Schicksale Gelsenkirchener Juden im Spiegel der Stadtchronik

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes

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Schicksale Gelsenkirchener Juden im Spiegel der Stadtchronik

Beitrag von Verwaltung »

DAS SCHICKSAL DER GELSENKIRCHENER JUDEN IM SPIEGEL DER STADTCHRONIK

Die Gelsenkirchener Stadtchronik gibt wichtige lokale Ereignisse aus der Sicht der Nazis wieder. Die hier abgedruckten spärlichen Nachrichten, oft mit hämischen Kommentaren versehen, lassen das wahre Ausmaß der damaligen Zustände, der Not der jüdischen Bevölkerung einerseits, der Menschenverachtung der Nazis andererseits, nur erahnen.

Die hier wiedergegebenen Mitteilungen sind Zitate aus den Bänden 1936 - 1942 der Stadtchronik.

7.1.1936:
Die National-Zeitung teilt mit, dass, nachdem die beiden grossen jüdischen Geschäfte Simmerauer und Bechhof an der Markenstrasse im Ortsteil Horst "ihre Pforten für immer geschlossen haben, nun auch der Jude Frank in der Essener Straße diesem Beispiel folgen wird. Bechhof hat sich gestern nach Amerika eingeschifft.

24.5.1936:
Wiederum ist ein jüdisches Geschäftsunternehmen in arischen Besitz übergegangen und. zwar handelt es sich um das bisherige Geschäftsunternehmen des Juden Katzenstein an der Schalker Straße, das nunmehr dem deutschen Kaufmann Weritz gehört.

18.10.1936:
Wie die National-Zeitung mitteilt, sind in letzter Zeit wieder zwei grosse jüdische Geschäfte an der Bahnhofstrasse in arischen Besitz übergegangen. Die National-Zeitung schreibt: "Die repräsentativen Geschäftsräume des Schuhjuden Gross hat das Porzellanhaus Kettgen übernommen, während der Möbeljude Broch in der Glaspassage dem arischen Möbelhändler Heiland gewichen ist. Damit ist ein weiterer erfolgreicher Schritt zur Entjudung der Bahnhofstrasse getan worden, der um so mehr zu begrüssen ist, als diese grösste Geschäftsstrasse unserer Vaterstadt nicht zu Unrecht als ihr Aushängeschild angesehen werden kann."

14.1.1937:
Die National-Zeitung berichtet, dass die Volksschulen im Ortsteil Buer von Judenkindern frei seien und dass die deutschen Eltern dies der Schulaufsicht zu danken wissen. Durch eine Anordnung des Oberbürgermeisters müssen die jüdischen Volksschüler aus den Ortsteilen Buer und Horst seit Ostern 1936 die jüdische Volksschule im Ortsteil Gelsenkirchen besuchen.

10.3.1938:
Wiederum verschwindet ein jüdischer Geschäftsinhaber aus der BahnhofStrasse. Das Geschäft des Juden Mosbach ist in den Besitz von Werner Weritz übergegangen.

2.4.1938:
Das jüdische Konfektionshaus Garsch an der Bahnhofstraße ist in arische Hände übergegangen.

26.8.1938:
Das jüdische Kaufhaus Höfling in der Wilhelm-Gustloff-Straße ist nach Uebereinkunft mit den zuständigen Parteistellen und Behörden in den Besitz des langjährigen Geschäftsführers, des Pg. Joh. Rensmann, übergegangen. So erfreulich diese Tatsache ist, so wenig angenehm wird man überrascht, wenn man hört, daß sich zur Zeit noch rund 160 jüdische Betriebe in Gelsenkirchen befinden.

8.9.1938:
Wieder ist eine jüdische Firma in arische Hände übergegangen. Die Schuhgroßhandlung Goldblum in Schalke ist von der Firma Keuper und Strecker übernommen worden.

7.10.1938:
Das an der Ecke Hoch- und Maximilianstraße in Buer-Mitte gelegene jüdische Textilgeschäft ist im Kaufwege in den Besitz des deutschen Kaufmanns Ernst Hegerfeld übergegangen. Zur Abwicklung des jüdischen Unternehmens ist eine Frist bis zum 1. Januar 1939 gesetzt. Mit der demnach in einem Vierteljahr erfolgenden Ueberleitung aus jüdischen in arische Hände verschwindet das letzte jüdische Geschäft aus der Buerschen Hochstraße, nachdem noch vor einigen Tagen das an der Ecke Hoch- and Horster Straße gelegene jüdische Möbelgeschäft seinen Platz geräumt hat.

Aehnliche Entwicklungen sind auch in den Buerschen Außenstadtteilen zu verzeichnen. Nachdem das an der Granger Straße in Erle gelegene Judengeschäft Rosenzweig-Alexander seinen Ausverkauf angemeldet hat, wird in Kürze die Fachgruppe "Haushaltwaren" in der Wirtschaftsgruppe "Einzelhandel" Buer-Horst vollkommen judenfrei sein. Im Ortsteil Eesse ist die Ueberleitung des einzigen, dort bisher noch bestehenden Judenladens - eines Textilgeschäftes - in arische Hände im Gange. Vollkommen judenfrei ist der Einzelhandel in den Ortsteilen Beckhausen, Hassel und Scholven.

Die einzigen Fachgruppen der Wirtschaftsgruppe "Einzelhandel", Ortsstelle Buer-Horst, in der demnächst überhaupt noch jüdische Geschäfte bestehen werden, sind die Fachgruppen "Textil", "Möbel"' und "Schuhwaren".

Im Zusammenhang mit der fortschreitenden Entjudung im Bereich der Wirtschaftsgruppe "Einzelhandel", Ortsstelle Buer-Horst, kann noch die hoch erfreuliche Tatsache festgehalten werden, daß die Kreishandwerkerschaft Buer für ihren gesamten Zuständigkeitsbereich (Buer-Horst-Westerholt) und für die ihr angeschlossenen überörtlichen Innungen die restlose Entjudung melden kann! Unter den rund 1300 Handwerksbetrieben, die der Kreishandwerkerschaft Buer angegliedert sind, befindet sich nicht ein einziger Jude mehr, nachdem die letzten jüdischen Fleischer ihre Tätigkeit eingestellt haben.

13.10.1938:
Nach der Verordnung des Führers und Reichskanzlers zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juli dieses Jahres ist bis zum 1. Oktober sämtlichen Aerzten jüdischer Abstammung die Bestallung-(Appro-bation) entzogen worden. In der Ortspresse wird über eine Unterredung mit dem Kreisärzteführer des Emscher-Eippe-Kreises, Pg. Elverfeld, über die Auswirkung dieser Verordnung für den Groß-Kreis Emscher-Lippe berichtet. Es ist interessant, daß das Gesetz in Gladbeck und Bottrop nicht zur Anwendung zu kommen brauchte, weil es hier keine jüdischen Arzte gab. In Buer gab es bis zum 1. Oktober noch, einen jüdischen Arzt, in Gelsenkirchen allerdings noch mehrere. Anfang 1933 sind in Gelsenkirchen noch 13 jüdische Aerzte tätig gewesen, von denen jedoch ein erheblicher Teil in den letzten Jahren von selbst verschwunden ist.

5.11.1938:
Das bisherige jüdische Kaufhaus Julius Rode und Co. am Schalker Markt ist in arische Hände übergegangen" Es" wird geführt von Fritz Szepan, dem Schalker Mittelstürmer, der ein Spezialgeschäft für Textilwaren in den Verkaufsräumen eingerichtet hat.

9.11.1938 ("Kristallnacht"):
(...) Die feige Mordtat hat in Deutschland eine ungeheure Erregung, hervorgerufen. Nach Eintreffen der Todesnachricht ging eine Welle der Entrüstung durch das deutsche Volk, die sich in Kundgebungen mad Aktionen gegen das Judentum Luft machte. Wie überall im ganzen Reich so wurden auch in unserer Stadt die Bensterscheiben und das Inventar der jüdischen Geschäfte von der erregten Menge zerstört, ebenfalls die Wohnungen der Juden. Die Synagoge und das danebenliegende jüdische "Restaurant" wurden angezündet- und brannten aus.

3.2.1939:
Das frühere jüdische Kaufhaus Heymann & Co. in Rotthausen ist in die Hände des Kaufmanns Bernhard Strickling übergegangen.

8.9.1939:
Das große Geschäftshaus der früheren jüdischen Firma Appelrath & Cüpper in der BahnhofStraße, das eine Zeitlang leergestanden hat, wird heute wieder eröffnet. Die arische Textilfirma Arand & Bedenbecker hat das Haus übernommen.

3.7.1939:
Der Oberbürgermeister hat eine wichtige Anordnung über Mietverhältnisse mit Juden erlassen. Danach haben alle nichtjüdischen Hauseigentümer und nichtjüdischen Wohnungsinhaber den an Juden vermieteten Wohnraum anzumelden. Anmeldepflichtig sind auch Häuserverwalter oder sonstige Nutzungsberechtigte. Alle jüdischen Hauseigentümer oder die mit der Verwaltung des jüdischen Eigentums Beauftragten oder sonstige Verfügungsberechtigte haben anzumelden:

den an NichtJuden vermieteten Wohnraum, den an Juden vermieteten Wohnraum, von jüdischen Hauseigentümern den etwaigen eigenen Wohnraum, leerstehende Räume und den freiwerdenden Wohnraum. Juden dürfen leerstehende oder freiwerdende Wohnräume nur mit Genehmigung der Stadtverwaltung neu vermieten.

4.10.194-1:
Bei Einführung der Kundenkarte für Gemüse und Ohst (...) sind die Juden "bestimmten Gemüsegeschäften zugewiesen worden. Die "betreffenden Geschäfte wurden von der Kreisleitung der NSDAP angewiesen, die Juden im Rahmen der jeweiligen Anlieferungen zu versorgen. Zweck dieser Maßnahme war, die Juden von den Wochenmärkten und aus den anderen Gemüsegeschäften fernzuhalten. In letzter Zeit wird nun festgestellt, daß die Juden wieder' auf den Märkten erscheinen und dort auch von den Händlern, trotzdem sie nicht eingetragen sind, "beliefert werden. Es wird darum in einer Verlautbarung der Kreisleitung darauf hingewiesen, daß die Juden nur in den ihnen zugewiesenen Gemüsegeschäften kaufen dürfen. Sollten sich andere Händler künftig dazu hergehen, Gemüse sowie Ohst an Juden zu verkaufen, wird gegen sie mit aller Schärfe vorgegangen.

27.1.1942:
In den städtischen Ausstellungshallen ist ein Judensammeltransport zusammengestellt worden. Es handelt sich um 506 Juden.' aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen, die heute nach den Ostgebieten evakuiert werden. Unter ihnen befinden sich 350 Personen aus Gelsenkirchen. Vorerst verbleiben in unserer Stadt noch 132 meist alte und kränkliche Juden.


Arbeitsergebnisse eines VHS Kurses der Stadt GE, Redaktion: Hartmut Hering / Marianne Kaiser

GELSENZENTRUM
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Leserbrief einer Gelsenkirchenerin an den "Stürmer"

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Dieser "Leserbrief" zeigt in seiner menschenverachtenden Schreibweise sehr deutlich, welche Wirkung die Propaganda und die Haßparolen der Nationalsozialisten hatte. Dies ist nur ein Beispiel...

"Lieber Stürmer!

Gauleiter Streicher hat uns so viel von den Juden erzählt, daß wir sie ganz gehörig hassen. Wir haben in der Schule einen Aufsatz geschrieben unter dem Titel:
»Die Juden sind unser Unglück«. Ich möchte bitten, meinen Aufsatz in Abdruck zu bringen.

Die Juden sind unser Unglück.

Leider sagen heute noch viele: »Die Juden sind auch Geschöpfe Gottes. Darum müßt Ihr sie auch achten.« Wir aber sagen: »Ungeziefer sind auch Tiere, und trotzdem vernichten wir es. « Der Jude ist ein Mischling. Er hat Erbanlagen von Ariern, Asiaten, Negern und Mongolen. Bei einem Mischling herrscht das Böse vor. Das einzige Gute, das er hat, ist die weiße Farbe. Ein Sprichwort der Bewohner der Südseeinseln lautet: »Der Weiße ist von Gott, und der Schwarze ist von Gott. Der Mischling aber ist vom Teufel. « Jesus sagte einmal zu ihnen: »Ihr habt zum Vater nicht Gott, sondern den Teufel.«

Die Juden haben ein böses Gesetzbuch. Das ist der Talmud. Auch sehen die Juden in uns das Tier und behandeln uns danach. Geld und Gut nehmen sie uns mit aller List weg. Auch schon am Hofe Karls des Franken regierten Juden. Deshalb wurde das römische Recht eingeführt. Dieses paßte aber nicht für den deutschen Bauern:
es war aber auch kein Gesetz für den römischen Ackerbürger, sondern es war ein
jüdisches Händlergesetz. Sicherlich sind die Juden auch Schuld an dem Mord Karls des Franken.

In Gelsenkirchen hat der Jude Grüneberg Aas an uns verkauft. Das darf er
nach seinem Gesetzbuch. Aufstände haben die Juden angezettelt und zum Krieg haben sie gehetzt. Rußland haben sie ins Elend geführt. In Deutschland gaben sie der KPD Geld und bezahlten die Mordbuben. Wir standen am Rande des Grabes. Da kam Adolf Hitler. Jetzt sind die Juden im Auslande und hetzen gegen uns. Aber wir lassen uns nicht beirren und folgen dem Führer. Wir kaufen nichts beim Juden. Jeder Pfennig, den wir hnen geben, tötet einen unserer Angehörigen.
Heil Hitler!
Erna Listing,
Gelsenkirchen, Oswaldstr. 8
"
"Der Stürmer" Januar 1935


Die Familie von Paul Grüneberg war in Gelsenirchen sehr angesehen. Die "Fleisch-Markthalle" der Familie Grüneberg befand sich an der Hochstr. (während der NS-Zeit Adolf-Hitler-Straße), heute Hauptstraße.
Der Metzgermeister Grüneberg war Mitglied des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und geschätztes Mitglied der jüdischen Gemeinde.
Bald nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bekam Paul Grüneberg den Antisemitismus und die verschärften Diskriminierungen zu spüren. Im Oktober 1934 erschien im "Stürmer" auf der Titelseite ein Artikel mit dem Titel: "Paul Grüneberg - Der Judenmetzger von Gelsenkirchen".
Darin wurde Grüneberg beschuldigt, deutschen Kunden verdorbenes Fleisch zu verkaufen, außerdem beute er seine Angestellten aus.
Grüneberg erkannte nicht die Notwendigkeit, Deutschland zu verlassen. Die Familie verlor Ihr Geschäft und mußte 1941 in ein sogenanntes "Judenhaus" ziehen.

Bild

Die vier Mitglieder der Familie Grüneberg wurden am 27. Januar 1942 ins Ghetto Riga deportiert. Im KZ Stutthof wurden Paul und Helene Grüneberg ermordet, Ihre Tochter Helene Grüneberg ist seither verschollen. Einzige Überlebende war Hannelore "Lore" Grüneberg. Sie kehrte nach Kriegsende für eine kurze Zeit nach Gelsenkirchen zurück, um dann 1948 nach Bolivien auszuwandern.

pito
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Beitrag von pito »

  • plötzlich sind die menschen anders zu dir
    plötzlich wirst du schief angeguckt
    wirst nicht mehr gegrüßt
    auf der straße rufen kinder dir nach
    nun musst du ein zeichen an deiner kleidung tragen
    ein alter freund kennt dich nicht mehr
    dein kind wird aus der schule ausgeschlossen
    auf plakaten und in der zeitung immer bösere worte
    wer kann denn sowas ernst nehmen?
    wer dir auf der straße entgegenkommt erwartet dass du ausweichst
    oder stößt dich gleich vom bürgersteig
    jeden morgen wischt du die scheiben
    dein vermieter muss dich melden
    deine gemeinde brennt ab
    die feuerwehr löscht nicht
    du kannst nicht vor die tür gehen ohne dass jemand ruft
    nur nicht antworten
    oft ganze gruppen die dich verfolgen
    die polizei lacht
    jeden morgen wischt du die scheiben
    du darfst nicht mehr auf den markt gehen
    bekommst essen zugewiesen
    du kannst nirgendwo mehr hingehen
    leute verschwinden
    freunde verschwinden
    deinen laden hat schon lange niemand mehr betreten
    du hast schon keine scheiben mehr zu wischen
    du wirst übel zusammengeschlagen
    das krankenhaus schickt dich weg
    du kannst die miete nicht mehr zahlen
    wie nur diesen monat ... wie nur diese woche
    für dein kind gibt es keine schule mehr
    fast eine erleichterung als sie dir den laden wegnehmen
    dein name steht in der zeitung
    und nun?
    kein weg mehr
    keine möglichkeit mehr
    warten auf was?
    in die fremde gehen?
    du bist hier geboren
    und darfst du noch zug fahren?
    deine familie soll sich dort melden
    man darf nur wenig mitnehmen
    einfach das beste draus machen
    einfach das beste hoffen
    denn sie werden ja wohl nicht
    nein sie können ja nicht
    es kann doch nicht sein
    es darf doch nicht sein
    es gibt ja schließilch
    wir sind ja immerhin
    wir sind ja letztendlich
    wir sind ja trotz allem
    wir sind ja trotz allem menschen

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

Gedenkstein an die Synagoge in Buer.
Standort: Am Hallenbad, Gustav-Bär-Platz
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Verwaltung
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WAZ: Jüdisches Schicksal

Beitrag von Verwaltung »

Jüdisches Schicksal

Eine Schulklasse beleuchtet das Leben von Geschäftsleuten an der Bochumer Straße

An der Bochumer Straße 24 lebten die Viehhändler Fritz und Erich Katz mit ihrer verwitweten Mutter Jettchen. Fritz floh 1936 in die Niederlande und 1939 in die USA. Erich floh auch in die Niederlande, wurde 1939 aber nach Deutschland abgeschoben und im KZ Buchenwald ermordet. Mutter Jettchen wurde 1942 nach Theresienstadt verschleppt. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Sie gilt bis zum heutigen Tag als verschollen.

Im selben Haus war das Hut-, Pelz und Modegeschäft von Leopold und Helene Plaut. In der Weltwirtschaftskrise musste die aus Hamburg stammende Familie das Haus verkaufen. Im "Dritten Reich" beteiligte sich Sohn Hans am Widerstand gegen die Nazis. Er wurde verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1939 gelang der Familie - sie hatte auch noch eine Tochter - die Flucht nach Lateinamerika, zunächst nach Bolivien, später nach Caracas in Venezuela. Hans Plaut wirkte dort unter anderem als Vertreter jüdischer Organisationen.

Bochumer Straße 92, Geschäftshaus Buchthal. Bis zu den Deportationen wurde das Haus der Familie Buchthal als "Judenhaus" genutzt, um dort jüdische Mitbürger zu isolieren und zu sammeln. Julius Buchthal hatte im Haus ein Geschäft für Stoffe, Wäsche und Bücher. Er und seine Frau Frieda wurden am 31. März 1942 aus Gelsenkirchen in das Ghetto Warschau deportiert. Während Julius Buchthal als in Auschwitz verschollen gilt, ist für seine Frau kein letztes Lebenszeichen mehr bekannt.

Sohn Rudolf, geboren 1914, wurde noch vor seinen Eltern am 27. Januar 1942 in das Ghetto Riga deportiert und kam im Konzentrationslager Stutthoff um.

Die Schülerinnen haben die Tafeln nicht nur inhaltlich gestaltet, sondern zum Teil auch finanziert. An den Kosten von ingesamt 300 Euro haben sich aber auch Lehrerinnen und Lehrer beteiligt.

WAZ dju 08.05.2007

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

mal hochgeholt

eazel
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Beitrag von eazel »

Hallo

ich bin neu hier im Forum :)

also ich wollte mal nachfragen, habt ihr vielleicht ein paar Tipps, wo ich mehr von diesem Thema erfahre?

Ich interessiere mich sehr dafür, und muss jetzt auch in Geschichte eine Facharbeit über die Judenverfolgung in Gelsenkirchen 1933-45 schreiben.

Da gibt es ja die NS-Dokumentationsstätte in Erle. Gibt es auch gute Bücher in der Stadtbücherei, die das Thema aufgreifen?

danke schonmal

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Heinz O.
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Beitrag von Heinz O. »

das ISG hat dazu was veröffentlicht

http://www.institut-fuer-stadtgeschicht ... ialien.asp
Gegen Hass, Hetze und AfD
überalteter Sittenwächter

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zuzu
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Beitrag von zuzu »

Du kannst auch rechts auf Stolpersteine klicken! Da wirst du auch einiges erfahren!
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Krevert
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Beitrag von Krevert »

Eine umfangreiche Materialsammlung findet sich auch hier:

http://gelsenzentrum.de/verzeichnis.htm
Suche älteres Schalke-Material, RTL-Fotos und Hobbyzeichner. www.peter-krevert.de

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staudermann
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tach

Beitrag von staudermann »

habe diesen fred mal ganz dürchgelesen das macht mehr als deutlich wie krank die nazis waren oder sind

gruss

deti
thomas linke fussballgott
komm wir essen opa

eazel
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Beitrag von eazel »

Wow das ging schnell :)

danke für die Antworten

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zuzu
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Beitrag von zuzu »

So sind wir... :oops: aber auch nicht immer. Wir geben uns auf jeden Fall Mühe!
Zuzu

eazel
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Beitrag von eazel »

war schonmal jemand von euch in Erle in dieser Dukomentationstätte?

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Zu einem Vortrag vor einigen Jahren - von den Räumlichkeiten ist mir aber nichts in Erinnerung geblieben.

Drei Klassiker, kann man gut lesen (ja, auch wenn es pro Band ca. 450 Seiten sind):

Niethammer, Lutz (Hrsg,.): "Die Jahre weiß man nicht, wo man die heute hinsetzen soll". Faschismuserfahrungen im Ruhrgebiet, Berlin 1983. (Band 1)

Niethammer, Lutz (Hrsg.): "Hinterher merkt man, daß es richtig war, daß es schiefgegangen ist". Nachkriegserfahrungen im Ruhrgebiet, Berlin 1983. (Bd. 2)

Niethammer, Lutz u. von Plato, Alexander (Hrsg.): "Wir kriegen jetzt andere Zeiten". Auf der Suche nach der Erfahrung des Volkes in nachfaschistischen Ländern, Berlin 1985. (Bd. 3)

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