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23. Dezember

• Nicht sehen und doch glauben
  - oder: warum man von Überraschungseiern kotzen muß
  
  Ein Weihnachtserlebnis von Troy
  
  
  Zur Zeit verbreiten sie die gute Nachricht in den Medien, daß sich die Suche nach dem wahren Jesuskind lohnt.
  
  Das ist für mich ja nun nichts Neues.
  
  Aber jetzt kommt´s: Es gäbe nur noch ein einziges; und wer es gefunden hätte, der soll bitte sofort einen "Engel" anrufen. Und der würde dann persönlich dem glücklichen Menschen den ersten Preis überreichen: Eine Kurzreise für zwei Personen in das Feriencenter "Paradies".
  
  Erst mal hab ich tief durchgeatmet und dann hab ich mir die Daten von diesem "Engel" auf den Schirm geholt. Und siehe da: Der ist gar kein Engel, der heißt nur so. Familienvater, Süßwarenhersteller mit Herz für Kinder, umsatzstark und außerdem der Produzent der Überrasschungseier.
  
  Ich hab ihn sofort angerufen und gefragt, was er sich denn dabei gedacht hat, solche Nachrichten in der Welt zu verbreiten.
  Ja, und dann hat er mir ganz froh und munter erklärt, daß es sich hier lediglich um eine gelungene Werbekampagne handeln würde. Überraschungseier sollen die meistgekauften Weihnachtssüßigkeiten werden. Und weil diese Eier wegen der kleinen Figürchen das ganze Jahr über ein solcher Renner sind, sollten sie zu Weihnachten was ganz besonderes bieten. Und da wäre seine ganz famose Idee entstanden, in ein eiziges Ei einen winzigen Jesus zu setzen, aber wirklich nur einen einzigen.
  
  Dann lief die Produktion an, mit lauter leeren Schokoladen-Eiern und einem Gewinner-Ei. Der Werbefeldzug wurde eingestielt und gleichzeitig hätte er veranlaßt, daß alle üblichen Jesuskindfiguren überall von der Bildfläche veschwänden.
  
  Ach, und ob ich denn den Slogan nicht auch gelungen fände:
  "Weihnachten ohne Jesuskind ist wie ein Schokoladenei ohne Überraschung!"
  
  Von der Kosten-Nutzen-Seite her betrachtet, hätte seine Marktforschung erstklassige Ergebnisse geliefert: Seit 1. Advent bis heute Verkaufsgewinne von über 700 %.
  Besonders die Kinder würden in erheblichem Umfang dafür sorgen, daß das Geschäft florierte.
  
  Bevor ich etwas sagen konnte, wurde er richtig andächtig und gestand mir, daß er ja irgendwie damit auch ein gutes Werk täte in unserer ach so gottlosen Zeit. Denn Dank seiner phantastischen Idee würden die Menschen zu Weihnachten endlich wieder zum Kern der Sache kommen und über das Jesuskind reden, bzw. in den Überraschungseiern danach suchen. So hätten alle was davon.
  
  Dann wünschte er mir frohe Weihnachten und legte auf.
  [center] [/center]
  
  Was niemand weiß - außer mir natürlich, weil: Ich weiß alles! -:
  
  Herr Engel hat natürlich überhaupt kein einziges Jesuskind in irgendein Überraschungs-Ei gesetzt. Als Verkaufsprofi weiß er: Ein pfiffiger Slogan und die Aussicht auf eine Belohnung reichen als Kaufanreiz zunächst völlig aus.
  
  Einerseits war ich beruhigt, daß da nicht irgendsoein Double im Ei sitzt; andererseits sah ich mit Schrecken, was "guter Glaube" so alles anrichten kann.
  
  
  Gestern erhielt ich eine Beschwerde von Kindern aus einer Grundschule. Die haben sich ganz furchtbar über folgendes geärgert:
  
  Die Erwachsenen wollen nicht ernsthaft mit ihnen über die verschwundenen Jesuskinder reden. Das sei doch alles nur Werbung, sagen die Erwachsenen und man sollte nicht jeden Quatsch glauben. Dabei wäre wirklich nirgends mehr ein Jesuskind zu sehen: In keiner Krippe, in keinem Geschäft, auf keinem Bild und in keiner Kirche mehr. Sie hätten schon überall geguckt. Und weil sie ständig ihre Eltern nervten, wäre es in jeder Familie furchtbar ungemütlich und zu Weihnachten gäbe es bestimmt einen ordentlichen Krach, wenn dieses Jesuskind nicht endlich irgendwo auftauchen würde.
  
  Und alle Kinder hätten schon ihr ganzes Taschengeld ausgegeben für die Überraschungseier, jeder hätte bestimmt schon an die 70 Stück gegessen; sie hätten schon Zahnschmerzen von dem Zucker und außerdem müßten sie von der vielen Schokolade täglich kotzen.
  
  So, und ich sollte jetzt endlich mal was tun, damit der Scheiß aufhört.
  
  Zur Sicherheit hab ich erst mal in der Bibel nachgeguckt, ob die Geschichte mit Maria und Josef und dem Jesuskind überhaupt noch da drin steht, oder ob Herr Engel die ganz konsequent da auch schon rausgeschmissen hat.
  
  Das Ergebnis war eindeutig: Wenigstens in meiner Ausgabe ist alles wie immer.
  
  Was die Kinder mir berichtet haben, davon taucht natürlich nichts in Herrn Engels Marktforschungsunterlagen auf. Hab ich alles noch mal genau überprüft. Erst hat er da so eine tolle Idee, und ich hab jetzt den ganzen Ärger am Hals.
  
  Und jetzt? Soll ich noch mal ganz von vorn anfangen?
  
  Wahrscheinlich erklärt auch dieses Jahr wieder keiner von den Erwachsenen genau, was los ist zu Weihnachten. Daß ich ihnen schon hundertmal gesagt habe, was gut und richtig ist und wie sie leben sollen. Und weil sie es immer noch nicht kapieren, habe ich ihnen auch noch meinen Sohn geschickt, damit er ihnen vormacht, wie das geht. Sowas versteht doch wirklich jedes Kind.
  
  Und daß auch mein Sohn nur einmal im Jahr Geburtstag hat, ist genauso einfach zu begreifen.
  Natürlich soll man das feiern.
  Feiern ist immer gut.
  Und klar gibt´s dann auch Geschenke für alle.

[AnnA]

Ach Troy, diese Geschichte ist humorvoll und stimmt nachdenklich!, danke dafür!

Ja, in unserer Krippe liegt auch in diesem Jahr ein Jesukind. Es ist noch da, ich habe nachgesehen, gut verpackt in Watte, denn morgen ist erst Heilig Abend.

Es wäre schön wenn alle Kinder wüssten, warum wir Weihnachten feiern, mit oder ohne Überraschungsei !

AnnA

[Lo]

Das war ein richtiges Überraschungs-Troy, liebes Ei!
Ooops: ein richtiges Überraschungs-Ei, liebe Troy!
Wenn es doch schon Lebkuchen im Sommer gibt,
dann wird es auch bald Eier zum Weihnachtsfest geben,
von denen dann berichtet wird, sie seien in einer besonderen Nacht
von heiligen Hühnern in eine Krippe gelegt worden.
Und in dieser Nacht leuchtete das große gelbe MM am Himmel
und es gab Egg-Mäcs mit Pommes für alle.

Toll, liebe Troy!
Lo

[kwitsche]

Das war ein richtiges Überraschungs-Troy, liebes Ei!
Ooops: ein richtiges Überraschungs-Ei, liebe Troy!
Wenn es doch schon Lebkuchen im Sommer gibt,
dann wird es auch bald Eier zum Weihnachtsfest geben,
von denen dann berichtet wird, sie seien in einer besonderen Nacht
von heiligen Hühnern in eine Krippe gelegt worden.
Und in dieser Nacht leuchtete das große gelbe MM am Himmel
und es gab Egg-Mäcs mit Pommes für alle.

Toll, liebe Troy!
Lo

[Benzin-Depot]

Und jetzt? Soll ich noch mal ganz von vorn anfangen?

...ach ja bitte, dass wäre sehr nett von Dir...

Habe mir das vorletzte Adventskalender-Türchen extra für heute Abend aufbewahrt.

Und....es hat sich gelohnt.

vielen Dankeschön für diese Geschichte

...das Jesuskind in unserer Krippe happ ich übrigens ganz schnell in Sicherheit gebracht....bis morgen...

[Heinz H.]