Ich glaube, das Kriterium "Gefällt - gefällt nicht" oder "Find ich gut - Find ich nicht gut" kann nicht kategorisch gelten, denn dann ginge es bei Kunstbetrachtung ja nur darum, sich rauszusuchen, was einem gefällt und was mit dem persönlichen Empfinden harmoniert.
Es gibt aber viele Kunstwerke, die eben nicht schön und harmonisch im klassischen Sinne sind. Manches stößt vielleicht geradezu ab. Dann ist es aber gerade diese Reaktion beim Betrachter, die es als Kunst qualifiziert. Der Grad der Berührung ist es, wie stark mich eine Sache anspricht, sowohl positiv als auch negativ, was das Kunstwerk ausmacht.
Klassisches Beispiel ist dieses Bild, dass ich als Kind zum ersten mal gesehen habe und dass ich immer gruselig fand. Kein Wunder, zeigt es doch eine Szene von Willkür, brutaler Gewalt und hilflosem Schmerz. Es ist kein schönes Bild. Es gefällt mir nicht und ich würde es mir nie an die Wand hängen. Aber es hat einfach unheimliche Kraft. Es zieht den Betrachter in seinen Bann und läßt ihn Anteil nehmen. Es ist ein starkes Bild. Das macht die gute Kunst aus.
