Die Zeit von 1933 bis 1945 wird verschwiegen.
In diesem Blog eines so genannten "Weltkindes" werden Vorwürfe erhoben, z.B. dass es einige ernsthafte Verstrickungen von Halfmansshöfer Künstlern in das Nazi-System gegeben habe. Weiterhin beklagt "Weltkind" das Schweigen der Politik, Verwaltung und des Institutes für Stadtgeschichte zu diesem Thema.
Die WAZ Lokalpresse käme auch nicht ihrer Pflicht nach.
Das Thema "Halfmannshof und der Nationalsozialismus" ist also so oder so auch auf den Gelsenkirchener Geschichten nun vorhanden, siehe hier.
Wir möchten zu Beginn einige Sätze aus dem Zuckmayer Buch "Geheimreport" Wallensteinverlag ISBN 3-89244-599-0 zu dem Thema zitieren.
Zuckmayer hat dort ohne pauschale Verdammung Berichte über in Deutschland verbliebene Künstler während der Nazizeit verfasst und diese in Kategorien eingeordnet.
Natürlich kam als weitere Verlockung hinzu der reiche und glänzende Aufwand, den die Nazis für die äussere Erhaltung ihres Theaterlebens machten, und die organisatorische Geschicklichkeit, mit der sie - auf Gottweisswessen Kosten -ihre Bühnen zu subventionieren verstanden.
Im grossen Ganzen glaube ich, dass die meisten Schauspieler, die im Dritten Reich wirken und sogar Positionen einnehmen, nicht im politischen, oder im kriminellen Sinn, als "Nazi's" bezeichnet werden können. Natürlich kamen hier wie überall die echten, die fanatischen, die bösartigen und unverbesserlichen Nazis aus den Reihen der Zweitrangigen, der Neidischen, der Verbitterten, der Charlatane, die mehr darstellen wollen als sie sind und können. Man hat ja mit Recht im Theaterjargon die ganze Nazibewegung als die Revolution der Statisten bezeichnet.
Aber in vielen Fällen weicht meine charakterologische Auffassung der einzelnen Personen vom allgemeinen Antinazischema ab. So halte ich zum Beispiel sogar Gustav Gründgens nicht für den abgründigen Bösewicht, als den ihn die Enttäuschung seiner früheren Freunde sieht (obwohl der Spitzname 'Lackschuh Satan', den die Bühnenarbeiter für ihn erfanden, ein amüsanter Treffer ist). Die Brillanz einer hochbegabten Spielernatur, auf dem Theater wie im Leben auf "grand jeu" eingestellt, kann, besonders unter solch labilen und schwankenden Verhältnissen, nach zwei Seiten wirken.
Für Dichter und Schriftsteller, Journalisten, Verleger, (denen - soweit uns bekannt - ein besonderes Kapitel zu widmen ist, und vermutlich ein wichtigeres), - liegt der Fall etwas anders. Mit dem Mittel der Sprache wächst die Verantwortung. Ausserdem haben die Nazis, die wohl wissen wie die Gewichte verteilt sind, andere und bekenntnishaftere Anforderungen an sie gestellt. Aber auch hier lassen sich wesentliche Unterscheidungen machen.
Man könnte - generalisierend - die Künstler und "Geistigen" des Dritten Reichs ungefähr in ein charakterologisches Schema von vier Gruppen einteilen:
1. Aktive Nazis und böswillige Mitläufer. Unter böswilligen Mitläufern würde ich solche verstehen, die gegen ihre Überzeugung und ihr besseres Wissen sich den Nazis angeschmissen und für sie gearbeitet haben, bis zur Denunziation und Gefährdung anderer.
2. Gutgläubige Mitläufer, die sich dem Nazi-Zauber nicht entziehen konnten, oder Solche denen die Nazi's ihre berufliche "Chance" gegeben haben, die aber trotzdem versuchten, persönlich anständig zu bleiben.
3. Indifferente und Hilflose, die ihres Berufs und ihrer Existenz wegen dableiben und das Maul halten mussten, ohne über die äusserlichen "Pflichten" hinaus mitzumachen. Zu dieser Gruppe gehört vermutlich die Mehrheit der Schauspieler.
4. Die bewussten Träger des inneren Widerstands, - Solche, die ihre Mission darin sahen, dazubleiben und den Versuch zu machen, gewisse Werte des deutschen Kulturlebens durch die Nazizeit hindurch zu retten oder möglichst intakt zu erhalten, - und Solche, die ihre Position dazu benutzten, zu helfen, auszugleichen und all Denen den Rücken zu stärken, die "auf den Tag" warten.
Die Zahl dieser Persönlichkeiten ist vielleicht nicht sehr gross, aber sie können nicht hoch genug eingeschätzt werden, und sie mögen für die Zukunft besonders wichtig sein. Es ist unsere Aufgabe, sie vor den Missverständnissen durch ein engstirniges und fanatisches Schema zu bewahren, das alle Leute, die unter den Nazis weitergearbeitet haben oder gar Positionen bekamen, in den selben Topf schmeisst.
Soweit Zuckmayer.Es gibt dann noch kompliziertere Einzelfälle, die in keine Einteilung passen. Hierher gehören die "Heimkehrer" - die schon einmal emigriert waren und zurück gegangen sind. Man kann auch das nicht generalisieren.