Geschichte der Gelsenkirchener Polizei

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Pedder vonne Emscher
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Beitrag von Pedder vonne Emscher »

Adressbuch von 1939 Jakobstr. 3:
Bild

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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Minchen hat geschrieben:
Bretterbude hat geschrieben:Wenn die Bilder im ersten Beitrag dieses Fred wie beschrieben von Ostern 1960 stammen, dürfte der Zeitraum der Verbreiterung der Josefstr zwischen Bochumer Str und Johanniterstr auch nicht weit weg von Ostern 1960 liegen.

Anbei noch ein Plan, der die Gebäude auf dem Bild von Schacht 9 darstellt:
BildBild(Quelle: Stadtgrundkarte Gelsenkirchen 1905-07, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen)
Da war also die Polizeiwache, neben der Kirche.
Minchen hat geschrieben:Bild

Nicht Opa beim Fotografen, sondern umgekehrt.
Mein Uropa Wilhelm, Jahrgang 1896 (sitzend, ganz links) war von 1923 bis 1932 (und später wieder) Polizist in Gelsenkirchen. Offenbar durfte damals auch nicht jeder einen schicken Säbel tragen. Opa hatte keinen. :(

Ich glaube, sie wohnten damals in der Josefstraße. Wo die Wache war, weiß ich nicht. Vielleicht kann es mir jemand verraten?
Füg ich es hier nochmal ein. Vermutlich die Wache Josefstraße 24.
Kassandra war doch eine furchtbare Populistin.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.
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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

aber ein Revier 34 ist weder 1927 (Gelsenkirchen) noch 1939 (Gelsenkirchen + Buer) aufgeführt :ka:
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Pedder vonne Emscher
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Beitrag von Pedder vonne Emscher »

1939 hieß es 16. Polizeirevier. Wenn das Foto aus den 40er Jahren stammt, könnte es aber sein, dass die Dienststelle in 34. Polizeirevier umbenannt wurde. Adressbücher von 1940-1945 sind jedenfalls nicht online.

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Pedder vonne Emscher hat geschrieben:1939 hieß es 16. Polizeirevier. Wenn das Foto aus den 40er Jahren stammt, könnte es aber sein, dass die Dienststelle in 34. Polizeirevier umbenannt wurde. Adressbücher von 1940-1945 sind jedenfalls nicht online.
Da hasse recht. Um das rauzukriegen muss man wohl beim ISG nachforschen.
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brucki
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Beitrag von brucki »

Heinz O. hat geschrieben:
Pedder vonne Emscher hat geschrieben:1939 hieß es 16. Polizeirevier. Wenn das Foto aus den 40er Jahren stammt, könnte es aber sein, dass die Dienststelle in 34. Polizeirevier umbenannt wurde. Adressbücher von 1940-1945 sind jedenfalls nicht online.
Da hasse recht. Um das rauzukriegen muss man wohl beim ISG nachforschen.
Telefonbuch 1944:
Revier 16: Jakobstr. 3,

Ein Revier 34 ist nicht aufgeführt.

Auf dem Schild steht ja auch "Polizei-Präsidium Recklinghausen".

Dazu im Telefonbuch:

Polizeiverwaltungsstelle Buer Staatl. Ad.-Hitler-Platz 4
Die Polizeiverwaltungsstelle ist dem Polizeiamt Gelsenkirchen angegliedert u. gehört zum Polizeipräsidium Recklinghausen ; sie hat eine eigene Vermittlung, an die die dort befindl. Dienstst. angeschl. sind

Ich verstehe draus, dass das gesuchte Haus in Buer liegen muss.

Dort wäre, in Resse, mit Hausnummer 3 im Angebot das Haus Am Markt 3

Das ist heute ein Nachkriegsbau...


Nach der Durchsicht dieses Freds

https://www.gelsenkirchener-geschichten ... highlight=

denke ich nicht, dass das Am Markt 3 ist.

Vielleicht befindet sich das Haus ja in einer anderen Stadt, die ebenfalls zum Polizeipräsidium Recklinghausen gehörte? :o

Schwidi
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Beitrag von Schwidi »

Ich war heute in der Jakobstrasse und Hausnummer 3 ist das selbe Gebäude wie auf meinem Foto.
Das Foto mit dem 34. Polizeirevier ist im März 1933 aufgenommen worden,es ist auch ebenfalls mit Ge Bismarck beschrieben....

Bild
Glück Auf

Fabilaura
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Re: Geschichte der Gelsenkirchener Polizei

Beitrag von Fabilaura »

Also ich Stifte jetzt mal noch mehr Verwirrung! Mein Mann hat in den 70er Jahren in Jakobstr. 1 gewohnt .
Und er sagt sie hatten in der Parterre Wohnung noch die Gitter vor den Fenstern ( nach hinten zum Hof raus )
weil dort Zellen waren .Das kann ich bestätigen weil wir in dieser Zeit schon befreundet waren .
Auch meine Schwiegermutter hat immer von dem Polizeirevier erzählt was dort bis 1960 gewesen sein soll !
Gruß fabilaura

Quiqueg
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Vielseitig, praktisch und sozial

Beitrag von Quiqueg »

Nachstehendes habe ich im März an den OB in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Demokratischen Initiative (DI) geschrieben:

An dieser Stelle möchte ich die DI in Ihrer Eigenschaft als Mit-Initiatorin der vom Rat am 11. Juli 2019 übernommenen Antisemitismus-Resolution ansprechen. Und zwar nicht auf den israelbezogenen Teil jener Resolution, der die Wogen im Ratssaal, auf der Zuhörertribüne und in der WAZ hat hochgehen lassen. Sondern auf den GE-bezogenen Teil, auf die gruppenbezogen-menschenfeindliche Vergangenheit maßgeblicher DI-Mitglieder. Inwieweit haben diese eigene braune Vergangenheit aufgearbeitet?
Niemand sei an den Pranger gestellt. Es besteht aber ein öffentliches Interesse am klaren Wort und der öffentlichkeitswirksamen Geste. Dies möchte ich hiermit geltend machen.

„Der Beruf des Polizeibeamten ist vielseitig, praktisch und sozial“: Ein NS- Verbrecher und ein SPD-Polizeipräsident
Aus Daniel Schmidt (Hrsg.): Gelsenkirchen im Nationalsozialismus (im Folgenden GE im NS), S. 202/203:

Roland Brehm (1918 – 2008) kam im Sommer 1941 als junger Polizeioffizier zum Polizeipräsidium Recklinghausen, das damals auch für GE zuständig war. Im September 1941 wurde er als Zugführer zum Reserve-Polizeibataillon 65 abgeordnet, das sich zu diesem Zeitpunkt 'im auswärtigen Einsatz' befand. In der Sowjetunion und im besetzten Polen führte das Bataillon regelmäßig Vernichtungsaktionen gegen die jüdische Bevölkerung durch. Später gab Brehm zu, an mindestens einer Massenerschießung bei Krakau beteiligt gewesen zu sein.

1943 wurde er zur Polizei-Reiterabteilung III versetzt, die in den Wäldern und Sumpfgebieten Polens erbarmungslos Jagd auf Partisanen und auf Jüd*innen machte, unter anderem auf die Menschen, die nach einem Häftlingsaufstand im Oktober 1943 aus dem Vernichtungslager Sobibór entkommen waren. Die meisten von ihnen wurden erschossen.“

Über den Einsatz des Reserve-Polizeibataillons 65 verhält sich unter anderem das Dokument 351 (S. 202), mit das grauenvollste der gesamten Ausstellung:

„In Luga zwangen Angehörige des Bataillons einen jüdischen Gefangenen, ein Bärenfell anzuziehen und mit einem ausgestopften Bären zu tanzen. Später wurde er gefoltert und schließlich erschossen.“

Ob Brehm auch mit diesem Verbrechen direkt zu tun hatte, weiß ich nicht. Kann das ISG Näheres mitteilen? Jedenfalls gilt – entsprechend - auch hier, was Stefan Goch in „Mit einer Rückkehr nach hier ist nicht zu rechnen“ (im Folgenden: „Rückkehr“ (ISG-Beiträge Bd. 8, Essen 1999 S. 9 ff) einleuchtend dargelegt hat:

„Die Untersuchung bliebe unvollständig, wenn nur das schreckliche Ende der untersuchten Menschengruppe rekonstruiert würde und man der Opfer gedächte. Vielmehr ist zu fragen, warum und wie diese Menschen verfolgt und ermordet wurden. Damit stellen sich zahlreiche Fragen nach den politischen, ideologischen, sozialen und mentalen bzw. politisch-kulturellen Ursachen dieses Massenverbrechens, nach dem Aufbau des Verfolgungsapparates und dem Funktionieren der Mordmaschinerie sowie nach den an den Verfolgungsprozessen beteiligten Menschen. Es geht nicht darum, Täter zu „entlarven“ und „an den Pranger zu stellen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Handeln von Individuen immer auch soziales Handeln unter bestimmten Rahmenbedingungen, in spezifischen Situationen ist und eng mit herrschenden Meinungen. Vorstellungen, Deutungen, sowie Werten, Normen und typischen Verhaltensweisen, also der 'politischen Kultur' einer Gesellschaft verbunden ist, geht es vielmehr darum, die strukturellen Hintergründe der geschilderten Ereignisse und Prozesse zu erfassen.“
Dies rückt Brehm – ob er persönlich dabei war oder nicht – auch in die Nähe der Untat von Luga.

Über seine Nachkriegskarriere ist aus GE im NS (S. 203) zu erfahren:

„Nach Kriegsende konnte er zunächst unbeanstandet Polizist bleiben. Bis März 1946 war er Reviervorsteher bei der Polizei GE, wurde dann wegen seiner Mitgliedschaft in SS und SA entlassen, aber bereits wenige Monate später wieder eingestellt. Im September 1947 erneute Entlassung, danach einige Monate Arbeit als Bergmann. Im Juni 1948 endgültig als „Entlasteter“ entnazifiziert, stand seiner Rückkehr in den Polizeidienst nichts mehr im Weg. Danach: 1963 – 1972 Leiter des Schutzbereichs Süd. Ermittlungen der Staatsanwaltschaften Braunschweig und Dortmund wegen Beteiligung an den Verbrechen des Bataillons 65 wurden eingestellt, da Brehm für sich „Befehlsnotstand“ geltend machen konnte.“

Letzteres erstaunt, denn spätestens mit dem Frankfurter Auschwitzprozess (Dezember 1963 – August 1965) hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es die beim Befehlsnotstand vorausgesetzte gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr für Leben, Leib oder Freiheit an keiner Stelle der NS-Vernichtungsmaschinerie jemals gegeben hat. Alle diese Täter hätten sich wegbewerben können, Auschwitz- Wachmannschaften, Reserve-Bataillons-Polizisten, wer auch immer.

Brehms Zusammenarbeit mit dem späteren Polizeipräsidenten Dr. Schermer (SPD), das mit ihm gemeinsam verfasste Polizeihandbuch und die mit viel Liebe verfasste Chronik über die Gelsenkirchener Polizei

„1972 wurde Brehm zum Leiter der Schutzpolizei in Warendorf berufen, kehrte jedoch 1976 nach GE zurück. Er widmete sich dann mit viel Liebe einer Chronik über die Gelsenkirchener Polizei. Donnerstag konnte er Dr. Schermer zwei umfangreiche Aktenordner überreichen. Die Chronik soll in einer 'Mini-Auflage' von sechs Exemplaren gedruckt werden und der Öffentlichkeit über das Stadtarchiv und die Büchereien zugänglich gemacht werden. Als Dank überreichte ihm der Polizeipräsident ein Bild des alten Rathauses, in dem auch der Schutzbereich Süd, wo Brehm so lange gewirkt hat, untergebracht war. Roland Brehm bedankte sich mit den schlichten Worten: „Ich habe nur meine Pflicht getan. Ich bin gern Polizist gewesen. Der Beruf des Polizeibeamten ist vielseitig, praktisch und sozial.“

So ein Bericht in der Gelsenkirchener Lokalpresse (1978), GE im NS S. 203 Dok. 354.

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