3. Oktober - Tag der Deutschen Einheit
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Na KlarStargate hat geschrieben:Hach.. habt ihr auch den Tag der Deutschen Einheit gefeiert
und die Schleuse war Vorschriftsmäßig beflaggt.
Die Bundesdienstflagge gibt es nicht zu oft in GE.
Gruß Duwstel
Wer in Gelsenkirchen einen Spaten in die Erde steckt, fördert Geschichten und Geschichte ans Tageslicht!
DUWSTEL
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3.10.
Jetzt hab ich mir all die Beiträge in diesem Thread durchgelesen und möchte fragen: was ist denn das?? Ich glaube, ich verstehe das gar nicht wirklich.
Dass der 3. Oktober in GE mal irgendwie allen egal ist, hab ich schon gemerkt. Wen interessiert der Mauerfall und die Wiedervereinigung, wenn man x andere Probleme in dieser Stadt hat und man an den "Osten" immer noch zahlen muss, weil "die" immer noch nix auf die Reihe bringen?
Ich gehöre ja zur Generation, der es zu gut geht und habe deshalb den Mauerfall nicht erlebt. Ich habe nur profitiert. So einfach ist das. Oder manchmal eben nicht. An anderer Stelle habe ich ja bereits geschrieben, wo ich ungefähr aufgewachsen bin. Das generelle Erinnern daran hat für mich aber eine sehr große Bedeutung. Der 3. Oktober ist ja an den Haaren herbeigezogen, klar. Aber wieso z.B. wird meiner Generation die Erinnerung an die NS-Zeit so aufgezwungen (besonders hier in NRW), als gäbe es nichts Anderes? (Ich persönlich weiß genügend über die NS-Zeit...)
Wenn ich die Bilder im Fernsehen vom Herbst ´89 sehe oder mir Menschen davon berichten, dann kommen mir sofort die Tränen. Trotz allem, was bei der Wiedervereinigung knifflig war, doof gelaufen, ärgerlich ist und war, gibt es nichts Anderes, was mich an der jüngeren deutschen Geschichte emotional so berührt. In diesen Momenten geht es doch erstmal nur um die Menschen selbst und deren innerstes Bedürfnis, frei zu sein. Verklären will ich das Ganze nicht. Widersprüche tun sich auf, Ungereimtheiten. Ist ja klar. Der Kern der Sache waren und sind aber die Menschen. Von der DDR-Zeit an sich rede ich hier nicht.
Ich finde es daher nicht schlimm, sich ein Mal im Jahr daran zu erinnern, wie das war. Und das nochmal im Fernsehen anzuschauen. Sich erzählen zu lassen. Mich nervt mehr, was man sich in dieser Stadt noch heute manchmal anhören muss bezüglich der Ost-West-Geschichte. Es geht mir so richtig aufn Sack. "DER" Osten.... Ja genau, "Die" sind alle gleichartig blöd. Mitteldeutschland kann man zumindest für einen Teil der Bundesländer übrigens auch sagen. Oder die Bundesländer, um die es geht, beim Namen nennen. Schleswig-Holstein nennt ja auch keiner im selben Atemzug mit Bayern.
Manchmal wünsche ich mir nur, dass einfach der Mensch gesehen wird und nicht vorher schon die Schublade offen ist... Und das gilt ja für allerlei andere Begegnungen auch.
Dass der 3. Oktober in GE mal irgendwie allen egal ist, hab ich schon gemerkt. Wen interessiert der Mauerfall und die Wiedervereinigung, wenn man x andere Probleme in dieser Stadt hat und man an den "Osten" immer noch zahlen muss, weil "die" immer noch nix auf die Reihe bringen?
Ich gehöre ja zur Generation, der es zu gut geht und habe deshalb den Mauerfall nicht erlebt. Ich habe nur profitiert. So einfach ist das. Oder manchmal eben nicht. An anderer Stelle habe ich ja bereits geschrieben, wo ich ungefähr aufgewachsen bin. Das generelle Erinnern daran hat für mich aber eine sehr große Bedeutung. Der 3. Oktober ist ja an den Haaren herbeigezogen, klar. Aber wieso z.B. wird meiner Generation die Erinnerung an die NS-Zeit so aufgezwungen (besonders hier in NRW), als gäbe es nichts Anderes? (Ich persönlich weiß genügend über die NS-Zeit...)
Wenn ich die Bilder im Fernsehen vom Herbst ´89 sehe oder mir Menschen davon berichten, dann kommen mir sofort die Tränen. Trotz allem, was bei der Wiedervereinigung knifflig war, doof gelaufen, ärgerlich ist und war, gibt es nichts Anderes, was mich an der jüngeren deutschen Geschichte emotional so berührt. In diesen Momenten geht es doch erstmal nur um die Menschen selbst und deren innerstes Bedürfnis, frei zu sein. Verklären will ich das Ganze nicht. Widersprüche tun sich auf, Ungereimtheiten. Ist ja klar. Der Kern der Sache waren und sind aber die Menschen. Von der DDR-Zeit an sich rede ich hier nicht.
Ich finde es daher nicht schlimm, sich ein Mal im Jahr daran zu erinnern, wie das war. Und das nochmal im Fernsehen anzuschauen. Sich erzählen zu lassen. Mich nervt mehr, was man sich in dieser Stadt noch heute manchmal anhören muss bezüglich der Ost-West-Geschichte. Es geht mir so richtig aufn Sack. "DER" Osten.... Ja genau, "Die" sind alle gleichartig blöd. Mitteldeutschland kann man zumindest für einen Teil der Bundesländer übrigens auch sagen. Oder die Bundesländer, um die es geht, beim Namen nennen. Schleswig-Holstein nennt ja auch keiner im selben Atemzug mit Bayern.
Manchmal wünsche ich mir nur, dass einfach der Mensch gesehen wird und nicht vorher schon die Schublade offen ist... Und das gilt ja für allerlei andere Begegnungen auch.
Erlebst du es wirklich so? Ich kenne keine Menschen, die so denken, glaube ich... Ich mache die Unterscheidung zwischen Ost und West nicht mehr, außer wenn ich ein Autokennzeichen nicht kenne. Dann kommt das Auto bestimmt aus einem Ort im Osten...
Aber dass hier der 3. Oktober nicht groß gefeiert wird, stimmt schon. Das war in den ersten Jahren anders, glaube ich; jetzt ist das Normalität geworden.
Aber dass hier der 3. Oktober nicht groß gefeiert wird, stimmt schon. Das war in den ersten Jahren anders, glaube ich; jetzt ist das Normalität geworden.
Zuzu
- manuloewe59
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Re: 3.10.
Ich glaube nicht, daß es den Menschen in Gelsenkirchen egal ist , nur weil hier heute nicht viel darüber geschrieben wurde.Leuchtturm hat geschrieben:Dass der 3. Oktober in GE mal irgendwie allen egal ist, hab ich schon gemerkt.
Auch im Alten steckt Wichtiges für die Zukunft.
M@nu
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Leute, so meinte ich das nicht.
Manche Aussagen sind schon gewöhnungsbedürftig, ja... "Schlimm" ist nicht das richtige Wort. Es kann natürlich auch sein, dass ich lediglich zu empfindlich bin... Die Zeiten, in denen da richtig heftig diskutiert wurde, sind ja wohl schon lange vorbei!? Ich denke, die Unterscheidung bekommt man trotzdem nicht so ganz aus den Köpfen.
Offiziell feiern? Das käme mir komisch vor. Das habe ich auch nicht sagen wollen. Und was ich außerdem meinte, war: die Bewohner GEs, die aus anderen Staaten der Welt hierher gezogen sind, haben das nicht auf dem Schirm, ist ja klar. Das ist normal. Viele Menschen in dieser Stadt haben irgendeine Erinnerung daran und das finde ich gut. Ich unterstelle keinem von vornherein Desinteresse.
Ich plädiere eben dafür, nicht "der" Osten zu sagen. Es gibt ja auch nicht den "Westen".
Manche Aussagen sind schon gewöhnungsbedürftig, ja... "Schlimm" ist nicht das richtige Wort. Es kann natürlich auch sein, dass ich lediglich zu empfindlich bin... Die Zeiten, in denen da richtig heftig diskutiert wurde, sind ja wohl schon lange vorbei!? Ich denke, die Unterscheidung bekommt man trotzdem nicht so ganz aus den Köpfen.
Offiziell feiern? Das käme mir komisch vor. Das habe ich auch nicht sagen wollen. Und was ich außerdem meinte, war: die Bewohner GEs, die aus anderen Staaten der Welt hierher gezogen sind, haben das nicht auf dem Schirm, ist ja klar. Das ist normal. Viele Menschen in dieser Stadt haben irgendeine Erinnerung daran und das finde ich gut. Ich unterstelle keinem von vornherein Desinteresse.
Ich plädiere eben dafür, nicht "der" Osten zu sagen. Es gibt ja auch nicht den "Westen".
- Pedda Gogik
- Beiträge: 2083
- Registriert: 15.07.2014, 17:41
- Wohnort: Buer-Centraal
@leuchturm
Bis zur Wiedervereinigung war der 17.Juni Tag der deutschen Einheit. Also der Tag, an dem 1953 die ersten grossen Arbeiteraufstände in der DDR blutig niedergeschlagen wurden.
Für mich war die Verlegung auf den 3. Oktober durch die damalige Regierung Kohl ein Schlag ins Gesicht all der Opfer von 1953. Man hätte dieses Datum so lassen sollen.
Man muss allerdings ehrlicherweise sagen, dass auch dieser Tag nicht so richtig oder zumindest immer weniger als "Nationaltag" gefeiert wurde. Die niederländischen Einkausstädte, wie Venlo, Roermond, Arnhem und Boxmeer füllten sich immer wieder mit hunderttausenden von deutschen "Schnäppchenjägern".
Genau das findet jetzt auch wieder statt ..... (die "2 Brüder von Venlo" erfreut es).
Die Deutschen tun sich allgemein schwer mit irgendwelchen historischen Aufarbeitungen von Unrecht. (siehe die 50er und 60er Jahre in der noch jungen BRD ... mit hochrangigen Ex-Nazis in Politik und Wirtschaft)
Die Bilder vom Mauerfall begeistern mich auch heute noch. Der unblutige Aufstand der Leipziger (ich war später einmal an der Nikolaikirche), der unglaubliches in Bewegung brachte, ist wohl weltweit bemerkenswert gewesen.
Danach kamen die Jahre mit "hinfahren" und "nachschauen" .... Ich habe das völlig heruntergekommende Schwerin gesehen ..... und es - Jahre später - wiedergesehen ... und war einfach begeistert.
Mein Opa lebte in einem kleinen Dorf bei Helmstedt - direkt an der "Zonengrenze", die ich als kleiner Junge immer fasziniert und mit einem gewissen Schaudern erlebt habe. Nachdem alles weggeräumt war, bin ich mal über diese imaginäre Grenze gegangen und war irgendwie glücklich. ..... das kann man heute den "Nachgeborenen" nicht mehr erklären.
Trotzdem ist auch für mich der Alltag eingekehrt, soll heissen: Ostdeutschland gehört normal dazu. (man spricht immer von Mitteldeuschland, das stimmt aber nicht (mehr) - oder gelten die Veträge mit Polen und Tschechien nicht mehr ?) ...
[/quote]
Bis zur Wiedervereinigung war der 17.Juni Tag der deutschen Einheit. Also der Tag, an dem 1953 die ersten grossen Arbeiteraufstände in der DDR blutig niedergeschlagen wurden.
Für mich war die Verlegung auf den 3. Oktober durch die damalige Regierung Kohl ein Schlag ins Gesicht all der Opfer von 1953. Man hätte dieses Datum so lassen sollen.
Man muss allerdings ehrlicherweise sagen, dass auch dieser Tag nicht so richtig oder zumindest immer weniger als "Nationaltag" gefeiert wurde. Die niederländischen Einkausstädte, wie Venlo, Roermond, Arnhem und Boxmeer füllten sich immer wieder mit hunderttausenden von deutschen "Schnäppchenjägern".
Genau das findet jetzt auch wieder statt ..... (die "2 Brüder von Venlo" erfreut es).
Die Deutschen tun sich allgemein schwer mit irgendwelchen historischen Aufarbeitungen von Unrecht. (siehe die 50er und 60er Jahre in der noch jungen BRD ... mit hochrangigen Ex-Nazis in Politik und Wirtschaft)
Die Bilder vom Mauerfall begeistern mich auch heute noch. Der unblutige Aufstand der Leipziger (ich war später einmal an der Nikolaikirche), der unglaubliches in Bewegung brachte, ist wohl weltweit bemerkenswert gewesen.
Danach kamen die Jahre mit "hinfahren" und "nachschauen" .... Ich habe das völlig heruntergekommende Schwerin gesehen ..... und es - Jahre später - wiedergesehen ... und war einfach begeistert.
Mein Opa lebte in einem kleinen Dorf bei Helmstedt - direkt an der "Zonengrenze", die ich als kleiner Junge immer fasziniert und mit einem gewissen Schaudern erlebt habe. Nachdem alles weggeräumt war, bin ich mal über diese imaginäre Grenze gegangen und war irgendwie glücklich. ..... das kann man heute den "Nachgeborenen" nicht mehr erklären.
Trotzdem ist auch für mich der Alltag eingekehrt, soll heissen: Ostdeutschland gehört normal dazu. (man spricht immer von Mitteldeuschland, das stimmt aber nicht (mehr) - oder gelten die Veträge mit Polen und Tschechien nicht mehr ?) ...
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Ob der 3. Oktober mir gleichgültig ist ...
sachlich gesehen ist's nicht mehr als Vertragsinhalt nach Art. 2 des Einigungsvertrags von 1990;
sarkastisch gesehen ist's der Tag der[Ironie]"Inthronisierung Helmut Kohl"[/Ironie]
individuell und gegen das Vergessen betrachtet - es war und bleibt der 9. November.
Es war ein Donnerstag. Es war kalt. Es war regnerisch.
In den Strassen vereinzelte Martinsumzüge. Ich erinnere mich meiner Gedanken, wie man an einem 9. November einen Martinsumzug veranstalten kann. Mit Laternen. Mit Lichtern. Mit Fackeln. Grad wie in der Pogromnacht 1938.
Ich erinnere mich an die frühabendliche Nachrichtensendung an diesem 9. November 1989.
Ich erinnere mich an die ersten TV-Bilder an diesem verregneten Abend, erinnere mich an vor Glück weinende Menschen am Brandenburger Tor, an die vielen Feiernden entlang der Mauer. Ich erinnere mich meiner eigenen Tränen, meiner Freude und meines Mitgefühls mit diesen nun endlich "freien Menschen". Noch heute fehlen mir die Worte für all das, was ich an diesem 9. Novemberabend empfand - Freude, Glück, Erleichterung und Aufatmen tränten gleichzeitig in meinen Augen. Es war jener 9. November 1989 den ich seitdem in mir trage, jener Tag, der auch das Gedenken an den 9. November 1938 in mir lebendig hält.
sachlich gesehen ist's nicht mehr als Vertragsinhalt nach Art. 2 des Einigungsvertrags von 1990;
sarkastisch gesehen ist's der Tag der
individuell und gegen das Vergessen betrachtet - es war und bleibt der 9. November.
Es war ein Donnerstag. Es war kalt. Es war regnerisch.
In den Strassen vereinzelte Martinsumzüge. Ich erinnere mich meiner Gedanken, wie man an einem 9. November einen Martinsumzug veranstalten kann. Mit Laternen. Mit Lichtern. Mit Fackeln. Grad wie in der Pogromnacht 1938.
Ich erinnere mich an die frühabendliche Nachrichtensendung an diesem 9. November 1989.
Ich erinnere mich an die ersten TV-Bilder an diesem verregneten Abend, erinnere mich an vor Glück weinende Menschen am Brandenburger Tor, an die vielen Feiernden entlang der Mauer. Ich erinnere mich meiner eigenen Tränen, meiner Freude und meines Mitgefühls mit diesen nun endlich "freien Menschen". Noch heute fehlen mir die Worte für all das, was ich an diesem 9. Novemberabend empfand - Freude, Glück, Erleichterung und Aufatmen tränten gleichzeitig in meinen Augen. Es war jener 9. November 1989 den ich seitdem in mir trage, jener Tag, der auch das Gedenken an den 9. November 1938 in mir lebendig hält.