Wo befanden sich unsere Mülldeponien in alten Zeiten?

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Benzin-Depot
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Wo befanden sich unsere Mülldeponien in alten Zeiten?

Beitrag von Benzin-Depot »

In diesem Beitragschreibt sirboni über die Müllkippe am Mechtenberg.
War das eigentlich eine offizielle Deponie oder so ne wilde Müllkippe, wo man im Schutze der Dunkelheit seinen Abfall entsorgte? :P

Eventuell gab es der Nähe des Mechtenbergs noch eine weitere Deponie. Ein Bekannter erzählte von einer Müllkippe, die dem Hörensagen nach nur bis in die 20/30er Jahre bestanden haben soll.


Hierwird die "Geschichte des städtischen Fuhrparks bis 1927" beschrieben. Müllkippen werden dabei nicht erwähnt.

Wo hat man vor 50, 100 oder mehr Jahren unseren Müll hingebracht? Gab es weitere Deponien im Stadtgebiet von Gelsenkirchen ?
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Tekalo
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Beitrag von Tekalo »

Kreisverkehr Ostpreußenstraße und Bergmannstraße.

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Mechtenbergkraxler
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Re: Wo befanden sich unsere Mülldeponien in alten Zeiten?

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Benzin-Depot hat geschrieben:In diesem Beitragschreibt sirboni über die Müllkippe am Mechtenberg.
War das eigentlich eine offizielle Deponie oder so ne wilde Müllkippe, wo man im Schutze der Dunkelheit seinen Abfall entsorgte? :P

Eventuell gab es der Nähe des Mechtenbergs noch eine weitere Deponie. Ein Bekannter erzählte von einer Müllkippe, die dem Hörensagen nach nur bis in die 20/30er Jahre bestanden haben soll.
Zwischen Mechtenberg und den ersten Häusern in Rotthausen-Düppel bzw. Ückendorf gab es eine große und auch offizielle Müllkippe. Der Teil der Kippe zwischen Hattinger-, Krayer- und Hövelmannstraße nahm zuletzt m.W. nur noch Bauschutt auf, war aber bis Mitte der 1960er Jahre in Betrieb. An der Hövelmannstraße stand seinerzeit noch ein alter Bauernhof, wahrscheinlich der echte Halfmann-Hof, der der Künstlersiedlung seinen Namen geliehen hat. Der verschwand irgendwann unter der Deponie.

Westlich der Hattingerstraße bis durch zur Mechtenbergstraße, eingegrenzt nach Norden durch den Schwarzbach befand sich als zweiter Teil eine - wie man heute sagen würde - Restmüllkippe, für alles was an Haushaltsmüll so anfiel. Diese Kippe nahm natürlich auch Asche aus den Hausbrandöfen (deswegen hieß die Mülltonne damals auch noch "Ascheneimer") auf, die oft noch Glutnester enthielt. Es brannte ziemlich oft dort, mit bestialischem Gestank, der sich speziell Richtung Düppel ausbreitete. Es war eine reguläre Kippe, und die Kipper waren im Fuhrpark an Haus Leithe stationiert. In Betrieb war sie gefühlt bis etwa Mitte der 1960er Jahre.

Jetzt kann man da schön spazieren gehen, und Dreck, Lärm und Gestank sind nur noch Geister der Vergangenheit.

MK
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Emscherbruch
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Rauch und Bodendenkmäler

Beitrag von Emscherbruch »

Mir sind Erzählungen alter Erler im Gedächtnis. Demnach befand sich auf dem Gelände der heutigen Bezirkssportanlage Oststraße ein Müll- und Schuttabladeplatz. Die Zuschauerränge des kleinen "Stadions" sollen aus dem Bauschutt geformt worden sein, der in den 1950er Jahren dort noch lagerte, so wurde mir von Zeitzeugen berichtet.


Bauschutt auf dem eigenen Grundstück zu verbuddeln war übrigens die übliche Art der Entsorgung bis in die 1970er Jahre hinein. Wenn z. B. der Umbau eines Siedlungshauses in der Resser Mark anstand, verschwanden solche Altlasten häufig im Fundament von Garagen. Man verwendete das Zeug auch gerne als "Packlage" für gepflasterte Auto-Stellplätze oder formte künstlich erhöhte Terrassen daraus. Aus so manchem zerdepperten Geschirrberg des letzten Polterabends in der Verwandtschaft entstand der Untergrund für Gartenwege aus Bruchsteinplatten. Das Wort Containerdienst war ein Fremdwort.

Knochenreste von Schweineschlachtungen (was bis in die 1950er Jahre hinein durchaus noch vorkam) verbuddelten die Siedler auch im Nutzgarten - zur Freude der archäologisch interessierten Urenkel, die nach Jahrzehnten tierische Überreste fanden. Jedes Siedlungshaus hatte selbstverständlich einen Komposthaufen, auf dem so ziemlich alles landete, was biologisch abbaubar war. Was von alleine verrottete, das kam auf den Kompost und ganz oben auf dem Haufen saß in vielen Gärten ein Hahn.

Brennbarer Abfall wurde konsequent verbrannt. Das war normal. Man fragte nicht nach schädlichen Inhaltsstoffen. Kohleherde waren Mini-Müllverbrennungsanlagen, was zeigt, dass Hausfrauen schon immer praktisch veranlagt waren. Erst als die ersten Joghurtbecher aus Plastik auftauchten und Elektroherde zum Küchenstandard wurden, verschwand diese Praxis nach und nach. ("Boah, was stinkt dat! Schmeiß dat nich innen Ofen!" - O-Ton meiner Oma).

Mehrmals im Jahr wurde schließlich all das im Garten (bei Mehrfamilienhäusern im Hof) verbrannt, was nicht in die hauseigenen Feuerstätten hineinpasste. Der Haushaltsmüll der damaligen Zeit löste sich also weitgehend in Rauch auf.

Die Mülltonne von damals hieß bei uns "Aschetonne". "Ascheneimer" hieß bei uns der Blecheimer, der beim Auskehren der Brennräume die Asche aufnahm und mit dem man das Zeug dann zur Tonne schleppte. Die Mülltonnen dienten also vor allem zur Entsorgung der Verbrennungsreste aus den Kohleherden und den Kohle- und Koksöfen, mit denen die Häuser und Wohnungen beheizt wurden. Noch in den 1970ern konnte ich mehrfach beobachten, wie alte Leute kopfschüttelnd brennbaren Abfall wieder aus der Tonne herauszogen und zurück ins Haus trugen. So erklärt sich auch der überdimensionierte Aufdruck "Keine heiße Asche einfüllen!" auf den Kunststoffmüllbehälter mit Rollen, die seit den 1980ern ausgegeben wurden. Wer seine Heizung zu diesem Zeitpunkt noch mit Kohle oder Koks befeuerte, der sicherte sich eine der alten Aschetonnen als Zwischenlager und fluchte über den angeblichen Fortschritt, den diese Müllbehälter auf Rollen mit sich brachten. ("Wenne da Asche reinkipps, rollt nix mehr. Wat is dat für einen Fortschritt?" - O-Ton meines Opas.)
Stell dir vor, es geht und keiner kriegt's hin.

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sirboni
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Beitrag von sirboni »

""Keine heiße Asche einfüllen!""
Den Aufkleber hatte ich auf der hinteren "Stoßstange" , also direkt unterhalb des Griffs der Motorhaube, meines damaligen Käfers. :lol:
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Benzin-Depot
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Re: Wo befanden sich unsere Mülldeponien in alten Zeiten?

Beitrag von Benzin-Depot »

Mechtenbergkraxler hat geschrieben:[...]Zwischen Mechtenberg und den ersten Häusern in Rotthausen-Düppel bzw. Ückendorf gab es eine große und auch offizielle Müllkippe. Der Teil der Kippe zwischen Hattinger-, Krayer- und Hövelmannstraße nahm zuletzt m.W. nur noch Bauschutt auf, war aber bis Mitte der 1960er Jahre in Betrieb. An der Hövelmannstraße stand seinerzeit noch ein alter Bauernhof, wahrscheinlich der echte Halfmann-Hof, der der Künstlersiedlung seinen Namen geliehen hat. Der verschwand irgendwann unter der Deponie.

Westlich der Hattingerstraße bis durch zur Mechtenbergstraße, eingegrenzt nach Norden durch den Schwarzbach befand sich als zweiter Teil eine - wie man heute sagen würde - Restmüllkippe, für alles was an Haushaltsmüll so anfiel. [...] In Betrieb war sie gefühlt bis etwa Mitte der 1960er Jahre. [...]
Dankeschön Kraxler, für Deine ausführlichen Erklärungen. :wink:
Ich hab mal versucht die Standorte nach Deinen Angaben auf der Karte (von 1926) einzuzeichnen. Könnte das annähernd hinkommen?

Bild
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sirboni
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Beitrag von sirboni »

Nach meiner Erinnerung erstreckte sich der Bereich Müllkippe in etwa so wie auf dem Bild hier:
Bild
Nach links bis in die Nähe der Mechtenbergstraße.
Am Fuß des "Bergs" entlang gab es einen Verbindungsweg zwischen Hattiger- und Mechtenbergstraße, der direkt am Rande der Kippe entlang führte und von dem der Weg mit verhältnismäßig geringer Steigung am "Silbersee" entlang zum Gipfel abzweigte. Auf der anderen Seite ging es dagegen recht steil den Berg hinunter. War schon eine kleine Herausforderung da mit dem Roller runter zu fahren.
Zur Orientierung:
Blauer Punkt = Sportplatz Halfmannshof
Grüner Punkt = Bismarkturm
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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Dankeschön sirboni. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass vor (20 oder mehr ?) Jahren mal im Bereich entlang der Hattinger Straße großflächig mit Baggern gearbeitet wurde und in den Zusammenhang von der Müllkippe die Rede war.

sirboni hat geschrieben:""Keine heiße Asche einfüllen!""
Den Aufkleber hatte ich auf der hinteren "Stoßstange" , also direkt unterhalb des Griffs der Motorhaube, meines damaligen Käfers. :lol:
:P *lach* kommt mir bekannt von.

irgendwann gab mehr Autos als Mülltonnen mit diesem Aufkleber.
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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Tekalo hat geschrieben:Kreisverkehr Ostpreußenstraße und Bergmannstraße.
Dankeschön. :wink:
BildOstpreussen-/Bergmannstraße

Hier rechts im Bild, könnte das die ehemalige Deponie sein?
Gehört das Gebiet schon zu Wattenscheid?
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Pedder vonne Emscher
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Beitrag von Pedder vonne Emscher »

Die Deponie Becker liegt an der Ostpreußenstraße, aber schon auf Günnigfelder Gebiet. Sie wurde früher vom Schalker Verein genutzt.

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Benzin-Depot hat geschrieben:Dankeschön sirboni. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass vor (20 oder mehr ?) Jahren mal im Bereich entlang der Hattinger Straße großflächig mit Baggern gearbeitet wurde und in den Zusammenhang von der Müllkippe die Rede war.
[center]könnte man auf der Luftaufnahme von 1978 die Müllkippe(n) erkennen ?
Bild
[/center]
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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Pedder vonne Emscher hat geschrieben:Die Deponie Becker liegt an der Ostpreußenstraße, aber schon auf Günnigfelder Gebiet. Sie wurde früher vom Schalker Verein genutzt.
Dankeschön Pedder. Hast Du eventuell auch irgendwelche Informationen, ob das vor der Nutzung durch den Schalker Verein eine Müll-Deponie der Stadt Gelsenkirchen war?
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Pedder vonne Emscher
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Beitrag von Pedder vonne Emscher »

Nee, da habe ich keine Ahnung. Ich kann mich nur daran erinnern, dass in den 80er Jahren mal ein Kippenwärter entlassen wurde, nachdem herauskam, er habe illegale Müllentsorgung gegen Barzahlung in seine eigene Tasche geduldet.

Später wurde die Deponie von der Fa. Heinrich Becker aus Bottrop übernommen.

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Interessant :up:
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sirboni
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Beitrag von sirboni »

Heinz O. hat geschrieben:
[center]könnte man auf der Luftaufnahme von 1978 die Müllkippe(n) erkennen ?
Bild
[/center]
Wenn das in der Mitte die Hattinger Straße (Verlauf nach oben Richtung Neustadt) ist,könnte die Fläche links die Kippe gewesen sein.
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