Der Halfmannshof von 1933 bis 1945

Werke, Ausstellungen, Künstler, Bewohner und Geschichte der 1931 gegründeten Künstlersiedlung Halfmannshof

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Der Halfmannshof von 1933 bis 1945

Beitrag von Verwaltung »

Durch die Beschäftigung mit dem (geklauten) bronzenen Eselchen des Halfmannshöfer Bildhauers Nietsch fiel uns eine Lücke in der "Biografie" des Halfmannshofes auf.
Die Zeit von 1933 bis 1945 wird verschwiegen.

In diesem Blog eines so genannten "Weltkindes" werden Vorwürfe erhoben, z.B. dass es einige ernsthafte Verstrickungen von Halfmansshöfer Künstlern in das Nazi-System gegeben habe. Weiterhin beklagt "Weltkind" das Schweigen der Politik, Verwaltung und des Institutes für Stadtgeschichte zu diesem Thema.
Die WAZ Lokalpresse käme auch nicht ihrer Pflicht nach.

Das Thema "Halfmannshof und der Nationalsozialismus" ist also so oder so auch auf den Gelsenkirchener Geschichten nun vorhanden, siehe hier.

Wir möchten zu Beginn einige Sätze aus dem Zuckmayer Buch "Geheimreport" Wallensteinverlag ISBN 3-89244-599-0 zu dem Thema zitieren.
Zuckmayer hat dort ohne pauschale Verdammung Berichte über in Deutschland verbliebene Künstler während der Nazizeit verfasst und diese in Kategorien eingeordnet.
Natürlich kam als weitere Verlockung hinzu der reiche und glänzende Aufwand, den die Nazis für die äussere Erhaltung ihres Theaterlebens machten, und die organisatorische Geschicklichkeit, mit der sie - auf Gottweisswessen Kosten -ihre Bühnen zu subventionieren verstanden.
Im grossen Ganzen glaube ich, dass die meisten Schauspieler, die im Dritten Reich wirken und sogar Positionen einnehmen, nicht im politischen, oder im kriminellen Sinn, als "Nazi's" bezeichnet werden können. Natürlich kamen hier wie überall die echten, die fanatischen, die bösartigen und unverbesserlichen Nazis aus den Reihen der Zweitrangigen, der Neidischen, der Verbitterten, der Charlatane, die mehr darstellen wollen als sie sind und können. Man hat ja mit Recht im Theaterjargon die ganze Nazibewegung als die Revolution der Statisten bezeichnet
.
Aber in vielen Fällen weicht meine charakterologische Auffassung der einzelnen Personen vom allgemeinen Antinazischema ab. So halte ich zum Beispiel sogar Gustav Gründgens nicht für den abgründigen Bösewicht, als den ihn die Enttäuschung seiner früheren Freunde sieht (obwohl der Spitzname 'Lackschuh Satan', den die Bühnenarbeiter für ihn erfanden, ein amüsanter Treffer ist). Die Brillanz einer hochbegabten Spielernatur, auf dem Theater wie im Leben auf "grand jeu" eingestellt, kann, besonders unter solch labilen und schwankenden Verhältnissen, nach zwei Seiten wirken.
Für Dichter und Schriftsteller, Journalisten, Verleger, (denen - soweit uns bekannt - ein besonderes Kapitel zu widmen ist, und vermutlich ein wichtigeres), - liegt der Fall etwas anders. Mit dem Mittel der Sprache wächst die Verantwortung. Ausserdem haben die Nazis, die wohl wissen wie die Gewichte verteilt sind, andere und bekenntnishaftere Anforderungen an sie gestellt. Aber auch hier lassen sich wesentliche Unterscheidungen machen.
Man könnte - generalisierend - die Künstler und "Geistigen" des Dritten Reichs ungefähr in ein charakterologisches Schema von vier Gruppen einteilen
:
1. Aktive Nazis und böswillige Mitläufer. Unter böswilligen Mitläufern würde ich solche verstehen, die gegen ihre Überzeugung und ihr besseres Wissen sich den Nazis angeschmissen und für sie gearbeitet haben, bis zur Denunziation und Gefährdung anderer.
2. Gutgläubige Mitläufer, die sich dem Nazi-Zauber nicht entziehen konnten, oder Solche denen die Nazi's ihre berufliche "Chance" gegeben haben, die aber trotzdem versuchten, persönlich anständig zu bleiben.
3. Indifferente und Hilflose, die ihres Berufs und ihrer Existenz wegen dableiben und das Maul halten mussten, ohne über die äusserlichen "Pflichten" hinaus mitzumachen. Zu dieser Gruppe gehört vermutlich die Mehrheit der Schauspieler.
4. Die bewussten Träger des inneren Widerstands, - Solche, die ihre Mission darin sahen, dazubleiben und den Versuch zu machen, gewisse Werte des deutschen Kulturlebens durch die Nazizeit hindurch zu retten oder möglichst intakt zu erhalten, - und Solche, die ihre Position dazu benutzten, zu helfen, auszugleichen und all Denen den Rücken zu stärken, die "auf den Tag" warten.
Die Zahl dieser Persönlichkeiten ist vielleicht nicht sehr gross, aber sie können nicht hoch genug eingeschätzt werden, und sie mögen für die Zukunft besonders wichtig sein. Es ist unsere Aufgabe, sie vor den Missverständnissen durch ein engstirniges und fanatisches Schema zu bewahren, das alle Leute, die unter den Nazis weitergearbeitet haben oder gar Positionen bekamen, in den selben Topf schmeisst
.
Es gibt dann noch kompliziertere Einzelfälle, die in keine Einteilung passen. Hierher gehören die "Heimkehrer" - die schon einmal emigriert waren und zurück gegangen sind. Man kann auch das nicht generalisieren.
Soweit Zuckmayer.

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Beitrag von Verwaltung »

In diesem Sinne hoffen wir, vielleicht einiges im Laufe der Zeit über die damaligen Akteure zusammen zu bringen.
Wir bitten alle, von vorschnellen Be- und Verurteilungen abzusehen.
Die von "Weltkind" aufgeworfenen Fragen sollen und müssen aber gestellt werden.
Wir sind gespannt.
Halmannshof-Internetseite hat geschrieben:Die Geschichte der Künstlersiedlung Halfmannshof

Im Jahre 1931 beschloß die Stadt Gelsenkirchen, den 1928 vom Bauern Halfmann gekauften Bauernhof in eine Künstlersiedlung umzuwandeln.

Der Sozialdezernent Dr. Wendenburg war mit dem Maler Joseph Ahrens befreundet, der in einem Gymnasium auf dem Dachboden wohnte und dringend eine Wohnung und ein Atelier brauchte.

Ahrens kannte wiederum Künstler aus Bereichen wie Bildhauerei, Textilgestaltung, Architektur, Literatur, die in ähnlichen Situationen lebten und arbeiteten.
Zusammen mit dem Bildhauer Hubert Nietsch, den Architekten Ludwig Schwickert und Otto Prinz, und dem Graphiker Ferdinand Mindt begann 1931 das künstlerische Leben in dem ehemaligen Bauernanwesen.
1932 zogen die Kunstweberinnen Berta Obertüschen, die spätere Ehefrau von Ahrens, und Elisabeth Pieper sowie die Modezeichnerin Elli Lindner in die Remise ein
1935 kam der Schriftsteller und Puppenspieler Heinrich Maria Denneborg und der Goldschmied Willi Spürkel dazu.
1936 bezog der Kunstbuchbinder Heinz Klein die schon 1934 von den Weberinnen geräumte Remise.
1937 eröffnete Karl Schmitz-Hohenschutz seine Keramik-Werkstatt, und der Grafiker Wilhelm Nengelken übernahm das Atelier von Ferdinand Mindt, der 1934 ausgeschieden war.
1938 kam der Kunstschmied Erich Friedemann Werner zur Künstlerschaft dazu, sowie Wilhelm Schröder, der Steinmetzmeister, der das neu erbaute Fachwerkhaus bezog. Diese Künstlergemeinschaft gründete 1945 die Künstlersiedlung Halfmannshof e.V., mit dem Werkzeichen ....
zur Erinnerung an das alte Bauernhaus des Hugo Halfmann, welches den Hahn im Deelenbalken über dem Deelentor als Zeichen hatte.
Die Siedlung wurde 1931 gegründet in einer Zeit, als es noch nicht selbstverständlich war, daß in einer Arbeiter-Region auch künstlerische Aktivitäten in dieser Form geduldet wurden.
Das deutsche Bauhaus war mit seiner Idee - alle Künstler unter einem Dach - Gedankenträger und Vorbild, hier in unserer Region vermehrt künstlerische Wirkungsstätten anzusiedeln.
In Gelsenkirchen ist es den damaligen Verantwortlichen aus Rat und Verwaltung gelungen, die bis heute bestehende Künstlersiedlung zu gründen. Somit gehört die Künstlersiedlung Halfmannshof zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.
Es war sicher gut, dass von Beginn an darauf geachtet wurde, daß aus jeder Sparte nur ein Künstler auf dem Hof leben sollte. Neben aller Toleranz dem Kollegen gegenüber wurde dadurch ein Konkurrenzdenken weitgehend ausgeschlossen. So lebt der Kunsthandwerker neben dem Designer und dem freien Künstler. So wie die einzelnen Werkbereiche unterschiedlich sind, unterscheidet sich auch der jeweilige Sprachschatz. Daß hierbei verschiedene Auffassungen entstehen und vertreten werden, ist selbstverständlich.
Die Zugehörigkeit zum Halfmannshof bedeutet zugleich, daß man in einem wunderbaren Umfeld die Möglichkeit hat, zu arbeiten und seine Ideen umzusetzen.
Die Öffentlichkeit kann daran teilnehmen, denn neben Ausstellungen von Künstlern und Künstlergruppen werden zu jeder Jahreszeit auch Führungen durch die Ateliers angeboten. Aller hierfür anfallenden Aufgaben werden von den Mitgliedern übernommen.
(Wolfgang Prager)

Kunst im Halfmannshof;

Der Halfmannshof in Gelsenkirchen: In den 60er und 70er Jahren ein Zentrum der bildenden Kunst mitten im Ruhrgebiet. Nach der Konzeption des Künstlers Ferdinand Spindel (SchaumstoffObjekte) sollten "Neue Tendenzen in der Bildenden Kunst" erstmals im Halfmannshof ausgestellt werden.
Der Erfolg: Mack, Piene, Uecker, Le Parc, Megert, Ives Klein, rickey, Morellet, die jungen Holländer von Bonies bis Struycken, aber auch "neue Tendenz jugoslawien", "bern 66", die Gruppe Zero ...
Ende der 80er Jahre, in Anlehnung an die Jubiläen zu "150 Jahre Fotografie", zeigte der Halfmannshof zusammen mit dem Museum und anderen Gelsenkirchener Einrichtungen u. a. eine Stankowski-Ausstellung. In den 90er Jahren wurden die "neuen tendenzen" fort gesetzt (B1, Aulehla, Hupe, Platz, van Bebber).

Einige, die heute Klassiker im Bereich der Kunst sind, haben ihre ersten Ausstellungen im Halfmannshof gezeigt.
Quelle: http://www.kuenstlersiedlung.de/

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Beitrag von Verwaltung »

Oberbürgermeister Frank Baranowski am 10.09.2006 hat geschrieben:75 Jahre Jahre Halfmannshof

Mit 75 Jahren, da ist ein Mensch von Natur aus nicht mehr ganz so spritzig, wie mit 30. Mit 75 Jahren zieht es schon einmal hier und zwackt dort. Manches fällt dann schwerer, als noch einige wenige Jahre zuvor.
Von solchen Alterserscheinungen kann beim Halfmannshof keine Rede sein! Das wird in dieser Jubiläumswoche besonders durch die internationale Bildhauerwerkstatt deutlich. 5 Künstler aus Partnerstädten von Gelsenkirchen waren in der letzten Woche hier zu Gast und wir können inzwischen ihre Werke bewundern, die in dieser Zeit zum Thema „Partnerschaft - gemeinsame Vielfalt“ entstanden sind.
Meine Damen und Herren,
der Halfmannshof hat als eine der ältesten Künstlersiedlungen in Deutschland bereits eine lange Geschichte. Und es erfüllt mich und viele Gelsenkirchener mit Stolz, dass Namen von berühmten Künstlern wie Uecker und Stankowski, aber auch Spindel, Tollmann und Gräsel damit verbunden sind.
Aber die Künstlersiedlung ist nicht nur Geschichte. Die Halfmannshöfer Künstler sind in Gelsenkirchen eine Institution. Und das internationale Symposion ist für mich Ausdruck der Vitalität des Halfmannshofes. Ich wünsche mir sehr, dass weitere Projekte hier entstehen. Denn wir haben mit dem Halfmannshof einen einmaligen Ort, der Künstlern ideale Arbeitsbedingungen bietet.
Die Kreativen im Halfmannshof haben die internationale Bildhauerwerkstatt bereits mit dem Großereignis „Kulturhauptstadt Europas“ im Jahr 2010 in Verbindung gesetzt. Und ich finde es ganz wichtig, dass Gelsenkirchen dabei eine bedeutende Rolle spielt.
Das Potenzial ist da. Der Halfmannshof, die Einrichtungen auf dem Consol-Gelände, das Musiktheater und viele andere Institutionen und Gruppen können sich dabei einbringen – und ich bitte in diesem feierlichen Moment ganz ausdrücklich darum: machen Sie mit. Entwickeln Sie Ideen, kommen Sie auf uns zu, damit wir erneut ein so schönes Großereignis feiern können, wie die Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr.
Die Projekte, die 2010 für das Ruhrgebiet stehen sollen, müssen auch von den Bürgerinnen und Bürgern kommen, von ihnen getragen werden. Die Projekte sollen von den Künstlern aus gehen, von Vereinen, von Institutionen wie dem Halfmannshof. Denn wir wollen keine Nabelschau der überregionalen Kunstszene. Wir wollen zeigen, was wir können, was für Kreativität hier vor Ort vorhanden ist. Denn wir wollen unsere Region vorstellen und nicht nur ein Austragungsort eines internationalen Großereignisses sein.
Und der Halfmannshof ist – wie auch das Musiktheater – tatsächlich ein Beispiel für die kulturelle Identität der Region. Ein Beispiel für die lange Tradition bildender Kunst im Ruhrgebiet, die in der Arbeiterregion bewusst gefördert wurde.
Deshalb können wir heute mit Stolz auf die Künstlersiedlung blicken und in dem Bewusstsein, mit dem Halfmannshof etwas ganz Besonderes in Gelsenkirchen zu haben. Ich hoffe mit Ihnen, dass uns diese außergewöhnliche Künstlersiedlung noch lange erhalten bleibt und von ihr auch in Zukunft Impulse für die Kunstszene und die gesamte Gesellschaft ausgehen.
Glück auf
!
Quelle: http://oberbuergermeister.gelsenkirchen ... 092006.asp


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rm
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Beitrag von rm »

Watt meint denn der OB mit "Einrichtungen auf dem Consol-Gelände"? Den Supermarkt oder watt?
Giptett da mehr als datt Consoltheater?
Oder wollte er datt bloß nich beim Namen nennen, damit ett nich kommt und nach Geld fracht?

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Pedro Cigar
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Beitrag von Pedro Cigar »

rm hat geschrieben:Watt meint denn der OB mit "Einrichtungen auf dem Consol-Gelände"? Den Supermarkt oder watt?
Giptett da mehr als datt Consoltheater?
Oder wollte er datt bloß nich beim Namen nennen, damit ett nich kommt und nach Geld fracht?
Ja!! Consol 4 Proberäume für Musiker

http://www.consol4.de/

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Halfmannshof - Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Aus Christoph Schmidt, "Nationalsozialistische Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord. Regionale Strukturen und lokale Mileus (1933-1945):
Die Künstlersiedlung Halfmannshof

(...) Die kommunalen Versuche, professionelle Künstler zu fördern und finanziell zu unterstützen, konzentrierten sich zwischen 1933 und 1945 auf die Künstlersiedlung Halfmannshof. Der verlassene Halfmannshof in Ückendorf war 1926 von der Stadt erworben worden, und fünf Jahre später wurden die Gebäude Künstlern als Wohn- und Arbeitsstätten zur Verfügung gestellt. Die Initiative zu dieser Einrichtung ging städtischerseits vom Sozialdezernenten Dr. Wendenburg aus, von Seiten der Künstlerschaft vom Maler Josef Arens. Vorbild für die Künstlersiedlung dürfte (wie Knorr zu Recht bemerkt) das Bauhaus gewesen sein, wenngleich der Halfmannshof
wesentlich bescheidener dimensioniert war.

Mehreren Künstlern verschiedener Arbeitsbereiche bot die Stadt hier ein Domizil zum Wohnen und Arbeiten. Neben Josef Arens lebten vor 1945 hier noch die Keramiker Carl-Bernhard und Karl Schmitz-Hohenschutz, der Maler Wilhelm Nengelken, die Bildhauer Hubert Nietsch und Wilhelm Schröder, der Schriftsteller und Puppenspieler Heinrich Maria Denneborg, die Architekten Ludwig Schwickert, Otto Prinz und Ferdinand Mindt, die Kunstschmiede Wilhelm Spürgel und Erich Friedemann Werner.

Im Hinblick auf den Halfmannshof beschränkte sich das kulturpolitische Engagement der Stadt vornehmlich auf die Bereitstellung der Lokalitäten als Arbeitsgrundlage. Besondere Ausstellungen oder Aktionen um die Künstlersiedlung hat es vor 1933 wie im Dritten Reich nur selten gegeben, auch wenn einige der im
Halfmannshof arbeitenden Künstler häufig in städtischen Einzel- oder Sammelausstelungen vertreten waren.

Bezeichnenderweise fanden sich die städtischen Auslagen für die Künstlerstipendien im jährlichen Haushaltsplan auch nicht unter dem Dach des Kulturhaushaltes, sondern lediglich im Ressort der Gebäudeverwaltung.

Knorr weist zu Recht daraufhin, dass eine detaillierte Untersuchung zur Rolle des Halfmannshofes und seiner Bewohner im Nationalsozialismus noch aussteht und begründet dies mit den offensichtlichen Verdrängungsmechanismen der Nachkriegszeit. Trotzdem kommt er zu dem Schluss, dass gerade die Künstlersiedlung eine herausgehobene Bedeutung im Rahmen der lokalen Kulturpropaganda eingenommen habe: "Der nationalsozialistische Staat schmückte sich mit dem Aushängeschild Halfmannshof, und Kultur- und Parteigrößen
Gelsenkirchens erkannten die Möglichkeit, mit dem Halfmannshof zu renommieren, zumal er und seine Künstler in der Region und darüber hinaus bekannt waren. Viel hatte man in Gelsenkirchen an Kultur nicht vorzuweisen.

Ob man diesem Urteil zustimmen kann, ist allerdings fragwürdig, denn die Künstlersiedlung Halfmannshof, die ja bereits vor 1933 gegründet worden war, stand zu keiner Zeit des Dritten Reichs im Mittelpunkt einer lokalpolitischen Kulturpropaganda. Im Gegenteil: Geht man davon aus, dass die Siedlung tatsächlich (wie Knorr angibt) von überregionalem Renommee war, dann ist die propagandistische Zurückhaltung der Nationalsozialisten in den heute noch zugänglichen Quellen regelrecht auffällig. Die Gründe hierfür dürften allerdings recht banal gewesen sein und habe wohl nichts mit politischer Zurückhaltung oder gar einer gewissen Resistenz der Stipendiaten gegen das System zu tun.

Der Halfmannshof war einfach keine nationalsozialistische Einrichtung (wie das Stadttheater oder das stadteigene Orchester), und er war sicher auch keine Institution großer Öffentlichkeitswirksamkeit.

Dass die Bewohner des Hofes in das nationalsozialistische Kultursystem in Gelsenkirchen integriert waren, steht allerdings außer Zweifel. Inwieweit die einzelnen Stipendiaten sich anpassten, vom Nationalsozialismus profitierten, Mittäter wurden oder Widerstand leisteten, bliebe für den Einzelfall noch näher zu untersuchen und im Hinblick auf lokale wie überregionale Hintergründe zu analysieren und zu kontrastieren - eine Aufgabe, die angesichts der lückenhaften Quellenlage zum Gesamtkomplex "Halfmannshof" allerdings nur schwer zu lösen
sein dürfte.

Babapapa
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Beitrag von Babapapa »

Halfmannshof: Künstler und Förderverein auf Distanz
Gelsenkirchen, 08.05.2008, loc

Der Halfmannshöfer Künstler Pedro Malinowski hat sich öffentlich von den Aussagen des Sprechers der Siedlung, Helmut Kloth, distanziert.

„Die Äußerungen von Herrn Kloth sind seine private Meinung und repräsentieren weder die offizielle Stellung des Hofes noch die meine”, sagte der Fotograf zur WAZ. Und auch der Förderverein der Künstersiedlung geht (indirekt) auf Distanz zum Sprecher. Wie berichtet, hatte Kloth sich in Zusammenhang mit der Diskussion über den in der NS-Zeit aktiven Halfsmannshöfer Bildhauer Hubert Nietsch dagegen ausgesprochen, die Geschichte der Siedlung zwischen 1933 bis 1945 aufarbeiten und durchleuchten zu lassen. Das passe nicht in die Linie, man sei zukunftsgewandt, so Kloths Begründung gegenüber der WAZ. Er habe schon mehrfach Kloth auf dieses Thema angesprochen, sei aber stets abgeblockt worden, so der seit 2000 in der Siedlung ansässige Malinowski. Er werde nun einen erneuten Vorstoß machen. „Dieses Thema muss bearbeitet werden. Wir müssen Transparenz herstellen und wissen, was damals passiert ist”, sagt der gebürtige Chilene. Zu Wort meldete sich gestern auch der Förderverein der Künstersiedlung. Eine Aussage, wonach man die Vergangenheit ruhen lassen solle und ein Blick zurück nicht in die Linie passe, stünden den Forderintentionen des Vereins „konträr entgegen”, so der Vorsitzende Albert Ude. Es werde nun „zeitnah erforderlich, dass der Hof, der sich in dieser aktuell eröffneten Auseinandersetzung in die Defensive gebracht hat, eine gültige Positionierung formuliert”. Und: Möglicherweise sei der Sprecher des Hofes bei der Anfrage der WAZ „zeitlich und organisatorisch” nicht imstande, ein Meinungsbild abzufragen. Jenseits der internen Diskussion auf dem Halfmannshof ist ein Vorgang des Jahres 1939 inzwischen belegt: Hubert Nietsch ist laut Verwaltungsblatt der Stadt Gelsenkirchen vom 10.10. 1939 von den Nazis in den damals fünfköpfigen Gelsenkirchener Kulturbeirat berufen worden. loc
Quelle[/url]

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