Emschertinte - Geschichten aus Gelsenkirchen selbst gemacht

Stellt hier bitte eure Fotos, Bilder, Gemälde, Skulpturen, Lieder, Songs, Texte und Filme über Gelsenkirchen ein. Liebeserklärungen sind ebenso willkommen wie Hass- Spott- und Schmähgesänge .. Kreisler war doch so schön!

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »


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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

Es ist wirklich interessant! Immer, wenn man "Schalke 05" erwähnt, dann kommen Geschichten hervor.
Ich denke auch, dass Carmen Thomas dankbar sein kann, weil ihr Versprecher ihr eher genutzt, als geschadet hat. Mein Papa hat ihr das bis heute nicht verziehen.

Leibe Grüße aus Resse

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Detlef Aghte
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Beitrag von Detlef Aghte »

Chronistin66 hat geschrieben:Es ist wirklich interessant! Immer, wenn man "Schalke 05" erwähnt, dann kommen Geschichten hervor.
Ich denke auch, dass Carmen Thomas dankbar sein kann, weil ihr Versprecher ihr eher genutzt, als geschadet hat. Mein Papa hat ihr das bis heute nicht verziehen.

Leibe Grüße aus Resse
Sie hat gesagt ,das sie da nur von prifitiert hat.ein Geschichtchen :sie hatte eine Einladung in irgendeine Afrikanische Botschaft.Der große schwarze Sicherheitsmann vor der Tüür,dem sie ihren Ausweis und die Einladung zeigen wollte,sah sie an und mit dem breitesten Grinsen sagte eh "Schalke 05"
Die Dame hält hier in der Nähe Kurse für Manager ab,und das Schalke05 hilft am Anfang jedes mal den Einstieg leichter zu finden
detlef
Wer möchte kann es sich hier nochmal ansehen
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_special/ ... =7&IID=165
Zuletzt geändert von Detlef Aghte am 25.02.2008, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
Wer durch des Argwohns Brille schaut,
sieht Raupen selbst im Sauerkraut
W. Busch

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Chronistin66
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Beitrag von Chronistin66 »

Wie ich schon schrieb. Googelt man "Schalke 05", dann erhält man 633.000 Ergebnisse. Mit dieser kleinen Konversation werden es dann 366.005 Suchergebnisse sein!!!
:D
Liebe Grüße aus Resse

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Lo
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Kellerschätzchen.

Beitrag von Lo »


Kellerschätzchen.

Kennst Du das?
Du begibst sich in den Keller oder auf den Dachboden, um etwas Bestimmtes zu finden.
Und weil Du nicht so genau weißt, wo sich das Gesuchte versteckt haben könnte,
öffnest Du Schubladen, Kartons oder vergessene Schatzkisten, deren Inhalt Dich sofort dazu verführt,
Dich hinzusetzen und zu stöbern. Du vergisst die Welt um Dich herum,
betrachtest alte, liebgehabte, mittlerweile in Vergessenheit geratene Dinge:
Fotos, Briefe, Selbstgeschriebenes....
Und dann tauchst Du ein in Zeiten, die einmal waren, erinnerst Dich an Begebenheiten mit Menschen,
die Dich ein Stück Deiner Lebenszeit begleitet haben.
Manch einer Schachtel entströmt beim Öffnen noch der Hauch eines Duftes,
eines Geruchs aus der Zeit, die man ´Damals´ nennt.
Aus einem alten Buch fällt ein Foto, das vermutlich einmal als Lesezeichen diente.
Du hebst es auf und erkennst darauf einen Menschen, der Dir einmal wichtig war,
oder etwas, was Du schon lange vergessen hast.

Mir ging es am letzten Wochenende so.
Das Bild, das mir da zufällig nach Jahren wieder in die Hände fiel,
zeigt mein allererstes Auto.
Bild
Das erste Auto (1969) Opel P1, Baujahr 1963. Blassgelb, Lenkradschaltung.
Gekauft 1969 bei Opel Voigt in Bulmke - Kaufpreis 350.- D-Mark...


Und plötzlich sind die Geschichten wieder da:
wie ich es schon lange vor meiner Führerscheinprüfung in Hüllen auf dem Hinterhof meiner Freundin stehen hatte.
Wie ich es polierte, mich immer wieder mal hineinsetzte und davon träumte,
doch endlich bald damit losfahren zu können.
Stolz wie Oskar. Mit meiner Freundin als Beifahrerin.
Und wie ich dann in der Gelsenkirchener Innenstadt durch die erste Führerscheinprüfung rasselte.
Und dann todtraurig mit der Strassenbahn statt mit dem Auto nach Hause fahren musste.
Und nach sechs Wochen Wartezeit auch die zweite Prüfung vermasselte.
Und wie glücklich ich dann endlich im dritten Anlauf meinen Führerschein in Empfang nehmen durfte,
mich in mein Auto setzte, losfuhr, zum ersten Mal ganz allein - ohne Fahrlehrer.
Und prompt nach den ersten drei allein gefahrenen Kilometern (!) meines Autofahrerlebens
auf der Bulmker Straße in in ein Radarfalle rauschte.
Und die Polizei kein Erbarmen mit mir und meinem nagelneuen Führerschein hatte,
sondern mir die 20 Mark, die eigentlich für´s allererste Tanken gedacht waren, gnadenlos abknöpfte...

Was ich im Keller gesucht habe?
Ich hab´s vergessen.

Lo


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Lo
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Beitrag von Lo »

Die kleine Schwatte.
Bild
Wild sprangst Du einst in Deinem Lauf,
und nichts hielt Dich beim Wandern auf,
Dein Bett war nie am selben Ort,
mäandern war Dein Lieblingssport.

Bis dann der Moloch zu Dir kam
Dir Jugend und die Unschuld nahm,
und Dich besudelt und geschändet,
wie eine Dirne Dich verwendet.

Dass einer mal mit Dir mal was hatte,
gesteht doch keiner, kleine Schwatte!
Jede andre wäre reiner!,
so klagt man und man schämt sich Deiner.

Obwohl ein jeder Dich benutzt,
Dich gar in Deinem Bett beschmutzt,
leugnet man Dich,
man kennt Dich nicht.

Du kleine Schwatte! Unperson!
Du stinkst!, schimpft man mit Unterton.
Wobei doch das, was bei Dir riecht,
genau aus denen selber kriecht,
der Unrat, der sie stört im Leben,
und den sie an Dich weitergeben.

Nur sie mag Dich: die Wasser-Ratte.
Arme Emscher!
Kleine Schwatte!

Lo Lange

Zuletzt geändert von Lo am 16.03.2008, 16:53, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von Verwaltung »


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RADIO & KINDERFUNK (Erle 1958)

Beitrag von Lo »

RADIO & KINDERFUNK
Buer-Erle 1958

Den ganzen Morgen bin ich in der Schule nicht so richtig bei der Sache.
Gestern abend sagte meine Mutter nämlich:
„Ich werde morgen mal bei Heitjohann fragen gehen nach einem Radio.“
Heitjohann ist das Radiogeschäft auf der Cranger Straße gleich hinter der Post.
Wir bekommen ein Radio!
Das Neueste aus dem Radio erzählt uns immer die alte Frau Urban von nebenan.
Sie hat so einen alten schwarzen Kasten auf einem kleinen Regalbrettchen an ihrer Wand neben dem Lichtschalter stehen.
Bei ihr darf ich auch Samstags um 2 Uhr immer den Kinderfunk hören.
Das ist zwar schön und spannend und ich freue mich auch drauf.
Aber bei Frau Urban ist immer alles so fromm und ordentlich, dass ich mich nur traue, mucksmäuschenstill und stocksteif
auf dem Stuhl vor ihrem Radio zu sitzen, um die neuesten Abenteuer von „Pingo, Pongo und dem starken Heinrich“ zu hören.
Und wenn der Kinderfunk vorbei ist, sag ich immer brav: „Danke,Tante Urban.“
Klar, gehört sich so.
Endlich ist die Schule aus.
Ich muss immerzu an das neue Radio denken und - dass es vielleicht schon da ist, wenn ich gleich nach Hause komme.
Ich renne die Treppenstufen hoch und höre schon im Hausflur, dass leise Musikgeräusche aus unserer Küche kommen,
öffne die Wohnungstüre und sehe es schon:
Unser neues Radio!
Links neben der Türe zum Schlafzimmer steht es auf einem kleinen Tischchen.
Und es „spielt“.
Es ist nicht so groß wie das von Onkel Otto und Tante Martha vom Hedwigplatz.
„Nu geh da man bloß nich dran, Lothar. Nur gucken!“

Ich begucke mir das neue Radio von allen Seiten. Es riecht. Nach neu. Nach Radio. Obendrauf ist es warm.
Bild
Es hat unten links und rechts jeweils einen runden Drehknopf aus elfenbeinfarbigem Horn mit einem Goldrand drum.
In der Mitte, zwischen den Knöpfen eine Reihe mit Tasten, die man runterdrücken muss: Aus-TA-MW-UKW-LW.
Der linke Drehknopf ist zweigeteilt: der kleinere vordere Ring ist zum laut– und leiser stellen und der etwas größere Ring dahinter zum Toneinstellen: dumpf oder klar..
„Nu verstell mir da nüscht! Hast Du nicht welche Schularbeiten auf?“
Für die blöden Hausaufgaben habe ich jetzt keine Zeit: „Nur wenig, mache ich später, darf ich dat mal ausprobieren?
Ich mach schon nix kaputt, Mutti.“
Meine Mutter verbietet mir selten etwas so richtig.

Mit dem rechten Knopf stellt man also die Sender ein. Aha.
Das ist spannend, denn über den Knöpfen und Tasten gibt es eine schwarze Glasscheibe, auf der neben- und untereinander Städte- und Sendernamen in Goldschrift zu lesen sind: BAYR.RFK – Vatikan –Bremen – Budapest – NWDR – Kalundborg – Beromünster – England – RIAS....
Neben jedem Namen hat das schwarze Glas dann einen kleinen hellen Streifen, der von hinten beleuchtet ist.
Dreht man an dem rechten Knopf, bewegt sich ein Zeiger hinter dem Glas und zeigt auf den eingestellten Sender.
Das ist aber nicht das eigentlich Spannende, sondern das grüne „magische Auge“ ganz links in der Glasscheibe!
Das ist die Wucht. Verstellt man den Sender, verändert sich das grün beleuchtete Auge.
Der Sender ist erst dann richtig eingestellt, wenn das Auge an allen Seiten richtig hellgrün ist und die Lichter in der Mitte des Auges nicht übereinanderliegen.
Das muss im Dunklen ganz toll aussehen....
Die Töne kommen aus der Stoffbespannung darüber. Dahinter ist nämlich der Lautsprecher.
In einem braunen Umschlag finde ich die Beschreibung für unser neues Radio und einen aufklappbaren Plan mit Zeichnungen, die ich nicht verstehe.
Dazu ein Papier von „Radio Heitjohann“, auf dem ich lesen kann, dass meine Mutter das Radio für 330.- DM gekauft hat.
50 DM hat sie angezahlt. Der Rest ist in Monatsraten pünktlich und bar...
Wir haben ein eigenes Radio! Das muss ich Hermann und Bernd erzählen.
Die werden Augen machen, denn jetzt können wir bei uns zu Hause auch den englischen Schallplattenjockei Chris Howland hören, der immer so lustig spricht: „Hallo meinar Freundar! Booooing! Sitzen Sie bäquäm. Hier ist ähr alte Freund Heinrich Pumpernickel!“
Und dann spielt er immer die neueste englische Musik.
Vielleicht darf ich dann endlich auch einmal so ein tolles Kriminalhörspiel mit Kommissar Paul Temple, von denen alle sagen, wie spannend die immer sind, hören.
Ich werde Mutti schon rumkriegen...

Lo Lange


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Lo
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Formel paradox

Beitrag von Lo »


Formel paradox
Bild
Von der Brücke
über der Autobahn
sehe ich Autos
die es eilig haben.

Der Blick von hier kostet nichts.
Keine Fahnen. Kein Publikum.
Keine roten Kappen.
Keine Boxenluder.
Niemand verspritzt hier sündhaft teuren Sekt
aus Magnum-Flaschen.
Kein Applaus.
Nur weil er einer es geschafft hat.
Anzukommen.
Obwohl er doch eigentlich nur im Kreis gefahren ist...

Lo
Zuletzt geändert von Lo am 09.05.2008, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

pito
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Re: Formel paradox

Beitrag von pito »

Lo hat geschrieben:
Kein Applaus.
Nur weil er es geschafft hat.
Anzukommen.
Kein Applaus, aber Rennen fahren manche doch. :roll:

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Benzin-Depot
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...inne Franzbielefeldstraße

Beitrag von Benzin-Depot »

  • ...inne Franzbielefeldstraße



    Gestern abend, kurz vor 21 Uhr :

    Vor unserem Haus spielen zwei etwa 7 jährige Mädchen Gummi-Twist. Auf dem Boden sitzend ein kl. Junge...will nicht "mitwisten"..
    Das blaue Gummiband war an einem Straßengeländer angebunden...

    "Duuuuu..."...das Mädel schaut mich verschmitzt an.

    "Ja?"

    "Ja Duu ! Kannze ma eben mittmachen ? Die eine iss gerade weg, die kommt aber gleich wieder."

    Ich überlegte krampfhaft wie das denn noch mal ging...? Hatte doch oft genug zugeschaut. Dann kam die Entwarnung:

    "Stellze dich ma eben rein ? Aber nur Erste !"

    "Klaro" sach ich cool und ziehe mir das Band in die Kniekehlen.
    Irgendwas muß ich falsch gemacht haben:

    "Neee...erste hab ich gesacht !"

    Habe ich wohl falsch verstanden...?

    "Hömma" sach ich - mit Blick auf die ehemals weißen Söckchen:" Ihr habt ja keine Schuhe an."

    "Meine Mutter meckert auch immer - weil sie jede Woche neue Socken kaufen muss."

    :lol: "Ich kann Deine Mutter verstehen "


    Kurze Zeit später...die "eine" kam zurück und meine Statistenrolle war anscheinend beendet..."Braucht Ihr mich noch ?"

    "Nee,..schönen Dank das Du ein paar Schulkindern geholfen hast."

    Ich...hoherfreut über so viel Freundlichkeit: "Keine Ursache...man hilft wo man nur kann. Ich war ja früher bei den Pfadfindern !"

    Damit konnte ich allerdings keinen Eindruck schinden...

    "Ich war gerade mit den Pfadfindern in Tschechien."

    Auf meine Nachfrage: "Wo bisse denn bei den Pfadfindern, hier bei St. Josef ? DPSG ?"

    ernte ich ein:

    "Nee, ..inne Franzbielefeldstraße !"

    "Ach soo " sach ich, "klar - inne Franz-Bielefeld-Straße."
Zuletzt geändert von Benzin-Depot am 23.07.2008, 21:29, insgesamt 2-mal geändert.
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

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Fuchs
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Beitrag von Fuchs »

haaach, herrlich... :D
Interoperabel!

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Ego-Uecke
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Beitrag von Ego-Uecke »

"Wo bisse denn bei den Pfadfindern, hier bei St. Josef ? DPSG ?"
Herrlich auf jeden Fall, obwohl dieser Josef ein Joseph ist.

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Benzin-Depot
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Beitrag von Benzin-Depot »

Ego-Uecke hat geschrieben:
"Wo bisse denn bei den Pfadfindern, hier bei St. Josef ? DPSG ?"
Herrlich auf jeden Fall, obwohl dieser Josef ein Joseph ist.
Ego: Dankeschön..iss alte Schreibweise... :lol:

http://www.antiqbook.de/boox/imm/20082.shtml
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

salife
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Beitrag von salife »

Angeregt vom Schmökern im Musikläden-Fred gibt es hier ein Märchen, dass ich vor Jahren für die Geburtstagszeitung zum 50. eines mir näher bekannten Herrn geschrieben habe:

Das Märchen von der guten Plattenfee

Once upon a time, way way back, als das Wünschen noch geholfen hat (und die Musik noch was taugte :wink:), begab sich unsere Geschichte einmal an einem schönen Samstagmorgen. Der kleine Michel hatte sich schon vor langen Jahren mit einem kleinen Gänschen zusammengetan und die beiden lebten recht zufrieden miteinander am Rande einer großen Stadt. Heute hatte der kleine Michel gut gefrühstückt und sich dann mit seinem Gänschen auf den langen, beschwerlichen Weg in die Stadt gemacht, um dort einzukaufen, denn er wusste, dass ihm dort immer mal wieder etwas Wundersames passieren könnte.

Zuweilen war das Gänschen recht dumm, denn es geschah immer wieder, dass es bei diesen Gelegenheiten auf den Michel hereinfiel. So ging es nicht gern in diese Stadt (und auch in keine andere), denn es wusste, dort lauerten in jeder Straße große Gefahren, in die sein Michel geraten konnte. So fragte es denn auch schon unterwegs mit banger Stimme: „Lieber Michel, wirst Du auch heute ganz bestimmt nicht lange in den Plattenladen gehen?“ Und er antwortete: „Nein, Du dummes Gänschen, heute ganz gewiss nicht, das verspreche ich Dir. Ich habe ja auch gar nicht genug Geld dabei, um viele Platten zu kaufen.“ So glaubte es das Gänschen und war erst einmal zufrieden.

Bald sah man in der Ferne die Lichter der Einkaufsstraßen blinken und das Gänschen bemerkte mit Sorge, dass es auch in den Augen vom Michel verdächtig glitzerte und blinkte. Immer näher kamen sie der großen Stadt, und der kleine Michel wurde immer aufgeregter und überlegte sich schon einmal, nach welchen Platten er denn wohl heute Ausschau halten wollte. Jetzt kriegte das dumme Gänschen doch wieder Angst und sagte: „Ich komme lieber nicht mit ins Geschäft, es ist dort immer so laut und voll und es wird gewiss doch länger dauern, bis Du Dir eine Schallplatte ausgesucht hast, da warte ich lieber dort auf Dich, wo ich etwas zu essen und zu trinken bekomme.“ Der Michel aber antwortete: „Ach was, ich habe Dir doch versprochen, dass es heute nicht lange dauert. Du kannst also ruhig mitkommen!“

So ging denn das Gänschen mit ins Geschäft und musste mit ansehen, wie der kleine Michel ein Fach mit Schallplatten nach dem anderen durchwühlte. Laut war es in dem Geschäft und voll, genau wie es das befürchtet hatte und der Michel suchte und suchte. Es verging eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, und noch immer war er nicht fertig. Schüchtern fragte das Gänschen noch einmal, ob es denn wohl noch lange dauern würde, es wäre so laut und so voll, oder ob es nicht lieber doch dorthin gehen sollte, wo es etwas zu essen und zu trinken bekäme. „Stell’ Dich nicht so dumm an“, war die Antwort, „wir sind doch gerade erst gekommen. Wie soll ich denn in Ruhe überlegen und entscheiden, wenn Du mir immerzu dazwischen schnatterst?“ Das sah das Gänschen ein und war erst einmal ruhig. Es wurde aber nicht leiser in dem Geschäft und auch nicht leerer, und dem Gänschen, das sich überhaupt nicht fürs Plattengeschäft interessierte, wurde es immer langweiliger und es wurde auch ein bisschen ärgerlich. Noch einmal fragte es: „Bist Du denn immer noch nicht fertig mit dem aussuchen?“ Es bekam aber nur eine ganz hastige Antwort, nämlich: „Jetzt stell’ Dich doch nicht so an! Ich gucke nur noch diesen und diesem Buchstaben durch und dann weiß ich endgültig, was ich nehmen soll!“

Die Schallplatten waren nämlich nach den Anfangsbuchstaben der Namen ihrer Interpreten sortiert, und das Gänschen wusste, dass das Alphabet 26 Buchstaben hat und wurde jetzt wirklich wütend, weil 26 Buchstaben eine lange, lange Zeit bedeuteten. Es schnatterte den Michel an: „Wenn Du jetzt nicht sofort fertig wirst, kannst Du ohne mich nach Hause gehen! Mir reicht es jetzt!“ Nun wurde auch der Michel wütend und schalt: „Ich kann mir nun mal nur eine oder zwei Platten kaufen. Könnten ich mir mehr leisten, wäre das alles überhaupt kein Problem, dann würde ich mir die, die, diese und diese Platt kaufen und der Fall wäre erledigt. So aber muss ich nun mal eine Entscheidung treffen, und um die richtige zu treffen, brauche ich eben Zeit. Du machst mich ganz verrückt mit Deinem Geschnatter, und ich kann schon gar nicht mehr klar denken.“

Als es das hörte, verwandelte sich das Gänschen plötzlich in eine wunderschöne Fee, die eine kleine bunte Plastikkarte hervorzauberte und sagte: „Also gut, kleiner Michel, wenn Du Dich denn so gar nicht entscheiden kannst, sollst Du alle Platten, die Du ausgewählt hast, haben!“ Der Michel glaubte, nicht richtig zu hören und fragte noch einmal nach, ob es denn auch stimmte, was er eben vernommen hatte. Doch, sagte die wunderschöne Fee, er hätte ganz richtig gehört und solle schnell zugreifen, bevor sie es sich vielleicht doch noch anders überlegte. Da zögerte der Michel nicht lange und ging freudestrahlend zur Kasse, seine Plattenfee im Schlepptau. Sie zückte das Kärtchen, bezahlte – und war auf einmal wieder das kleine, dumme Gänschen :evil:.

So ging das viele, viele Jahre. Zwar verwandelte sich das Gänschen nicht mehr so oft in die gute Plattenfee, denn der Michel hatte schon fast alles, was er wollte, aber ab und zu geschah das Wunder noch und einmal zauberte sie sogar Tonträger aus dem fernen Amerika für den kleinen Michel heran. Da war er sehr glücklich und das Gänschen auch, denn dafür musste es in keinen Laden gehen! Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann sind sie es noch, and they lived happily ever after.

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