurteil und der daran anschließenden Befreiung aus der Todeszelle ihr Ende nahm.

Pater Hermann Joseph Vell
geboren am 17.11.1894 in Cochem/Mosel
gestorben am 19.07.1965 in Erfurt
beigesetzt am 23.07.1965 auf dem Klosterfriedhof Heiligenstadt

Herman Joseph Vell besuchte die Volksschule und das Collegium Josephinum. Anschließend ging er an das Ordensgymnasium in Vaals/Niederlande.

Seinen Wehrdienst leistete Vell in der Zeit des I. Weltkrieges. Von 1915 bis 1920 befand sich Vell in französische Kriegsgefangenschaft. Nach einer Freilassung besuchte er das Bonner Collegium Josephinum, Ordensgymnasium. Am 15.03.1922 legte Hermann Joseph Vell das Ordensgelübde ab. Seine Priesterweihe empfing Vell am 24.04.1927.

Vell arbeitete als Exerzitienmeister und Volksmissionar bis zur Auflösung des Bonner Klosters am 20.04.1941 durch die Nazis. Aufgrund einer Denunziation eines SS-Sturmmannes und Mitgliedes seiner Gemeinde St. Joseph zu Schalke, wurde Vell am 01.02.1944 von den Nationalsozialisten verhaftet. Seine "Schutzhaft" sollte er im KZ Dachau absitzen. Später wird Pater Herman Joseph Vell nach Berlin-Moabit verlegt. Vell wurde vorgeworfen, an der Verteilung von Flugblättern der Geschwister Hans und Sophie Scholl ("Weiße Rose") mitgewirkt zu haben.

Nach einer Fassung der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof ergeht am 6. April 1945 durch den Volksgerichtshof in Potsdam das Todesurteil, wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung". Die Verhandlung fand ohne Zeugen statt. Pater Vell entging nur deshalb der Vollstreckung des Todesurteils, weil er am 27. April 1945 durch die vorrückende 'Rote Armee' aus der Todeszelle befreit wurde.

Nach seiner Befreiung wirkte er als Seelsorger in den Klöstern Winterberg und Bochum, in der Pfarrseelsorge in Arenshausen (Eichsfeld) und Jena-Land. 1963 bis 1965 war er Konfrater des Kaplans Joachim Meisner in Heiligenstadt, der Kaplan an St. Aegidien und bei Vells Beisetzung anwesend war.

Pater Vell starb im Katholischen Krankenhaus "St. Johann Nepomuk" in Erfurt. Bis kurz vor seinem Tod korrespondierte Pater Vell mit einem ehemaligen Gelsenkirchener Bürger in Israel. Auf dessen Antrag hin hob die Staatsanwaltschaft I beim Landgericht Berlin am 02. Februar 1999 mit dem Aktenzeichen 2 P Aufh. 6/98 das Todesurteil gegen Pater Vell vom 06. April 1945 gem. §§ 1,2 Ziff. 1 und 3 NS-AufhG auf.

Somit war Vell zwar posthum juristisch rehabilitiert, eine moralische und gesellschaftliche Rehabilitierung ist bisher ausgeblieben. Wo sonst, wenn nicht in Gelsenkirchen, wo Vell mehrere Jahre lebte und wirkte, kann die gesellschaftliche Rehabilitierung Pater Vells stattfinden? Nur hier in Gelsenkirchen, wo der Leidensweg des Hermann Joseph Vell durch die Todesmaschinerie der Nationalsozialisten, die in das Todesurteil und den Ehrverlust mündete, begann, kann sich der Kreis auch schließen. Vor diesem Hintergrund habe ich die Errichtung einer Gedenktafel im Rahmen des Erinnerungsorte-Projektes beantragt.

Die Erinnerungsorte-Gedenktafel für Hermann Joseph Vell soll vor oder an der Pfarrkirche St. Joseph zu Schalke oder an adäquater Stelle im Ortsteil Schalke angebracht werden. Der OB hat die Idee bereits als positives bürgerschaftliches Engagement befürwortet und an das ISG weitergegeben.

Es steht nun die Kontaktaufnahme der Initiative zur Gemeinde St. Joseph in Schalke an.

GELSENZENTRUM
Abgemeldet

Leidensweg des Hermann Joseph Vell

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Bisher hat sich die Pfarrei St. Joseph geschickt einer Kontaktaufnahme entzogen, wir haben uns nunmehr an den Dr. Hans-Werner Tönnes, ständiger Vertreter des Diözesanadministraters beim Bistum Essen, gewandt. Dr. Tönnes hat unser Anliegen, dem Pater Hermann Joseph Vell ein ehrendes Gedenken durch eine Erinnerungsorte-Tafel zu bewahren, freundlicherweise an die Gremien der Pfarrei weitergeleitet.

Handzettel aus dem Nachlass von Pater Vell. Den Text verfasste er 1946 in Gelsenkirchen-Schalke, Schwäbische Straße, im Hause Vehre. Dieser Handzettel bei der Druckerei Münstermann an der Rotthauser Straße gedruckt.

Vell selber hat hier seinen Leidensweg, durch die Nazi-Mordschmaschinerie und Gerichtsbarkeit dokumentiert, ausgelöst durch die Denunziation des SS-Mannes Ferlmann, Gemeindemitglied von St. Joseph zu Schalke, auf dem Handzettel "Y" genannt. Dieser Handzettel ist wohl das einzig erhaltene Orginal.

Bild
Bild
Quelle Bilder: Archiv GELSENZENTRUM. Alle Rechte vorbehalten.

GELSENZENTRUM
Abgemeldet

Erinnerungsort für Hermann Joseph Vell

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Pastor Patek von der Pfarrei St. Joseph zu Schalke hat mir heute morgen auf telefonische Nachfrage zugesichert, dass sich die Gremien der Pfarrei nach den Ferien mit der Thematik "Erinnerungsorte-Tafel für Pater Hermann Joseph Vell" auseinandersetzen wollen.

Antworten