Das Eselchen im Stadtgarten

Werke, Ausstellungen, Künstler, Bewohner und Geschichte der 1931 gegründeten Künstlersiedlung Halfmannshof

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Soll wieder an der selben Stelle ein neues Eselchen aufgestell werden?

Ja
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Nein
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Bitte ein anderes Tier
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Jochen K.
Beiträge: 294
Registriert: 15.07.2008, 20:21
Wohnort: Gelsenkirchen

Re: Eselchens Vater

Beitrag von Jochen K. »

Tanja hat geschrieben:Grad erzählte mir jemand aus dem Halfmannshof, dass das Eselchen von einem gewissen Hubert Nietsch geschaffen wurde (ist auch ein Künstler im Halfmannshof gewesen). Gegossen wurde es in Düsseldorf von der Firma Schmäke. Laut Erinnerung des Informanten, entdeckte das Eselchen ca. 1956 die Welt im Stadtgarten.
Im Jahre 1957 bestand der Stadtgarten 60 Jahre und der Nienhauser Busch sowie der Buersche Grüngürtel wurden 25 Jahre alt. Aus diesem Grunde stellte die Stadt Gelsenkirchen 3 Plastiken auf. Im Stadtgarten vor dem Kinderspielplatz wurde die Bronzeplatik der "Zwergesel" von Hubert Nietsch am 5 Juli 1957 im Beisein des Künstlers feierlich der Öffentlichkeit übergeben.
Am großen Teich des Stadtgartens wurde die Tierplastik mit dem Titel "Storchreiher", geschaffen von Prof. Harth aus Bayerischzell, aufgestellt.
Die dritte Plastik wurde in Buer auf einer kleinen Insel im Quellteich im Märchengrund in der Nähe von Schloß Berge aufgestellt. Es ist die Bronzefigur "Nixe" des Essener Künstlers Heinrich Adolfs.
Während letztere noch steht, sind die beiden ersten verschwunden. 5 Jahre nach der Sanierung seines Betonsockels wurde der Esel im März 1997 gestohlen. Auch der Storchreiher, der inzwischen zum Teich in den bunten Gärten umgesetzt worden war, wurde wahrscheinlich von den Esel-Dieben zerstört.
Hans-Joachim Koenen
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www.heimatbund-gelsenkirchen.de
Stadtteilarchiv Feldmark

pito
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Re: Eselchens Vater

Beitrag von pito »

Jochen K. hat geschrieben:... "Storchreiher", geschaffen von Prof. Harth aus Bayerischzell ...
Sieh an, ich dachte dieser Storchenvogel sei auch von Nietsch gewesen. Zumindest stand sowas in der vielbändigen Stadtchronik in der Stadtbücherei. Da muss sich wohl einer geirrt haben.

kwitsche
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Beitrag von kwitsche »

Warum hatte das Eselchen keine wärmende "Satteldecke" ?

Meine Söhne wollten natürlich auch immer darauf sitzen wenn wir dort vorbei schlenderten.

Bild

Kauli
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Registriert: 02.06.2008, 13:06

Beitrag von Kauli »

Leider werden interessante Themen immer wieder zerredet, so wie hier.

Es ist schade, dass ein Stück Geschichte dieser Stadt zerstört und entfernt wurde. Dir Gründe hierfür sind spekulativ. Hier über die "Nazi"-Vergangenheit des Künstlers zu diskutieren usw. halte ich für unausgegoren. Immerhin waren der Großteil der Bevölkerung dieser Stadt von 1933 - 1945 "Nazis", darunter selbstverständlich auch viele Verwandte der Forumsmitglieder. Jeder Einzelne hat somit eine "braune Veragngenheit", ob er will oder nicht. Denn immerhin haben die Wenigsten etwas gegen das Regime getan. Aber heute weiß man natürlich alles besser und man hätte früher natürlich alles getan, damit die Machthaber entfernt würden. In der DDR hat man auch Jahrzehnte gebraucht, bis man sich "getraut" hat. Und viele wünschen sich heute sogar diesen Unrechtsstaat zurück, ein Staat, der in seinen verhaltensweisen sich den Nazis extrem angepasst hat. Darüber reden die Wenigsten.

Egal - wir sollten uns auf das eigentliche Thema besinnen:

- Soll der Esel wieder aufgestellt werden ? Es schint positiv beschieden zu werden.
- Wer könnte diese Sache in Angriff nehmen ? Die GG ?
- Was würde eine solche Plastik kosten ? Wären Ersatzmaterialien sinnvoller, damit Altmetalldiebe keine Veranlassung sehen, den Esel in bare Münze umzuwandeln?
- Wie sähe die Politik eine Neuaufstellung dieses Esels ?

kwitsche
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Beitrag von kwitsche »

Der Zusammenhang Eselchen-Nietsch und Objekt und persönliche Erinnerung bleibt wohl bestehen,zumal nicht alle zeitleich nur in zwei "Parts" denken.

Da in eine Objekt-Reproduktion doch auch Energie und (Geld ?) fließen würde, bliebe Frage ob es nicht sinnvoller wäre, diese für etwas "Neueres" umzuwandeln, und, oder das, für einen Förderpreis zu nehmen.

Fragen wir die Kinder ( öffentlicher Raum ) ? ! , oder ist es der "Egoistische Zauber" unseres Teils ?
Zuletzt geändert von kwitsche am 18.07.2008, 13:16, insgesamt 1-mal geändert.

Teekesselchen
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Beitrag von Teekesselchen »

Werte oder werter Kauli !

Der 1.Abschnitt deines Beitrages - ohne Worte !

Wenn dein Großvater ein Mörder gewesen wäre, hättest du also auch eine mörderische Vergangenheit.

Und wenn deine Mutter eine Nachbarin gekannt hätte, die von ihrem Mann geschlagen wird und hätte nichts dagegen unternommen, dann hättest du auch eine schlägerfreundliche Vergangenheit, oder wie oder was ?

So hat mir auch noch niemand den Begriff der Kollektivschuld näher bringen wollen ! :evil:

kwitsche
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Beitrag von kwitsche »

Geschichtenteile und ihre Wirkung

Ernst Klee

Persilscheine und falsche Pässe: wie die Kirchen den Nazis halfen. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1991


http://www.wissen.de/wde/generator/wiss ... fline,page =1139952.html

Was mir zum kollektiven "Lachen" und einem "Lachenden" noch einfiel.

nemenge
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Beitrag von nemenge »

Teekesselchen hat geschrieben:Werte oder werter Kauli !

Der 1.Abschnitt deines Beitrages - ohne Worte !

Wenn dein Großvater ein Mörder gewesen wäre, hättest du also auch eine mörderische Vergangenheit.

Und wenn deine Mutter eine Nachbarin gekannt hätte, die von ihrem Mann geschlagen wird und hätte nichts dagegen unternommen, dann hättest du auch eine schlägerfreundliche Vergangenheit, oder wie oder was ?

So hat mir auch noch niemand den Begriff der Kollektivschuld näher bringen wollen ! :evil:


verwirr dich nicht mit deine oderwie oderwas fragerei ....dat nimmt nur zeit vom denken weg.... freu dich einfach dass du durch kaulis beitrag einige anhaltspunkte mehr hast um dir den begriff "kollektivschuld" näher bringen zu können.....sonst wird das ganzue wieder inne birnenapfel vergleicherei ausufern

letzendlich ist auch der einflusspegel die mörderopa und masofeigemama auf ihre sprösslinge und umgebung ausüben ....und ob es nur die schmitz oder die müllers sind ...oder ganze stadtviertel ...oder gar das ganze land...nicht zu unterschätzen... 8)

Kauli
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Beitrag von Kauli »

@ Teekesselchen

Natürlich habe dann auch ich die "braune Vergangenheit", denn während dieser Zeit lebten auch Verwandte meiner Familie in dieser Stadt.

Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass immer von den "Nazis" geredet wird. Und jeder will es heute besser gemacht haben, als die Leute damals, das Unrechtsregime zu beseitigen. Nur gehandellt hätte wahrscheinlich keiner. Niemand macht sich klar, dass sich auch die eigene Familie sich entweder mit den Nazis arrangiert hat, mit ihnen symphatisiert hat oder sie toleriert hat oder gar gewählt hat ! Die Wenigsten dürften im Widerstand tätig gewesen sein. Und wenn man von den Nazis redet, dann redet man auch über Oma und Opa....... Auch die lebten hier, als die Nazis an der Macht waren ! Genau wie der Künstler des Esels.......
Oma und Opa haben im 3. Reich gelebt und gearbeitet. Geld verdient - Steuern gezahlt - und damit das NS-Regime finanziell unterstützt. Daran sollte man einfach mal denken, wenn man grundsätzlich urteilt, wenn jemand etwas zu dieser Zeit gemacht oder entwickelt hat.......wie halt der Künstler.

Aber irgendwie schweifen wir vom Thema ab und politisieren wieder alles.

Daher sollten wir uns auf das eigentliche Thema - den Esel- beschränken.

Teekesselchen
Abgemeldet

Beitrag von Teekesselchen »

@Kauli

Ok, da kann ich mit leben und akzeptieren. Ich reagiere immer ganz sensibel auf Verallgemeinerungen, weil ich aus den Erzählungen meiner Familie weiß, was möglich war und was nicht.
Mein Vater wurde 1943 mit 16 Jahren eingezogen und ist 1950 ( ! ) aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen wieder in GE angekommen, mehr tot als lebendig.

Meine Mutter, als Deutsche in Polen geboren, wurde als 13-jährige - zusammen mit einer 1-jährigen Schwester im Arm -von polnischen Nachbarn in einen Flüchtlingszug gesetzt, nachdem russische Soldaten zuvor ihre Mutter verschleppt haben und gelangte nach Irrfahrten irgendwann nach GE.
Sie hat nie wieder Informationen zum Schicksal ihrer Mutter erhalten.

Ein Großvater ist auf irgendeine Art und Weise rechtzeitig nach England gelangt, konnte dort die britische Staatsangehörigkeit annehmen und auf der "richtigen" Seite kämpfen.

Aus diesen Gründen bin ich sehr dünnhäutig bei pauschalen Beurteilungen, dass "jeder einzelne" hier mit der braunen Vergangenheit verwoben ist. Ist jetzt vielleicht klarer geworden, und damit wieder zum Eselchen zurück.

Kauli
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Beitrag von Kauli »

@Teekesselchen

Dann liegen wir auf einer Welle !

Das wollte ich sagen: heute weiß es jeder besser, wie man alles hätte ändern können. Die "Nazis" waren ja im Krieg, haben die anderen Länder überfallen. Hier im Forum wurde mal, ich glaube im Zusammenhang mit dem altenBahnhof, geschrieben, ob die "Nazis dort einen postiert hätten" (damit war ein MG-Schütze im Turm positioniert). Kaum einer weiß, dass z.B. Offiziere grundsätzlich nicht der Partei angehörten, kein Mölders, kein Rommel, kein Galland und wie sie alle hießen. Natürlich wurden diese Leute zu Propagandazwecken missbraucht.
Auch Dein Onkel war für viele ein "Nazi", weil er eingzogen wurde und in den Krieg gehen musste. Was hätte er denn als Alternative machen sollen ? Nichts ! Er MUSSTE gehen. Und ich denke, er war froh, dass er einigermaßen heil nach Hause kam. Was viele nicht verstehen ist, dass der Eid des Soldaten, der ja auf Hitler abgeschlossen wurde, für die Soldaten bindend war. Viele gerieten in Gewissenskonflikte. Schreiberlinge heute hätten einfach die Uniform ausgezogen und wären nach Hause gegangen........zumindest auf dem Papier. Ob sie es (damals) in der Realität getan hätten - ich glaube nicht.
Nazitum wird auch immer mit Soldaten verwechselt. Deutsche Soldaten sind immer die "Nazis". Obwohl diese Feststellung absolut fehlerhaft ist.
Die wirklichen Fanatiker saßen ind er allgemeinen SS und in der Waffen-SS, aber selbst da gab es Unterschiede. Rochus Misch z.B., welcher der "Leibstandarte" angehörte und Telefonist im Führerbunker war, war z.B. selbst als Angehöriger der SS kein Parteimitglied. Er ging damals zur SS, weil er nach 4 Jahren Ableistung des Wehrdienstes (der normale Wehrdienst der Wehrmacht dauerte 3 Jahre) in den Staatsdienst übernommen worden wäre. Er wäre damals gerne zur Reichsbahn gegangen......

Ich mag es nicht, wenn immer von den "Nazis" die Rede ist. Es gab die NSDAP - und das waren die Verbrecher. Nicht der einfach Landser, der Soldat, der froh war, einigermaßen gesund und heil nach Hause zu kommen. Und das war die Mehrheit, die den Krieg hassten und dennoch hingehen mussten. Aber man darf auch nicht vergessen, dass es in der rückwärtigen Front unsägliches Leid gab. Das Leute, Menschen jüdischen Glaubens, Behinderte usw. massenhaft erschossen wurden. Und nicht von der Wehrmacht, sondern vom SD (Sicherheitsdienst) und er Polizei - ja DER Polizei ! Diese war vornehmelich zur "Säuberung" hinter der Front und zur Partisanenbekämpfung eingesetzt.

Die Nazis waren eine kleine Clique verbrecherischer Menschen, die jedoch von einer großen Mehrheit der Deutschen unterstützt oder toleriert wurden. Und damit auch von unserer eigenen Verwandschaft, von unserem Opa, von unserer Oma, von denen wir als kleine Kinder ein Eis spendiert bekommen haben, die wir unendlich gern hatten......Daran denken die Wenigsten,w enn über das 3.Reich diskutiert wird.

Die jetzige Generation ist nicht mehr Schuld, aber zur Mahnung verpflichtet. Aber man muss es nicht übertreiben, wenn man alles hinterfragt - wie wir ja schon an der "Negerkussdiskussion" festgestellt haben. Für die meisten Kinder war dies ein leckeres Brötchen, für viele heute Diskriminierung.
Am 1. Mai mahen alle gerne frei - weiß eigentlich jemand, dass es Hitler war, der diesen Tag zum BEZAHLTEN Arbeitsfeiertag machte ? Nun sollten eigentlich alle an diesem Tag arbeiten gehen, da dieser Tag in der Tat ein Relikt des NS-Regimes ist.....Und da gibt es noch viele unendliche Beispiele.......

Daher - vielleicht war der Esel ein Produkt eines Künstlers, der sich mit dem NS-Regime, wie Millionen anderer Bürger auch, arrangiert und vielleicht auch profitiert hat. Aber ihn deswegen abzusägen - wie hohl ist das denn (wenne s der Grund war).

Bevor mir jetzt wieder eine eine rechte Gesinnung unterstellt - nein, ich bin überzeugter Demokrat, mag weder Rechte noch Linke Hurkatoren - und ICH habe einen Stolperstein finanziert, weil es traurig ist, wieviele Leute damals Ihr Leben für eine unmenschliche Regierung lassen mussten. Diesen Stolperstein habe ich von Herzen gerne gespendet.

So - wie ich für den Esel auch gerne (mit-)spenden würde.

Troy
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 12936
Registriert: 25.06.2007, 21:41

Beitrag von Troy »

  • - Was würde eine solche Plastik kosten ? Wären Ersatzmaterialien sinnvoller, damit Altmetalldiebe keine Veranlassung sehen, den Esel in bare Münze umzuwandeln?
da in GG versammelte menschen bestimmt den nostalgie- und erinnerungswert erhalten könnten, ist ein neues eselchen eigentllich eine mögliche praktische fortsetzung der dikussion.

als vorschlag zum material (angesichts der preisgestaltung bei metall):
wie heißt das zeugs, aus dem der TRABANT gebaut wurde?
duroplast oder so ähnlich - harz und baumwolle gemischt, glaube ich.
das wäre doch mal was :wink:
und geklaut wird das auch nicht. obwohl... man weiß ja nie.

salife
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Beitrag von salife »

Ich möchte an dieser Stelle die Diskussion darüber, wer ein „schuldiger“ oder „unschuldiger“ Deutscher war und ist, nicht auch noch weiterführen, denn das Thema dieses Thread ist ein anderes.

Ich möchte jedoch gern auf einige Bücher hinweisen, die das Thema „Die Deutschen im Nationalsozialismus“ anhand von Originaldokumenten aus dieser Zeit beleuchten. Es handelt sich um die Echolot-Bände von Walter Kempowski, der über Jahrzehnte hinweg Briefe, Fotos, Tagebücher usw. aus deutschen Nachlässen gesammelt und in diesen Bänden unkommentiert zusammengestellt hat. Sie zeigen ganz ungeschminkt den deutschen Alltag und machen gerade dadurch deutlich, wie wenig pauschal man Urteile fällen darf, weder was die Verurteilung der Menschen noch deren Entschuldigung angeht. Was dem Leser dort unter die Augen kommt, hat bisher kein Historiker und Sachbuchautor so eindringlich schildern können; die Menschen, die dort zitiert werden, beschreiben nicht mehr und nicht weniger als ihre privaten Eindrücke, Einschätzungen und Lebensumstände.

Die Ansammlung dieser Zitate jedoch lässt einem die Haare zu Berge stehen, lachen und weinen und am Ende vielleicht ein wenig besser begreifen, dass Deutschland von 1933-1945 nicht komplett nazistisch gewesen ist, genau so wenig, wie es nach 1945 nur noch aus Wiederstandskämpfern bestand. Und wer für sich noch nicht realisiert hat, dass jeder (!) Mensch in jeder Lebenslage eine helle und eine dunkle Seite hat, der weiß es spätestens nach dieser Lektüre.

Und was das Eselchen angeht: ich würde es, zumindest als Kopie, nicht wieder aufstellen...

cue
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Beitrag von cue »

wenn das Eselchen wiederkommt, dann möchte ich auch meine Rutsche wiederhaben.
Wer hat die denn eigentlich geklaut?Bild

pito
Abgemeldet

Beitrag von pito »

cue hat geschrieben:Wer hat die denn eigentlich geklaut?
Väterchen Rost? :lol:

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