Tun wir das Richtige? Unser Verhältnis zu Hubert Nietsch ...

[pito]

• <table bgcolor="#ffffff" cellpadding="5"><tr><td>Einschub von Verwaltung:
  
  Die Gelsenkirchener Geschichten denken darüber nach, die von Hubert Nietsch geschaffene Skulptur "Der Lachende" aus dem ehemaligen Landschulheim Lieberhausen zurück nach GE zu holen, weil viele Gelsenkirchener mit dieser Figur schöne Ferien-Erinnerungen verbinden. Im Laufe der Vorbereitungen stießen wir jedoch auf Unklarheiten, was Hubert Nietschs Rolle während der Nazi-Zeit anbetrifft. Hier diskutieren wir darüber.</div></td></tr></table>

Die von weltkind wiedergegebene Info, dass Nietsch zur Nazizeit im Kulturausschuss der Stadt saß, stammt aus diesem Buch: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... php?t=2928

Obwohl ich in solchen Punkten keinesfalls zu Panik neige, müsste man doch mal über unser Verhältnis zu diesem Mann diskutieren.

Er war eindeutig bei den Nazis involviert (siehe auch "Junger Mann mit Hammer"). Andererseits präsentiert die Stadt gleich zwei seiner Arbeiten vor dem Rathaus in Buer. Von dieser Seite her scheint man das in Ordnung zu finden. Nietsch hat Nazisachen gemacht. Aber auch so wunderbare Sachen wie das Eselchen und den Lachenden. Und vor allem letzterer hat überhaupt nichts dem Nazi-Deutschen zu tun.

Mir persönlich liegt es eigentlich fern, ihn zu verdammen, schon allein, weil es im Dritten Reich jede Art von Abstufung gab und man es sich mit einem Urteil wirklich nicht zu leicht machen sollte. Aber eine mögliche Schlagzeile: "Geschichten huldigen Nazikünstler" wäre auch nicht wünschenswert.

Wie seht ihr das?

[Benzin-Depot]

Auch ich bin kürzlich bei meiner Google Suche auf dieses

http://books.google.de/books?id=EAbWoaBnAhMC
Werk gestoßen.

Man sollte sich immer mit der Vergangenheit kritisch auseinandersetzen.
Nix verharmlosen oder beschönigen, aber hier fängt natürlich auch das Problem an.

Da gibt es den berühmten Satz mit der Autobahn.
Ich kann und will natürlich einen Kunstgegenstand z.B. nicht mit einer der heute noch benutzten Autobahnen vergleichen. Denn dieser Vergleich würde in mehrfacher Hinsicht nicht stimmen.
(Bekanntlich wurde die in den 20ern als "HaFraBa" geplante Bahn, nur durch die Propaganda als Erfindung der Nationalsozialisten dagestellt.)

Ein Kunstwerk ist natürlich auch immer mit seinem Künstler verbunden, doch bisher ist auch niemand auf die Idee gekommen, die Kunst an den Sakralbauten zu kritisieren, an denen Nietsch beteiligt gewesen ist.

Gerne würde ich deshalb den "Kopp" vorwiegend auf seinen "Zweck" als heiteres, steinernes Erscheinungsbild reduzieren. Die Skulptur soll hier in ihrer Funktion als Erinnerungstück von angenehmen Landschulheimaufenthalten dienen.

Nachdem viele Gelsenkirchener sich jahrelang in Lieberhausen an der Skulptur erfreut haben, sollte sie hier den gleichen Zweck erfüllen.

[Josel]

Im Blog von Weltkind wird auf Nietsch's Nazivergangenheit besonders gepocht:

http://theruhr.blogspot.com/2007/12/bra ... r-wie.html

WICHTIG !!!

Nachdem ich den verlinkten Text vom "Weltkind" gelesen habe, würde ich gern ein paar Dinge feststellen:

1. Die furchtbare Polemik, mit der das Weltkind in selbsterhöhender Weise über ihre Gelsenkirchener Mitbürger herziehen zu können meint, ist unerträglich. Insbesondere die Art und Weise, wie die Autorin die Mitarbeiter von Gelsengrün beschreibt, ist einfach ungehörig und verletzt zumindest die Grenzen des guten Geschmacks. Schlichtweg widerlich finde ich es zudem, wenn das Weltkind sich ausgerechnet noch bei den GG - und damit bei uns - einschleimt, denn wir sind genau die grauen, tumben Hurkatoren, die das Weltkind überall in GE zu treffen meint (und die das HSH hochleben lassen).

2. Als hier im Forum die Idee aufkam, den Lieberhausener Kopp als Ersatz für das gestohlene Eselchen nach GE zu holen, hat wohl niemand gewusst, dass beide Skulputeren von Nietsch stammen. Erst recht hat niemand geahnt, dass Nietsch eine braune Vergangenheit nachgesagt wird. Jedenfalls mir ging das so. Ich habe bis vergangen Samstag, als dieser Thread hier auftauchte, noch nie was von Nietsch gehört.

3. Ich weiss bis heute nicht, was an den Vorwürfen von Weltkind gegenüber Nietsch dran ist. Trotzdem bin ich der Auffassung, dass wir vor dem Hintergrund dieser Entwicklung den Kopp in Lieberhausen lassen müssen. Denn es würde immer wieder selbsternannte Aufklärer geben, die genau nach Art des Weltkindes darüber berichten werden, wie die GG bewusst (!) einen braunen Kopp nach GE holten. So funktioniert nicht nur Weltkinds Blog, sondern auch die meisten Maganzinsendungen im TV. Ob die Vorwürfe beweisbar sind, interessiert niemanden. Und das haben wir hier einfach nicht nötig.

4. Es tut mir vor allem für Detlef leid, der sich in die Geschichte persönlich sehr reingehängt hat.

5. Ich würde mich freuen, wenn LOC - falls er wirklich an dieser Geschichte Interesse hat - auch diese Aspekte berücksichtigt.

Falls ihr das alles anders beurteilt, ist das natürlich Euer gutes Recht. Ich spreche mich hier jedoch nochmal deutlich dafür aus, den Kopp vor dem Hintergrund des Weltkind-Journalismus in Lieberhausen vergammeln zu lassen und bin dagegen, dass die GG in dieser Hinsicht noch irgendwas unternehmen.

J.

[Josel]

Natürlich können wir dem naheliegenden Eindruck bei der Rückbürgerung des Kopps entgegentreten, wie Heinz das offenbar vorschwebt. Aber haben wir dazu die Lust und Muße? Gibts nichts Wichtigeres? In zehn Jahren kommt wieder jemand wie das Weltkind und wird über die GG genauso polemisch herziehen wie es das Weltkind heute über die Stadtverwaltung der 50er und 60er tut, die Nietsch beauftragte.

J.

[Heinz]

Lese gerade erst richtig Josels Beitrag.

Müssen wir noch mal drüber reden...

[axel O]

....würde mich wirklich interessieren, was da angeblich in den Zeitungsarchiven zu finden ist....

Und nicht vergessen: immer mal wieder Georg Kreisler hoeren.....

[Ego-Uecke]

Ich mag mich Josels Meinung in dem Punkt, den Kopp in Lieberhausen zu lassen, (noch?) nicht anschließen. Im Blick auf das Weltkind stimme ich ihm voll zu.

In Sachen Nietsch: Was wissen wir wirklich über diesen Menschen? An welchen menschenverachtenden Aktionen der Nazis war er beteiligt? Was hat unterstützt und gefördert? - Ich weiß es nicht, vielleicht habe ich auch nicht lange genug gesucht oder gelesen. Was ich bisher weiß, überzeugt mich nicht. Wo finde ich etwas über die Schandtaten des Herrn Nietsch?

Und wenn er "nur" Aufträge von "Nazi-Oberen" angenommen und ausgeführt hat? Um seinem Beruf nachzugehen? Um sich und seine Familie zu erhalten? Um der Künstlersiedlung nicht zu schaden? Welche Möglichkeiten hätte er gehabt, wenn er die Aufträge abgelehnt hätte? Kann man von Jedem der damaligen Zeit fordern, stark genug zu sein, um den "Herren" zu widersprechen?

Für mich überwiegen neben diesen theoretischen Problemen viel mehr die sachlichen Probleme:
Wie kriegen wir den Grinsekopp nach Gelsenkirchen? Wo darf er aufgestellt werden? Was ist mit den "Ewigkeitskosten"?

Ich bin kein Nazianhänger, werde es nie sein, dieses Gedankengut ist mir total fremd. Ich bin froh, nach 1945 geboren zu sein, nicht in der DDR gelebt zu haben, sondern nur dem Unvermögen deutscher Politiker ausgesetzt gewesen zu sein.

[Detlef Aghte]

wer ist denn Weltkind
detlef

[Heinz]

wer ist denn Weltkind
detlef

Eine Bloggerin, die wir hier öfter schon zitiert haben.

[Benzin-Depot]

@all:

Nachdem hier relativ wenig Stellung zu diesem unangenehmen, neu aufgetauchtem Thema bezogen wurde, hier noch einmal meine Nachfrage:

Wie stehen wir nun zu Nietsch ? Ich habe meine Meinung geäußert und stehe dazu.

Josel hat unmißverständlich klar gemacht, er wolle mit der Aktion aus näher bez. Gründen, nicht mehr zu tun haben ! Siehe hier :
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 2753#52753


So, das war das eine !

Zum anderen :

"loc" von der WAZ hatte für morgen einen großen Bericht über unsere Rückholaktion geplant.

Aufgrund des Appells von Josel hat er mir nun seine Zweifel mitgeteilt und möchte wissen, wie wir anderen nun dazu stehen !

Es gäbe eventuell Anzeichen dafür, dass Nietsch weiter in die NS Ideologie verstrickt sei als wir bisher annahmen.

Ich möchte EURE Meinung dazu hören

Ob es für uns auch Gründe geben könnte, auf die Aktion zu verzichten ?


Ich habe noch einmal unsere guten Absichten erklärt :
Unser Tenor : der Künstler sollte eigentlich keine Belastung für die Skulptur sein. Der steinerne "Kopp" ist frei von braunem Gedankengut und soll u.a. der Erinnerung an Aufenthalte im GE-Landschulheim Lieberhausen dienen.
Die Aktion müßte eigentlich gut aufgenommen werden !


aber es gibt auch für eine Grenze !
Wir wollen natürlich nicht dazu beitragen, ein nationalsozialistisch belastetes Relikt nach GE zu holen.

Leute kommt mal in die Pötte, was sagen wir der WAZ ?

[Benzin-Depot]

Wir müssen aber jetzt tatsächlich noch mal nachdenken.. da wird offensichtlich einiges losgetreten werden..

...scheint ein Drahtseilakt zu werden....

[Babapapa]

was deutete denn michael klaus in seinem interview an?

der halfmannshof als NS-adlerschmiede im 3. reich? gut, mittlerweile sind die meisten flattermänner wieder eingeschmolzen, doch wenn eselchen und vogel aus den gleichen materialien gegossen wurden, ist die verbindung offensichtlich.

mir persönlich macht das nichts, doch wenn ich die reaktionen hier im forum über andere themen hier zum maßstab nehme, mögen gutgeglaubte aktionen durchaus unter einem anderen licht erscheinen. (?)

[Heinz]

mir persönlich macht das nichts, doch wenn ich die reaktionen hier im forum über andere themen hier zum maßstab nehme, mögen gutgeglaubte aktionen durchaus unter einem anderen licht erscheinen. (?)

Tipp - was ist gemeint?

Ich finde immer noch, dass wir das gut koppeln könnten - die Figur entladen von dem Nazi-Kram und die Diskussion um NS-Halfmannshof lostreten!

Denkt immer dran, dass wir mindestens 4 Stellen der Stadt "befreien" müssten von Nietsch Figuren, die hier rumstehen.

[Heinz O.]

Denkt immer dran, dass wir mindestens 4 Stellen der Stadt "befreien" müssten von Nietsch Figuren, die hier rumstehen.

weiß jemand wie die Stadt zu Nietsch steht ?
hat man beim Aufstellen (bzw.hängen) nicht darüber nachgedacht ?oder war die Vergangenheit egal ? Ist man vielleicht sogar Stolz auf den Künstler ?
Oder lassen wir uns hier einfach nur verunsichern von der Meinung einer Person,die offensichtlich einen Stein ins Rollen gebracht hat?
das sind alles Fragen,die ich mir hier beim Lesen gestellt habe.

Klar, wenn man den Kopp hierher holt, und dann erzählt wer und was dieser Nietsch gewesen sein soll, dann .............ja, was dann ?????????????

oder sollten wir dann nur stolz drauf sein,das wir den Kopp nach GE zurückgeholt haben ?

Na ja: viel zu viele Fragezeichen in meinen Beitrag.

[Heinz]

Ich habe gehört, dass die Stadt intensiv prüft! Ernsthaft, echt und richtig. Da wird was kommen.
Seit dem Zug der Erinnerung sind die wach - aber sicher ist wohl auch, dass bisher nicht wirklich viel aufgearbeitet wurde in dem Bereich.