MiR: Mefistofele (Spielz. 10/11)

Immer mal wieder für ein Spektakel gut - deshalb hier der Film über die 5.ten Gelsenkirchener Spektakelfeiern.
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Bernd Matzkowski
Beiträge: 634
Registriert: 29.05.2007, 14:44

was ist das problem?

Beitrag von Bernd Matzkowski »

zunächst mal: habe die inszenierung noch nicht gesehen(aus zeitmangel, nicht wegen mario storks kritik); josels beitrag finde ich, wie andere hier, ebenfalls sehr anschaulich, weil er zeigt, wie was seine wirkung tut oder tun kann (die wirkung hängt immer vom eigenen vor-urteil ab).
hinter dem thema stehen zwei probleme (meiner meinung nach):
die über weite strecken relativ unfruchtbare debatte über "werktreue" versus "regietheater"
und zweitens
goethes faust selber.
im grunde ist das ganze doch ein stationen-drama: faust hetzt, um befriedigung zu finden, von station zu station, also von event zu event: (bis zum: verweile doch, du bist so schön)
da steckt"modernes " drin: flat-rate-saufen (in auerbachs keller), plastische und ästhetische chrirurgie(der zaubertrank, der ihn dreißig jahre jünger macht), sex and drugs and rock´n roll (blocksberg) und dann noch- das ist der eigentliche skandal-sex mit einer vierzehnjährigen, die faust aufs übelste verarscht, um sie ins bett zu kriegen (und weil dieses mädchen ein bisschen dümmlich ist, gibt sie der mama zuviel von den schlaftropfen, die faust ihr zur verfügung stellt - und die mama wirft die schlappen in die luft).
alles auf dem hintergrund, man muss das stück halt genau lesen, dass von vornherein klar ist, dass mephisto keine chance hat, an die seele dieses abgewrackten wissenschaftlers zu kommen, an dem das wahre leben vorbeigezogen ist. und weil das so ist, ist die faust-figur eigentlich so fade und mephisto immer der bessere part und die interessantere figur(eben der verlierer)
kurz und gut: die übertragungen (josel schildert einige) springen einen als möglichkeit geradezu an- ein problem wird es erst, hier stimme ich axel ausdrücklich zu, wenn diese übertragungen sich verselbstständigen, zum selbstzweck und reiner effekthascherei verkommen.
ob das so ist, kann ich nicht beurteilen- erst nach einem besuch.
und was negativ-kritiken angeht: aus dem literarischen quartett wissen wir ja, dass ausgerechnet die bücher steil abgegangen sind im verkauf, die reich-ranicki verrissen hatte.
also: stück anschauen!

Emmett Brown
Abgemeldet

Musiktheater in Gelsenkirchen

Beitrag von Emmett Brown »

"Mefistofele", in der Inszenierung von Herrn Michael Schulz, ist sehens- und empfehlenswert; Chapeau!

Zeitgenössisches Theater kann, darf und muß provozieren.

Eine "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahre 1791 heutzutage so zu "spielen"/inszenieren, wie sie damals "gedacht" war, stöße im Jahre 2010 auf Unverständnis (das "Denken" der Menschen war ein anderes; in Bezug auf Werte, Vorstellungen etc.)

Wenn man Inhalte einer Oper, welche vor ein- oder zweihundert Jahrhunderten geschrieben wurden, ins Heute und Jetzt transportieren möchte, muß man Umbrüche/Provokationen erzeugen/in Kauf nehmen.

Anders kann das Musiktheater des 21. Jahrhunderts nicht funktionieren...


Liebe Grüße, :D

PS: ich freue mich auf die Inszenierung von "Hänsel und Gretel" hier bei uns am MiR.

PPS: habe Premierenkarten für die ganze Familie. :D

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