Daran hat wohl niemand gezweifelt.Heinz O. hat geschrieben:Gottseidank bleibt uns das ISG erhalten ...
Allerdings bleibt das Stadtarchiv all denen weiterhin verschlossen, die sich nicht zu den angebotenen Zeiten in den Lesesaal setzen können. Kein Vorwurf an die Verantwortlichen, sondern einfach ein Faktum. Eine Ausleihe ist aus verständlichen Gründen nicht möglich. Der Erwerb von Kopien ganzer Bücher, von denen man nicht weiß, ob man das gesuchte darin tatsächlich findet, macht auch keinen Sinn und ergibt mit Sicherheit jede Menge rechtlicher Probleme. Was nützt mir ein Findbuch, wenn ich nur abends Zeit hätte, die Quellen zu lesen? So bleibt die Quelle eben verschlossen. Was nützt ein Stichwortverzeichnis, das nur eine begrenzte Zahl von Schlagworten bereit halten kann und deshalb den gesuchten Begriff nicht enthält? Es nützt zu wenig. In einer Zeit, da die Volltextsuche eine Selbstverständlichkeit geworden ist, schreit förmlich alles danach, dass es andere Zugangswege ins Stadtarchiv und zu vielen der Archivalien geben muss.
In Köln brachte erst die Katastrophe eine ganz neue Einsicht. Plötzlich, nachdem jede Menge Dinge endgültig verloren sind, werden Leute aufgefordert, ihre Kopien der verlorenen Dinge aus dem Stadtarchiv Köln ins Internet zu stellen.
http://www.historischesarchivkoeln.de/s ... hp?lang=de
Und nun der Hammer: Das Material ist für die ganze Welt einsehbar. Kein Vorrecht mehr für eine kleine Gruppe von Menschen, bei denen es örtlich und zeitlich passt.
Wieso wurden nicht schon vorher Freiwillige rekrutiert, die beim vorsorglichen Digitalisieren hätten helfen können? Wieso wurde nicht früher ein Sponsor gesucht, der einen Scan-Roboter zur Verfügung stellen könnte? Wieso wurde nicht für das eigene Archiv und die eigene Stadt dadurch geworben, indem man alle nicht (mehr) geschützen Bestände über das Internet verfügbar machte? Bringen immer erst Katastrophen tiefgreifende Änderungen in den alltäglichen Trott?
Die Gelsenkirchener Katastrophe wird vermutlich anders aussehen, als die von Köln. Nicht so spektakulär wird es sein, nur von einer Minderheit der Bevölkerung wahrgenommen. Bei leeren Kassen werden wohl nicht nur Bürgercenter und Stadtbibliotheken ihre Öffnungszeiten weiter einschränken müssen. Auch das "Gedächtnis der Stadt" wird sich auf diese Weise zwangsweise immer stärker verschließen.
Das Interesse der Bevölkerung an der Stadtgeschichte Gelsenkirchens ist enorm. Der Heimatabend zeigte es unverkennbar. Ein Besuch der Internetseiten des Stadtarchivs, gehostet bei Gelsen-Net, stimmt mich da rundum traurig.
http://www.institut-fuer-stadtgeschichte.de