Gertrud Bäumer

Menschen, deren Namen in Gelsenkirchen auftaucht, auch wenn sie nicht in Gelsenkirchen lebten

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Gert B.
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Fortsetzung meines Beitrags vom 25. 3.

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Homepage RS Bielefeld über G. Bäumer:

"Ihr lebenslanges Engagement für die Jugend und für eine selbstständige und gleichberechtigte Mitwirkung der Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen haben sie zur Namensgeberin unserer Schule gemacht."

Zunächst mal nur zu: "Ihr lebenslanges Engagement für die Jugend ...":

Ich zitiere, um ein Fragezeichen hinter diese Aussage zu setzen, noch einmal aus: G. Bäumer, "Der neue Weg der deutschen Frau" von 1946 (S. 19, 20):

"Das deutsche Volk hat Jahrzehnte in einem Rausch des nationalen Selbstbewußtseins gelebt, die Jugend beschwingt durch das Gefühl entbundener Kraft, die Bereitschaft zum Einsatz und die unbezweifelbare Gewißheit einer strahlenden Zukunft - das alles im Bereich äußerer Errungenschaften, in dem nichts unmöglich schien. Den Traum: ´heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt` im Herzen, den Sturm der ´Bewegung` um die Stirnen - das ergab eine unbeschwerte Munterkeit und Dreistigkeit des Draufgängertums, die nach all der Problematik der Jugendbewegung ihr Gutes gehabt hätte, wenn sie nicht von der Führung überzüchtet worden wäre und im Stil des Auftretens und Gebarens, besonders bei den Mädchen, auch wieder etwas Verkrampftes bekommen hätte."

Ein paar Zeilen weiter beklagt Bäumer dann, über den Begriff "Verkrampftes" hinausgehend, dass die Mädchen "in einem früher nicht gekannten Maße zu aktiven Trägerinnen der sexuellen Verwilderung" wurden, "die im Laufe des Krieges mehr und mehr einriß."

Und sie stellt dann fest: "Es zeigte sich auch hier, daß von einer Erziehung, die nicht zu den letzten Tiefen vordringt, in denen der Mensch die sein Dasein durchwaltende höhere Macht erlebt, keine Halt gebende Kraft ausgeht."

Meinen die Verfasser des Homepage-Beitrags dies oder etwas in der Art von Bäumer, wenn sie Bäumers "lebenslanges Engagement für die Jugend" als Begründung für die Namensgebung der Schule anführen?

Oder meinen sie - zum Beispiel - Bäumers sozialpolitische Vorstellungen im Bereich der Jugendwohlfahrt in der Weimarer Republik, zu denen hier etwas weiter oben von der "Schließung der Kontrolllücke zwischen Schulbank und Kasernentor" die Rede war?

Oder meinen sie gar Bäumers Leitbilder für die Erziehung der Jugend aus der Zeit des 1. Weltkriegs, als sie von der "Bedeutung des überlegenen Führers" und der "Bedeutung des pflichtbewußten Einzelnen in der Masse" schrieb, auf die "die ganze persönliche sittliche Erziehung eingestellt werden" könne? (Siehe hier, S. 1)

Wenn sie das alles nicht meinen sollten - was meinen sie dann?
Es wäre interessant, das einmal erfahren zu dürfen.

(Fortsetzung in Kürze)

M. Schurich

Gert B.
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Forts. meines Beitrags vom 27.3.

Beitrag von Gert B. »

Zum zweiten Teil der im letzten Beitrag zitierten Bgründung der Namensgebung der Bielefelder Gertrud-Bäumer-Realschule:

Zitat:
"Ihr lebenslanges Engagement ... für eine selbsständige und gleichberechtigte Mitwirkung der Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen haben sie zur Namensgeberin unserer Schule gemacht!"

Die hier Bäumer zugeschriebene, unterstellte Zielvorstellung für ihr frauenpolitisches Wirken ist nicht zutreffend.

Die "Führerinnen" des "bürgerlich-gemäßigten" Teils der "ersten" deutschen Frauenbewegung (Lange / Bäumer) gingen ja von der fundamentalen, also auch "seelischen" und "intellektuellen" Verschiedenheit der Geschlechter aus. Und deshalb forderten sie eben gerade nicht die "gleichberechtigte Mitwirkung der Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen"!
"Gattungsauftrag" der Frau war die "Mutterschaft". Die "Mütterlichkeit" als Eigenschaft echter (naturgegebener, gottgewollter) Weiblichkeit sollte sich nicht auf leibliche Mutterschaft beschränken, sondern sie konnte und sollte sich auch als "geistige Mütterlichkeit" entfalten und sollte so auch die eigentlich (naturgegeben, gottgewollt) den Männern zustehenden "gesellschaftlichen Bereiche" gegebenenfalls "kulturell veredeln", was immer das auch konkret bedeuten mag.
Ich habe das in meinen Ausführungen zu Bäumers "Frauenbild" hier zu referieren versucht.

Dazu - noch einmal - zusammenfassend bewertend Christine Wittrock:

„Man mag sich hier die Frage stellen, was konservative Frauen wie Gertrud Bäumer überhaupt mit Frauenfragen, Frauenforderungen, Frauenrechtlerei zu tun gehabt haben. Ihre starke Bindung an das gesamte bürgerliche Weltbild mit all seinen Konventionen und Idealismen verleitet sie unablässig dazu, alle möglichen patriarchalischen Erfindungen mit einem tieferen Sinngehalt zu versehen, diesen gutzuheißen und letztlich auch einverstanden zu sein mit ihnen.“ (C. Wittrock, Weiblichkeitsmythen - Das Frauenbild im Faschismus und seine Vorläufer in der Frauenbewegung der 20er Jahre, Frankfut a. M., 1983, S. 26)
Die bürgerliche Frauenbewegung „schleppte … soviel Anteile des traditionellen, patriarchalischen Frauenbildes mit, daß sie nicht nur allgemein politisch, sondern auch in Frauenfragen in vieler Hinsicht als Verfechterin rückschrittlicher Ideologie zu bezeichnen wäre.“ (ebenda, S. 31)
„Die große Mehrheit der bürgerlichen Frauenbewegung einschließlich ihrer konservativ gesinnten Repräsentantinnen hat gegen die Formel vom ´Wesen der Frau`, das sie für bestimmte Bereiche ungeeignet erscheinen ließ, nichts einzuwenden gehabt. Der Streit ging lediglich darum, wie groß man den Bereich der Frau abstecken sollte.“ (ebenda, S. 33) (Siehe hier S. 3)


Was passiert hier in dieser Schulhomepage (wie - zumindest ähnlich - in anderen hier kritisierten Schulhomepages auch) ?

Ich wage mal einen Deutungsversuch:

Die Schule ist nach Gertrud Bäumer benannt.
Nun gibt es das Internet und Schulhomepages und es scheint sich zu gehören, dass man da etwas über die Schulnamensgeberin schreibt.
Man weiß aber nur sehr wenig über diese Namensgeberin, vor allem kaum etwas, womit sich die Namensgebung plausibel (und vielleicht gar aktuell zeitgemäß) begründen ließe.
Man glaubt aber zu wissen, dass G. Bäumer eine "Frauenrechtlerin", eine frühe Feministin war.
Und man weiß ja, was Frauenrechtlerinnen, Feministinnen gemeinhin so wollen, wie die so ticken, wofür sie sich so zu engagieren pflegen.

Also schreibt man das, was man dazu so weiß, der Namensgeberin der Schule auch einfach mal so zu.

Mir drängt sich da die Frage auf:
Wie gehen eigentlich Lehrerinnen und Lehrer, die sich - mal unterstellt, dass meine Deutung richtig ist - so verhalten, mit Schülerinnen und Schülern um, die sich, z.B. bei der Erstellung eines Referats, auch so verhalten?

M. Schurich

Gert B.
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Beitrag von Gert B. »

Weil es mir im Zusammenhang mit der Leitfrage dieses "Freds" "Ist es heute noch verantwortbar, Schulen nach G. Bäumer benannt zu lassen?" von Belang zu sein scheint, möchte ich noch auf eine Sache eingehen, auf die die im letzten Beitrag genannte Christine Wittrock, bezogen auf Bäumers frauenpolitisches Wirken während der NS-Zeit, hinweist und die ich bisher hier noch nicht erwähnt habe.

Wittrock vergleicht die frauenpolitischen Vorstellungen und daraus resultierende Forderungen Gertrud Bäumers mit mit denen des oft als "NS-Chefideologen" o. ä. bezeichneten Alfred Rosenberg, grenzt diese voneinander ab und schreibt dazu:

"Alfred Rosenberg, einer der frauenfeindlichsten Ideologen des deutschen Faschismus, teilt mit Gertrud Bäumer trotz erheblicher Differenzen einiges an Prämissen des Frauenbildes, auch wenn beide zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Bäumers Behauptung z. B., daß die ´geistigen Kräfte` der Frau ´weniger die der Struktur, der Systembildung` sind, daß sie ´von Natur aus einen schwächeren Sinn für die formale Ordnung` hat, daß ihre Kräfte weniger ´architektonischer Art` sind, gerinnt bei Rosenberg zu der grandiosen Fehleinschätzung, die Frau besitze keine ´architektonisch-schöpferischen Kräfte`, womit soviel gesagt ist, daß sie ihrem Wesen nach bestenfalls ´emsig, tüchtig und fleißig` sein könne, daß es ihr darüber hinaus aber an jeder eigentlich schöpferischen Fähigkeit mangelt. ... Der Begriff des ´Architektonischen` wird sowohl bei Bäumer als auch bei Rosenberg im Sinne von ´systembildend-schöpferisch` verwandt (die Begriffsbildung bei beiden ist stets recht vage). Diese Fähigkeiten werden den Frauen mehr oder weniger abgesprochen, von Bäumer vorsichtiger, von Rosenberg radikaler. ..."

Auf der Grundlage solcher Vorstellungen erscheine dann " ein Ausschluß von Frauen aus bestimmten gesellschaftlichen Bereichen durchaus logisch konsequent. Und bei Rosenberg führt diese These dann auch schnurstracks zur ´Emanzipation von der Emanzipation`..., was letzlich die Zurückweisung der Frau in den häuslichen Bereich bedeutete. Soweit geht Bäumer freilich nicht.

Aber auch sie strebt für die Hochschulzulassung der Frauen eine strenge Auslese an und beklagt, daß der Zugang von Frauen zur Hochschule zu stark sei: Man habe den Weg zur Hochschule ´viel zu sehr erleichtert`, und zwar habe man ´in der Aufweichung der Anforderungen`, die an Frauen gestellt werden, ´noch viel mehr gesündigt als auf der männlichen Seite`." (Wittrock zitiert hier: Gertrud Bäumer: "Evolution - nicht Reaktion", in: "Die Frau", Jg. 40, Heft 11, August 1933, S. 660)

"Das schreibt Bäumer in einer Zeit (im August 1933), in der der Anteil der weiblichen Studierenden noch minimal war und die Faschisten gerade vier Monate zuvor ein Gesetz erlassen hatten, nach dem in keinem Land die Zahl der weiblichen Studierenden mehr als 10% der männlichen Studierenden betragen durfte! Nur die wirklich ´Begabten` sollten zur Hochschule zugelassen werden. Nach dieser Logik sind die ´Begabten` unter Frauen offenbar sehr viel weniger häufig vertreten. Diese Position zeigt aber auch, wie sehr Bäumer auch bei der Mädchenbildung in den Beschränkungen ihres bürgerlichen Weltbildes befangen bleibt: Die berufstätige qualifizierte Frau sollte nach ihrer Vorstellung die Ausnahme bleiben. Und das heißt in der Konsequenz, daß die qualifizierten Frauenberufe ganz wenigen Frauen, und zwar vornehmlich denen der höheren Klassen, vorbehalten bleiben sollten. Denn diese hatten noch am ehesten Mittel und Möglichkeiten, durch das Nadelöhr des Hochschulzugangs zu schlüpfen."
(Christine Wittrock, Weiblichkeitsmythen - Das Frauenbild im Faschismus und seine Vorläufer in der Frauenbewegung der 20er Jahre, 1983, S.27 - 29)


Dazu nur mal so nebenbei angemerkt:
" Der 1933 verhängte Numerus clausus, der dafür sorgte, dass der weibliche Anteil an den jährlich rund 15000 zugelassenen Studienanfängern nicht mehr als zehn Prozent ausmachte, wurde bereits 1935 wieder aufgehoben." (Sibylle Steinbacher, Differenz der Geschlechter? Chancen und Schranken für die "Volksgenossinnen", in: Volksgemeinschaft - Neue Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus, hg. von Frank Bajor und Michael Wildt, Fischer TB, Frankfurt a. M., 2009, S. 99)

Und weil's so "schön" ist, dazu noch einmal der im letzten Beitrag allgemeiner besprochene Teilsatz aus der Bielefelder Schulhomepage:

"Ihr lebenslanges Engagement ... für eine ... gleichberechtigte Mitwirkung der Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen haben sie zur Namensgeberin unserer Schule gemacht!" (Unterstreichungen: M.S.)

M. Schurich

Gert B.
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Homepage G.-Bäumer-Berufskolleg Duisburg

Beitrag von Gert B. »

Ich hatte früher mal vor, auch auf die Homepage der Gertrud-Bäumer-Realschule Bonn (Mädchenschule) etwas näher einzugehen. Der Artikel über Bäumer dort ist aber inzwischen ersatzlos verschwunden, deshalb verzichte ich hier auch auf die Besprechung von Einzelheiten.

Ein Beispiel aber nenne ich doch:

Es wurde dort behauptet, Bäumer sei in der Weimarer Republik im Reichsinnenministerium "Ministerialträgerin" (statt: Ministerialrätin) gewesen. Die Frage, was denn Frau Bäumer im Ministerium alles so woher wohin getragen haben könnte, hat - über Jahre hinweg! - offenbar niemanden interessiert.

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Dann habe ich vor Kurzem eine mich ziemlich verblüffende Entdeckung gemacht:

Auch in der Homepage des Gertrud-Bäumer-Berufskollegs Duisburg findet sich ein Beitrag über die Namensgeberin, den ich dort vorher nicht entdeckt hatte.

Die Vermutung, es könne sich um einen erst kürzlich eingestellten Beitrag handeln, ist für eine Bewertung insofern wichtig, als Folgendes dabei zu bedenken ist:

Die anderen, hier besprochenen Beiträge sind ja vermutlich in einer Zeit entstanden, als es "üblich" wurde, Schulhomepages einzurichten. Und da ist es ja vielleicht "menschlich" nachvollziehbar, wenn dabei Beiträge entstanden sind, die historisch seriöse Recherche vermissen lassen. Wenn man aber "heute" einen Beitrag über Bäumer in eine Schulhomepage einstellt, so kann doch wohl erwartet werden, dass man dazu wenigstens ein bisschen "googelt"; und dabei müsste doch dann auffallen, dass zwischen den in verschiedenen Beiträgen - auch in den Homepages selbst! - mitgeteilten "Fakten" Widersprüche bestehen. Und das müsste Lehrerinnen und Lehrern doch eigentlich zu denken geben.

Was mich an dem Duisburger Beitrag am meisten überrascht und erstaunt hat, ist die weitgehende (inhaltliche) Übereinstimmung mit dem Beitrag über Bäumer in der Homepage der Gelsenkirchener Bäumer-Realschule. Auch eindeutige Fehler finden sich - teilweise wörtlich identisch - wieder. Das lässt auf eine gleiche Quelle schließen, die mir aber nicht bekannt ist und die auch - wieder einmal - nicht angegeben wird.

Zitat:
"Als eine der führenden Vertreterinnen der deutschen Frauenbewegung um die Jahrhundertwende wirkte sie im Jahre 1906 an der Reform der Mädchen- und Frauenbildung in Preußen entscheidend mit."

Hier wird nun zwar - sachlich korrekter - von einer Reform der "Mädchenbildung" gesprochen und nicht - wie in der GE-Homepage - von einer Reform einer "Mädchenbewegung", aber erstaunlich ist:
Auch hier erwähnen die Verfasser nur das Jahr 1906, in dem die Kommission zur Vorbereitung der Mädchenschulreform von 1908 in Preußen einberufen wurde. Diese - historisch wichtige - 1908 gesetzlich durchgeführte Mädchenschulreform bleibt unerwähnt!
Da drängt sich mir die Frage auf, was die Verfasser hier wirklich von dem wissen, worüber sie hier schreiben.

Dann folgt - exakt wörtlich identisch mit der entsprechenden Stelle in der Gelsenkirchener Homepage - der unsägliche Teilsatz:

"1919 bis 1933 war sie (Bäumer, M.S.) Abgeordnete für die demokratische Partei im Reichstag, ..."

Ich habe dies in meiner Analyse der GE-Homepage (hier S. 7) deutlich und - weil aus meiner Sicht sachlich angemessen - spöttisch kommentiert. Bis zur Entdeckung des hier besprochenen Homepage-Beitrags hielt ich eine solche Fehlleistung für nur einmalig möglich.

Nur zur Erinnerung: Bäumer war bis 1932 Abgeordnete des Reichstags; das kann wegen der besonderen Bedeutung des Jahres 1933 nicht als Tippfehler heruntergespielt werden.
Und: Die Schreibweise: "für die demokratische Partei im Reichstag" beinhaltet, dass alle anderen Parteien im Parlament der Weimarer Republik nicht "demokratisch" gewesen wären. Ich muss eine solche (sprachlich "implizite") Behauptung hier nicht erneut bewerten.

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Fortsetzung: in Kürze; ich bin mit der Besprechung des kurzen Duisburger Homepage-Beitrags über Bäumer leider noch nicht fertig.

Falls jemand (auch von den hier als "Gast" Mitlesenden) die oben von mir vermutete Quelle kennen sollte, würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen. Deshalb (auch, falls mir jemand außerhalb der GG-Mitgliedschaft in Sachen Bäumer schreiben möchte) hier noch einmal die E-Mail-Adresse:
m.schurich@web.de

M. Schurich
Zuletzt geändert von Gert B. am 11.04.2011, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.

Gert B.
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Ergänzung

Beitrag von Gert B. »

Da es mit dem Einstellen des Links zur Seite des Berufskollegs Duisburg Schwierigkeiten gab, versuche ich es gesondert noch einmal:

http://www.gbbk.de/index.php?option=com ... &Itemid=18

Gert B.
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Forts. GB-Berufskoll. Duisburg

Beitrag von Gert B. »

Mit einem Satz unterscheidet sich der Duisburger Beitrag über Bäumer nicht nur von dem sehr ähnlichen Text der Gelsenkirchener Bäumer-Schule, sondern auch - wenn ich das richtig überblicke - von allen anderen Beiträgen über Bäumer in den Schul-Homepages. Das ist der Satz:

"So nahm sie öffentlich eindeutig Stellung gegen den Antisemitismus."

Dies wird als Begründung dafür angeführt, dass Bäumer "den braunen Machthabern als politisch unbequem und unzuverlässig" gegolten habe.

Die Aussage, Bäumer habe öffentlich eindeutig Stellung gegen den Antisemitismus genommen, ist historisch-sachlich richtig; es geht hier um die Jahre vor 1933.
Bäumers Haltung gegenüber Juden ist aber auch - wieder einmal - zumindest als "ambivalent" zu bezeichnen. Ich möchte an dieser Stelle auf Einzelheiten nicht eingehen.

Was mich an diesem oben zitierten Satz in einer Schulhomepage ärgert, ist die - auf mich geradezu provozierend wirkende - Einseitigkeit, die ja hier keine - dann zulässige - Standpunktvertretung in einer Diskussion ist, sondern eine Gesamtaussage über Bäumer, die die politisch korrekte Ehrenhaftigkeit Bäumers bezeugen soll. Ich würde mich nicht scheuen, dies als scheinheilig-verlogen zu bewerten, wenn - ja, wenn - man davon ausgehen könnte, dass die Verfasser das, was sie hier machen, bewusst, vorsätzlich machen. Daran kann und darf aber wohl mit Fug und Recht gezweifelt werden.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr um die "Ambivalenz" Bäumers in der "Judenfrage", also zum Beispiel um das hier weggelassene diesbezügliche Verhalten Bäumers nach 1945, sondern vor allem darum, dass hier - wieder einmal - Bäumers gesamte Nähe zum Nationalsozialismus komplett ignoriert wird.

Nach allem, was ich bisher hier geschrieben habe, muss ich nicht mehr aufzählen, was in dieser Hinsicht im hier besprochenen Homepage-Artikel alles nicht erwähnt wird!

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In Duisburg gibt es übrigens auch eine nach Anne Frank benannte Schule (Hauptschule). Die Gedanken (und Gefühle), die mir zu diesem Nebeneinander von Schulnamen in der gleichen Stadt so in den Sinn kommen, möchte ich hier jetzt nicht ausbreiten.

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Aber eins ist an der Duisburger GB-Homepage doch erfreulich:

Fettgedruckt steht da zu Beginn des Beitrags über Bäumer:

"Ich musste einfach tiefer in die Dinge hinein und weiter über sie hinaus. Ich konnte da nicht stehen bleiben."

Dahinter steht, wo man sonst eine Quellenangabe vermuten würde, das Wort "Test".
Das Zitat gibt - fast korrekt! - zwei Sätze von G. Bäumer wieder. Nur "fast" korrekt deshalb, weil der zweite zitierte Satz im Original nicht mit einem Punkt abschließt, sondern nach einem Komma noch weitergeht. Und: Im Original steht: "mußte", da war noch nix mit Rechtschreibreform. (G. B., "Im Licht der Erinnerung", S. 127)

(Also, "erfreulich" finde ich das deshalb, weil uns hier ein Bäumer-Zitat mal fast korrekt begegnet; man wird da ja bescheiden in seinen Ansprüchen ... . Und: Ich weiß, ich bin da etwas pingelig. Aber ich heiße ja auch nicht zu Guttenberg oder ... - aber lassen wir das. :wink: )

Die zitierten Bäumer-Sätze sind zwar kaum - wie in der HP behauptet wird - als "Lebensmotto" Bäumers zu bezeichnen, sondern sie stehen einfach im Zusammenhang mit ihrem Entschluss, ein Studium zu beginnen. Aber vielleicht nehmen sich die Kolleginnen und Kollegen dieses zum "Ziel und Programm" (HP) ihrer Schule erklärte "Motto" doch auch mal in Sachen Schulnamensgeberin zu Herzen.

M. Schurich

Gert B.
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Beitrag von Gert B. »

In "DER SPIEGEL" 2/2011 erschien ein Artikel über Luise Rinser, die sich in ihren autobiographischen Verlautbarungen als Widerstandskämferin in der Zeit des Nationalsozialismus inszenierte und die von den "Grünen" 1984 als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt wurde. In dem Artikel wird dargestellt, wie Luise Rinser ihre Rolle in der NS-Zeit im Laufe der Zeit immer mehr zu einer Legende zurechtbastelte und verklärte. Das Buch dazu ist inzwischen auch erschienen.

Der Link zum Spiegel-Artikel:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76229390.html

Ich zitiere aus dem Artikel einen Ausschnitt, weil die darin enthaltenen Aspekte nach meiner Einschätzung auch für das Thema "Bäumer" von Bedeutung sind und weil sie auch das Problem, wie es in den Jahren nach Bäumers Tod zu den hier kritisierten Schulbenennungen kommen konnte, verständlicher machen können. Ich plane, auf die (möglichen) Hintergründe dieser Schulbenennungen in einem späteren Beitrag noch einmal zurückzukommen. Meine These dazu: Die Schulbennungen nach Bäumer sind nicht trotz oder gar in Unkenntnis ihrer Nähe zum Nationalsozialismus erfolgt, sondern im Gegenteil gerade wegen dieser Nähe und der damit zusammenhängenden "Ambivalenz". Ich habe das in spontanen Antwortbeiträgen hier schon wiederholt angedeutet.

Zitat aus dem o.g. Spiegel-Artikel:

"So wurde Luise Rinser die amtlich bestätigte Nazi-Gegnerin von Anbeginn, die Witwe des in der Strafkompanie gefallenen Regimegegners, die Widerständlerin, legitimiert durch den "Prozess" unter Freisler gegen sie, der nie stattgefunden hat. Nach und nach schuf sie eine Legende, auf der sie ihr gesamtes weiteres Leben und ihre Karriere aufbaute.

In einer Arbeit über die "Erinnerungen an den Nationalsozialismus in den autobiographischen Schriften Luise Rinsers" zeigt die Germanistin Sandra Schrei auf, wie sich mit jeder veröffentlichten Aufzeichnung über jene Jahre die Dramatik und die Gefahr und ihre aktive Widerstandsleistung vergrößern, nachdem sie 1946 im Vorwort zur Erstausgabe des "Gefängnistagebuchs" ihre Erfahrungen noch recht bescheiden in die Gefangenengeschichten jener Epoche eingeordnet hatte. Man könnte nach der Lektüre Schreis sagen: Hätte Luise Rinser noch 20 Jahre länger gelebt und publiziert, hätte sie Hitler ganz allein besiegt.

Die Wahrheit ist: Luise Rinser arbeitete an der Kultur des "Dritten Reichs" mit wie viele ihrer Generationsgenossen. Die Schriftsteller, die, im Lande geblieben, sich tapferer verhielten, waren nicht sehr zahlreich. Einen Geschmack von Bitterkeit hinterlässt die Neuerschaffung ihrer Biografie nach der sogenannten Stunde null und vor allem die penetrante Weigerung, jemals ein Wort der Wahrheit über die Verführbarkeit junger Künstler unter dem Nationalsozialismus zu sagen oder wenigstens der Ambivalenz ihrer Position gerecht zu werden.

Hans Dieter Schäfer schreibt zu diesem Phänomen: "Vermutlich kann man bei einem solchen Umgang mit der Vergangenheit nicht von einem bewußten Lügen sprechen, es handelt sich eher um einen psychopathologischen Reflex, mit dem aus Scham die Fakten mit erstaunlicher Leichtigkeit umgewertet wurden." "


Mich hat an dem Spiegel-Artikel vor allem eins interessiert: Es wird dort ein Buch erwähnt, das ich bis dahin nicht kannte und das ich mir daraufhin beschafft habe:

Hans Sarkowicz / Alf Mentzer: "Literatur in Nazi-Deutschland", Ein biografisches Lexikon - Erweiterte Neuausgabe, Europa Verlag Hamburg, März 2002

Allein schon das ca. 60 Seiten lange Einleitungskapitel ist für an der Thematik Interessierte sehr lesenswert. (Nur so als Stichworte: Bücherverbrennung oder die Rolle einiger Verlage, z. B. Bertelsmann, der als "Bertelsmann-Stiftung" heute im Bereich Schule ja mächtig Einfluss nimmt.)

Mich interessierte natürlich speziell: Kommt da Gertrud Bäumer vor? In den Lexikon-Artikeln werden über 130 Autoren aufgeführt, u. a. auch die, deren Werke die NS-Führung als Sonderauflagen für die Wehrmacht drucken ließ, aber der Name Gertrud Bäumer kommt nicht vor. Ihr "literarischer Rang" erschien den Autoren für die Auswahl vermutlich als zu unbedeutend.

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Ich weise in diesem Zusammenhang aber noch einmal darauf hin, dass die "Gertrud-Bäumer-Realschule" Gelsenkirchen in ihrer Homepage ihren Schülern (und nicht nur denen) auch heute noch mitteilt, "Frau Doktor Gertrud Bäumer" habe "als Schriftstellerin bedeutende Werke geschrieben".

Es wäre natürlich schön, wenn jemand von der Schule das (hier) einmal etwas näher erläutern könnte.

M. Schurich

Gert B.
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G. Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen"

Beitrag von Gert B. »

In den folgenden Beiträgen möchte ich mich mit der Einstellung Gertrud Bäumers zu den Menschen beschäftigen, die wir heute im gängigen Sprachgebrauch als Behinderte bezeichnen.
Behinderten Menschen - alle Differenzierungen lasse ich mal bewusst beiseite - wird in unserem Staat heute sebstverständlich die Menschenwürde gemäß Artikel 1 GG zugesprochen. Das war in der Zeit vor dem Nationalsozialismus (von der NS-Zeit ganz zu schweigen) nicht so sebstverständlich. Das Ausmaß der öffentlichen Diskussion und die in der "Weimarer" Zeit vertretenen Positionen zum Umgang mit "Minderwertigen" (gängiger Terminus) ist mir persönlich noch nie so eindringlich begegnet wie während meiner Beschäftigung mit Gertrud Bäumer.

Ich zitiere zunächst einen Passus aus der schon mehrfach herangezogenen Dissertation von Werner Huber (1970):

"Ein Wort noch zur Auffassung vom ´unwerten Leben`! In der Zeit vor dem Dritten Reich hat Bäumer dazu einige Äußerungen getan, denen eine abfällige, negative Beurteilung des schwachen Lebens nicht abzusprechen ist. So warf sie dem Christentum vor, durch seine Seligpreisung der Armen und ´Unwerten` zu ´Selbstverstümmelungen des Lebens` geführt zu haben. Die ´Narren in Christo`, die seelisch Verkrüppelten, die Sonderlinge und die Lebensunfähigen hätten sich als die Auserwählten gefühlt, während das Christentum gegenüber Wissenschaft und Kunst, Schönheit und Erkenntnis lange Zeit gleichgültig gewesen sei."
(Huber - S. 388 - bezieht sich hier auf : G. Bäumer, Die seelische Krisis, S. 85)

Da in dieser Textwiedergabe mal Anführungszeichen verwendet werden, mal nicht und weil einige von Bäumer gebrauchte Begriffe fehlen, zitiere ich den Absatz aus dem Original:

"Es ist nun keine Frage, daß das Christentum immer wieder Auswüchse solcher Krankheit getrieben hat. Die Seligpreisung der Armen, Verachteten und Unwerten, die Gleichgültigkeit gegen Schöpfung im Bereich von Kunst, Wissenschaft, Staat, gegen Schönheit, Erkenntnis, Herrschaft, gegen den Dichter, den Helden oder den Staatsbildner, auch die eigentümliche Erhabenheit über die Natur - dieses alles hat immer wieder - es steht zunächst dahin, ob sinngemäß oder aus Mißverständnis - zu Selbstverstümmelungen des Lebens geführt. Die `Narren in Christo`, die seelisch Verkrüppelten und Mißratenen, die Sonderlinge, die Lebensunfähigen haben sich als die Erkorenen und wahrhaft Lebendigen gefühlt."
(G. Bäumer: Die seelische Krisis, 4. Auflage, 1931, S. 85)

Huber fährt im Anschluss an den oben ziterten Text fort:
"Den Begriff ´Auslese` gebrauchte Bäumer bisweilen in sehr einseitiger und unverantwortlicher Weise. ´Wir geben`, schrieb sie während des 1. Weltkrieges, ´unendliche Summen für alle Sorten von Krüppeln und halben Menschen aus. Warum stiftet nicht einmal ein finanziell Mächtiger eine Musteranstalt für begabte Kinder des Volkes?`" (Huber zitiert hier: G. Bäumer, Die Frau, Jg. 24, H. 1, 1916, S. 10) (Huber, S. 388, 389)

Huber meint dazu: "Welche Herzlosigkeit spricht aus solchen Worten! Man kann diese ungeheuerlichen Worte nur wieder vergessen, wenn man auch von der Verteidigung weiß, die Bäumer den ´Unwerten` im Dritten Reich zukommen ließ." (Huber, S. 399)

Was er dazu anführt, stelle ich im nächsten Beitrag vor.

M. Schurich

Gert B.
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G. Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen"

Beitrag von Gert B. »

Ich knüpfe direkt an den letzten Satz an, den ich im vorigen Beitrag aus der Dissertation von Werner Huber zitiert habe. Huber möchte etwas mitteilen über die "Verteidigung", "die Bäumer den ´Unwerten` im Dritten Reich zukommen ließ." (S. 389)

Festzuhalten ist dabei aber schon: die "Unwerten" bleiben "Unwerte"!

Huber schreibt:

"Bäumer war zwar auch damals der Ansicht, daß ´der Blick für die entscheidenden biologischen Werte geschärft` werden müsse. Zugleich aber betonte sie, daß dennoch ein weites Feld für die Nächstenliebe bleibe, ´im Sinne der aufopfernden Hingabe gerade an solche Menschen, an denen von irdisch-völkischen Wertungen her betrachtet die Arbeit vergeblich sein muß `. Zur Volksverbundenheit gehöre nicht nur - ´das darf nicht vergessen werden`- gemeinsame Freude und Arbeit. ´Es gehört auch dazu gemeinsam getragenes Leid, und ein Volk würde einen seinen vornehmsten Züge verlieren, wenn es im Überschwang seiner Kraft nicht großmütig auch die mittrüge, die ihr Schicksal dazu verurteilt hat, nicht ein Teil, sondern Belastung dieser Kraft sein zu müssen`." (Huber - S. 389 - zitiert hier: Gertrud Bäumer, Die Frau, Jg. 42, H. 6, 1935, S. 329)

Rein historisch betrachtet mag Huber ja Recht haben, wenn er meint, diese Zitate dienten der Entlastung Bäumers. In der NS-Zeit war das sicher keine den nationalsozialistischen Vorstellungen entsprechende Stellungnahme.

Aber es geht ja hier um Schulnamen 2011: und da sind diese Bäumer-Äußerungen doch wohl eine Katastrophe. Die "Unwerten" und "halben Menschen" (siehe die Texte im vorherigen Beitrag) bleiben "Unwerte" und "halbe Menschen".

Mit dem "geschärften Blick für die entscheidenden biologischen Werte" sind Menschen mit Behinderungen "von irdisch-völkischen Wertungen her betrachtet" eine "Belastung" der Volkeskraft und die Arbeit "an" ihnen ist "vergeblich". Dennoch sollte man sie "großmütig" "mittragen", zumal wenn man auch noch über einen "Überschwang" an "Kraft" verfügt als Volk. Doch ein "Teil" dieser "Kraft" sind diese "halben Menschen" nicht.

Mit dem Artikel 1 des Grundgesetzes ist das wohl nicht vereinbar.

Die hier behandelte Thematik hat noch eine andere, weiter reichende Dimension. Dazu mehr in Kürze.

M. Schurich

Gert B.
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Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen" 3

Beitrag von Gert B. »

2007 ist die Buchfassung einer Dissertation erschienen, in der sich Ulrike Manz mit der Diskussion der "Eugenik" innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung in der Weimarer Republik beschäftigt:

Ulrike Manz, Bürgerliche Frauenbewegung und Eugenik in der Weimarer Republik, Ulrike Helmer Verlag, Königstein / Taunus, 2007

"Unter Eugenik ist dabei die auf Francis Galton (1822 - 1911) zurückgehende Gesellschaftstheorie zu verstehen, welche zum Ziel hat, durch Eingriffe in die Fortpflanzung die gesundheitliche ´Qualität` kommender Generationen zu beeinflussen." (Manz, S. 11)

"Untersucht wird, wie sich die bürgerlich-gemäßigte Frauenbewegung während der Weimarer Republik zu Fragen der Eugenik positionierte." (Manz, S. 12)

Dabei ist auch "zu fragen, in welchem Verhältnis die Positionen der bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung in der Zeit der Weimarer Republik zu der eugenischen Politik während der NS-Zeit standen, ... ." (Manz, S. 12)

"Quellengrundlage dieser Untersuchung bildet in erster Linie die Zeitschrift Die Frau. Diese Zeitschrift gilt als das wesentliche Presseorgan der bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung. ... Gegründet 1893 von Helene Lange wurde sie während der Weimarer Republik zunächst von Helene Lange und Gertrud Bäumer herausgegeben. Nach dem Tode Helene Langes 1930 übernahm Gertrud Bäumer allein die Herausgabe." Durch das Erscheinen der "Frau" von 1893 bis 1944 "ist sie die einzige politische Frauenzeitschrift, die während der drei unterschiedlichen politischen Systeme Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus publiziert wurde. ...

Inhaltlich richtete sich die Zeitschrift vor allem an potentielle Mit- und Vordenkerinnen innerhalb der Frauenbewegung. ... In der ´Frau` hatten die Artikel von Anfang an Aufsatzform und setzten ein relativ hohes Bildungsniveau sowie Geduld voraus. Ziel war es, einzelne Themen gründlich und umfassend zu behandeln." (Manz, S. 36)

Etwas Geduld setze ich bei den Lesern hier auch voraus. Im nächsten Beitrag will ich die Rolle Gertrud Bäumers als Herausgeberin der Zeitschrift "Die Frau" noch etwas genauer klären, damit die Verantwortlichkeit auch für nicht von ihr selbst verfasste Artikel besser beurteilt werden kann. Danach möchte ich ein paar (wenige!) Beispiele aus der "Frau" zum Themenbereich Umgang mit "Unwerten", "Minderwertigen" usw. vorstellen.

Für die Frage nach der Verantwortbarkeit einer Schulnamensgebung 2011 dürfte das von Belang sein.

M. Schurich

Gert B.
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Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen" 4

Beitrag von Gert B. »

"Zum Inhalt der ´Frau` habe ich nur zu sagen: In der ´Frau` steht nichts, was ich nicht vertrete."

Dies schrieb Gertrud Bäumer in ihrer längeren Stellungnahme "In eigener Sache" 1947, die in den schon häufig hier zitierten "Briefen", 1956 hg. von Emmy Beckmann, enthalten ist. (Dort S. 342)

Dass sich diese Aussage auf den (gesamten) Inhalt der unter ihrer Herausgeberschaft publizierten Zeitschrift und nicht etwa nur auf ihre eigenen Artikel bezieht, wird auch noch eindeutiger, wenn man die Formulierung vergleicht mit einer anderen Aussage Bäumers zur Zeitschrift "Die Frau", in der sie sich auf ihre eigenen Beiträge bezieht:

"´Ich würde niemals in der ´Frau` ein Wort sagen, zu dem ich nicht aus voller sachlicher - nicht taktischer Überzeugung stehe.` Diese Meinung vertrat sie auch nach 1945, ..."
(Schaser, Habil., S. 303; Schaser gibt als Quelle an: "Gertrud Bäumer am 16. April 1940 an Dorothée van Velsen (BA Koblenz, Kl. Erw. 296/1, p. 77)" )

Für die Beurteilung der Verantwortlichkeit der Herausgeberin Bäumer für den Inhalt der "Frau" ist auch folgende Information wichtig:

"Bei den meisten Artikeln in ´Die Frau` dürfte es sich um Auftragsarbeiten gehandelt haben. Bäumer und Lange holten die Beiträge zum größten Teil aus dem weitläufigen Bekannten- und Schülerinnenkreis ein. Unaufgefordert eingeschickte Manuskripte wurden von Lange nicht selten mit einer Schärfe, die nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig ließ, zurückgewiesen. Jeder Beitrag wurde genau auf Inhalt und Form geprüft, die Autorinnen und Autoren auch manchesmal streng zur Änderung des Textes aufgefordert." (Schaser, Habil., S 94, 95)

Für die Bewertung der beispielhaften Stellen aus der Dissertation von Ulrike Manz, die ich in den folgenden Beiträgen vorstellen möchte, scheinen mir diese einleitenden Aussagen insbesondere unter der Leitfrage der Schulnamensgebung wichtig zu sein.

Ich beginne mit einem - für unsere heutigen Vorstellungen von Menschenwürde - etwas krassen Beispiel: Es geht dabei um die Vernichtung "lebensunwerten Lebens".

Ich wähle dieses Beispiel, obwohl es in der "Frau" nur als Einzeltext auftaucht, auch deshalb, weil es einen - für die meisten Leser hier wohl überraschenden - weiteren Bezug zu Gelsenkirchen hat.

Fortsetzung folgt.

M. Schurich

Gert B.
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Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen" 5

Beitrag von Gert B. »

Ich zitiere aus der o. g. Dissertation von Ulrike Manz:

"Vernichtung ´unwerten Lebens`

Neben der ´Verhinderung erbkranken Nachwuchses` taucht an einer Stelle der Eheberatungsdiskussion auch die eugenische Zielsetzung einer ´Vernichtung unwerten Lebens` auf. Wenngleich dieses Ansinnen in der Zeitschrift ´Die Frau` singulär formuliert ist, so wird es aufgrund seines Extrems und aufgrund der Tatsache, dass diese Forderung unkommentiert in der Zeitschrift stehen bleibt, in die Analyse mit einbezogen. Zur Verdeutlichung zunächst ein etwas längeres Zitat:

´Zwei große Fragenkomplexe hängen mit der Eheberatung vom eugenischen Gesichtspunkt eng zusammen: Es ist die Sterilisierung geistig Minderwertiger und die Vernichtung unwerten Lebens. ...

Und nun die Vernichtung unwerten Lebens: Dazu ein Fall, der mich gerade in meinen letzten Sprechstunden beschäftigte: Eine junge Frau von 23 Jahren wird mir von der Kinderklinik geschickt. Es sind ihre beiden Kinder in den letzten zwei Jahren (jedes Jahr ein Kind) 5 Monate bzw. 8 Monate alt an einer seltenen, angeborenen unheilbaren Hautkrankheit gestorben ... . Die Frau wird zu mir geschickt, damit sie zunächst vor weiterer Schwangerschaft geschützt wird. Als die Frau kommt ist sie wieder im dritten Monat gravid. Nun ist sie in der größten Sorge, daß dieses Kind wiederum krank zur Welt kommt. Mit Sicherheit sagen kann es niemand, und ist es krank, muß wieder mit allen Mitteln versucht werden, es am Leben zu erhalten, obwohl man von vornherein die Aussichtslosigkeit des Leidens kennt, obgleich auch hier wieder die Krankheit länger dauern wird als die Kasse die Lasten trägt, ...

Für die Vernichtung lebensunwerten Lebens muß eine gesetzliche Handhabe geschaffen werden; denn das schafft Raum für die Lebenstüchtigen und schützt vor seelischen und wirtschaftlichen Nöten. Sebstverständlich wird man nur das Leben vernichten, von dem man nach dem heutigen Stand der Wissenschaft mit voller Sicherheit sagen kann, daß es niemals Werte schaffend werden kann.`"

(Manz, S. 54, 55, zitiert hier: Höber, Josephine, in: Die Frau, Jg. 36, 1928, S. 147)

Manz kommentiert dieses Beispiel u. a. wie folgt:

"Wie häufig in der eugenischen Diskussion wird auch hier eine einschneidende gesetzliche Veränderung unter Heranziehung eines drastischen Einzelbeispiels gefordert. Die Not einer einzelnen Frau, die in kurzem Abstand zwei Kinder verloren hat, soll nun dadurch gelöst werden, dass der Tod eines dritten Kindes aktiv direkt nach der Geburt durchgeführt wird. ...

Letztlich würde mit dieser Maßnahme sowohl dem Staat durch Verringerung der Sozialausgaben, als auch der Beroffenen selbst durch Beendung ihres Leidens, geholfen. Eine derart perfide Verknüpfung der beiden Diskursstränge ´leistungsorientiertes Menschenbild`und ´ökonomische Krise des Wohlfahrtsstaates`findet sich in der Zeitschrift ´Die Frau` allerdings nur an dieser einen Stelle. ... Gleichzeitig kann diese Forderung aber auch innerhalb einer frauenpolitischen Zeitschrift unwidersprochen so stehen bleiben, es finden sich keinerlei kritische Kommentare hierzu in den folgenden Ausgaben. Diese aus heutiger Sicht befremdliche Tatsache erklärt sich über das vielfache Vorhandensein der beiden genannten Diskursstränge, die zu den Denkvoraussetzungen einer derartigen Forderung gehören. So sind ein an Produktivität geknüpftes Menschenbild sowie ökonomische Kosten-Nutzen-Rechnungen an vielen Orten innerhalb der Zeitschrift ´Die Frau` nachweisbar." (Manz, S. 55, 56)

Forts. folgt.

M. Schurich

Gert B.
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E. Spranger: "Ausmerzung ... kranken Nachwuchses"

Beitrag von Gert B. »

Als Mitherausgeberin des im letzten Beitrag zitierten Artikels befindet sich Gertrud Bäumer in "bester" Gesellschaft: Auch der Namensgeber des Eduard-Spranger-Berufskollegs Gelsenkirchen hat sich zu Fragen der "Volkshygiene", der Eugenik und dabei auch des "unwerten Lebens" geäußert. Anders als Bäumer (im letzten Beitrag hier) kann Spranger dabei selbst zitiert werden, und die diesbezüglichen Verlautbarungen Sprangers stammen aus einer Zeit, als längst öffentlich bekannt war, wohin solche Überlegungen unter den Nationalsozialisten führten.

Ich zitiere einen Abschnitt aus der Habilitationsschrift von Benjamin Ortmeyer, auf die Kalle Mottek hier im Bäumer-Fred im Zusammenhang mit einem Beitrag in der GEW-Zeitschrift "Erziehung und Wissenschaft" über den Reformpädagogen Peter Petersen mal hingewiesen hat:

"Grundlegenderen Charakter für diese Phase der Publkationstätigkeit Sprangers hat die als Broschüre in Tokio 1938 erschienene Schrift ´Kulturprobleme im gegenwärtigen Japan und Deutschland`, ein Text, der 1941 auch in der Zeitschrift ´Die Erziehung` erschien. Nach einer ersten Positionsbestimmung zur Frage der ´Rasse` ... erklärt Spranger:

´Die Wiederbelebung des Volkes in Wirklichkeit und Denken erfolgt jetzt unter dem Zeichen der jungen Wissenschaft vom Leben. Man kennt schon einige Vererbungsgesetze. Man kennt also einige Wege zur Sicherung eines gesunden und - wenn nötig - zur Ausmerzung eines kranken Nachwuchses. Maßnahmen zur Eugenik werden ausgebildet. Die alles aber geschieht nicht mehr im Interesse der einzelnen oder einzelner Familien, sondern vom Boden des Volkes als einer Lebenseinheit aus.`

Und er fügt hinzu:

´Die Medizin z. B. hat jetzt ihren Mittelpunkt in der Volkshygiene, nicht mehr nur in der Gesunderhaltung und Heilung des Einzelnen.`(Spranger, Kulturprobleme, 1938, S. 9)

Die Wiederveröffentlichung dieses Textes 1941 mit der Passage über die ´Ausmerzung` von Teilen des Nachwuchses geschah in einer Zeitspanne, als inzwischen auch in Deutschland die Praxis der Vernichtung des ´lebensunwerten Lebens` in die Öffentlichkeit gedrungen und von Bischof Clemens Graf von Galen inzwischen sogar von der Kanzel herab angeprangert worden war."

(Benjamin Ortmeyer, MYTHOS und PATHOS statt LOGOS und ETHOS - Zu den Publikationen führender Erziehungswissenschaftler in der NS-Zeit: Eduard Spranger, Hermann Nohl, Erich Weniger und Peter Petersen, Beltz Verlag, 2009, S. 190, 191) (Fett- und Kursivdruck im Original)

Ortmeyer ergänzt dazu auf S. 363: "Über die Methodik der ´Ausmerzung` finden sich keine weiteren Ausführungen."

Ich plane, demnächst im bestehenden "Fred" "Namensgeber / Eduard Spranger" ein paar Beiträge zu E. Sprangers Verhältnis zum Nationalsozialismus zu schreiben und weise bei der Gelegenheit Interessierte auf meinen Beitrag zu Spranger und der DNVP unter "Politisches / Parteien" hin.
(http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 041#302041)

M. Schurich

Gert B.
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Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen" 6

Beitrag von Gert B. »

Seit dem 15.6.2011, dem Datum meines letzten Beitragas hier, sind fast vier Monate vergangen. In dieser Zeit ist der "Bäumer-Fred" ca. 1500 mal angeklickt worden, obwohl er unter den "aktuellen Beiträgen" nicht mehr aufgetaucht ist. Es scheint also ein paar Menschen zu geben, die sich für das, was hier an Informationen geliefert wird, interessieren.

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In den letzten Beiträgen habe ich mich mit dem Thema "G. Bäumer und die ´minderwertigen` Menschen" befasst und dabei zuletzt mit der Dissertation von Ulrike Manz zu dieser Thematik auf der Grundlage der Beiträge in der von H. Lange und G. Bäumer herausgegebenen Zeitschrift "Die Frau".

Ich erinnere an die hier etwas weiter oben zitierte Stellungnahme Gertrud Bäumers nach Kriegsende 45:

"In der ´Frau` steht nichts, was ich nicht vertrete."

Zuletzt habe ich hier etwas zu dem Thema "Umgang mit behinderten Menschen" (im weitesten Sinne) geschrieben, bei dem die Diskussion in den Beiträgen in "Die Frau" so weit ging, dass der Vorschlag, schwerstbehinderte Menschen nach der Geburt zu töten, in dieser Zeitschrift unwidersprochen veröffentlicht werden konnte.

Es geht in diesem Zusammenhang in "Die Frau" nicht nur um geistig, psychisch, körperlich schwerstbehinderte Menschen, sondern diese Gruppe von Menschen wird unter dem Etikett "Minderwertige" in einen Topf geworfen mit anderen sog. "sozialen Randgruppen oder "sozial Unangepassten", wie zum Beispiel Prostituierten, Alkoholkranken, Nichtsesshaften oder straffälligen Gewalttätern.

Diese Zusammenfassung der genannten Menschengruppen wird "rational" dadurch ermöglicht, dass man für bestimmtes "sozial auffälliges" oder "sozial abweichendes" Verhalten eine genetische, also vererbare Anlage unterstellte, für die es dann "logischer" Weise keine "Heilung" durch soziale oder/und medizinische Maßnahmen geben konnte, sodass man für das gesellschaftliche Problem, das diese Menschen darstellten, andere "Lösungen" als "Heilung" suchen musste.

Die angedachten, angestrebten, diskutierten "Lösungen" waren neben (zwangsweisen) Sterilisationen auch (zwangsweise) "Bewahrung" und (zwangsweise) "Internierung" in "Arbeitskolonien" (Arbeitslagern).

Die geistige Vorbereitung dessen, was die Nationalsozialisten dann als "Euthanasie" oder mit zwangsweisen Sterilisationen oder mit "Konzentrationslagern" praktizierten, war hier bereits angelegt; wenn auch "natürlich" nicht so gemeint, wie es die Nazis dann praktizierten.

Ich werde das hier Gesagte mit ein paar Auszügen aus der Dissertation von Ulrike Manz über die zuletzt bis Ende 1944 von Gertrud Bäumer herausgegebene Zeitschrift "Die Frau" präzisieren, beispielhaft veranschaulichen und belegen.

Fotrsetzung folgt.

Manfred Schurich

Gert B.
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Bäumer: "Unwerte" und "halbe Menschen" 7

Beitrag von Gert B. »

Einen breiten Raum nahm in der Zeitschrift "Die Frau" in den Jahren 1920 bis 1933 die Diskussion um ein sog. "Bewahrungsgesetz" ein, dessen Einführung vom BDF und anderen Frauenverbänden befürwortet wurde.

Ulrike Manz schreibt dazu:

"Ausgehend von einer klaren Vorstellung von erwünschtem bzw. unerwünschtem Sozialverhalten und dem emphatischen Bezug auf die ´Volksgemeinschaft` ist es nicht verwunderlich, dass die Grenzen der sozialen Arbeit und die Frage der so genannten ´Unerziehbaren` parallel zur Etablierung der Fürsorge diskutiert wurden." (Manz, Eugenik ..., S. 114)

Bei dem "Bewahrungsgesetz" "handelte es sich um ein in den 1920er Jahren vielfach diskutiertes sozialpolitisches Gesetzesvorhaben, das zum Ziel hatte, die Aussonderung und unbefristete Einschließung so genannter ´unerziehbarer` Personen in Heimen und Arbeitskolonien zu ermöglichen. ...

Bei der Zielgruppe des Bewahrungsgesetzes ging es um Menschen, die als sozial auffällig galten ohne dass sie bisher straffällig geworden waren. Diese sollten ausgesondert und auf unbefristete Zeit eingeschlossen werden. Man wollte sie sozusagen vor der Straffälligkeit ´bewahren`, daher die etwas verwirrende Bezeichnung für derart restriktive Maßnahmen." (Manz, S. 114)

Zu einer Verabschiedung eines solchen Gesetze kam es bis 1933 nicht. Die Nazis hatten dann bekanntlich ihre eigenen Vorstellungen einer "Bewahrung" von Personen mit unerwünschtem Verhalten und brauchten für die Durchführung dieser Vorstellungen keine parlamentarisch beschlossenen Gesetze mehr.

"Seitens des BDF wurde die Einsetzung eines Bewahrungsgesetzes in der Zeit von 1920 bis 1933 durchgängig befürwortet. Die Forderung nach einem solchen Gesetz stand dabei zumeist im Zusammenhang mit der Fürsorge von Prostituierten und den Auseinandersetzungen um das Gesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten. In diesem Kontext findet sich 1920 erstmals der Hinweis auf einen beabsichtigten Wegschluss und Einschluss von Prostituierten, die als "Nicht-Besserungsfähige" bezeichnet werden. Am 25. Januar 1920 übergab der Bund Deutscher Frauenvereine dem Präsidium der Nationalversammlung ... seine ´Frauenforderungen als Richtlinien für das neue Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten`. Ziel dieser Richtlinien ist die vom BDF bereits seit 1902 vertretene Forderung nach einer Abschaffung der Reglementierung ... ." (Manz, S. 116)

"Unter Reglementierung ist das staatliche Verbot der Prostitution bei gleichzeitiger Einschreibung der Prostituierten in die Listen der Sittenpolizei zu verstehen." (Manz, S. 238)

"Anstelle der Reglementierung sollten schützende und strafende gesetzliche Regelungen sowie hygienische und sozialfürsorgerische Maßnahmen treten. Unter den sozialfürsorgerischen Maßnahmen erscheint neben der Einrichtung von Pflegeämtern die Forderung nach der Errichtung von Psychopathen-Heimen und Arbeiterinnen-Kolonien, also die Forderung nach einem Wegschluss von Prostituierten. Ziel dieser Maßnahme ist es, ´Frauen dauernd in einer Kolonie festzuhalten, in der sie Schutz, Obdach und Arbeit finden und ihrer seelischen und körperlichen Eigenart entsprechend versorgt werden.` Das dauerhafte Festhalten in einer Kolonie sollte 1920 allerdings noch nicht über ein eigens hierfür geschaffenes Gesetz, sondern über Erleichterungen bei Entmündigungsverfahren ermöglicht werden." (Manz, S. 116)

Die konkreter werdenden Vorstellungen über ein "Bewahrungsgesetz" (im BDF, in der Zeitschrift "Die Frau") umfassten dann in den Folgejahren nicht mehr nur die Prostituierten, sondern eine viel gößere Personengruppe, die "durch Veranlagung hemmungslos zu asozialem Verhalten geführt" (Manz, S. 119) wurde.

Dazu mehr im nächsten Beitrag.

M. Schurich

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