Wasserfluten verwüsten Friedhof.
Die landesherrliche Verordnung von 1448 wurde wieder mal verbummelt.
Man fragte sich: "Hat Gelsenkirchen eine Zukunft?" und "Darf man das Blau von Klein abstauben?"
Und der Held, der in Horst die erste Wasserleitung montierte kam aus - Borken.
So wars in Gelsenkirchen 1967.
Von hier: Stadtchronik 1967 (PDF, 21MB)
Stadtchronik 1967 hat geschrieben: Donnerstag, den 5. Januar 1967
Die rund 160 FuBgangerüberwege (Zebrastreifen) werden in den nächsten Wochen auf ihre Bedarfsfrage hin geprüft.
Donnerstag, den 5. Januar 1967
In der Nacht zum 5. Januar setzte der erste Schneefall dieses Winters ein.
Dienstag, den 10. Januar 1967
Die AOK Gelsenkirchen gibt Bericht über die vor einem Jahr in Zusammenarbeit von Ärzten, Versicherten, Vertrauensärzten und Krankenkassen zur Entlastung der Vertrauensärzte begonnene neue Form der Arbeitsunfähigkeits-Nachprüfung. Dieses vom Hausarzt zu praktizierende System ist inzwischen als gelungenes "Gelsenkirchener Modell" im Bundesgebiet bekannt geworden. Im Schnitt werden von Hausarzten jetzt 47 v.H der Patienten arbeitsfähig geschrieben. Der Krankenstand in Gelsenkirchen ist, wie die AOK erklart, mit 4,47 v.H. der Bevölkerung erfreulich niedrig.
Donnerstag, den 20. Januar 1967
Nachdem von 1948 bis 1966 nach Feststellung des Statistischen Amtes 68.300 Wohnungen mit 226.600 Räumen im öffentlich geförderten Wohnungsbau erstellt warden sind (Kosten ca. 1,4 Milliarden DM), zeigten sich 1965 noch rund 9.000 Haushalte als unterversorgt. Zur Zeit werden dringend größere Wohnungen benötigt.
Freitag, den 21. Januar 1967
Seit dem 6. Januar, als der Friedhof Horst-Süd nach starken Regenfällen ein erstes Mal unter Wasser stand, verwüstet seit drei Tagen erneut starker Wassereinbruch die dortigen Gräber. Über 1.500 cbm Wasser hat die Feuerwehr bereits abgepumpt. Beim ersten Überfluten mußten 6.000 cbm Wasser beseitigt werden.
Samstag, den 22. Januar 1967
In Gelsenkirchen, (die Stadt ist Gründungsmitglied der in Köln arbeitenden "Gemeinschaftsstelle für Verwaltungs-Vereinfachung") findet eine Tagung der Hauptamtsleiter aller bundesdeutschen Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern statt. Tagungsziel ist ein Erfahrungsaustausch über die Praxis der Verwaltungsvereinfachung.
Sonntag, den 23. Januar 1967
Die Karnevalsgesellschaft "Bismarcker Funken" verleiht in diesem Jahr einen Hausorden, auf dem ein Bergmann mit der Grubenlampe vor dem Arbeitsamt stehend abgebildet ist.
Freitag, den 3. Februar 1967
Nach Plänen des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk sollen im Revier zwischen Duisburg und Dortmund mehrere große Freizeitparks eingerichtet werden. Für Gelsenkirchen ist das Gelände im Berger Feld vorgesehen, das der geplanten Parkgröße von 20 Hektar entspricht.
Freitag, den 10. Februar 1967
Nachdem der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk zunächst das Berger Feld für die Anlage eines Freizeitparks vorgesehen hatte (siehe 3.2.1967), konzentrieren sich die Bauabsichten für den Revierpark nun auf den zwischen Essen und Gelsenkirchen liegenden Mechtenberg.
Montag, den 20. Februar 1967
Die Hasseler Kleingärtner bauen zur Zeit an ihrem neuen Vereinsheim, das bis zum 1. Mai fertiggestellt sein soll.
Mittwoch, den 1. März 1967
Beim Jahresempfang der Stadt für Vertreter der heimischen Wirtschaft, Behörden, Organisationen und Gewerkschaften im Schloß Berge erläuterte Oberbürgermeister Hubert Scharley die wirtschaftliche Situation: 12.000 Arbeitsplätze gingen 1966 verloren. Für 10.700 Bergleute gab es 98.000 Feierschichten. 5.000 neue Arbeitsplätze konnten durch Betriebsansiedlungen neu geschaffen werden. Dipl. Politologe Werner Weber sprach über "Die zweite Phase der Marktwirtschaft" und wagte die Prognose, daß die Strukturkrise im Ballungsraum Ruhrgebiet auch künftig viele Probleme aufwerfen wird.
Mittwoch, den 1. März 1967
Baudezernent Weiß stellte das Modell für den geplanten "Sportpark Berger Feld" vor. Das Modell laßt für eine Fläche von 80 Hektar Einzelstadien für Fußball, Radrennen und Leichtathletik erkennen, außerdem ein kombiniertes Hallen- Freibad, Sport- und Reithalle, sowie einen Schießstand. Außerhalb des Sportparks ist ein Bus-Bahnhof projektiert.
Donnerstag, den 2. März 1967
Die Buersche Zeitung bringt Auszüge aus einer wirtschafts- und sozialgeographischen Studie von Dr. Heinz Günter Steinberg (ist in der Stadtbücherei vorhanden), die unter dem Titel "Die Entwicklung des Ruhrgebiets" an der Universität Münster herausgekommen ist und den Nachweis erbringt, daß Gelsenkirchen von 1885 bis 1914 eine regelrechte "Verteilerstelle" für den Einwanderstrom aus Ostpreußen war.
Samstag, den 4. März 1967
Die Ruhr-Nachrichten berichten über die nicht mehr auffindbare landesherrliche Verordnung vom März 1448, wonach Buer die Freiheitsrechte verliehen worden waren. Noch 1955 war die Freiheitsurkunde "endlich aufgefunden". Heimatforscher Dr. Helmut Weigel und Archivar Karl Machtan wollen Nachforschungen anstellen.
Dienstag, den 7. März 1967
Nach Protesten des Bürgervereins Beckhausen/Sutum gegen die Schließung des Friedhofs Beckhausen kam eine Referentin der Bezirksregierung Münster zur Besichtigung der Friedhofsverhältnisse nach Gelsenkirchen.
Mittwoch, den 8. März 1967
In Gelsenkirchen gibt es noch 24 Kinos, 13 südlich des Kanals, 9 in Buer und 2 in Horst. Sie verfügen zusammen über mehr als 11.000 Sitzplätze.
Samstag, 18. März 1967
Die Frage, ob Gelsenkirchen noch eine Stadt mit Zukunft ist, beschäftigte am 17. und 18. März die Tagungsteilnehmer der Evangelischen Akademie Iserlohn im Haus Ortlohn. Assessor Klaus Schilling (Vestische Gruppe der IHK Münster) und OB-Referent Hugo Lichte bezeichneten "einen gewissen Optimismus als durchaus realistisch".
Samstag, den 25. März 1967
Der Ruhr-Zoo plant nach den Worten des früheren Zoodirektors Alfred Glenewinkel die Anlage einer Savanne, in der man "fast wie in der Serengeti" vom Auto aus die Tiere aus nächster Entfernung in freier Wildbahn beobachten kann. Über solche Pläne schreibt die Westfälische Rundschau in ihrer Osterausgabe.
Mittwoch, den 29. März 1967
Eine Diskussion ist über die Frage entbrannt, ob die inzwischen mit Staub bedeckten blauen Wände von Yves Klein im Foyer des Musiktheaters abzustauben sind, oder ob es im Sinne des verstorbenen Künstlers sei, den Foyer-Bildern durch den Staub eine Art von Patina zu geben.
Donnerstag, den 30. März 1967
Die Horster Installationsfirma Eduard Trah besteht seit 1877 nunmehr in der dritten Generation. Der aus Borken stammende Klempner und Pumpenbauer Eduard Trah installierte in Horst die erste Wasserleitung.