Womit habt ihr früher euer Taschengeld aufgebessert?

Kindheit und Kinder in verschiedenen Epochen

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Anthro hat geschrieben: Bei mir gegenüber gabs die Heißmangel Adolf Helmer. Ich hatte keinen regelmäßigen Job, aber ab und zu hat er mich von der Straße weg geholt, Wäsche austragen. Er selber hatte wohl keine Lust dazu.
Die Wäsche in (Weide-)Körben mußte an den Mann/die Frau gebracht werden, meist im Umfeld von wenigen hundert Metern. Wenn der Korb besonders schwer war oder zwei Körbe an benachbarte Adressen zu bringen waren, wurde mit dem Bollerwagen ausgefahren, sonst mußte der Korb geschleppt werden. Und es mußte kassiert werden. Dann gabs oft Trinkgeld, 30 bis 50 Pfennige. Und von Adolf Helmer bekam ich pro Korb auch nochmal 50 Pfennig.
Einmal ging die Haustür, an die ich den Korb gequetscht hatte um eine Hand zum Klingeln frei zu haben, besonders schnell auf und die ganze Wäsche fiel in den Hausflur. Das war mir extrem unangenehm. Aber ein Trinkgeld habe ich doch bekommen.

Einmal sollte ich beim Mangeln helfen.
Hier arbeitet eine Löhe-Heißmangel
*
Die dampfende heiße Maschine war mir aber unheimlich. Ich hatte Sorge, mir die Finger zu verbrennen. Es blieb bei einem einzigen Versuch.[...]

*Benzi, da hast du doch bestimmt ein Bild von.
nicht direkt. Ich weiss aber, wo davon ein Bild zu finden ist :wink:

http://www.eichwaelder.de/Altes/loehe02.JPG
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

malimart
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Beitrag von malimart »

es gab damals in 50er Jahren einige Möglichkeiten etwas Geld zu bekommen.
Taschengeld gab es nicht. Also musste man selbst tätig werden.

Wir haben Schrott gesammelt und gewartet bis der Klüngelskerl kam. Natürlich mit Pferdewagen. Er blies noch selbst auf einer Flöte. Dann gab es ein paar Pfennige.

Weiter habe ich alte Zeitungen gehortet. Auf unserer Straße, ich wohnte damals auf dem Trinenkamp in Bismarck, gab es eine Metzgerei die immer Einwickelpapier brauchte. Auch wieder ein paar Pfennige. Wenn ich Pech hatte nur ein Stück Wurst.

Am einträglichsten wahren Hochzeiten in der Christuskirche die damals auch am Sonntagmittag stattfanden. Nachdem die Hochzeitsgesellschaft aus der Kirche kam, warf der Bräutigam Geld in die wartenden Kinder.

Wenn man ganz viel Glück hatte, bekam man fünfzig Pfennige zusammen. Dann spurteten wir schnell zur Bismarckstraße in das Kino Thalia. Dort fand um 14.00 Uhr die Jugendvorstellung an. Eintritt 50 Pfennig.

Lange her.

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gutenberg
† 26.10.2015
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Boom-Zeiten

Beitrag von gutenberg »

Für den schnellen Tacken gab es einige Möglichkeiten. Scholven mag einwohnermäßig hinter so manchem Bueraner Vorort zurückgelegen haben, aber in der Landwirtschaft waren wir hervorragend besetzt, Zweckel nebenan übrigens auch.

Der Zuverdienst begann mit dem Rübenvereinzeln und endete mit dem Kartoffel-Lesen. Zwischendurch hat man bei der Verwandtschaft im Münsterland (Billerbeck) auch seinen Beitrag für ein gutes Erntejahr leisten können. Ich war immer in der Schlussphase der Sechs-Wochen-Ferien dort. Der Boden nördlich der Stadt (Aulendorf, Beerlage, Osterwick) ist extrem fruchtbar und so sind wir hinter dem Mäher (auch schon mal Mähdrescher) hergelaufen und haben die Ähren, die sonst auf dem Boden verfault wären, in Säcke gesammelt.

Auf diese Weise haben wir manchmal mehr Korn gesammelt, als im Westmünsterland auf dem Sandboden überhaupt stand. Mit der Gülle anderte sich das aber.

Ganzjährig gab es in Zweckel die Adler- und in Scholven die Engel(?)-Apotheke, die ständig Jungens zum Waren-Ausliefern suchten. Dazu gab es diese speziellen Lieferfahrräder, bei denen das Vorderrad einen sehr kleinen Durchmesser hatte über dem Platz war für einen Warenkorb. Fuhr man in eine Kurve, so zeigte der Korb weiter in die alte Fahrtrichtung, was manchmal verwirrte und zu zerschrammten Knien führte.

Aber das störte uns Helden nicht. Morgen konnten wir aber beim "Papier-Simon" einige Jungensträume wahr werden lassen in Form von Sigurd, Bodo und Cassim-Heften. Oder Akim-Streifenheften oder Nick, der Raumfahrer. Kartoffelflunscher, Nasenpfeifen, Fletschen für Büroklammern oder Klüngelskerlflöten. Mit deren einmaligem Blechklang haben wir Blagen mal auf der Händelstraße in Zweckel dafür gesorgt, das wahrhaftig die Leute alte Gießkannen und so'n Zeug an die Straße stellten.

Aber das ist schon Off Topic, weil es ja in der Nachbarstadt geschah.

Der Junge Kohlenpott
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Taschengelld

Beitrag von Der Junge Kohlenpott »

Da fällt mir noch ein:

"Einkaufen oder Zigarettenholen" für die Nachbarschaft. Wurde oft mit 5 Pfg., manchmal auch mit 10 Pfg. honoriert. War für uns Kinder sehr viel Geld.

Aber auch Geld aus den Kellerlichtschächten angeln mittels eines Dynamo-Magneten auf der Einkaufsmeile Feldhauserstraße (Schreibwaren-Simon, Eickenscheidt, Mertens, Pahl etc.)

Mir fällt da schon noch mehr ein; muss nur weiter nachdenken.
Lieber 3 echte Feinde, als einen falschen Freund
Was nix kostet - taugt nix.
Grüße vom ehemaligen Jungen aus dem Kohlenpott

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