Stadtchronik 1966

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

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heen
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Stadtchronik 1966

Beitrag von heen »

Elefantenfriedhof in Schalke. Gelsenkirchen macht in Haltern Urlaub obwohl der Bus direkt nach Madrid fährt. DDR-Propaganda sorgt für Stillegung. Und in Sutum wird 12 Stunden scharf geschossen.
Rauchende Colts im 1.Quartal 1966.
Von hier: Stadtchronik 1966 (PDF, 30MB)
Stadtchronik 1966 hat geschrieben: Freitag, der 7. Januar 1966
Von den etwa 800 Bakterientypen, die unter dem Begriff Samonellen zusammengefaßt werden, hat das Hygiene-Institut Gelsenkirchen, wie dessen Leiter Prof. Wüstenberg gegenüber der WAZ ausführt, allein 86 verschiedene Typen gefunden. Darunter sind einige, die als Erstbefunde der Internationalen Zentrale in Kopenhagen gemeldet worden sind.

Samstag, der 8. Januar 1966
Bei Ausschachtungsarbeiten zu dem neuen Pumpwerk an der Josefinenstraße in Schalke wird ein Mammut-Stoßzahn von 1,70 m Länge gefunden.

Donnerstag, der 13. Januar 1966
Auf den Zeltplätzen im Halterner Raum wurden 1965 insgesamt 11 623 Übernachtungen gezählt. Gelsenkirchener Besucher hielten mit 11,1 v.H. die Spitze.

Dienstag, der 25. Januar 1966
Aus dem Naturdenkmalbuch der Stadt mußten zwei Zeugen der Vergangenheit gelöscht werden, und zwar ein Findling, der früher am Haupteingang der Zeche Bergmannsglück stand und in den Fließsand versackt ist, sowie eine Buche am Gehöfteingang des Hauses Sienbeckstraße 69 in Resse, die einer Hochspannungsleitung weichen mußte.

Donnerstag, der 27. Januar 1966
Einen direkten Busverkehr von Buer nach Madrid gibt es auf Anregung von Verkehrsvereins-Geschäftsführer Friedrich Hundertmark seit dem 4. Dezember 1965. Der Bus verkehrt vom buerschen Busbahnhof dreimal wöchentlich.

Donnerstag, der 27. Januar 1966
Die Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft (DEA) dementiert die von den Ruhr-Nachrichten gemeldete Stillegungsabsicht der Zeche Graf Bismarck. Es handle sich um eine böswillige Meldung eines DDR-Senders.

Dienstag, der 1. Februar 1966
Die CDU-Fraktion tritt dafür ein, den Ratsbeschluß bezüglich der Benennung- der "Kurt-Schumacher-Straße" im Interesse der Schalker Bürgerschaft rückgängig zu machen. (Inzwischen werden bereits die Straßenschilder angebracht.)

Mittwoch, der 16. Februar 1966
Die älteste Gelsenkirchenerin, Helene Metschies, Cranger Straße 321, wird heute 101 Jahre alt.

Donnerstag, der 24. Februar 1966
Margarethe Baim-Schneider, beliebteste Schauspielerin der 20er Jahre der Redlich-Bühne in Buer, starb in der Nacht zum 20. Februar im Alter von fast 93 Jahren. Vor wenigen Wochen war ihr Sohn, der Bühnenbildner und Theatermaler Walter Haim gestorben.

Donnerstag, der 24. Februar 1966
Die Stadt ehrt Feuerwerker Richard Koch und seine Mitarbeiter Helmut und Günter Stärk, Otto Poersch, Heinrich Sendzik und Alois Sperz, die allein in den letzten elf Jahren 4 233 Bomben und Granaten entschärft und beseitigt haben.

Freitag, der 25. Februar 1966
Der Ruhr-Zoo plant eine Erweiterung des Zoogeländes, um eine Steppenlandschaft für eine Gruppe verschiedener afrikanischer Steppentiere einzurichten. Darin wird die Möglichkeit einer "Wassersafari" für die Zoobesucher erwogen.

Montag, der 28. März 1966
Ein zwölfstündiges Feuergefecht lieferte Otto P. aus der Straße "Ellinghorst" in Sutum der Polizei in der Nacht zum 28. März. Sie war von Nachbarn um Hilfe gerufen worden, nachdem P. bereits auf die nächtlich heimkehrende Familie geschossen hatte. Nach etwa 200 Schuß die er zusammen mit seinem Sohn zum Teil gezielt abgegeben hatte, wird der Schütze überwältigt und unter dem Verdacht der Geistesgestörtheit in eine Heilanstalt eingeliefert. Fünf Personen erlitten Verletzungen. Der Sohn wird in ein Heim eingeliefert, wo er am nächsten Tag wieder fortläuft und sich dann der Polizei stellt.

Mittwoch, der 30. März 1966
Zur Erinnerung an die alte buersche Freiheitslinde (im Volksmund Femelinde genannt), die Teil des Stadtwappens ist, jedoch aus Alters- und Planungsgründen auf ihrem Standort auf dem Goldberg beseitigt werden mußte, pflanzten Schüler des Max-Planck-Gymnasiums auf dem Hof des Schulneubaus am Goldberg eine neue Linde.

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heen
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von heen »

Der Buersche Sumpf wird trocken gelegt, ein reicher Maharadscha kommt und haut ohne seinen Elefanten wieder ab.
Die Erkenntnis, dass ohne Lehrer Schulunterricht schwierig ist. Dafür komische Räder und ein sehr spezielles Osterfeuer.
Dann noch die Idee Naherholungsgebiete zu zerstören um an ferne Erholungsgebiete zu kommen und die Stadt zum interessanten Reiseziel erklären zu lassen.
Komische Sachen aus dem Frühling 1966.
Von hier: Stadtchronik 1966 (PDF, 30MB)
Stadtchronik 1966 hat geschrieben: Mittwoch, der 6. April 1966
Kultusminister Prof. Paul Mikat besucht unangemeldet das Ricarda-Huch-Gymnasium und überzeugt sich von der durch Lehrermangel hervorgerufenen schwierigen Schulsituation.

Donnerstag, der 7. April 1966
Der Springebach in Buer, der einst den Dorfgraben um Buer mit Wasser versorgte, wird wegen Überschwemmungsgefahren vollkommen eingerohrt.

Samstag, der 9. April 1966
In der Nacht zum 8. April (Karfreitag) brennt die aus dem 17. Jahrhundert stammende Scheune auf Haus Leithe, Middelicher Straße 72, aus. Die mit Eisenfachwerk versehene Mauer widerstand dem fünfstündigen Feuer.

Samstag, der 7. Mai 1966
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung kommentiert die Argumente der Stadt für die Trassenführung der B 226 durch den Westerholter Wald (schnellere Heranführung der Bevölkerung an die Erholungsgebiete) und schreibt von einem "Witz", Naherholungsgebiete zu zerstören, um schneller in entfernter gelegene Erholungsgebiete zu gelangen.

Freitag, der 20. Mai 1966
Der Maharadscha von Mysore, Haupttierlieferant der Firma Ruhe, einer der reichsten Herrscher der Welt, stattet dem Ruhr-Zoo einen Besuch ab. Als Gastgeschenk bringt er einen kleinen Elefanten mit.

Donnerstag, der 2. Juni 1966
Sechs Primaner des Grillo-Gymnasiums haben ein "Hexatret"-Rad konstruiert, mit dem sechs Personen nach Art des Tandems radeln können.

Samstag, der 25. Juni 1966
Eine groß angelegte Image-Werbung mit Prospekten, Plakaten, Anzeigen und Pressepublikationen wird von der Stadtverwaltung gestartet. Oberbürgermeister Scharley erläutert den Plan, mit dem Gelsenkirchen als "interessantes Reiseziel" proklamiert werden soll.

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Anne Bude
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von Anne Bude »

Was war denn die "Redlich-Bühne in Buer" ?
Siehe 24.Februar 1966

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heen
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von heen »

Mit der Redlich-Bühne bin ich kein Schritt voran gekommen.
Ich vermute mal, dass die Truppe ein Tourneetheater war.

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heen
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von heen »

Der Bundesmeister im Wandgitterbauen kommt aus Gelsenkirchen, die CDU versucht eine Wahlkundgebung, der Zuschuß für den städtischen Ziegenzuchtbock wird erhöht.
Baumrinde nagen ist Kunst, Fahrkartenautomaten mit Fahrpreiserhöhung ist Rationalisierung und Hibernia macht komische Tauschangebote.
Seltsame Dinge im 3. Quartal 1966.
Und Fritz Rogge kommt zurück.
Von hier: Stadtchronik 1966 (PDF, 30MB)
Stadtchronik 1966 hat geschrieben: Freitag, den 1. Juli 1966
Beim Leistungswettbewerb der Handwerksjugend wird das Gesellenstück von Engelbert Fuchtmann, ein stilisiertes schmiedeeisernes Wandgitter, als beste Leistung aus dem Bundesgebiet angesehen. Fuchtmann wird die Siegerurkunde am 7. Juli in Berlin durch Bundespräsident Lübke überreicht.

Mittwoch, den 6. Juli 1966
Eine Wahlkundgebung der CDU auf dem buerschen Marktplatz mit Bundeskanzler Ludwig Erhard gestaltet sich im Zeichen der Bergbaukrise zu einem tumultartigen Hexenkessel. Sprechchöre "Raus aus Buer!" und "Abtreten!" sowie schwarze Fahnen und Spruchbänder begleiten das Spektakel. Erhard kommt kaum zu Wort. Die Kabelverbindungen zu den Lautsprechern werden unterbrochen, so daß die Kundgebung schon nach wenigen Minuten vorzeitig beendet wird. Als Erhard das Podium verläßt, singen seine zahlreichen Gegner: "So ein Tag, so wunderschön wie heute".
Während der Bundeskanzler seine Kundgebung nicht beenden kann, unterhält sich der Landesvorsitzende der CSU, Franz Josef Strauß, auf Schloß Berge privat mit Vertretern des Unternehmensverbandes Ruhrbergbau, nachdem er vorher auf der Zeche Hugo eine Grubenfahrt unternommen hatte.

Samstag, den 9. Juli 1966
Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung ermittelt, gibt es in Gelsenkirchen zur Zeit 25 Rasenflächen, auf denen der Bürger sich nach Herzenslust tummeln kann.

Dienstag, den 19. Juli 1966
Die Stadt hat die Unterhaltskosten für den stadteigenen Ziegenzuchtbock von 50 auf 60 DM monatlich erhöht. Während der Deckzeit werden 70 DM vergütet.

Donnerstag, den 21. Juli 1966
Prof. Joseph Beuys, Künstler und Kunsterzieher in Düsseldorf, diskutiert mit Schülern und Kunstfreunden im Grillo-Gymnasium über Pop-Art und Happening oder "Leben als Kunst". Nach Beuys Auffassung ist es auch schon Ausdruck von Kunst, "wenn ein Mensch an einer Baumrinde nagt".

Samstag, den 30. Juli 1966
Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG führt zur Rationalisierung Fahrschein-Automaten ein und erhöht den Fahrpreis um durchschnittlich 0,20 DM.

Mittwoch, den 3. August 1966
Der im Jahre 1933 vor den Nazis aus Gelsenkirchen geflohene Fritz Rogge (er baute sich in Mexiko-City einen gut florierenden Tischlereibetrieb auf), ist nach 33jähriger Emigration im Alter von 70 Jahren nach Gelsenkirchen zurückgekehrt. Er wird vom Oberbürgermeister und seinen ehemaligen Freunden der Naturfreunde-Bewegung begrüßt.

Samstag, den 20. August 1966
Frau Barbara Hermanowski aus der Nordstraße 32 in Erle vollendet ihr 100. Lebensjahr. Die Jubilarin stammt aus Groß-Budau bei Allenstein und lebt seit 1908 in Gelsenkirchen.

Donnerstag, den 25. August 1966
Beim Probealarm der 222 Sirenen funktionieren lediglich 181. Von den 41 ausgefallenen Alarmanlagen sind neun an das Alarmnetz nicht einmal angeschlossen.

Samstag, den 3. September 1966
Die Hibernia AG hat den Witwen und Pensionären, soweit sie in Werkswohnungen wohnen, ein Schreiben mit der Aufforderung zugeschickt, ihre Wohnungen zugunsten von aktiven Bergleuten zu räumen und in die wesentlich teureren Neubauwohnungen in Westerholt umzuziehen.

Samstag, den 3. September 1966
Die letzte der nach dem Krieg als Behelfswohnungen errichteten Nissenhütten, wird in diesem Monat an der Cranger Straße 455 geräumt. Sie war seit 17 Jahren noch bewohnt. Das Gelände, auf dem sich die Nissenhütte befindet, wird dem Tierheim für Tierunterkünfte zur Verfügung gestellt.

Montag, den 5. September 1966
Nach Einschreiten der Betriebsvertretung zieht die Wohnungsverwaltung der Hibernia AG ihre Aufforderung an Pensionäre und Witwen zurück, die von ihnen belegten Werkswohnungen für aktive Belegschaftsmitglieder freizumachen.

Dienstag, den 6. September 1966
Wie aus einem Bericht des Arbeitsamtes Gelsenkirchen hervorgeht, werden von den insgesamt 6.500 Belegschaftsmitgliedern der Zeche Graf Bismarck nur 500 arbeitslos. 1.300 wanderten vorzeitiv ab, 750 werden bis April 1967 auf "Graf Bismarck" verbleiben, 300 haben sich einem fremden Beruf zugewandt, 350 werden umgeschult. Alle übrigen haben sich auf anderen Zechen um Arbeitsverträge bemüht.

Freitag, den 16. September 1966
Nachdem im Jahr 1965 Silbermünzen mit dem Stadtwappen in Umlauf gekommen sind (sie erwiesen sich als kein großes Geschäft), hat die Stadt-Sparkasse einer Wuppertaler Prägeanstalt den Aufftrag zur Herstellung von Gelsenkirchen-Goldmünzen gegeben. Die drei Goldmedaillen wiegen acht, 20 und 30 Gramm und kosten 57 DM., 138 DM und 208 DM.

Dienstag, den 20. September 1966
Bei Ausschachtungsarbeiten für die Neuverlegung der Kanalisation im Zuge der Horster Turfstraße werden in der Gegend, wo ursprünglich die alte Hippolytuskirche stand, Gebeine der bis 1857 auf dem Kirch-Friedhof beigesetzten Toten der Gemeinde ausgegraben. Sie erhalten auf dem jetzigen Horster Friedhof ihre neue Ruhestatt. Auch Teile der alten Friedhofsmauer werden gefunden.

Mittwoch, den 21. September 1966
Der aus Rationalisierungsgründen bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG eingeführte Einmannbus stößt bei den Bogestra-Fahrern auf Widerspruch. In einem mit dem Betriebsrat abgestimmten Schreiben wenden sich 60 Einmannwagenfahrer aus Gründen der Verkehrssicherheit gegen diese Maßnahme.

Mittwoch, den 28. September 1966
Der für die Speditionsfirma Siefert bislang schwerste und außergewöhnlichste Transport begann in der Nacht zum 28. September. Eine neun Meter lange, acht Meter breite und drei Meter hohe Kranlaufkatze eines vom Werk "Orange" an die Henrichshütte in Hattingen zu liefernden Gießkrans wurde an den Bestimmungsort geschafft.

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Prömmel
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Redlich-Bühne in Buer

Beitrag von Prömmel »

Anne Bude hat geschrieben:
30.11.2021, 18:08
Was war denn die "Redlich-Bühne in Buer" ?
Siehe 24.Februar 1966
heen hat geschrieben:
05.12.2021, 17:57
Mit der Redlich-Bühne bin ich kein Schritt voran gekommen.
Ich vermute mal, dass die Truppe ein Tourneetheater war.

Ich hab mal im alten Adressbuch von Buer aus dem Jahr 1925 geblättert und dabei nur folgendes herausgefunden:

In dem "Verzeichnis der Handel- und Gewerbetreibenden und der freien Berufe" war nichts über die Bühne bzw. irgendein Theater zu finden.
Allerdings war auf der Essener Straße 175 (heutige Horster Straße) ein "Samuel Redlich" gemeldet. Als Berufsbezeichnung ist "Theaterdirektor" angegeben.
Da es in dem Haus eine Gaststätte gab (Inhaber und Hausbesitzer war ein Theodor Keller), bietet sich die Vermutung an, dass sich dort vielleicht eine Räumlichkeit befand, die als Bühne genutzt werden konnte. Ist aber sehr vage. :ka:

Noch ein Hinweis zur Nummerierung auf der Horster Straße:
Während sich heute die ungeraden Hausnummern (wie sonst auch meistens üblich) auf der linken Straßenseite befinden (vom Straßenanfang aus gesehen), war es damals auf der Essener Straße noch umgekehrt. Daher stimmen die seinerzeitigen Hausnummern natürlich auch nicht mehr mit den aktuellen überein.
Wie man von anderen heutigen Hausnummern herleiten kann (Nr. 200 = Markenkontrolle Hugo I, damals Nr. 191; Nr. 192 = Wohnhaus des Direktors der Zeche Hugo I, damals Nr. 181), dürfte sich das damalige Haus Nr. 175 im Bereich der heutigen Hausnummern 184/186 befunden haben. Wenn ich mich richtig erinnere, sind diese Häuser aber alle viel neueren Datums.
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß. der weiß mehr
als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

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heen
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von heen »

Dann war der Samuel Redlich wohl als Theaterdirektor der Chef der Truppe, die als "Redlich-Bühne" unterwegs war.
Das ist doch schon mal was.
Ich habe mir den guten Mann, die Schauspielerin (der richtige Name ist Haim-Schneider, wie der Sohn) und die Bühne notiert. Vielleicht taucht ja irgendwann noch was auf.

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Pedder vonne Emscher
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von Pedder vonne Emscher »

Meine 3xUr-Großmutter war eine Theresia Redlich aus Ostpreußen. Nur mal so zum Namen Redlich.
Viele verlieren ihren Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben.
Arthur Schopenhauer

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heen
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von heen »

Zigarrenringe kann man sammeln. Der Unterschied zwischen "Landstreicher" und "Pennbruder" ist entscheidend für die Überwinterung im Gefängnis.
Es pladdert.
Von hier: Stadtchronik 1966 (PDF, 30MB)
Stadchronik 1966 hat geschrieben: Samstag, den 1. Oktober 1966
Gastwirt Hans Boulboulle erhält den goldenen Ring des Deutschen Zigarren-Instituts, Bad Godesberg, weil er als größter unter den deutschen Sammlern von Zigarrenbauchbinden gilt. Sein Lokal an der Georgstraße ist mit zwei Millionen Zigarrenringen dekoriert.

Mittwoch, den 5. Oktober 1966
Im Max-Planck-Gymnasium wird eine Schülerzeitung mit dem Titel "Triangel" herausgegeben.

Mittwoch, den 5. Oktober 1966
An der Lütkebergstraße in Beckhausen entsteht der größte und modernste Bogenschützenplatz der Bundesrepublik. Er gehört der Bogenschützenabteilung des Schützenvereins Erle-Middelich.

Samstag, den 8. Oktober 1966
Die Scholven-Chemie AG verliert einen Prozeß, den sie gegen den Anti-Smog-Plan der Landesregierung NRW angestrengt hatte. Sie muß nach dem Plan die der Industrie bei Smog-Alarm auferlegten Verpflichtungen erfüllen, auch wenn dies zu Drosselungen oder Ausfällen der Produktion führt.

Samstag, den 15. Oktober 1966
Feuerwehr, Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und Malteser-Hilfsdienst proben Katastrophenschutz am Fall eines simulierten Flugzeugabsturzes auf das Alten- und Pflegeheim Haunerfeldstraße.

Samstag, den 15. Oktober 1966
Das Technische Hilfswerk zieht in ein durch Eigenarbeit erstelltes neues Heim am Nordring.

Donnerstag, den 20. Oktober 1966
Ein Privatsammler (ehemaliger Museumsdirektor) hat laut Bericht der WAZ der Stadt Gelsenkirchen 500 Objekte der ägyptischen und etruskischen Kunst für das Heimatmuseum zum Kauf angeboten. Das Angebot wurde abgelehnt, da man im Museum kein Sammelsurium aller möglichen Kunstgegenstände einrichten wolle.

Mittwoch, den 2. November 1966
Eine Begehung der Gertrud-Bäumer-Realschule II durch die Schulpflegschaft, zu der auch der Rat der Stadt eingeladen wurde, um die schlechten Raumverhältnisse der Schule zu dokumentieren, hat zu Spannungen zwischen der Stadt und der Schule geführt. Statt der eingeladenen SPD-Ratsmitglieder kam ein Schreiben des Kämmerers, in dem die Rechtmäßigkeit dieser Schulbegehung in Zweifel gezogen worden ist.

Donnerstag, den 3. November 1966
Gelsenkirchen liegt, was die Luftverschmutzung betrifft, im Land Nordrhein-Westfalen an fünfter Stelle. Im Jahresmittel werden in dieser Stadt 0,65 mg SO2 pro Kubikmeter und Tag gemessen. Zulässig sind 0,75 mg SO2.

Freitag, den 4. November 1966
Die Altbauten am Rundhöfchen, gegenüber dem Hans-Sachs-Haus, werden abgerissen, um einem Büro- und Geschäftshochhaus der Versicherungsgesellschaft "Iduna" Platz zu machen.

Freitag, den 11. November 1966
Beim Karnevalsauftakt im Schützenhaus Holz unter Führung des Präsidenten der Bismarcker Funken, Karl Drees, sind Gäste aus Irland, Indien und Uganda anwesend.

Freitag, den 18. November 1966
Als Beitrag zur Verkehrssicherheit rüstet Gelsenkirchen die Straßen mit reflektierenden Verkehrsschildern aus.

Mittwoch, den 30. November 1966
Der "Standesunterschied" zwischen Stadtstreichern und Landstreichern wurde einem Pennbruder vor dem Amtsgericht Gelsenkirchen klargemacht. Er hatte gehofft, durch sein Verhalten eine Zeitlang Unterkunft im Gefängnis zu finden.
Das wäre in seinem Fall aber nur Landstreichern "gewährt" worden.

Dienstag, den 13. Dezember 1966
230 Gelsenkirchenerinnen gehören zu den 1200 Mädchen des Bistums Essen, die an jedem Sonntag in katholischen Krankenhäusern als freiwillige Sonntagshelferinnen zur Verfügung stehen.

Dienstag, den 13. Dezember 1966
Seit dem 12. Dezember ist die Bundesautobahn Hannover - Köln infolge anhaltender Regenfälle und Überschwemmung der benachbarten Wiesen an der Grenze zvischen Buer und Gladbeck überflutet. Die rechte Fahrbahn ist seitdem gesperrt. Mit fünf Pumpen wird versucht, Autobahn und Wiesen trockenzulegen.

Sonntag, den 18. Dezember 1966
Am 17. und 18. Dezember findet auf der Horster Rennbahn eine Landesverbands-Klubschau der Kaninchenzüchter von Westfalen statt. Dabei fällt eine "Marpmann-Medaille" für hervorragende Zuchtleistungen an Hubert Müller, Buer, und eine Landesverbandsmedaille an Heinz Reuter, Gelsenkirchen. Den Ehrenpreis der Stadt Gelsenkirchen erhält ein Herner Züchter.

Mittwoch, den 21. Dezember 1966
Durch die anhaltenden Regenfälle ist der Wasserspiegel der Emscher stark angestiegen. Der hohe Pegelstand hat die Entwässerung in die Emscher lahmgelegt, so daß in einigen Straßen (z.B. Parallelstraße) die Keller unter Wasser stehen.

Samstag, den 24. Dezember 1966
Bei Schneetreiben ertönt das Gloriablasen in Buer vom Rathausturm (Kapelle Nagel), in Alt-Gelsenkirchen vom Sparkassengebäude am Neumarkt (Bläsergruppe der Neustadt) und in Horst vom Warenhaus Wagner-Emden (Werkskapelle Nordstern).

Samstag, den 31.12.1966
Im Ruhr-Zoo tritt Dr. Ernst Rühmekorf die Nachfolge des langjähripen Zoodirektors Alfred Glenewinkel an.

matz
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von matz »

heen hat geschrieben:
12.12.2021, 17:41
Samstag, den 15. Oktober 1966
Feuerwehr, Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und Malteser-Hilfsdienst proben Katastrophenschutz am Fall eines simulierten Flugzeugabsturzes auf das Alten- und Pflegeheim Haunerfeldstraße.
Interessant. Rund 20 Jahre später nahm ich auch an einer solchen Übung teil. Da stürzte das imaginäre Flugzeug aber ins vollbesetzte Parkstadion. Das Flugzeuge mal als Waffe benutzt werden würden, konnte sich bei solchen Übungen damals noch niemand vorstellen. Dafür blockierten Mitte der 80er Friedenbewegte die Übung, weil sie überzeugt waren, sie diene der unmittelbaren Kriegsvorbereitung. :roll:

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Heinz O.
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von Heinz O. »

matz hat geschrieben:
12.12.2021, 17:53
Interessant. Rund 20 Jahre später nahm ich auch an einer solchen Übung teil. Da stürzte das imaginäre Flugzeug aber ins vollbesetzte Parkstadion.
Da war ich auch dabei :D
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von matz »

Heinz O. hat geschrieben:
12.12.2021, 18:18
matz hat geschrieben:
12.12.2021, 17:53
Interessant. Rund 20 Jahre später nahm ich auch an einer solchen Übung teil. Da stürzte das imaginäre Flugzeug aber ins vollbesetzte Parkstadion.
Da war ich auch dabei :D
Ich war zwar eigentlich Fernmelder, musste aber ein verloren gegangenes Kind spielen.

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sirboni
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Re: Stadtchronik 1966

Beitrag von sirboni »

heen hat geschrieben:
12.12.2021, 17:41
Samstag, den 15. Oktober 1966
Feuerwehr, Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und Malteser-Hilfsdienst proben Katastrophenschutz am Fall eines simulierten Flugzeugabsturzes auf das Alten- und Pflegeheim Haunerfeldstraße.
Da hab ich auch als Fahrer eines landeseigenen "Behelfskrankenwagen" (und Mannschaftstransporter) vom MHD mitgewirkt. Die "Verletzten" waren richtig martialisch geschminkt.
Zu Mittag gabs - wenn ich mich recht erinnere- eine ordentliche Erbsensuppe aus der Feldküche.
Wer Bier trinkt hilft der Landwirtschaft

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