Die Gretchenfrage - Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?

Was heißt das eigentlich? Existenz. Was bedeutet das? ... Wer seid das ihr?

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Minchen
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Die Gretchenfrage - Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?

Beitrag von Minchen »

So oft höre ich von Leuten etwa folgendes:

"Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, aber ich gehe nie in die Kirche. An die Kirche glaube ich nicht, ich glaube stattdessen ganz fest an Gott."

Mir geht es genau umgekehrt. Ich bin völlig ungläubig, gehe aber gerne in die Kirche. Ich fühle mich da sehr wohl, wenn die gemeinsamen Lieder gesungen werden, die gemeinsamen Worte gesprochen. Wenn die Orgel spielt. Die Gemeinschaft. Meine Kinder habe ich an Ostersonntag taufen lassen, als die Kirche rappelvoll war. Sie sollen ein Teil der Gemeinschaft sein.

Ich liebe diese Rituale, die auf den erlebbaren Ereignissen in der Natur beruhen. Die Wiedergeburt des Lichtes in der längsten Nacht des Jahres, symbolisiert als Geburt des Erlösers.

Die Wiedergeburt des Lebens nach dem langen Winter, Tod und Auferstehung Jesu am ersten Frühlingsvollmond an Ostern.


Und Nikolaus und St. Martin - ein echtes Vorbild für Kinder und Erwachsene. So schön, wenn wir an St. Martin die Lieder in der Kirche singen und dabei die Laternen anzünden.

Ich finde es toll. Nur glauben kann ich nicht daran.


Die Kinderbibel war früher mein Lieblingsbuch. Später stieg ich dann um auf Bücher über die Entstehungsgeschichte der Bibel und der Religion im Allgemeinen. Ich habe mittlerweile eine große Sammlung von diesbezüglichen Büchern, über die Bibel, über Gott, über Jesus, sogar über den Teufel. Wie habe ich mich früher immer über die Titelgeschichte des Spiegel zu Ostern und Weihnachten gefreut.

Wenig bis gar nix sagen mir diese Religionen wie Buddhismus, Hinduismus etc.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
(Shakespeare, König Lear)

juevo
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Beitrag von juevo »

Den Ritualen der Kirche kann ich auch etwas abgewinnen. Ansonsten halte ich von der Kirche nicht viel. Das hängt auch mich der Beerdigung meines Schwiegervaters zusammen. Hier ist von Seiten der Kirche einiges schief gelaufen. Eine Anfrage meinerseits beim Erzbistum Essen im Jahr 1999 ergab folgendes:
Kann ich nicht beantworten, da das Erzbistum mir bis heute noch keine Antwort gegeben hat.

Ich möchte betonen, dass wir katholisch geheiratet haben und meine Kinder auch von der kath. Kirche getauft worden sind. Ich selber bin konfirmiert und bin zu dem Zeitpunkt auch in die Kirche gegangen. Auch bei unseren Fahrten suchen wir regelmäßig Kirchen zwecks Besichtigungen auf.
juevo

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Mechtenbergkraxler
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Religion als Evolutionskatalysator

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Gute Idee, Minchen! Da wir hier sowieso über Gott und die Welt diskutieren und nicht unbedingt über Gelsenkirchen, kommt der Fred zur rechten Zeit. Diesmal liegen unsere Meinungen nicht einmal allzu weit auseinander.

Dazu folgende Beobachtung: Ich hatte im letzten Jahr ein zum Thema gut passendes Buch gelesen, nämlich von Franco Ferrucci „Die Schöpfung: Das Leben Gottes von ihm selbst erzählt“. Da gibt es die denkwürdige Szene auf dem Berg Sinai, als Gott sich eine Handvoll Gebote ausgedacht hatte, die endlich das Miteinander der Menschen regeln sollten. Du sollst nicht stehlen, Du sollst nicht lügen, Du sollst nicht töten usw., also genau die Gebote, die der Menschheit einen enormen Evolutionsfortschritt bringen sollten. Gott macht dann ein Nickerchen und fordert vorher seinen Diener Mose auf, noch eventuelle Ergänzungen zu finden. Als er wieder aufwacht, hat Mose 100 Papyrusrollen mit einer Unmenge an Kleinkram vollgeschrieben: Du sollst keine Schweine, Klippdachse und Fledermäuse essen, Du sollst für den Herrn als Trankopfer Bier (!) ausgießen, Du sollst Dir keine Stirnglatze scheren, Du sollst für Deine Kleidung kein Mischgewebe aus Wolle und Flachs verwenden und vieles mehr. Gott fragt (sinngemäß): Was soll der Sch....? Was hat das noch mit meinen Geboten zu tun? Warum machst Du das? Und da lässt Mose die Katze aus dem Sack aller Religionsfunktionäre: Je kleinkarierter die Gebote sind, desto besser können wir (!) Druck ausüben und uns die Leute untertan machen.

Diese Stelle hat mich sehr beeindruckt. Im Original übrigens in den AT-Büchern Numeri und Deuteronomium nachzulesen. Religion war und ist wichtig für die Evolution und die Überwindung von Egoismen, ist aber sehr rasch von machtbesessenen Leuten missbraucht worden, mit dem Himmel als himmlischer Belohnung und der Hölle als teuflischer Bestrafung, je nach Wohlverhalten.

MK
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devo
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Beitrag von devo »

@ MK

Habe sowohl deine Inhaltsbeschreibung als auch die Originale gelesen und folge dir diesbezüglich, Frage mich allerdings, wieso die Einstellung zur Religion nicht auch zu Gelsenkirchen gehört. Wie's woanders heisst : " Die Stadt ist bunt "
.
Wenn ein Arzt dem Sarg seines Patienten hinterher geht, ist es wohl die einzige Gelegenheit, bei der die Ursache der Wirkung folgt ( frei nach Voltaire )

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

juevo hat geschrieben:Den Ritualen der Kirche kann ich auch etwas abgewinnen. Ansonsten halte ich von der Kirche nicht viel. Das hängt auch mich der Beerdigung meines Schwiegervaters zusammen. Hier ist von Seiten der Kirche einiges schief gelaufen. Eine Anfrage meinerseits beim Erzbistum Essen im Jahr 1999 ergab folgendes:
Kann ich nicht beantworten, da das Erzbistum mir bis heute noch keine Antwort gegeben hat.

Ich möchte betonen, dass wir katholisch geheiratet haben und meine Kinder auch von der kath. Kirche getauft worden sind. Ich selber bin konfirmiert und bin zu dem Zeitpunkt auch in die Kirche gegangen. Auch bei unseren Fahrten suchen wir regelmäßig Kirchen zwecks Besichtigungen auf.
Wir besichtigen auch sehr gerne Kirchengebäude. Je älter, desto spannender finde ich sie. Den Kindern haben wir u.a. schon die Kathedrale von Metz und den Kölner Dom gezeigt. Ganz schön beeindruckend! Kreuzgänge finde ich auch wunderschön.

Von katholischen Beerdigungen war ich bisher auch immer sehr enttäuscht. Die drei oder vier, wo ich war, folgten dem gleichen Muster: der Pfarrer/Laie, der die Feier leitete, war sehr schlecht bis gar nicht vorbereitet und redete Dinge, die mit dem Verstorbenen nix zu tun hatten. Wie anders da die evangelischen Beerdigungen: ausführliches Vorbereitungsgespräch und dann persönliche Ansprache der einzelnen Hinterbliebenen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht!
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

@ Kraxler: Das Buch werde ich lesen, klingt sehr interessant!
Übrigens nehmen Bücher über die Evolution mengenmäßig Platz zwei in meinen Bücherschränken ein, hinter denen über die Religion.

Dass die Religion einen nennenswerten Einfluss auf die Evolution des Menschen hat, sehe ich aber nicht so ganz. Dafür ist die Religion zu jung, oder? Bei nichtmenschlichen Lebensformen, und das sind ja nun die meisten, ist erst recht kein Einfluss erkennbar.

Religion ist sehr identitätsstiftend und sorgt für gesellschaftlichen Zusammenhalt (und natürlich für Zementierung der Machtverhältnisse, gerade in kleinen Gruppen).
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devo
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Beitrag von devo »

Minchen hat geschrieben:
juevo hat geschrieben:Den Ritualen der Kirche kann ich auch etwas abgewinnen. Ansonsten halte ich von der Kirche nicht viel. Das hängt auch mich der Beerdigung meines Schwiegervaters zusammen. Hier ist von Seiten der Kirche einiges schief gelaufen. Eine Anfrage meinerseits beim Erzbistum Essen im Jahr 1999 ergab folgendes:
Kann ich nicht beantworten, da das Erzbistum mir bis heute noch keine Antwort gegeben hat.

Ich möchte betonen, dass wir katholisch geheiratet haben und meine Kinder auch von der kath. Kirche getauft worden sind. Ich selber bin konfirmiert und bin zu dem Zeitpunkt auch in die Kirche gegangen. Auch bei unseren Fahrten suchen wir regelmäßig Kirchen zwecks Besichtigungen auf.
Wir besichtigen auch sehr gerne Kirchengebäude. Je älter, desto spannender finde ich sie. Den Kindern haben wir u.a. schon die Kathedrale von Metz und den Kölner Dom gezeigt. Ganz schön beeindruckend! Kreuzgänge finde ich auch wunderschön.

Von katholischen Beerdigungen war ich bisher auch immer sehr enttäuscht. Die drei oder vier, wo ich war, folgten dem gleichen Muster: der Pfarrer/Laie, der die Feier leitete, war sehr schlecht bis gar nicht vorbereitet und redete Dinge, die mit dem Verstorbenen nix zu tun hatten. Wie anders da die evangelischen Beerdigungen: ausführliches Vorbereitungsgespräch und dann persönliche Ansprache der einzelnen Hinterbliebenen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht!
Kann ich nur bestätigen.
Kurz hintereinander starben 2013 meine Mutter ( evangelisch, keine Kirchengängerin) und mein Onkel ( sehr, sehr katholisch)

Vor der Beerdigung meiner Mutter nahm sich der evangelische Pastor sehr lange Zeit und auf der Beerdigung klang sein Nachruf so, als wenn er unsere Familie bereits Jahrzehnte kannte.

Bei der Beerdigung meines Onkels, der bis zuletzt der treueste Katholik war und in der Kirchengemeinde aufgegangen ist, fielen ganze 2 Sätze.

Ist doch interessant.
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juevo
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Beitrag von juevo »

Stimmt alles was devo schreibt.
Mein erstes Zusammentreffen mit einem kath. Pfarrer war für mich prägend.
Ich bin zur Konfirmation gegangen, also evg., meine Frau zur Kommunion, also kath.. Wir wollten uns aber kath. trauen lassen. Da wir beide in Hüllen wohnten, gingen wir zur Herz Jesu Kirche, schellten an und wurden nach unserem Begehr gefragt. Nachdem wir unseren Wunsch geäußert hatten wurden wir eingelassen. Noch im Hausflur drehte sich der Pastor Stahlschmidt um und sagte:" Macht 17,50 DM." Man kann sich wohl vorstellen, dass ich etwas geschockt war, da ich vorher mit der katholischen Kirche nichts zu tun hatte. Auf Drängen des Pastors, den katholischen Glauben anzunehmen, habe ich dann aber dankend verzichtet.
Selbstverständlich kann man dieses nicht nur der kath. Kirche ankreiden, aber mich hat es schockiert, dass ein Pastor, der mich vorher noch nicht gesehen hat, so reagiert.
juevo

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Ströppken
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Beitrag von Ströppken »

Religion hin oder her......

Eine bestimmte Grundlage im Christlichen Glauben sollte man haben, auch wenn man sich später vielleicht davon distanziert.

Spätestens (so ist meine Meinung) beim Tod eines uns sehr nahestehenden Menschen ist es gut, sich besinnen und beten zu können.

Ich wurde früher in der Christuskirche immer in den Kindergottesdienst geschickt, hatte natürlich meinen Katechumenen- und Konfirmandenunterricht (bei Pastor Saß) und wurde dann 1965 dort auch konfirmiert.

Irgendwann später war Schluß mit Kirche - ich bin ausgetreten.

Dankbar allerdings bin ich über meine "Lehrjahre", die mir heute im Alter zu Gute kommen.

Ich erinnere mich an viele Stellen aus der Bibel, die damals angesprochen wurden, ich kann heute auch vieles besser verstehen als damals.

Kirchensteuer werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr zahlen - aber das "Fundament" ist vorhanden, auf das ich bauen kann.
Glück auf!

Das Gegenteil von Wissen ist nicht Unwissen, sondern die Illusion, wissend zu sein. (Stephen Hawking)

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Austreten würde ich nie. Selbst wenn Herr Bedford-Strohm alleine genug Gründe dazu bieten würde.
Unsere ev. Kirche vor Ort bietet keinerlei Gründe zum Austritt. Die geben wirklich alles!

Den Inhalt der Bibel habe ich total verinnerlicht. Ich würde mich als sehr bibelfest bezeichnen. Nur glauben kann ich leider nicht dran.
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devo
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Beitrag von devo »

Minchen hat geschrieben:Austreten würde ich nie. Selbst wenn Herr Bedford-Strohm alleine genug Gründe dazu bieten würde.
Unsere ev. Kirche vor Ort bietet keinerlei Gründe zum Austritt. Die geben wirklich alles!

Den Inhalt der Bibel habe ich total verinnerlicht. Ich würde mich als sehr bibelfest bezeichnen. Nur glauben kann ich leider nicht dran.
Tja, Minchen, da haste mir was voraus, da ich den Inhalt der Bibel NICHT verinnerlicht habe. Hinzu kommt, das ich mit IHM so meine glaubenstechnischen Probleme habe. Mit meiner Meinung dazu halte ich mich in der Öffentlichkeit zurück, da ich meinen Gegenüber nicht "belatschern" will, zumal ich da Friedrich d. Großen im Kopf habe, der sinngemäß ( da französisch) sagte, in seinem Lande könne jeder nach seiner Facon glücklich werden, wobei er sich auf die Religion bezog.

Austreten würde ich auch nicht, jedoch nicht, weil ich irgendeinen Bezug zur evangelischen
Kirche hätte, sondern meiner Frau zuliebe, die mich gebeten hat, nicht auszutreten.
Also bleibe ich.
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juevo
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Beitrag von juevo »

Im Gegensatz zu mir. Ich bin nach dem Desaster mit der Beerdigung meines Schwiegervaters aus der Kirche ausgetreten.
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Minchen
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Beitrag von Minchen »

devo hat geschrieben:...
Tja, Minchen, da haste mir was voraus, da ich den Inhalt der Bibel NICHT verinnerlicht habe. Hinzu kommt, das ich mit IHM so meine glaubenstechnischen Probleme habe. ...
Ich habe keine glaubenstechnischen Probleme. An den Gott der Bibel glaube ich genausowenig wie an Thor und Freya. Ich mag ihn aber irgendwie. :P
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devo
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Beitrag von devo »

Minchen hat geschrieben:
devo hat geschrieben:...
Tja, Minchen, da haste mir was voraus, da ich den Inhalt der Bibel NICHT verinnerlicht habe. Hinzu kommt, das ich mit IHM so meine glaubenstechnischen Probleme habe. ...
Ich habe keine glaubenstechnischen Probleme. An den Gott der Bibel glaube ich genausowenig wie an Thor und Freya. Ich mag ihn aber irgendwie. :P
Eben das versuche ich rauszufinden. Alttestamentarisch/ Neutestamentarisch/ Auge um Auge/ Die andere Wange hinhalten ?

Wie man bei meinem Bruder juevo im Rheinland sagt: Isch weiset nit.
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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Nun, das Alte und das Neue Testament sind so unterschiedlich nicht.

Auge um Auge - ein altes biblisches Gesetz, das verhindern soll, dass der Täter unangemessen schwer bestraft wird.

23 Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, 24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25 Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde. (Exodus)

Soll heißen, ein Auge für ein Auge, nicht zwei.

Die andere Wange hinhalten - das ist aus dem NT. Es funktioniert nur, wenn das Gegenüber auch in der Lage ist, diese Geste zu verstehen und sich entsprechend zu mäßigen. Ansonsten sinnlos.

Das Gebot der Nächstenliebe stammt aus dem Alten Testament. Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lukas, Kapitel 10):

Das Beispiel vom barmherzigen Samariter: 10,25-37

25 Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?

26 Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort?

27 Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.


28 Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben.

29 Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?

30 Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen.

31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter.

32 Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.

33 Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid,

34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.

35 Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

36 Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?

37 Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!


Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, so heißt es. Aber nicht mehr! Der Hl. Martin hat das verinnerlicht und hat dem Bettler seinen halben Mantel geschenkt. Aber nicht den ganzen. Und keinen zusätzlichen Ersatzmantel. Und auch nicht das Pferd.
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