Verführer und verführte

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Detlef Aghte
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Verführer und verführte

Beitrag von Detlef Aghte »

Verführer und Verführte
Geldgieriger Jungprofi oder Opfer einer Machenschaft? Ein Sittengemälde vom Transfermarkt am Beispiel des 19-jährigen Profis Mesut Özil vom FC Schalke 04.
Von Philipp Selldorf



19 Jahre und schon im Zentrum einer Kampagne: Mesut Özil (l.), hier beim Wadenbad zusammen mit Schalkes Mitspieler Halil Altintop während des Trainingslagers in Belek bei Antalya (Türkei).
Foto: dpa

Bevor Mesut Özil Mitte Dezember in die Winterferien ging, galt er gemeinhin als besonderes Talent im Kader des FC Schalke 04. Doch als der 19-Jährige aus dem Urlaub in Istanbul in seine Heimatstadt Gelsenkirchen zurückkehrte, war er nicht mehr die unschuldige Mittelfeldhoffnung des Bundesligaklubs, sondern - nach Darstellung der allerdings ziemlich einflussreichen Bild-Zeitung - "der Wahnsinns-Fall Özil" und ein "geldgieriger Jungstar, der Schalke auf der Nase rumtanzt". Wie konnte das geschehen?

Darüber rätseln nun die Beteiligten, und während Özils Vater Mustafa eine Verschwörung wittert und um den Ruf seines Sohnes fürchtet, ist man in Schalke wegen der Sache peinlich berührt. Auslöser der Bild-Kampagne, die sich trefflich in die von dem Blatt heftig betriebene Debatte um Manager- und Fußballergehälter fügt, ist der zwischen Özils Berater Reza Fazeli und Schalke 04 ausgehandelte Entwurf für einen Vertrag bis Juli 2011. Dieses Papier ist mit allen Details vom variablen Grundgehalt (zunächst 35.000 Euro) bis Punktprämie (8000 Euro) und Sondergratifikation für den eventuellen ersten Einsatz für die deutsche A-Nationalelf (100.000 Euro) auf mysteriöse Art beim Springer-Verlag gelandet.


Am Sonntag vor Sylvester druckte Bild das Dokument ab und führte es als Beleg für den "Gehälterwahnsinn" in der Bundesliga sowie als Beweis für die verdorbene Profi-Jugend an, denn Mesut Özil hat den im September 2007 abgefassten, im Idealfall millionenschweren Vertrag nicht unterschrieben. Nach Überzeugung von Bild, weil er nach noch mehr Bezahlung verlangt oder auf einen lohnenden Wechsel spekuliert. Spielervater Mustafa hingegen erklärt die verweigerte Unterschrift mit Vorbehalten wegen der sportlichen Situation seines Sohnes. Er misstraut der Entwicklung. Bei Schalke wiederum versteht man zwar die Zweifel des Vaters an der sportlichen Förderung nicht, erhebt aber auch nicht den Vorwurf der Geldgier.

Müller-Sekretärin entlastet

Was man in Schalke hingegen gut versteht: Dass die Familie Özil Zweifel an der Redlichkeit des Vertragspartners bekommen hat. "Ich kann nachvollziehen, dass da ein Verdacht gegen uns besteht", sagt Manager Andreas Müller. Schließlich hat die Veröffentlichung des Vertragspapiers dem Ansehen des Spielers geschadet. Und da ein Vertrag üblicherweise nur den beteiligten Parteien zugänglich ist, kann die Vermutung entstehen, dass Schalke das Schriftstück weitergegeben hat, um öffentlich Druck auszuüben - so böse geht es ja manchmal zu im Profibusiness.

Andreas Müller dementiert jedoch heftig: "Dem Verein und mir ist das sehr unangenehm. Aber eines ist sicher: Niemand, der beim FC Schalke arbeitet, hat den Vertrag an Bild lanciert. So arbeiten wir nicht. Und wir haben auch kein Interesse an diesem Wirbel oder daran, Mesut unter Druck zu setzen." Bei der Zeitung hat sich Schalkes Manager, wie er sagt, nach dem Informanten erkundigt, aber bloß eine halbe Antwort erhalten. Er müsse sich "keine neue Sekretärin suchen", hieß es.

Verführerische Angebote

Jenseits dieser unklaren Geschichte und ihrer populistischen Ausbeutung erweist sich der Fall Özil als Exempel für Sitten im Profigeschäft. Mustafa Özil, der die Laufbahn seines Sohnes seit Kindertagen begleitet, berichtet, er habe schon früher spezielle Erfahrungen gemacht. So erzählt er von verführerischen Angeboten, die ihm selbst galten. Im September, just in der akuten Bedenkzeit der Vertragssache, sei ein Mann namens Kemal an ihn herangetreten, der sich ihm bereits zu einem früheren Zeitpunkt als Mitarbeiter der Spielerberaterfirma Rogon vorgestellt habe.

50.000 Euro habe dieser Mann ihm offeriert, falls sein Sohn den Berater Fazeli verlassen und künftig die Dienste von Rogon in Anspruch nehmen werde. Jener Kemal, der häufig auf der Vip-Tribüne der Schalker Arena anzutreffen sei, kannte angeblich interne Details aus Mesut Özils bestehendem, 2006 fixierten Vertrag mit Schalke. "Wortwörtlich hat er mir gesagt: ‚Bei uns würde er das Vier- oder Fünffache verdienen und mehr spielen'", erklärt Mustafa Özil. Das Angebot habe er abgelehnt.




Auch beim Transfer von Ze Roberto II aus Brasilien hat Schalke die Spielervermittler von Rogon eingeschaltet.
Foto: dpa

Rogon, konfrontiert mit diesen Angaben, weist die Darstellung als "durchweg unzutreffend" zurück. Unternehmensprokurist Christian Rapp erwidert, dass Mesut Özil bereits einmal bei Rogon unter Vertrag gestanden habe, "relativ kurzfristig wurde die Zusammenarbeit dann jedoch wieder beendet". Dies bestätigt Mustafa Özil. Vor knapp anderthalb Jahren habe es eine Vereinbarung mit Rogon-Geschäftsführer Wolfgang Fahrian gegeben, die dann wieder aufgelöst worden sei.

Rapp wiederum verweist auf ein Darlehen, das die Firma Rogon in dieser Zeit der Familie Özil auf deren Wunsch gewährt habe und das "einige Zeit später" zurückbezahlt worden sei. "Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Familie dann nochmals an unser Unternehmen herangetreten und hat Interesse an einer erneuten Zusammenarbeit und Vorstellungen dafür geäußert. Diese kam jedoch nicht mehr zustande. Rogon hat heute kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit Mesut Özil", teilt Rapp mit.

Neun Rogon-Spieler bei Schalke

Nun sind An- und Abwerbungen, auch durch Prämienzahlungen, für die Spielerberaterbranche nicht ungewöhnlich. Der Wettbewerb der Agenten um Profis und Provisionen ist hart, und Rogon, die größte deutsche Spielerberater und -vermittleragentur, ist bekannt für offensive Kundenakquisition. Neulich erst beschwerte sich der frühere Schalker Nationalspieler Helmut Kremers, der als Berater des Kölner Torjägers Milivoje Novakovic firmiert, dass Fahrian seinen Klienten zum Wechsel zu Rogon habe überreden wollen. Rechtlich hätte Kremers wenig einzuwenden: Er verfügt nicht über die fällige Spielerberaterlizenz. Rogon-Chef Roger Wittmann zwar auch nicht, wohl aber sein Kollege Fahrian und andere Beschäftigte des Unternehmens.

Schalke kann es nicht recht sein, sollten gewisse Leute finanzielle und sportliche Versprechen im Namen des Klubs abgeben - zumal im Zusammenhang mit Rogon. Der Verein steht wegen seiner engen Geschäftsverbindung mit der nicht unumstrittenen Firma in einem besonderen Ruf. Manager Müller weiß das: "Es wird viel geredet, aber das juckt mich nicht", sagt er. "Rogon ist ein guter und verlässlicher Partner für uns. Die Spieler von Rogon sind Leistungsträger bei uns." Neben Profis wie Bordon, Rafinha, Ernst und Kuranyi ist der zur Rückrunde erworbene Brasilianer Ze Roberto II der neunte Rogon-Spieler im Kader.

Geschäfte mit Rogon

Müller bestätigt, dass er die Firma mit den Verhandlungen in Brasilien beauftragt hat. Durch örtliche Büros habe Rogon die meiste Erfahrung auf dem schwierigen brasilianischen Markt, wo bis zu 15 Agenten Ansprüche auf einen Spieler erhöben, sagt er. Tatsächlich haben zuletzt auch Werder Bremen (Carlos Alberto), der VfL Wolfsburg (Grafite, Josue) und Hoffenheim (Carlos Eduardo) bei ihren teuren Brasilien-Transfers Rogon als Dienstleister eingeschaltet. Bei Zé Roberto II hätten elf Beteiligte am Verhandlungstisch gesessen, erklärt Müller, "aber eines will ich betonen: Der Spieler wurde von uns ausgesucht, erst dann wurde Rogon beauftragt".

Mit Mesut Özil will Müller nun im Trainingslager in der Türkei sprechen. Es wird um die sportliche Perspektive, verlorenes Vertrauen und sicher auch wieder um Geld gehen. Weil Schalke den zeitweise in Kraft gesetzten neuen Vertrag wegen der strittigen Lage wieder auf das Niveau der ursprünglichen Vereinbarung herabgestuft hat, bekommt Özil derzeit wieder das bescheidene Gehalt, das er als 17-Jähriger verdiente.


Von Philipp Selldorf
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RotthauserJung
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Beitrag von RotthauserJung »

Ich frag mich echt langsam, ob es nicht da irgendwo im Verein nen Maulwurf gibt, der Spaß daran hat immer wieder den Verein in ein schlechtes Licht zu rücken ( das geht über die Springer-Presse ja anscheinend immer wieder prima) .
Ich erinnere nur mal an Sache mit Rudi Assauer.......
Ein Schelm der böses denkt......
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Detlef Aghte
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Beitrag von Detlef Aghte »

RotthauserJung hat geschrieben:Ich frag mich echt langsam, ob es nicht da irgendwo im Verein nen Maulwurf gibt, der Spaß daran hat immer wieder den Verein in ein schlechtes Licht zu rücken ( das geht über die Springer-Presse ja anscheinend immer wieder prima) .
Ich erinnere nur mal an Sache mit Rudi Assauer.......
Ein Schelm der böses denkt......
Wenn du die Geschichte mit dem Interview in Düsseldorf meinst,da war der Maufwurf der, der ihn am meisten gesucht hat :wink:
detlef
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Babapapa
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Beitrag von Babapapa »

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Beitrag von RotthauserJung »

Babapapa hat geschrieben:Bild
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Ach Du bist der Maulwurf :wink: :lol:
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