Gott ist tot? - auch in Gelsenkirchen?
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Gott ist tot? - auch in Gelsenkirchen?
Da in der letzten Zeit in verschiedenen Freds die Wertefrage gestellt wurde, die Entwertung der obersten Werte - sprich "Nihilismus" - thematisiert wurde, möchte ich diesen Fred für Gelsenkirchener Perspektiven öffnen.
Ist Gott tot? - Sind wir seine Mörder? wie Nietzsche diagnostizierte?
Als Einstieg ein Zitat, dass diese Frage in ihrem Ursprung beschreibt:
"Offenkundig, unübersehbar tritt in diesem Jahrhundert trotz aller gegenteiligen Beteuerungen zu Tage, daß die europäische Menschheit sich anschickt, ohne Gott zu leben, dass sie Gott de facto nicht mehr braucht, sondern die Welt selbst in die Hand nimmt. Sie hat Gott nötig gehabt; sie meint, ihn nun nicht mehr nötig zu haben: "Wir haben ihn getötet - ihr und ich! wir alle sind seine Mörder!" - so nennt das der "tolle Mensch". Was er, was Nietzsche seiner Generation - mindestens ihr - voraushat, ist, dass er mit ungeheurer Schärfe die Konsequenzen dieses Gottesmordes übersieht: den Zusammenbruch aller Werte nämlich, die letztlich ihren Haftpunkt im Begriff "Gott" gehabt haben:
"Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten?" Und in der nächsten Frage dann begegnet jenes Stichwort, das mit Nietzsches Namen seither unlöslich verbunden bleiben wird: "Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?" - das "Nichts", das die Menschen des folgenden zwanzigsten Jahrhunderts verschlingen wird; Friedrich Nietzsche wird der große Diagnostiker, ja der Prophet des Nihilismus.
Freilich einer der Angst hat. "Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet - wer wischt das Blut von uns ab? Mit welchem Wasser können wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns?" Der Nihilismus ist keine Lebensform, für Nietzsche jedenfalls nicht, und all seine Philosophie seither, seine Visionen, seine Predigt, seine Verkündigung ist nichts weiter als der Versuch, den in seinem Konsequenzen durchschauten Nihilismus aus eigener Kraft zu überwinden - ob nun Stichwort "Übermensch" heißen mag, "amor fati" oder "Ewige Wiederkunft"."
Hermann-Peter Eberlein, Flamme bin ich sicherlich! Friedrich Nietzsche, Franz Overbeck und ihre Freunde. Köln 1999, 274
Ist Gott tot? - Sind wir seine Mörder? wie Nietzsche diagnostizierte?
Als Einstieg ein Zitat, dass diese Frage in ihrem Ursprung beschreibt:
"Offenkundig, unübersehbar tritt in diesem Jahrhundert trotz aller gegenteiligen Beteuerungen zu Tage, daß die europäische Menschheit sich anschickt, ohne Gott zu leben, dass sie Gott de facto nicht mehr braucht, sondern die Welt selbst in die Hand nimmt. Sie hat Gott nötig gehabt; sie meint, ihn nun nicht mehr nötig zu haben: "Wir haben ihn getötet - ihr und ich! wir alle sind seine Mörder!" - so nennt das der "tolle Mensch". Was er, was Nietzsche seiner Generation - mindestens ihr - voraushat, ist, dass er mit ungeheurer Schärfe die Konsequenzen dieses Gottesmordes übersieht: den Zusammenbruch aller Werte nämlich, die letztlich ihren Haftpunkt im Begriff "Gott" gehabt haben:
"Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten?" Und in der nächsten Frage dann begegnet jenes Stichwort, das mit Nietzsches Namen seither unlöslich verbunden bleiben wird: "Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?" - das "Nichts", das die Menschen des folgenden zwanzigsten Jahrhunderts verschlingen wird; Friedrich Nietzsche wird der große Diagnostiker, ja der Prophet des Nihilismus.
Freilich einer der Angst hat. "Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet - wer wischt das Blut von uns ab? Mit welchem Wasser können wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns?" Der Nihilismus ist keine Lebensform, für Nietzsche jedenfalls nicht, und all seine Philosophie seither, seine Visionen, seine Predigt, seine Verkündigung ist nichts weiter als der Versuch, den in seinem Konsequenzen durchschauten Nihilismus aus eigener Kraft zu überwinden - ob nun Stichwort "Übermensch" heißen mag, "amor fati" oder "Ewige Wiederkunft"."
Hermann-Peter Eberlein, Flamme bin ich sicherlich! Friedrich Nietzsche, Franz Overbeck und ihre Freunde. Köln 1999, 274
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Heinz, nee, keine Zitate mehr, dieser Einstieg ist nur eine komprimierte Zusammenfassung der Problemlage. Jeder ist nach seiner subjektiven Meinung und Standpunkt gefragt,Du auch, ich auch. Ob ich zur "Religion" zurückkehre, dieses sei zumindest schon mal mit einem dicken Fragezeichen versehen. Keine vorschnellen Urteile.
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Heinz: In dem Einleitungszitat ist doch davon die Rede, dass wir uns entschlossen haben, die Welt selbst in die Hand zu nehmen und den Gott deshalb abschaffen. Das moderne Leben ist doch kein "gottesfürchtiges" Leben mehr. Gleichzeitig mit der Abschaffung einer Orientierung auf ein Absolutes (Gott), das bestimmte, was gut und wahr ist, setzte folgerichtig der Schwund der Werte ein. Die Frage stellt sich: Schlingern Ungläubige konsequenterweise in ein nichtiges Leben, d. h. in ein Leben mit Drall zum Nichts? Für mich sind solche Fragen auch noch nicht beantwortet.
- Emscherbruch
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- Registriert: 30.07.2007, 14:02
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Alles ist vergänglich und vergeblich?
Wo wir gerade eh im Internet sind, hier mal eine Möglichkeit sich dem Thema auf eine andere Art zu nähern.
http://www.godnews.de/worte-start.html
Was das mit Gelsenkirchen zu tun hat? Lesen, klicken und herausfinden.
http://www.godnews.de/worte-start.html
Was das mit Gelsenkirchen zu tun hat? Lesen, klicken und herausfinden.
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.
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Re: Gott ist tot? - auch in Gelsenkirchen?
Das ist die interessante Frage, die bisher nicht im Geringsten beantwortet ist. Man wird sie auch nicht abschließend beantworten können, da sie nicht auf die Menschheit als Ganzes, sondern auf Individuen zielt.... Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? ...
Die Behauptung, dass mit dem traditionellen Gottesbild alle Werte verschwinden würden, ist absurd, da die wirklich universellen Werte bei genauer Betrachtung nicht an irgendwelche mythologischen Vorstellungen gebunden, sondern wesentlich älter und "selbsterklärend" sind. Werteverschiebungen hat es darüberhinaus schon immer gegeben. Sie von der Warte eines speziellen, religiösen Wertesystems aus betrachten zu wollen, führt zu nichts.
- globalrider
- Beiträge: 1122
- Registriert: 16.08.2007, 23:59
- Wohnort: gelsenkirchen
die werte
ja die Werte sind wesentlich älter. Such sie in dem Gau zwischen den20 Ober und den20
unteren Ägyptischen Provinzen in Memphis.
Dort ist Rota -Taro - und wie es entstand.
gruß globalridr
unteren Ägyptischen Provinzen in Memphis.
Dort ist Rota -Taro - und wie es entstand.
gruß globalridr
Pito hat Folgendes geschrieben:
Pferd..., ich werd nich mehr, was meint ihr denn mit mythologisch in bezug auf Gott. Ich denke über Eure Wortwahl verzweifelt nach...?
Und das Thema Werte: Bitte sagen, welche Werte Eurer Meinung nach heutzutage noch allgemeinverbindlich sind, und wenn, warum.
Heinz hat Folgendes geschrieben:....irgendwelche mythologischen Vorstellungen ...
"Mythos (mask., von altgr. μῦθος = Laut, Wort, Rede, Erzählung, sagenhafte Geschichte, Mär, lat. mythus, Pl.: Mythen)"....weg vom mythologischen Gottesbegriff.
Pferd..., ich werd nich mehr, was meint ihr denn mit mythologisch in bezug auf Gott. Ich denke über Eure Wortwahl verzweifelt nach...?
Und das Thema Werte: Bitte sagen, welche Werte Eurer Meinung nach heutzutage noch allgemeinverbindlich sind, und wenn, warum.
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Ach komm - du sollst nicht töten z.B. und warum? Wenn es nicht aus Achtung vor dem Leben ist, dann eben weils praktischer ist, wenn man nicht alle Naselang umgebracht wird.rabe489 hat geschrieben:Und das Thema Werte: Bitte sagen, welche Werte Eurer Meinung nach heutzutage noch allgemeinverbindlich sind, und wenn, warum.
Dann gibt es noch das Grundgesetz, Menschenrechte etc.
Und zum mythologischen Gottesbegriff - dein Nietsche hat ja Verstand & Glauben eingeführt - und das gehört nun zusammen. Der alte Gott wurde getötet und auf der Suche nach dem neuen sind wir gerade.
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All die ungezählten Geschichten, die Menschen im Laufe der Zeit über eine unüberschaubare Vielzahl von Göttern erfunden haben. Sollte es tatsächlich eine höhere Intelligenz im Universum geben (was ja nicht ausgeschlossen ist), dann ist sie garantiert vollkommen anders, als ein Mensch sich je ausdenken könnte.rabe489 hat geschrieben:... was meint ihr denn mit mythologisch in bezug auf Gott.
Und zu den Werten:
Alle Werte lassen sich in irgendeiner Form auf das Prinzip des Utilitarismus zurückführen. Sie verfallen also erst dann, wenn die Menschheit sich zum kollektiven Selbstmord entschließt, womit nicht zu rechnen ist.
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