Sozialisation im Kindesalter Gruppenbildung Spiel&Zwang

Kindheit und Kinder in verschiedenen Epochen

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pito
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Sozialisation im Kindesalter Gruppenbildung Spiel&Zwang

Beitrag von pito »

Was ich heute bei der 3spaña-Feria am Wissenschaftspark beobachtet habe:

Fünf Jungs kommen auf den Platz und strolchen an den Ständen entlang. Sie sind höchstens 10 Jahre alt und alle vom gleichen Typ, schwarze Haare, dunkle Augen, T-Shirts, kurze Hosen, Sportschuhe, Jungs eben. Doch einer von den fünfen hält den Kopf immer etwas höher als die anderen und guckt betont ernst. In der einen Hand hat er ein Handy, in der anderen eine Art Plastikschnur, die er mal wie eine Schlinge, mal wie eine Peitsche in der Hand hält.

Er setzt sich auf den Bühnenrand, die anderen setzen sich sofort neben ihn. Nur einer nicht. Doch ein kurzer, scharfer Ruf von dem Jungen mit der Schnur und sofort sitzt der auch dabei. Aber die Sitzordnung scheint nicht zu gefallen. Er gibt mit der Schnur Anweisungen wie die anderen zu sitzen haben. Einer nach links, einer nach rechts. Er selber in der Mitte.

Und so geht es weiter. Er zeigt in eine Richtung, die anderen laufen hin. Er ruft sie wieder zurück, und sie kommen. Er hat einen richtigen Befehlston drauf. Lass das! Komm hierhin! Mach das! Seine "Untergebenen" scheinen sich manchmal regelrecht wegzuducken. Dann wird's dem "Chef" langweilig. Er stellt sich ans Wasser und spuckt rein. Die anderen sind sofort an seiner Seite und spucken auch ins Wasser. Er zieht ab mit seiner Schnur, die anderen folgen ihm auf dem Fuße. Wie die Hunde, so kommt es einem vor.

Ich stehe da und frage mich, ob ich das alles richtig gesehen habe. War das Ernst? War das nur Spiel? Wirkte eigentlich nicht so. Und was diese Kinder da im Kleinen miteinander machen, das tun ja bisweilen auch ganze Staaten voll erwachsener Menschen. Also alles ganz menschlich? Normal? :roll:



Der kühle Blick dieses Jungen hat mich an einen Jungen in meiner Grundschulzeit erinnert. Er war in der Parallel-Klasse und gab sich stets völlig unnahbar. Der ging über den Schulhof und wenn ihm einer im Weg stand, hat er ihn quasi "umgelaufen", und dabei so getan, als wäre da niemand gewesen. Und der hatte auch so eine Clique um sich rum und gab in seiner Klasse den Ton an. Muss ein kleiner Tyrann gewesen sein. In meiner eigenen Klasse gab es auch teilweise solche Strukturen, aber nicht so heftig, weil es da gleich mehrere Möchtegern-Chefs gab.

Und ich? Ich war nie in so einer Gruppe und habe das immer nur mit Befremdung von außen betrachtet. Kein Drang nach sowas. Woran lag das? Andere Erziehung? Andere soziale Einstellung? Gerechtigkeitssinn? Keine Ahnung, aber eines ist natürlich klar: ich war der Außenseiter. ;-)



Wie war es in eurer Kindheit? Gab es einen Klassen-Chef? Einen Banden-Chef in der Straße? Seid ihr jemanden hinterher gelaufen? Habt ihr vor jemandem Angst gehabt? Oder habt ihr gar selber die anderen nach eurer Pfeife tanzen lassen?

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Jazzam war Außenseiterin.

Bis zur 8. Klasse.
Da kamen die ersten Aussiedler aus Polen und meine erste richtige und einzige Freundin Joanna trat in mein Leben.

Ich brachte ihr Deutsch bei, notierte ihren Sprachschöpfungen und wir wurden unzertrennlich.
Eine Liebe ohne Gehabe. Telefonieren, Musik hören, quatschen, lachen, weinen alles.

Wunderbar.
Mit meinem Engagement auch für andere Mitschüler wuchs mein Ansehen, so dass ich nachher die Einzige in der Oberstufe war, die zu allen Grüppchen Kontakt hatte, ohne zu einer zu gehören.

Eine Schülerin mobbte mich von der 1. bis zur 6. Klasse, sie hieß Yvonne K., jetzt wohl nicht mehr, sie hat versucht, alle, die anders waren, fertig zu machen und es ist ihr lange Zeit gelungen.

pito
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Beitrag von pito »

Jazzam hat geschrieben:Eine Schülerin mobbte mich von der 1. bis zur 6. Klasse ...
Dieser Kelch ist an mir vorüber gegangen.
Ich wurde trotz Außenseitertum und deutlicher "Schwachbrüstigkeit" nie ernsthaft gemobbt. Vielleicht einfach Glück gehabt? Oder lag es daran, dass ich gleichzeitig als "Kreativling" bekannt war? Wer weiß ...

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

@ Pito....
Alles uraltes Erbe. Geh in die Verhaltensforschung.....
Achtung..........
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pito
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Beitrag von pito »

HelmutW hat geschrieben:Alles uraltes Erbe. ...
Ja, aber doch ganz offensichtlich vom Verstand zu überwinden. Bloß, als Kind lernt man ja noch. ;-)

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Pito
J
a, aber doch ganz offensichtlich vom Verstand zu überwinden
Bin ich mir absolut nicht sicher. Vielleicht in vereinzelten Fällen....
Achtung..........
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Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

@pito: wahrscheinlich hattest Du mehr Charme...

jedenfalls waren das harte Jahre, meiner Tochter passiert gerade das Gleiche mit einer Mitschülerin, die sie seit dem Kindergarten mobbt und das jetzt schon seit 9 Jahren.

Ab und zu lässt sie es, aber dann bricht es wieder durch.....

Wenn meine Tochter nur 10% der Widerborstigkeit, die sie hier zuhause zeigt, dort zur Geltung bringen würde, wäre das Problem wohl schon erledigt.
Deswegen mische ich mich vorläufig nicht mehr ein. :roll:

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

HelmutW hat geschrieben:@ Pito....
Alles uraltes Erbe. Geh in die Verhaltensforschung.....
erklär mal...bin da nicht informiert.

Danke.

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

Tut mit leid. Heute nicht mehr. bin seit 4,30 Uhr auf den Beinen. keine konzentration mehr. morgen oder so.....
Achtung..........
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