Debray hat geschrieben:[center]42[/center]
Und wie lautet die Frage?
Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG
Wenn Poesie zum Samisdat wird, muß man überlegen, wie man die Gesellschaft verläßt oder wie man interveniert. Ich plädiere für Intervention. Darüber aber müssen sich URBANausen klar werden: Zitat Johannes Stüttgen in den Siebzigern: "Kunstforderung Nr. 1 : Die Menschen müssen beunruhigt sein." (aus unserem Beuys-Projekt):pito hat geschrieben:[center]
Wohin zieht das Leben? Was sucht der Geist? Welche Temperatur haben die Lippen unserer Muse? Ist Sommer ein Statement? Ein Märchen?
Was ist das Wesen eines Ballons? Der Odem des ihn aufblasenden? Welches Lied singt das Gestänge eines Einkaufswagens? Das des Pflasters? Was liegt am Ende der Straße?
Regen kommt. Zisch.
Diese Aussagen sind mir "zu platt"!Wenn Poesie zum Samisdat wird, muß man überlegen, wie man die Gesellschaft verläßt oder wie man interveniert. Ich plädiere für Intervention.
Na super: Die Vorhut ohne Nachhut. Die Elite zeigts den Massen.Darüber aber müssen sich URBANausen klar werden: Zitat Johannes Stüttgen in den Siebzigern: "Kunstforderung Nr. 1 : Die Menschen müssen beunruhigt sein."
Kery hat geschrieben:@Debray
Das, was ich glaube von dem zu verstehen, was du möchtest, widerspricht m. E. nicht dem Wunsch nach Intervention und Beunruhigung.
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Was glaubst du von dem zu verstehen was ich möchte?
Es kommt wieder darauf an, wie das jeder für sich in der Begrifflichkeit interpretiert.
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Da stimme ich dir voll zu!
Und eben weil, wie du selbst sagst, "es wieder darauf ankommt, wie ein jeder den Wunsch nach Intervention und Beunruhigung für sich in der Begrifflichkeit interpretiert" (Anm.:sinngemäss zitiert), damit Begrifflichkeit de facto subjektiv und individuell bleibt, gilt es einen Konsens zu finden, gilt es, sich auf klare und eineindeutige Definition von Begrifflichkeiten wie "Intervention", "Beunruhigung" und "Ausgrenzung" als Vorbedingung jedweder potentieller Handlungsstränge damit man eben "an einem Strang" ziehen kann.
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Wenn sich jemand aus einem gesellschaftlichen Kontext aufgrund seiner persönlichen Dauer-Erfahrungen ausgeschlossen fühlt, ist für ihn die Intervention der konstruktive Entschluss sich zumindest oppositionell am Geschehen beteiligen zu wollen.
Wenn sich jemand ausgeschlossen fühlt so ist das zunächst individuelles, subjektives Empfinden und ist nicht pauschal mit dem Verhalten anderer zu erklären sondern erfordert primär einen höheren Grad an Eigenverantwortlichkeit. Für meine Gefühle bin ich selbst verantwortlich und nicht jemand anderes. Wenn ich mich also - wie du schreibst - ausgegrenzt fühle, erzeugt das bspw. das Gefühl: "Unwohl" oder "Traurigkeit" etc. Dahinter steckt möglicherweise das Bedürfnis nach"Zugehörigkeit", welches von anderen nicht befriedigt wird. Sag selbst Kery, sind all die anderen auf dieser Welt dazu da um meine Bedürfnisse, hier: das Bedürfnis: "dazuzugehören", zu befriedigen? Und, im Umkehrschluss, warum sollte ich anderen die Macht zugestehen mir positive oder auch negative Gefühle zu machen? Wäre ich dadurch nicht ein völlig unmündiges und abhängiges Wesen?
Eine andere Frage, die sich mir aus deinen Worten stellt ist: Was ist das wenn du sagst: "... sich zumindest oppositionell am Geschehen beteiligen zu wollen."?
Oberflächlich betrachtet schliesst sich für mich "oppositionell" und "beteiligen" wegen der begriffsimmanenten Kontroverse aus.
Liegt hier möglicherweise auch der Schlüssel der Eigenverantwortung für das negativ empfunden Gefühl des "Ausgegrenzt-seins" eben weil ich eine oppositionelle Haltung zur Gemeinschaft einnehme?
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Und wenn ich entsprechende künstlerische Aktionen oder Werke oder Happenings erlebe, die mein Bewusstsein dahingehend berühren, dass es die Bestrebungen gibt, die gesellschaftlichen Verhältnisse und die darin vertretenen Geisteshaltungen zu wandeln oder zu bewegen, dann wird mich das sicher eher beruhigen, wird aber in Menschen, die sich mit eben diesen bestehenden Verhältnissen mehr als arrangiert haben eher Ängste oder zumindest Ablehnung hervorrufen.
Liebe Kery, hilf mir bitte damit ich dich richtig verstehe. Du schreibst, dass du Kunst oder Happenings e r l e b s t, schreibst, dass sie dein Bewusstsein b e r ü h r e n und bist dann bestrebt, dieses Erleben, dieses Berühren wandeln oder bewegen zu wollen, damit dich dieser potentielle Wandel von sozialen Verhältnissen nebst deren immanenten Geisteshaltungen beruhigt? Verstehe ich dich da richtig?
Was aber ist, wenn sich diese Menschen nicht wandeln und/oder verändern lassen wollen?
Was ist, wenn sie ihre Geisteshaltungen, die dich beunruhigen, beibehalten wollen?
Ich denke viel in Bildern und, ich habe gerade ein Bild in meinen Vorstellungen, das mir eine schemenhafte Gestalt zeigt, die an vielen Fadenkreuzen eine überschaubare Menge an Marionetten bewegt. Kannst du das sehen?
Und ich denke in diesem Zusammenhang daran das du davon schreibst, vom status quo der sozialen Verhältnissen und Geisteshaltungen beunruhigt zu sein, dich das Wandeln, das Bewegen derselben eher beruhigen wird während die betroffen Menschen, diejenigen, die also von dir - als wäre das möglich - gewandelt und bewegt werden, zunehmend beunruhigt werden. Bissl erinnert mich das an Elias Canetti, der in "Masse und Macht" unterstellt, der Mensch wäre von Natur aus kein soziales Wesen und alle Distanzen, welche die Menschen um sich geschaffen haben, fänden ihren Ursprung in der Furcht vor dem Fremden.
In diese Diskussion transferiert hiesse das: "es wird stets jemand beunruhigt sein - es wird stets jemand Angst haben". Ich nenne sowas, salopp ausgedrückt die "Highlander-Mentalität", frei nach dem Motto: "Es kann nur einen geben!" (hier: ... der nicht beunruhigt sein wird.) Damit hätte Canetti Recht behalten - wir wären von Natur aus keine sozialen Wesen, weil wir in deinem Beispiel die Beunruhigung der anderen bewusst herbeigeführt hätten.
Glaubst du wirklich das es dich beruhigt indem du andere Menschen beunruhigst?
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Müssen wir aus diesem Grund denn diese Konfrontation meiden?
Das ist und bleibt einzig und allein D E I N E Entscheidung!
Wenn ich die Diskussion auf das Wesentliche deiner Aussage reduzieren dann liest sich das folgendermassen: Du suchst Beruhigung durch das Beunruhigen von anderen.
Solltest du aus diesem Grund diese Konfrontation meiden?
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M. E. besteht die Kunst eben darin, hier eine Brücke zu schlagen, einen Kommunikationskanal zu finden, der eine gemeinsame Ebene herstellt, die von Toleranz und der Bereitschaft der gemeinsamen Entwicklung getragen wird.
Kery, ich find das total schön das du an dieser Stelle auch selbst eine mögliche Lösung nennst, einen möglichen Weg beschreibst der aussichtsreich scheint niemanden zu beunruhigen.
"Das Herstellen einer gemeinsamen Ebene, die von Toleranz und einem "Ja zu gemeinsamer Entwicklung" getragen wird. Paolo Freire nannte diesen Ansatz seinerzeit "Das Dialogische Prinzip" - nicht zu Verwechseln mit dem von Martin Buber!
Zur Umsetzung dieses dialogischen Prinzips ist natürlich der Dialog mit allen Beteiligten, der Dialog: "Wo wollen wir gemeinsam hin?", der Dialog: "Was ist ein jeder bereit mit einzubringen?" grundsätzliche Voraussetzung.
Kery - wo willst du hin?
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Wenn du eine Idee hast, wie diese Ebene geschaffen werden kann, ohne dass man seine Geisteshaltung verstecken oder sogar verleugnen muss, dann ziehe ich meinen Hut.
Du hast gerade eine Idee artikuliert, die vielversprechend ist eine "soziale", eine gemeinschaftliche, eine gesellschaftliche Ebene zu schaffen. Im Dialog. Mittels Toleranz. Bei einem klaren JA zu gemeinsamer Entwicklung. Kery, du hast selbst das "Dialogische Prinzip" umschrieben.
Ziehst du nun deinen Hut?
Ich finde es sehr gut, dass eine Diskussion aufkommt. Vielleicht finden wir gemeinsam vorurteilsfrei und aufgeschlossenWege.
LG Kery
Diesem Teil deiner Meinung schliesse ich mich voll an.
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