Stadtchronik 1817

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

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heen
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Stadtchronik 1817

Beitrag von heen »

Verwendete Quellen:
Düsseldorfer Zeitung
Rheinisch-Westfälischer Azeiger
Münsterisches Intelligenzblatt
Amtsblatt der Regierung in Münster
Amtsblatt der Regierung in Düsseldorf
Königliches westphälisch-märkisches Intelligenzblatt
Kommentar hat geschrieben: Die Ernte im Jahr 1817 war gut, bis auf Roggen. Fäule bei Schafen sonst keine besonderen Krankheiten bei Mensch und Tier.
Der Jahresüberblick
Januar
[...] Auch ist die bisherige gelinde Witterung dem Landmann noch sehr behülflich gewesen, sein Winterkorn auf hohen Feldern in die Erde zu bringen, wogegen die niedrigen Kleiäcker noch immer durchnäßt, und die dahin fürenden Wege unfahrbar sind.
Die Durchschnittspreise des Getraides und Viehfutters ergeben sich durchgehend etwas höher, als im December v. J.
Von ansteckenden Krankheiten sind keine Spuren weder bei Menschen noch beim Vieh vorhanden. Indessen leiden die Schaafe noch immer sehr an der Fäule, und sterben häufig daran; auch Rinder und Kälber sind dieser Krankheit, jedoch in einem geringeren Grade, unterworfen.

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 66

Februar
[...]
Ungewöhnliche Natur-Erscheinungen waren: am 8. ein Nordlicht. [...]
Der Wintersaat ist die übertriebene Nässe in schweren und tiefliegendem Boden sehr nachteilig gewesen; ihre Wurzeln sind verfault oder von Würmern und Schnecken (die darin den ganzen Winter hindurch ihre Nahrung hatten) gefressen. Nur auf hohen Aeckern steht die Saat noch ziemlich gut.
Die Preise der nothwendigsten Lebensmittel und des Rauchfutters sind auch im Februar noch etwas gestiegen [...]
Unter den Menschen sind keine besonderen Krankheiten entstanden, und die Sterblichkeit ist in ihren Schranken.
Von den Schaafen aber hat die Fäule in mehreren Gegenden kaum ein Zehntheil übrig gelassen. Bei dem jungen Rindvieh ist diese Krankheit ebenfalls, jedoch nicht so häufig und nicht mit so nachtheiligen Folgen eingetreten; auch hat sich in verschiedenen Ortschaften die Räude gezeigt.

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster, Seite 101

(Das Nordlicht am 8. Februar Abends wurde auch zu Paris, Zürich, etc. beobachtet.
Düsseldorfer Zeitung Nr. 53, Sonntag den 23. Februar 1817, Seite (3))

März
[...]
Auf niedrigen Feldern sind die eingetretenen Nachtfröste der Wintersaat, die seither schon durch Schneckenfraßund Fäule sehr gelitten hatte, so nachtheilig gewesen, daß verschiedene Stücke von neuem bestellt werden müssen; auf hohen Feldern stehet selbige noch ziemlich gut. Zum Aussäen des Sommer-Roggens sind die wenigen heitern Tage von dem Landmann mit Fleiß benutzt worden.
Da die hin und wieder noch vorhandenen Getreide-Bestände, aus Besorgnis einer künftigen schlechten Erndte, fortwährend zurückgehalten werden, und die Zufuhr zum Verkauf auf öffentlichen Märkten dem Bedarf nicht angemessen ist; so sind die Fruchtpreise, wie sich aus der nachstehenden Tabelle ergibt, auch im Monat März noch etwas gestiegen.
Um nun der Noth wenigstens in den Ortschaften, wo solche am größten ist, abzuhelfen, und einem gänzlichen Mangel vorzubeugen, ist von dem in Wesel angekommenen ostseeischen Getreide, welches wir der landesväterlichen Fürsorge Sr. Maj. des Königs verdanken, den Landräthen der Kreise Recklinghausen, Coesfeld, Lüdinghausen, Beckum und Borken vorläufig eine Quantität zugeführt worden, um solche an die bedürftigsten Einwohner zu vertheilen, [...]
Bei den Menschen ist der Gesundheitszustand, katarrhalische Zufälle abgerechnet, gut geblieben, und die bei Kindern eingetretene Masern-Krankheit ist nicht bösartig gewesen.
Bei Schafen, zum Theil auch bei Rindern, hat die Fäule große Verwüstung angerichtet; auch bei Schweinen hat sich in einigen Ortschaften eine tödtliche Krankheit gezeigt. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 145

* * *

Es werden freiwillige Arbeiter bei dem Festungsbau in Köln gesucht, welche jetzt gleich beschäftigt werden können.
Der Arbeitslohn beträgt:
1) bei 10 Stunden Arbeit
für 1 Handarbeiter 6 gGr.
für 1 Zimmermann 10 gGr.
für 1 Maurer 10 gGr.

2) bei 11 Stunden Arbeit
für 1 Handarbeiter 7 gGr.
für 1 Zimmermann 11 gGr.
für 1 Maurer 11 gGr.

3) bei 12 Stunden Arbeit
für 1 Handarbeiter 8 gGr.
für 1 Zimmermann 12 gGr.
für 1 Maurer 12 gGr.

Die Arbeiter, welche im Accord angestellt werden, können bei gehöriger Anstrengung ausser ihrem Tagelohn sich noch die Hälfte desselben dazu verdienen.
[...]

Düsseldorfer Zeitung Nr. 79, Freitag den 21. März 1817, Seite (3)

April
[...]
Die im Anfange der Sommersaat im Sandlande überaus günstig; fette und niedrig gelegene Aecker aber müssen erst im Mai gehörig austrocknen, wenn das Sommerkorn in reinen Boden kommen soll. Der Winterroggen stehet etwas dünn, zumal da, wo der Schneckenfraß gewüthet hat. Der Weizen hat sich dagegen gut gehalten, und verspricht, wenn die Witterung günstig ist, eine reiche Erndte; auf einigen Aeckern steht er fast zu gedrängt.
Zwischen den Fruchtpreisen im April gegen die im März ist ein sehr geringer Unterschied, der sich aus der nachstehenden Tabelle ergibt.
Epidemische Krankheiten sind bei den Menschen nicht eingetreten; als endemische aber zeichnen sich in diesem Frühlinge Katarrh und Rheumatismen mehr als gewöhnlich aus; und hat sich die Sterblichkeit, vornemlich bei hochbetagten Personen, etwas vermehrt.
Unter dem Schaaf- und jungen Hornvieh herrscht noch immer die durch nasses und schlechtes Futter entstandene Fäule, eine Krankheit, die sether, aller dagegen angewandten Mittel ungeachtet, große Verwüstungen, vornehmlich unter den Schaafen, angerichtet hat. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 192

Mai
[...] Bei dieser für den Ackerbau so günstigen Witterung hat die Einsaat des Sommerkorns im Sandboden gute Fortschritte gemacht; der Kleiboden aber hat an vielen Stellen noch gar nicht beackert werden können; auch sind die kraftlosen Pferde hier noch weniger als im Sandlande vermögend gewesen, die schwere Arbeit auszuhalten, so daß mehrere Aecker nicht bestellt werden konnten. Das Winterkorn steht überall dünn; doch kann eine anhaltende gute Witterung noch viel verbessern.
Die Preise des Brodkorns und der Kartoffel sind gegen die im Monat April noch höher gestiegen, wie sich aus der nachstehenden Tabelle ergibt.
Bei den Menschen sind keine auergewöhnlichen Krankheiten eingetreten, und die Sterblichkeit ist in ihren Schranken. Dagegen hat im ganzen Beckumer Kreise und in der zum Kreise Recklinhausen gehörigen Bürgermeisterei Kirchhellen die Fäule eine große Anzahl Pferde, Rinder und Schaafe weggerafft. In den übrigen Kreisen, hat diese Krankheit sehr abgenommen, zum Theil ganz aufgehört.
[...] und erhängt der Halfmann Freitag zu Buer. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 223

Juni
[...]
Bei den Menschen ist der Gesundheitszustand im Allgemeinen gut geblieben; auch das Vieh hat sich durch den Genuß frischer Futterkräuter erholt. Die Fäule bei den Schaafen und jungen Rindern hat ganz aufgehört. [...]
Die im Juni eingetretene günstige Witterung hat die früheren Besorgnisse der Landwirthschaft gänzlich beseitigt. Der Winterroggen auf den noch im Frühjahr ganz durchnäßt gewesenen Feldern hat sich auf eine bewundernswerthe Weise erholt, herrlich geblühet, und körnet jetzt vortrefflich. Der Weizen, obschon zu einer sehr ungünstigen Zeit zur Erde bestellt, stehet jetzt üppig da. Beide Fruchtarten lassen, in Vereinigung mit der im Anfange des vorigen Monats beendigten Sommersaat, bei fortwärender guter Witterung eine ergiebige Erndte erwarten. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 276

Juli
[...]
Bei Menschen und Thieren ist der Gesundheitszustand im Allgemeinen gut und die Sterblichkeit in ihren Schranken geblieben. [...]
Wenn gleich im verwichenen Herbste so mancher Acker, der Nässe wegen, unbestellt bleiben mußte, auch der im Sandland eingesäete Winterroggen im Frühjahr sehr dünn aufgegangen war, und wenn gleich jetzt der Weizen hin und wieder theils Brand- theils taube Aehren hat; so ist im Ganzen, nach dem einstimmigen Gutachten der Landräthe, eine mehr als mittelmäßige Korn-Ernte zu erwarten. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 326

August
[...]
Sämmtliche Getreide Gattungen sind im Preis bedeutend gefallen, und werden wahrscheinlich in Kurzem noch mehr heruntergehen, weil die Erndte im Ganzen wenigstens einen mittelmäßigen Ertrag an Winterkorn erwarten läßt, und die Sommerfrüchte nebst den Gemüsen meist vortrefflich gerathen sind, folglich im Allgemeinen kein Mangel bis zur künftigen Erndte zu befürchten ist. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 359

September
[...]
Die Fruchtpreise sind auch in dem verflossenen Monat bedeutend gefallen; nur der Roggen steht nicht in dem gewöhnlichen Verhältnisse gegen den Waizen, da dieser kornreicher ausgefallen ist als jener, der fast überall sehr dünn gestanden hat.
Unter den übrigen Lebensmitteln, deren bisherige hohe Preise noch fortdauern, stehen Fleisch und Fettwaaren, besonders Speck, oben an, nicht sowohl wegen des Viehsterbens an der Fäule im verwichenen Winter und Frühjahr, als vielmehr weil in der Zeit der Noth zu viel Vieh weggeschlachtet, und aus Mangel an Futter keins aufgezogen worden, so daß jetzt fast jeder Landwirth ankaufen muß.
Weder bei den Menschen noch beim Vieh sind ansteckende Krankheiten herrschend gewesen; die Sterblichkeit ist in ihren Schranken geblieben. [...]
Mehrere Aecker sind schon zum Winter bestellt, besät und mit grünen Sprößlingen bedeckt, statt daß im vorigen Jahre zu Ende Septembers die Früchte fast überall noch auf dem Halme standen. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 383

Oktober
Die Preise der verschiedenen Getreidearten sind auch im Oktober etwas heruntergegangen; doch stehen selbige, im Vergleich mit guten Jahren, noch immer sehr hoch, und es ist, der sehr ergiebig ausgefallenen Gersten- Buchwaizen- und Kartoffel-Erndte ungeachtet, nicht zu vermuthen, daß diese Früchte auf ihre gewöhnlichen Preise zurückkommen werden, da sie diesmal die Stellvertreter des wenig ergiebigen Roggens seyn müssen. - Auch das Schlachtvieh ist fortwährend theuer, und an Fettvieh sogar Mangel.
Der Gesundheitszustand ist bei Mensch und Hausthieren im Allmeinen gut geblieben, und nirgens haben sich Spuren von ansteckenden Krankheiten oder vermehrter Sterblichkeit gezeigt. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 411

November
[...]
In den Preisen des Getreides und Viehfutters ist kein bedeutender Unterschied gegen den vorigen Monat.
Der Gesundheitszustand ist überall bei Menschen und Vieh gut. Dem letztern ist die reichliche Heuerndte sehr zuträglich. [...]
Die ungemein gelinde Temperatur der Luft ist der Landwirthschaft sehr günstig gewesen; vornehmlich bewirkte der zu Ende des Monats herabfallene Regen im dürren und harten Kleiboden den Durchbruch der Saat, die nun um so üppiger dasteht, da die diesjährigen sparsam gewonnenen Körner eine vorzügliche Güte bewähren. [...]

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1817, Seite 441

Dezember
[...]
Die Fruchtpreise haben sich im December gegen November wenig geändert, sie sind jedoch in mehreren Kreisen gesunken und jetzt bedeutend niedriger, als im December 1816.

Bei den Menschen ist der Gesundheitzustand im Allgemeinen gut; die Sterblichkeit zwar etwas bedeutender als vorher, doch nicht aussergewöhnlich. Auch unter dem Vieh herrscht keine epedemische Krankheit.

Die Wintersaat stehet überall vortrefflich, uns tröstet die Gegenwart mit der erfreulichen Aussicht in die Zukunft, um so mehr als seit Menschen Gedenken nie so viel Winterfrucht ausgesäet worden, wie in dem verwichenden Herbste.
Der eingetretene Frost hat das zu schnelle Ausschiessen der jungen Keime gehindert, und zugleich die verderblichen Feldschnecken getötet, die diesmal nicht so viel Schaden anrichten konnten als im vorigen Jahre.

Amtsblatt der Königl. Regierung zu Münster 1818, Seite 20
Stadtchronik 1817 hat geschrieben: 1817
Johann Pöppinghaus und Wolfgang Ewald, beide aus Buer, wurden vorerst vom Militärdienst befreit.
Rückstellung
Verzeichnis der, wegen bürgerlicher Verhältnisse 1817 freigelassenen Militärpflichtigen
[..]
X. Kreis Recklinghausen
[...]
Johan Pöppinghaus, aus Buer Grund: einziger Ernährer einer hülflosen Familie
Wolfgang Ewald, aus Buer Grund: einziger Ernährer einer hülflosen Familie

Beilage zum Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg Stück 23, 6. Juni 1818, nach Seite 156
März 1817
Der Konkurs des Sandfurt aus Hessler geht in die letzte Runde (siehe "Stadtchronik 1816).
Zum Verkauf stehen Ackerland und dann der Rest an Tieren, Möbel, Werzeug.
Konkurs Sandfurt
Auf den Antrag des Curators der Heinrich Sandfurtschen Concursmasse, Herrn Justiz Commissair Bürgermeisters Jacobi, soll das zu dieser Masse gehörige, unweit dem Hause Goor zwischen den Gründen des Schneiders Hülsmann u. des Achersmanns Feldmann und den der Witwe Strunk zugehörige Mols-Kämpen in der Gemeinde Heßler belegene, 11 Scheffelse 16 1/4 Ruthe an Maße haltene und per Scheffelse á 80 Ruthen zu 100 Rthlr. Berl. Cour. gewürdigte Ackerland auf den sogenannten Aeckern parcelweise in drei Terminen, nämlich den 3ten März, den 5ten April und den 12ten Mai, jedesmal Vormittags 9 Uhr, wovon erstere beyde an gewöhnlicher Gerichtsstelle, der dritte und letzte peremiorische an der Behausung des Herrn Chirurgus Franke zu Gelsenkirchen abgehalten werden sollen, vor dem dazu deputirten Land- und Stadtgerichts-Assessor von Essellen zum öffentlichen Verkauf an den Meistbietenden ausgesetzt werden.
Besitz- und zahlungsfähige Kauflustige werden deshalb aufgefordert, sich alsdann zu melden und ihr Gebot abzugeben, mit der Eröffnung, daß auf die nach dem Verkauf des letzten Licitations Termins einkommende Gebote nicht weiter Rücksicht genommen werden wird.
Die Taxe und Verkaufbedingungen können übrigens in der Registratur und bei dem an der Gerichtsstelle affigirten Subhastations-Patente eingesehen werden.
Bochum den 18ten Dec. 1816
Königl. Preuß. Land- und Stadtgericht
Bölling v. Essellen Rott
Ecker

Königliches Westfälisch-Märkisches Intelligenzblatt Nr. 13, Dortmund, Freitag, 14. Februar 1817, Seite 54
Königliches Westfälisch-Märkisches Intelligenzblatt Nr. 21, Dortmund, Freitag, 14. März 1817, Seite 99
Königliches Westfälisch-Märkisches Intelligenzblatt Nr. 28, Dortmund, Freitag, 8. April 1817, Seite 142
Königliches Westfälisch-Märkisches Intelligenzblatt Nr. 32, Dortmund, Dienstag, 22. April 1817, Seite 161


* * *

Auf dem Sandfurtshofe in Hesler sollen am 24ten dieses Monats Morgens 9 Uhr allerhand Hausmobilien, als Eisen, Linnen, Bettwerk, hölzerne Geräthe, einige Kälber, Gänse und Hühner meistbietend verkauft werden, welches lusttragenden Ankäufern hierdurch bekannt gemacht wird.
Bochum im Land- und Stadtgerichte den 14ten April 1817
Bölling v. Essellen Root
Baltz, Secretair

Königliches Westfälisch-Märkisches Intelligenzblatt Nr. 31, Dortmund, Freitag, 18. April 1817, Seite 159
Dienstag, 1. April 1817
Über das Vermögen des Kaufmann Christian Meyer aus Buer wurde der Konkurs eröffnet.
Konkurs Christian Meyer
Offener Arrest
Da über das Vermögen des Kaufmanns Christian Meyer in Buer per Decretum vom heutigen Tage der Concurs eröffnet ist, so wird allen, welche von dem Gemeinschuldner Geld, Effekten, Briefschaften oder was es immer seyn möge, hinter sich haben, hierdurch untersagt, davon das Geringste an den Gemeinschuldner zu verabfolgen, vielmehr denselben befohlen, davon dem Gerichte treuliche Anzeige zu machen, und die fernere Verfügung zu gewärtigen.
Wer aber diesem Befehle zuwider an Meyer Zahlungen leistet, oder ihm sonst etwas verabfolgen läßt, so soll dieses für nicht geschehen betrachtet, und das Gezahlte oder Geleistete anderweit von dem Schuldner beygetrieben werden; wer aber etwas verschweigt oder zurückhält, verliert sein ihm daran zustehendes Recht.
Dorsten den 1. April 1817.
Königlich Preußisches Land- und Stadtgericht.
Surmann. v. Wieck.

Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 29, Freitag den 11. April 1817, Seite 401
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 31, Freitag den 18. April 1817, Seite 420
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 33, Freitag den 25. April 1817, Seite 452


* * *

Edictal-Ladung
Der Kaufmann Christian Meyer hat auf das Andringen verschiedener Gläubiger dem Gerichte sein Zahlungs-Unvermögen zu erkennen gegeben, und die Rechtswohltat der Güter-Abtretung in Anspruch genommen, worauf per Decretum vom heutigen Dato der Concurs über sein Vermögen eröffnet, und der Herr Justiz-Commissair Gahlen zum Interims-Curator und Contradictor ernannt ist.
Es werden daher sämtliche Gläubiger des Christian Meyer hierdurch vorgeladen, in Termino den 4. August l. J. des Vormittags um 10 Uhr coram Depurato Assessor v. Wieck an gewöhnlicher Gerichtsstelle zu erscheinen, und ihre Forderungen, mit den nötigen Beweismitteln unterstützt, gebührend anzumelden, sich zugleich über die Beybehaltung des Interims-Curators und contradictors zu erklären, und zwar unter der Warnung, daß sie sonst mit ihren Ansprüchen an die gegenwätige Masse präcludirt, und ihnen gegen die erscheinenden Gläubiger rin ewiges Stillschweigen auferlegt werden soll.
Persönlich Unbekannte oder zu erscheinen Verhinderten werden die Herren Justiz-Commissarien Zumbusch, Clostermann und Devens vorgeschlagen, um solche mit Informationen und Vollmacht zu versehen.
Dorsten den 1. April 1817.
Königlich Preußisches Land- und Stadt-Gericht.
Surmann. v. Wieck.

Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 30, Dienstag den 15. April 1817, Seite 408
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 40, Dienstag den 20. Mai 1817, Seite 548
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 52, Dienstag den 1. Juli 1817, Seite 680
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 54, Dienstag den 8. Juli 1817, Seite 705
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 56, Dienstag den 15. Juli 1817, Seite 739
Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 58, Dienstag den 22. Juli 1817, Seite 759
Montag, 9. Juni 1817
Beim Ackersmann Wilhelm Schemmann in Rotthausen wurde eingebrochen. Es wurde hauptsächlich Stoffe gestohlen.
Einbruch Schemmann
In der Nacht vom 8. auf den 9. Juny dieses Jahres sind dem Ackersmann Wilhelm Schemmann zu Rotthausen Gerichts-Bezirk Essen, folgende Sachen mittelst gewaltsamen Einbruchs entwendet worden.
a) Cirka 26 doppelte Ellen flachsen Tuch,
b) vier Stück klein Wergtuch à 40 doppelte Ellen,
c) ein Stück Mangtuchà 10 doppelte Ellen,
d) sechszehn und eine halbe Elle, grob Wergtuch,
e) 5 oder 6 Tischtücher, verschiedene Sorte,
f) 5 Handtücher,
g) 9 Mannshemde gezeichnet W. S.
h) 14 Frauenhemde gezeichnet A. S.
i) 3 Kopftücher einschließlich einer Serviette,
k) 4 Stränge Garn.
Ein jeder wird vor dem Ankauf dieser Sachen gewarnet, und zugleich aufgefordert, die ihm bekannt werdenden Data, welche zur Entdeckung der Thäter dieses Diebstahls führen können, der nächsten Gerichts-Behörde, oder dem unterzeichneten Inquisitoriat anzuzeigen.
Werden, den 1. July 1817.
Königlich - Preußisches Inquisitoriat,
Dohm. Heymann. Devens.

Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf Nr. 41, Samstag den 19. Juli 1817, Seite 364
Dienstag, 30. September 1817
Bei einem Einbruch beim Leineweber Heinrich Winken aus Scholven wurden Lebensmittel gestohlen.
Einbruch Winken
In der Nacht vom 29. auf den 30. Sept. c. sind dem Leinenweber Heinrich Winken vom Storksnest Bauernschaft Mittelscholfen mittels Einbruchs folgende Gegenstände, als:
a) Vier Brode;
b) Ein Fäßchen Oel, ungefähr 9 Maaß haltend;
c) Drey Flaschen mit Oel;
d) Ein Topf mit zwey Maaß Butter;
e) Drey Maaß Roggenmehl;
f) Zehn Eier, und
g) 1/4 Pfund Kaffeebohnen, entwendet worden.
Ein jeder wird vor den Ankauf gewarnet, und aufgefordert, alle zu seiner Kenntniß gelangenden Umstände, welche zur Ausmittelung des Thäters führen können, sofort seiner Orts-Obrigkeit oder dem unterzeichneten Gerichte bekannt zu machen.
Dorsten den 8. October 1817.
Königlich Preußisches Land- und Stadtgericht.
v. Wieck.

Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 84, Dienstag den 21. Oktober 1817, Seite 1065
Mittwoch, 15. Oktober 1817
Haus und Land der Erben Halfmann sollen verkauft werden.
Verkauf Halfmann
Auf den Antrag des Diderich Nocke, als Vormund der minderjährigen Geschwister Halfmann, so wie des Anton Brune für sich und seine großjährige Ehefrau Maria Catharina Halfmann, sollen mit Zustimmung des Gerichts folgene Immobilien, als:
1) Die sub Nro. 35 zwischen Wehlings und Bergermanns Häuser in Buer belegene Wohnung nebst Hofraum, geschätzt zu 350 Rtl. Berl. Cour.
2) Das vor Buer zwischen den Ländereien des Franz Funcke und Heinrich Hamm gelegene, 1/2 Scheffel Ackerlandes, gewürdigt zu 40 Rtl.
theilungs- und schuldenhalber durch den Deputirten, Land- Stadt-Gerichts-Assessor von Wieck in Termino den 1. December l. J. Vormitt. 11 Uhr in der Behausung des Gastgebers Kolck zu Buer öffentlich und meistbiethend verkauft werden.
Es werden daher zahlungsfähige Kauflustige eingeladen, sich im besagten Bietungstermine einzufinden, und dient denselben zur Nachsicht, daß Taxe und Vorwarden in der Gerichts-Registratur zur Einsicht offen liegen.
Dorsten den 15. October 1817.
Königlich Preuß. Land- und Stadt-Gericht.
v. Wieck. Peüs.

Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 85, Freitag den 24. Oktober 1817, Seite 1077
Samstag, 4. Oktober 1817
Auch beim Leineweber Theodor Heyhoff in Hassel wurde eingebrochen und hauptsächlich Wäsche gestohlen.
Einbruch Heyhoff
Dem Leineweber Theodor Heyhoff in der Bauerschaft Westerhassel Bürgermeisterey Buer sind in der Nacht vom 3. auf den 4. l. M. folgende Effekten mittelst Einbruchs aus seiner Wohnbehausung entwendet worden:
a) Ein Oberbett mit einem leinenen Ueberzuge blau und weiß gestreift;
b) Ein Unterbett;
c) Ein Pfühl weiß und blau gestreift;
d) Ein Paar Bettücher;
e) Ein Sack mit blauen Streif;
f) Ein Paar gestrickte graue gestreifte Strümpfe, und
g) Fünf Hemde, nämlich 1 Manns- 2 Frauen- und 2 Kinder-Hemde.
Jeder wird vor den Ankauf dieser Sachen gewarnt, und aufgefordert, die zu seiner Kenntniß gekommenen, zur Auffindung des Thäters dienlichen Notizen unverweilt dem Gerichte mitzutheilen.
Dorsten den 13. November 1817.
Königlich Preußisches Land- und Stadtgericht.
M. Hülskötter. Peüs.

Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 94, Dienstag den 25. November 1817, Seite 1193
Dienstag, 11. November 1817
Und noch ein Einbruch. Diesmal ein großer. Er fand statt beim Gastwirt Hermann Kolck in Horst.
Einbruch Kolck
In der Nacht vom 10. auf den 11. d. M. sind dem Gastwirth Hermann Kolck in Horst aus seinem Hause mittels Einsteigens folgende Effekten entwendet worden:
1) Ein leinenes Unterbett mit Pfühl und 2 Küssen, blau und weiß gestreift in der Breite eines kleines Fingers;
2) Ein parchem Oberbett mit 2 Finger breit blau und weiß gestreiften Küssen, das Oberbett mit einem roth und weiß karirten Ueberzug versehen, alles ganz neu;
3) Ein neuer noch nicht getragener weißer gestrickter Frauenrock;
4) Ein schwarz tuchener Frauen-Ueberrock mit schwarz sammtenem Kragen, und unten an den Aermeln mit ähnlichen Zacken;
5) Sechs Manns-Oberhemden;
6) Ein wesses Halstuch von Nessel, gezeichnet H. K.;
7) Ein halbes weissel Halstuch von Nessel;
8 ) Zwey weisse Tücher, eins mit einem rothen Rändchen;
9) Ein Rock von weissem Nessel mit Garnierung;
10) Ein Kleid von braunem Nessel;
11) Sechs weisse Frauen-Mützen, wovon eine mit Spitze versehen;
12) Eine blaue leinene Schürze;
13) Ein blau und roth gedruckter Rock;
14) Ein Küssenüberzug von Battistnessel und Spitznessel garnirt;
15) Ein leinener Küssenüberzug weiß und blau;
16) Ein feines gebildetes Handtuch;
17) Fünf Ellen weisse baumwollene Franzen;
18) Ein Chemisettchen;
19) Zwei Halskrausen;
20) Fünfzehn Stück leien Band;
21) Ein und eine halbe Elle Batistnessel.
Ein jeder wird gegen den Ankauf dieser Effekten gewarnt, vielmehr zur Angabe sämmtlicher Umstände, welche auf die Entdeckung des Thäters führen können, aufgefordert.
Dorsten den 18. November 1817.
Königlich Preußisches Land- und Stadtgericht.
M. Hülskötter. Peüs.

Münsterisches Intelligenzblatt Nr. 95, Freitag den 28. November 1817, Seite 1207

matz
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Re: Stadtchronik 1817

Beitrag von matz »

Diese Kriminalität! Das gab es doch früher nicht.

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