Heute in der Schauburg.
Zu Beginn erzählte Stefan Zapka aus der 80-jährigen Geschichte der Schauburg, von Großveranstaltungen der Anfangszeit, von einem Feuer (Brandstiftung), das in den 50er Jahren das gesamte Bühnenhaus vernichtete, von den Umbauten, die den Saal in zweie teilten, und den verschiedensten Besitzverhältnissen, die das Haus in seiner langen Geschichte erlebt hat, bis auf den heutigen Tag, an dem die Schauburg plötzlich und unerwartet das einzige Kino in Gelsenkirchen zu sein scheint.
Dann wurde der angekündigte Film angeworfen. Der Stummfilm vom Bau der Schauburg wurde 1928/1929 von einem Filmvorführer gedreht, der später auch in der Schauburg arbeitete. Einige Zeit lang galt der Film als verschollen, wurde jedoch bereits Ende der 60er wiederentdeckt. Der 12-minütige Film ist mit Sicherheit ein spannendes Dokument, jedoch nicht allzu professionell gemacht und zeigt auch nicht den gesamten Bau der Schauburg, sondern hauptsächlich die Errichtung des Rohbaus.
In manchen Einstellungen wirkte der gemauerte Korpus des Saals ziemlich monolithisch, wie ein Set aus Metropolis. Einige Aufnahmen fallen überraschend ästhetisch aus, z.B. diese Szene, in der der Dachstuhl montiert wird. Man sieht: expressionistischen Film konnten wir damals auch.
Baustellenschilder: Die Gebrüder Döpp aus Horst zeichneten für die Centralheizung verantwortlich.
Am Schluß des Films standen Aufnahmen von einem
"Casting", einem Tag, an dem Frauen sich für Stellen als Platzanweiserinnen etc bewarben. Dieser Teil wurde eingeleitet durch die Texttafel: "Das buersche Mittelalter".
Als ich die Schauburg verließ, sah ich ein seltenes Bild: Menschenschlangen warteten vor dem kleinen Kassenhäußchen im Eingang, an dem heute ausnahmsweise die Karten verkauft wurden. Die Schlange bestand fast ausschließlich aus jungen Mädchen; warscheinlich wollten die alle in den Vampirbiss-Film. So hat die Schauburg also heute, an ihrem 80 Geburtstag, mal wieder einen vollen Saal erlebt. Das ist doch mal was. Glückwunsch auch von mir.