Kameradschaft

Filme aus Gelsenkirchen, Schmalfilmer und Filmclubs.

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glückauf
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Kameradschaft

Beitrag von glückauf »

Bild
Bild
Ein Spitzenfilm gedreht teilweise in Gelsenkirchen auf den Zechen Hibernia, Alma und Consolidation. Handelt von einem Grubenunglück in Frankreich.
Gruß und Glückauf
Klaus Herzmanatus
Zuletzt geändert von glückauf am 01.09.2008, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
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pito
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Beitrag von pito »

:up: Kriegt man diesen Film eigentlich irgendwo?

tiborplanet_de
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Beitrag von tiborplanet_de »

in der VHS auf VHS^^

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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Handlung: Im Bergbaugebiet an der deutsch-französischen Grenze ist das zwischenmenschliche Klima über zehn Jahren nach dem Ersten Weltkrieg noch immer vergiftet. Die Kinder der deutschen und französischen Zollbeamten spielen zwar gemeinsam Murmel, doch bei der Entscheidung, wer beim Spiel gewonnen hat, kommt es wie bei den Erwachsenen zum Streit. Kasper geht mit seinen Freunden am Wochenende über die Grenze, um sich in einer französischen Kneipe zu amüsieren, doch nicht nur die unterschiedliche Sprache führt zu Mißverständnissen, die Feindschaft ist ständig spürbar.

Am nächsten Tag kommt es in der französischen Zeche Thibault zu einem schweren Grubenunglück. Mehr als 600 Bergleute werden verschüttet. Auf der deutschen Seite kehren die Bergleute gerade von der Frühschicht zurück aus der Grube, als sie von dem Unglück erfahren. Wittkopp kann die deutschen Kumpels davon überzeugen, dass sie solidarisch mit den französischen Kumpels sein müssen. Er stellt einen Rettungstrupp zusammen und erhält die Erlaubnis von der Direktion nach Frankreich zu fahren, um dort zu helfen. Unter dem Kommando des Obersteigers fahren sie mit ihren LKWs über die Grenze und lassen sich auch von den Zollbeamten, die zu spät informiert wurden, nicht aufhalten.

Kasper beginnt zur gleichen Zeit mit seinen Freunden die Spätschicht und fährt unter Tage. Sein Freund Wilderer war tagszuvor noch von dem französischen Mädchen Françoise beim Tanz abgewiesen worden und ist nicht gut auf die Franzosen zu sprechen. Als Kasper jedoch seinen Arbeitsplatz unter Tage verlässt und in den Stollen den Weg Richtung französische Grenze sucht, folgt ihm auch Wilderer. Sie reißen das Grenzgitter nieder und können den Großvater Jacques retten, der seinen Enkel zuvor aufgefunden hat. Sie halten sich in einem Stall für die Grubenpferde auf, als dieser Stollen zusammenbricht. Nun ist auch Kasper mit seinen Freunden verschüttet. Die Rettungsarbeiten wurden inzwischen beendet. Da niemand von Kasper weiß, werden sie nur durch einen Zufall per Grubentelefon entdeckt und auch gerettet. Die Rettungsaktionen enden mit einem Verbrüderungsfest der französischen und deutschen Kumpels. Sie verstehen zwar immer noch nicht die Sprache des anderen, doch sind sie sich ihrer Gemeinsamkeit als Bergleute bewusst und versprechen sich auch für die Zukunft zusammenzuhalten und sich nicht wieder von den Politikern in einen neuen Krieg zwischen Deutschland und Frankreich hetzen zu lassen. Die Zollbeamten reparieren dagegen das eingerissene Grenzgitter unter Tage.
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Spiff
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Beitrag von Spiff »

Man bekommt ihn inzwischen sogar auf DVD. Die UFA hat ihn 2006 rausgebracht. Leider ist der Film unrestauriert, d.h. er hat viele Kratzer und Oben und Unten ist das Bild ein bißchen angeschnitten, aber besser als gar nicht.
In der Stadtbücherei kann man ihn ausleihen.
Super8 lebt!

私はボーフム大学で日本&# 21490;の学生です。

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Frank
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Beitrag von Frank »

Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der hat immer gesagt: "KAMERADEN" ? hab ich keine mehr, Die sind Alle in Stalingrad gefallen !
Aber in der Mitte liegt Erle ! (Werbeslogan der Erler Werbegemeinschaft aus den 70´ern)

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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Frank hat geschrieben:Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der hat immer gesagt: "KAMERADEN" ? hab ich keine mehr, Die sind Alle in Stalingrad gefallen !
Passt aber nicht zum Film!
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Frank
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Beitrag von Frank »

Kann schon sein !
Aber in der Mitte liegt Erle ! (Werbeslogan der Erler Werbegemeinschaft aus den 70´ern)

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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Kann nicht nur, ist so!
Zuletzt geändert von glückauf am 01.09.2008, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.
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glückauf
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Beitrag von glückauf »

FILMtext. Drehbücher klassischer deutscher Filme


Kameradschaft
Drehbuch von Vajda / Otten / Lampel zu G. W. Pabsts Film von 1931

Mit Aufsätzen und Materialien zum Film von Hermann Barth, Helga Belach, Wolfgang Jacobsen und Heike Klapdor.

196 Seiten, 31 Abbildungen
DM 36,50 / öS 266,- / sfr 34,-
München: edition text + kritik 1997
ISBN 3-88377-547-9

Architekturskizze zu KAMERADSCHAFT von Ernö Metzner



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Dieses Drehbuch zu Georg Wilhelm Pabsts Film "Kameradschaft / La tragédie de la mine" von 1931 erscheint in der Reihe FILMtext anläßlich der Pabst-Retrospektive, die von der Stiftung Deutsche Kinemathek während der Filmfestspiele Berlin im Februar 1997 ausgerichtet wird.

"Kameradschaft" ist eines der bedeutendsten Werke des frühen deutschen Tonfilms. In Anlehnung an die Ereignisse einer Bergbau-Katastrophe, bei der 1906 im französischen Courrières über 100 Kumpel umkamen, ist der Film ein Aufruf zur internationalen Solidarität und zur deutsch-französischen Aussöhnung. Ausgehend von einem Exposé von Karl Otten, das in diesem Band abgedruckt ist, berichtet der Film, der die Handlung in die Gegenwart der frühen dreißiger Jahre verlegt, vom Einsatz deutscher Bergleute, die ohne politische Ressentiments über die Grenze fahren, um ihren verschütteten französischen Kameraden zu Hilfe zu kommen. Das Exposé, von Otten für einen Wettbewerb des "Völkerbund-Komitees für die Annäherung der Völker durch den Film" verfaßt, wurde von ihm zusammen mit Pabsts Drehbuchautor Ladislaus Vajda und mit Peter Martin Lampel sowie - ungenannt - Anna Gmeyner und Herbert Rappaport für den Film bearbeitet. Der Veröffentlichung liegen G. W. Pabsts Regie-Buch und das Exemplar aus dem Nachlaß des Regie-Assistenten Herbert Rappaport zugrunde.

In seinem einleitenden Essay berichtet Hermann Barth über die Enststehung des Drehbuchs und seine stilistischen und politischen Wandlungen während des Drehprozesses. Heike Klapdor weist anhand eines Textvergleichs den bislang weithin unbekannten Anteil der Schriftstellerin Anna Gmeyner nach. Helga Belach und Wolfgang Jacobsen dokumentieren die heftig umstrittene Rezeption in der deutschen Presse: von der kommunistischen "Roten Fahne" über die großen liberal-bürgerlichen Blätter bis hin zu Goebbels' Hetzblatt "Der Angriff". Fotos, Skizzen des Filmarchitekten Ernö Metzner und zeitgenössische Dokumente runden die Edition ab.



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Inhalt
Editorische Vorbemerkung
Wie Pabsts "Kameradschaft gemacht ist. Eine Drehbuchlektüre. Hermann Barth
Courrières. Karl Otten
Kameradschaft / La tragédie de la mine. Drehbuch von Ladislaus Vajda, Karl Otten, Peter Martin Lempel nach einer Idee von Karl Otten
Die beiden Rivalen. Anna Gmeyners Schauspiel "Heer ohne Helden" und Pabsts Film. Heike Klapdor
Grenzverläufe der Kritik. Helga Belach und Wolfgang Jacobsen
"Ich will einen menschlichen Film machen". G. W. Pabst
Film und Gesinnung. G. W. Pabst
Kameradschaft. Alexander Granach
Die Suggestion der Idee ist in ihm mächtig". Zeigenössische Kritiken
Die Autoren des Drehbuchs
Stab und Besetzung
Quellennachweis
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Beitrag von glückauf »

Auch nach Ende des Ersten Weltkriegs ist das Klima an der deutsch-französischen Grenze von Feindseligkeit und Ressentiments geprägt. Trotzdem eilen die deutschen Bergarbeiter zu Hilfe, als sich auf französischer Seite ein Grubenunglück ereignet.

In einem französischen Bergwerk nahe der deutschen Grenze kommt es zu einer Grubenexplosion. Nahezu 600 französische Kumpel werden verschüttet, jede Hilfe scheint aussichtslos. In der benachbarten Grube kommt es zu erregten Auseinandersetzungen. Obwohl zeitweilig die alte Feindschaft zu Frankreich triumphiert, entschließen sich die deutschen Bergleute zu einer solidarischen Rettungsaktion. Die Grenze, die zwei Völker in feindliche Lager trennt, ist vorübergehend gefallen. Ein Zeichen ist gesetzt.

KAMERADSCHAFT ist nicht nur aus historischer Sicht ein sehr interessanter Film. Keine 15 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs und nur neun Jahre bevor die Nazis in Frankreich/Paris einmarschierten, entstand 1931 diese deutsch-französische Koproduktion. Unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst versammelte sich ein Ensemble aus beiden Nationen, um einen der bemerkenswertesten Filme der damaligen Zeit zu drehen. Abgesehen vom vermittelten Tenor - dass wir alle zusammenhalten sollten, egal welcher Nationalität oder Rasse man angehört - überrascht besonders die technisch gelungene Umsetzung. Neben opulenten Sets schauen auch die Trickeffekte, wie zum Beispiel das Feuer in der Grube, angesichts des Alters gut aus. Den Darstellern wird wenig abverlangt und alle meistern ihre Rollen problemlos.

Dass die Produktion schon über 75 Jahre auf dem Buckel hat, ist dem Transfer leider deutlich anzusehen. So sind vor allem Verunreinigungen in sämtlichen Variationen (Dropouts, Schrammen, senkrechte Streifen) durchgehend zu beobachten, während der Kontrast Probleme mit einem ausgewogenen Schwarz-Weiß-Wert hat. Zudem lässt sich auch ein reges Flackern beobachten und die Schärfe ist nur unterdurchschnittlich. Die deutsch-französische Dolby Digital 1.0 (Mono)-Tonspur ist verrauscht, blechern und bei den Dialogen öfters schlecht zu verstehen. An Bonusmaterial gibt es lediglich sechs Werbetrailer und deutsche Untertitel für Hörgeschädigte für den kompletten Film sowie ebenfalls separat nur bei französisch gesprochenen Passagen.

KAMERADSCHAFT ist auf jeden Fall einer der besten Filme der damaligen Zeit und ein Anschauen wert. Leider ist die Technik der Disk schlecht, geht dem Alter entsprechend aber in Ordnung.







Bild
4:3 Vollbild (1.33:1)
(s/w)
Ton
Deutsch / Französisch : Dolby Digital 1.0 Mono

Extras/Ausstattung
Trailer von anderen Filmen
Kapitel- / Szenenanwahl
Animiertes Menü
Menü mit Soundeffekten

Im Handel ab: 04.09.2006
Anbieter: Universum Film / UFA home entertainment
Originaltitel: Kameradschaft
Genre(s): Drama
Klassiker
Regie: Georg Wilhelm Pabst
Darsteller: Alexander Granach, Fritz Kampers, Ernst Busch, Elisabeth Wendt, Gustav Püttjer, Oskar Höcker, Daniel Mendaille, Georges Charlia, Andrée Ducret, Alex Bernard, Pierre-Louis, Héléna Manson, Gerhard Bienert, Marguerite Debois, Adolf Fischer, Friedrich Gnaß, Georg Guertler, Willem Holzboer, Marcel Lesieur, Palmyre Levasseur, Marcel Merminod, Teddy Michaud, Naupel, Reinhardt, Rortais, Franz Schier, Théo Tony, Georges Tourreil, Richard Weichert, Fritz Wendhausen, Felix Bressart
FSK: 12
Laufzeit: ca. 86 min
Regionalcode: 2
Verpackung: Amaray Case
Untertitel: Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte,
Zusatzinfos: Für französisch gesprochene Passagen liegt eine zweite Untertitelspur vor.
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Beitrag von glückauf »

THEMA: Helden der Arbeit: Die Kumpels

Hier ist sie noch zu spüren, die harte, körperliche Arbeit. Rußverschmierte Gesichter, nackte, vor Schweiß triefende Körper in gebückter Haltung, die mit großem Werkzeug dem Stein unter der Erde sein Mineral abtrotzen. Harte und gefährliche Arbeit unter Tage. Kumpels verrichten sie täglich: schleppend und krabbelnd, hackend und brechend entreissen sie der Erde ihr wertvolles Gut. In der Arbeitswelt unter Tage, die es heute bei uns im westlichen Kapitalismus so nicht mehr gibt, lauert täglich Gefahr: Grubenunglücke verschütten Hunderte von Kumpels; Kohlengase strömen aus und nehmen ihnen die Luft zum Atmen; Feuer schießt durch die Stollen; Gesteinsmassen stürzen krachend herunter; Wasserfontänen überfluten die Gleisstrecken; Stützstempel knicken wie Streichhölzer unter dem tonnenschweren Geröllwerk ein; Fahrstühle, in denen Menschen eng aneinandergedrückt stehen, bleiben ratternd stecken. Es gibt wohl auch keine Zunft, die derart stolz auf ihre Leistung ist: Täglich tausende Meter unter die Erde zu fahren und nach der harten Maloche unter Tage wieder nach oben zu kommen.

Bergarbeiter gehören nicht gerade zu einer der bevorzugten Berufsgruppen bei Filmemachern und Drehbuchschreibern. Es gibt vielleicht eine Handvoll Filme, die sich mit ihrem Leben und ihrer Arbeit beschäftigen. Drei von ihnen sind klassische Meisterwerke der Filmgeschichte. Der pazifistische Arbeiterfilm KAMERADSCHAFT (1931) von Georg Wilhelm Pabst, der fünffache Oscargewinner SO SCHÖN WAR MEIN GRÜNES TAL (1941) von John Ford und der über Jahre verbotene Konrad Wolf-Film SONNENSUCHER (1958). Allen drei Filmen gemeinsam ist ihr dokumentarisch-realistischer Stil bei den Aufnahmen der Arbeitswelt, bei den packenden Geschichten, die unter Tage erzählt werden. Kurioserweise sind allerdings jene Szenen, die die Arbeitsbedingungen tief in der Grube realistisch und authentisch beschreiben, in Filmstudios nachgebaut worden.

Obwohl in unterschiedlichen Gesellschaften gedreht, zu anderen Zeiten, bieten die Filme einige Gemeinsamkeiten. Über Tage zeigen sie den Feierabend der Kumpels, Bier in der Kneipe, Feiern und Tanzen, Vergnügen und Liebe. Das Milieu der Bergarbeiter wird, jeweils unterschiedlich gewichtig, charakterisiert. Unter Tage blicken sie auf die alltäglichen Arbeiten, die anstrengenden Gesichter, Ruß, Dunkelheit, harte Arbeitswelt. Es sind alles drei extrem körperliche Filme, die die schwere Arbeitsrealität unter Tage für den Zuschauer physisch erlebbar machen. Durch Detailtreue bieten sie Authentizität und Anschaulichkeit, sind heute vielleicht sogar von ethnografischem Interesse, da sie Arbeits- und Lebenssituationen zeigen, die aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis fast völlig verschwunden sind.

Dann konzentrieren sich alle drei Filme auf das Grubenunglück als dramaturgischer Höhepunkt: Es zerstört Träume und Leben, es ist der Alptraum eines jeden Kumpels und die Gefährlichkeit seiner Arbeit wird mit grausamer Nachdrücklichkeit in Szene gesetzt. Der Tod ist bei jedem Einfahren in die Grube dabei. Zu Leiden haben auch jene, die außerhalb stehen, die Frauen, die zur Grube laufen und auf ihre Männer und Verwandten warten, stumm und verzweifelt; die Verbliebenen, wenn es zum Schlimmsten gekommen ist.



Kumpel ist Kumpel
Anfang der 30er Jahre entsteht in Gelsenkirchen und Essen KAMERADSCHAFT (1931) von Georg Wilhelm Pabst, der zu einem der wichtigsten Arbeiterfilme der Zeit gezählt werden kann. Es handelt sich dabei um ein pazifistisches und völkerversöhnliches Plädoyer sowie ein Hohelied auf die Arbeit, besonders auf die Arbeit der Kumpels. Beruhend auf einer wahren Begebenheit schildert er die Hilfeleistung deutscher Bergarbeiter, als auf der französischen Seite ein Grubenunglück passiert und tausende Kumpels verschüttet werden. Nach dem Ersten Weltkrieg, als sich die beiden Nationen noch auf dem Schlachtfeld im Stellungs- und Gaskrieg an der erstarrten Westfront gegenüberstanden, nehmen die Arbeiter die Sache selbst in die Hand, boykottieren Grenz- und Passkontrollen, reißen alte, unter Erde befindliche Grenzzäune ein, um rechtzeitig zur Rettung ihrer französischen Kollegen vor Ort einzutreffen. Unter Tage riskieren sie auch ihr eigenes Leben. Am Ende zeigt sich im Slogan "Kumpel ist Kumpel" die Solidarität zwischen den Arbeitern, unabhängig von Nationalität und chauvinistischem Hass.

Georg Wilhelm Pabst zeigt in aller Eindringlichkeit die Arbeitswelt der Grubenarbeiter. Bilder aus dem Film bleiben in Erinnerung, die heute unvorstellbar ist: Etwa ein riesiger Duschraum, in dem Männer in Dampf eingehüllt, ihren Körper von Ruß, Dreck und Schweiß befreien. Oder die unterirdischen, labyrinthischen Stollen, durchzogen von scheinbar unendlichen Gleisen und Rohren, in denen Menschen ihre tägliche Arbeit verrichten. Der Regisseur findet auch eindrucksvolle Bilder für das Bergwerkunglück. Mit den Elementen werden die Kumpels konfrontiert: Feuer, Gas, Wasser und Gesteinsmassen bringen die Stollen zum Einsturz. Optisch und akustisch scheint der Film dem realen Ereignis in nichts nachzustehen: Steine zerbersten, Stollen krachen, Wasser zerschmettert, Feuer zischt. Dem gegenüber steht das leise Klopfen der Verschütteten, die Stille, um das Klopfen zu orten, das rasselnde Atmen jener, die zuviel Gas eingeatmet haben. Der Film ist technisch auf der Höhe seiner Zeit; er setzt seine Effekte ausgezeichnet in Szene und schildert das düstere Geschehen unter Tage in konsequenten und radikalen Bildern.

Die Arbeiter aber bleiben allgemein; es werden zwar einzelne aus dramaturgischen Gründen aus der Masse herausgehoben, aber es geht den Filmemachern um eine allgemeine Idee: Solidarität, Zusammengehörigkeitsgefühl und Frieden. Eine Szene ist besonders interessant: Der deutsche Kumpel Wittkopp (gespielt von Ernst Busch), trifft unter der Erde auf einen französischen Ingenieur. Er will ihm helfen, aber der Franzose ist durch das Gas seiner Sinne beraubt: Er phantasiert und denkt, als er einen Deutschen mit Gasmaske sieht, er sei im Schützengraben. Beide kämpfen miteinander und werden später schwer verletzt geborgen. Über der Erde, nachdem das Unglück bewältigt ist und sich französische und deutsche Arbeiter treffen, werden sie Freunde. Kumpel ist eben Kumpel.

Familie ist Rückhalt
10 Jahre später dreht der amerikanische Regisseur John Ford sein Familiendrama SO SCHÖN WAR MEIN GRÜNES TAL (1941). Sein Blick richtet sich auf die Bergarbeiterfamilie Morgan Ende des 19. Jahrhunderts im Süden von Wales, auf die große Veränderungen zukommen, da sich die ökonomischen Bedingungen für den Bergbau rasant verändern. Die Besitzer der Minen wollen immer schneller immer mehr Koks fördern; durch die Industrialisierung schwärmen aus anderen Teilen des Landes ungelernte Arbeiter ins Tal, die für weniger Lohn unter Tage arbeiten; die Söhne der Morgans werden arbeitslos. Sie verlassen das Land, wandern nach Amerika oder Neuseeland aus. Auch der jüngste Sohn, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt ist, verlässt Jahre später das einst idyllische Tal, da es durch den skrupellosen Bergbau ruiniert ist.

Zu Beginn der Geschichte sind die Kumpels noch stolz auf ihre Arbeit; die Männer der Familie Watson sind Bergarbeiter aus Berufung, aus ihrer Arbeit schöpfen sie ihre ganze Lebenskraft. Regisseur John Ford findet viele aussagekräftige Bilder für Rituale dieses Stolzes, für die Lust, die diese einfachen Menschen an ihrer körperlich harten Arbeit haben: lächelnde Gesichter, wenn der Lohn abgezählt wird; singende Männer, die zum Feierabend nach Hause marschieren; strahlende Frauen, denen das erarbeitete Geld in die Kittelschürzen geworfen wird; gemeinsames, lustiges Waschen aller Familienmitglieder, um sich von Dreck und Ruß zu befreien; das gerechte Verteilen des Ersparten durch das Familienoberhaupt. Hier stimmt anfangs noch alles: Es gibt genügend Arbeit für alle im idyllisch gelegenen Tal, die Familie kann durch eigene Arbeit ernährt werden und lebt harmonisch, der Ort profitiert vom Bergbau. Bald ändert sich vieles durch Industrialisierung und Machtgier. Kein Gesang mehr auf dem Heimweg, düster blickende Gesichter streiken um mehr Lohn, die Hände befinden sich nicht am Werkzeug, sondern in den Hosentaschen. Mit dem Streik kommt auch Disharmonie in die Dorfgemeinde. Dem Vater Morgan, bisher uneingeschränktes, autoritäres Dorf- und Familienoberhaupt, stellen sich seine Söhnen entgegen, die mehr soziale Gerechtigkeit einfordern, eine Art Gewerkschaft gründen wollen. Morgan weist sie vor die Tür. Im Gegensatz zu den anderen beiden Regisseure bietet John Ford eine genaue Milieuschilderung der Lebenswelt. Der Schwerpunkt des Films liegt in der Aufrechterhaltung traditioneller Werte. Nur für kurze Zeit kommt der Gedanke auf, die Söhne könnten eine Rebellion gegen den Vater oder die Arbeitgeber vollziehen. Aber dies geschieht nicht, im Gegensatz zu den zwei anderen Filmen, die sich der Rebellion und der Veränderung geradezu verschrieben haben.

Hinter der klassischen Familiengeschichte verbergen sich die Folgen der Industrialisierung und Urbanisierung. Zu Beginn der Förderung Ende des 19. Jahrhunderts entstehen um die Förderanlagen, die täglich Unmengen von Rauch ausstoßen, kleine Straßendörfer, genau so eines wie es der Regisseur in SO SCHÖN WAR MEIN GRÜNES TAL (1941) zeigt. Die Gemeinschaften sind klein und eng, leben in einem traditionellen Verbund zusammen, sind von Menschen besiedelt, die stolz sind auf das, was sie leisten. An den Hügel wächst durch den Abraum langsam die schwarze Schlacke in die Höhe. In den 1920er Jahren arbeiten allein in Südwales über 200.000 Menschen in knapp 400 Bergwerken, nach dem Zweiten Weltkrieg sind noch mehr als 200 Zechen in Betrieb. Die sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen der Industrialisierung kann Vater Morgan mit seiner Familie nicht aufhalten, aber die Familie kann - und das ist das Credo des Regisseurs, für das er poetische und bewegende Bilder findet - durch eigene Veränderung sich neu finden, sich nicht nur von den realen Bedingungen ein neues Leben diktieren lassen, sondern ihnen etwas Positives abtrotzen und sich damit auch über Ländergrenzen und Ozeane hinweg erhalten. Ganz dem amerikanischen Pragmatismus und der protestantischen Arbeitsethik verhaftet bietet John Ford seine Antwort auf die realen Nöte tausender Menschen: Verändere Deine Einstellung!


Neues trotz alledem
Mitte der 50er Jahre entsteht bei der DEFA der Konrad Wolf-Film SONNENSUCHER (1958). Erzählt wird von den Anfängen des Uranabbaus der Wismut im ostdeutschen Erzgebirge bei Aue. Angelegt wie ein Panorama blickt der Regisseur auf höchst unterschiedliche Figuren: auf Lutz, einem jungen, desillusionierten Mädchens, welches zur Arbeit in der Grube zwangsverpflichtet wird; auf den Kommunisten Jupp König, früher Zirkusartist, der aus seiner Gesinnung keinen Hehl macht und Uran fördert, um das Weltgleichgewicht bei der Atomwaffenherstellung zu halten; auf den einarmigen Obersteiger Franz Beier, einem ehemaligen Wehrmacht-Angehörigen, der hart und zerfressen vom Ehrgeiz seine Arbeit verrichtet; auf den jungen Bergmann Günther, der sich in Lutz verliebt, sie aber nicht halten kann; auf den sowjetischen Ingenieur Sergej, der seine Ehefrau im Zweiten Weltkrieg verloren hat, ermordet bei einem Massaker durch die SS. Die unterschiedlichsten Menschen stehen vor existenziellen Entscheidungssituationen. Das Personal legt schon die Vielfalt der Konflikte, die der Film anspricht, fest: Auseinandersetzungen zwischen der sowjetischen Betriebsleitung, den deutschen Kommunisten und den zum teil zwangsverpflichteten Arbeitern treten offen zu tage.

Die dichte Atmosphäre des Films gleicht einem Wild West-Ambiente. Über Tage Prügeleien in der Kneipe, Alkohol und Prostitution; unter Tage fehlendes Vertrauen, Unsicherheit und Sabotage. "Ein Schmelztiegel, alles brodelte, war noch am Werden." Ist es im Western der Sheriff, der die Ordnung herstellt, ist es hier die Partei, die ihre Vorstellung von Gesetz und Moral durchsetzen will. Hunderte ziehen ins deutsche Erzgebirge für Arbeit, Brot und Unterkunft. Wenn sie denn angestellt werden, verdienen sie gut, können sich etwas leisten, neue Wohnungen beziehen, ein Leben aufbauen. Sie wollen auch eine andere Gesellschaftsordnung herstellen, dafür kämpfen, manche zugleich etwas wiedergutmachen. Aber es herrscht auch Teilnahmslosigkeit, weil das Ende des Zweiten Weltkrieges noch nicht weit entfernt ist, Angst, weil es noch Unsicherheiten mit die neuen Machthabern gibt und Verbitterung, weil es jetzt einfach nur Andere sind, die über jemandem entscheiden. Nicht jeder will dem neuen System und damit der Sowjetunion dienen. Es kommt zu einem Sabotageakt, später wird ein Grubenunglück durch einen Kabelbrand ausgelöst.

Konrad Wolf liefert gemeinsam mit seinem Kameramann Werner Bergmann sehr konkrete, intensive und sinnliche Bilder, die zugleich hart, schonungslos und unbequem daherkommen. Es sind kontrastreiche, hervorragend ausgeleuchtete Schwarz-Weißfotos, die in der Tradition expressionistischer Kamerakunst der 20er Jahre stehen. Die Referenz an Georg Wilhelm Pabst und seinen Film KAMERADSCHAFT (1931) ist deutlich erkennbar. In der Inszenierung des Grubenunglücks steht der Regisseur seinem Vorbild in nichts nach: Auch hier Feuer und Wasser, Rauch und Gas, Verschüttete und Eingeschlossene, Warten und Luftsparen, Retter in Gasmaske. Eine Szene ist eine direkte Hommage: Der sowjetische Ingenieur und der deutsche Ex-Wehrmachts-Mann stehen sich - wie der französische Bergarbeiter und der deutsche Helfer - in einer Vision im Krieg gegenüber. Aus ihnen werden, wenn schon nicht Freunde, so doch sich respektierende Arbeitskollegen. Hier scheint der Wunsch "Kumpel ist Kumpel" in Erfüllung gegangen. Deutsche Arbeiter und sowjetische Kommandierende pflegen trotz aller Schwierigkeiten ein solidarisches Verhältnis.

Zum Schluss
Wer konnte sich damals das Heute vorstellen?, fragt Konrad Wolf in der Einführung zu SONNENSUCHER (1958). Wer kann sich heute das Damals vorstellen? Heute, wo die berufliche Lebensrealität und die körperliche Arbeit aus dem Kino fast völlig verschwunden sind, sind die Bilder der harten Arbeitswelt der Bergarbeiter Geschichte, zumindest in Europa. Es war einmal, dass der jüngste Sohn der Morgans im Alter von 12 oder 13 Jahren im Schacht die Kohle raushaut und sie in Karren über die Gleise schiebt. Es war einmal, dass Lutz in einem einfachen Gummianzug die radioaktive Strahlung am Gestein misst, um festzustellen, wo am meisten Uran lagert. Und diese Arbeit der Morgans, der Lutz', der Bergarbeiter machte noch Geschichte, bewegte, veränderte. Die drei Filme zeigen nicht nur, wie sich ein struktureller Wandel von Arbeit und deren Bedingungen vollzogen hat, sie zeigen auch, wie Facetten von Arbeit mehr und mehr verschwinden. Wie sich Arbeit selbst immer mehr verflüchtigen wird, können wir weiterdenken. Das Kino interessiert sich leider zu selten dafür, diese Veränderung und das Verschwinden der Arbeit in Bilder zu fassen. In späteren Filmen, die sich mit der Bergarbeiterwelt auseinandersetzen, gibt es fast keine Arbeit mehr, die zu zeigen wäre. Sie werden von Streiks beherrscht, um Stilllegungen von Zechen zu verhindern, Bergarbeiter-Blasmusikkapellen spielen eine Rolle, es geht um Tanz statt Boxen für Kinder von Bergarbeitern ...

Hintergründe
KAMERADSCHAFT (1931)
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Am 10. März 1906, acht Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, kommen bei einem Grubenunglück auf der Zeche der Compagnie de Courrières im nordfranzösischen Kohlerevier in der Nähe der Stadt Lens deutsche Bergarbeiter ihren französischen Kollegen zur Hilfe. Mehr als 1400 französische Grubenarbeiter waren zur Zeit des Unglücks unter Tage; über 1000 Kumpel kommen ums Leben. Am 11. März werden 25 Grubenwehrleute aus Dortmund nach Frankreich geschickt, um zu helfen. Ihr Einsatz löste eine Welle der Sympathie unter der französischen Bevölkerung aus.

Der Regisseur verlegt das Ereignis allerdings in die Zeit nach dem Krieg; der Film ist ein Aufruf zur internationalen Solidarität und zur deutsch-französischen Aussöhnung. Die Außendrehs finden in Gelsenkirchen und Essen statt. Um die Innenaufnahmen von Stollen und Bergwerk realistisch zu gestalten wird eine komplette Zeche in den Studios der Filmwerke von Staaken in der zum Filmatelier umgebauten riesigen Zeppelinhalle errichtet.

Der Film wurde 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Georg Wilhelm Pabst wird in der Endphase der Weimarer Republik wegen seiner pazifistischen und frankreichfreundlichen Haltung als "roter Pabst" verschrieen und von der radikalen Rechten heftig angegriffen. In Frankreich und England ist der Film populärer als in Deutschland.

In Großbritannien wird KAMERADSCHAFT (1931) von der Akademie der Künste mit einer Goldmedaille als "Bester Film der Weltfilmproduktion 1931" ausgezeichnet. Georg Wilhelm Pabst erhält zudem eine Auszeichnung des Völkerbundes. In Frankreich wird er in die Légion d'honneur aufgenommen. Auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 zählt eine internationale Kritiker-Jury den Film zu den 30 besten Filmen aller Zeiten.
SONNENSUCHER (1958)
44 Jahre, von 1946 bis 1990 wird in der Wismut in Thüringen und Sachsen Uran gefördert. Der Rohstoff wird in die Sowjetunion transportiert, um dort weiterverarbeitet zu werden. Bis 1953 ist die Wismut ein sowjetisches Unternehmen, dann wird es in eine sowjetisch-russische Aktiengesellschaft ungewandelt. Nach Standorten in den USA und Kanada ist das Unternehmen in Thüringen der drittgrößte Uranproduzent der Welt. Damit gehört es in der DDR zugleich zu den größten Industriegebieten. In dem Bergwerk sind in den 1950er Jahren mehr als 100.000 Arbeiter beschäftigt. Der Brisanz, mitten in Europa Uran zu fördern, wird durch Geheimhaltung auf der einen Seite und lukrative Angebote an die Arbeiter auf der anderen Rechung getragen. Es entsteht ein "Staat im Staate", mit eigener Polizei, Sozial- und Gesundheitsdiensten, eigener Lebensmittelversorgung. Die Arbeiter der ersten 10 Jahre mussten unter katastrophalen Arbeitsbedingungen Erz fördern.

Die Autoren Karl Georg Egel und Paul Wiens arbeiten seit 1955 an dem Drehbuch. Die Filmarbeiten beginnen im April 1957. Nach der ersten Sichtung des Drehbuchs und der Besetzung kommen Einwände von sowjetischen Verantwortlichen: Sie möchten das freundschaftliche Verhältnisse mehr in den Mittelpunkt rücken. Es sollen Szenen gestrichen werden, die Stacheldraht zeigen oder die Beobachtung deutscher Arbeiter durch sowjetische Kontrolleure thematisieren. Ab Frühjahr 1958 gibt es harsche Kritik am Film, unter anderem von Anton Ackermann (damaliger Leiter der Hauptverwaltung Film beim Ministerium für Kultur). Besonders die Darstellung des Parteisekretärs Weihrauch wird kritisiert, da er zu negativ dargestellt sei.

Im Mai und Juni 1958 finden Nachaufnahmen statt. Da Konrad Wolf mittlerweile an dem Film STERNE (1959) arbeitet, kommt es erst im Juni 1959 zu einer Vorführung im Politbüro unter Leitung von Walter Ulbricht. Danach wird der Film für die Premiere freigegeben. Nach einer Pressekonferenz, in der er positiv aufgenommen wird, arbeitet der sowjetische Botschafter gegen einen Kinostart des Films: Mit Erfolg. Er begründet sein Veto mit der Annahme, dass die westliche Welt aus dem Uranabbau schließen könne, die UdSSR würde sich als Atommacht brüsten. Der Film gelangt nicht zur Aufführung. Erst 1971/1972 wird SONNENSUCHER (1958) öffentlich in Programmkinos aufgeführt, hat dann aber seine politische Brisanz verloren und seine vormals ästhetische Vorreiterstellung eingebüßt.


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Autorin: Ines Walk
Text erstmals erschienen zum Thema ARBEIT unter www.kinokarate.de
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glückauf
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Beitrag von glückauf »

KAMERADSCHAFT


DEUTSCHLAND / FRANKREICH 1931





Als Folge der Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg ist eine alte deutsche Grube in der Lorraine in einen deutschen und einen französischen Abschnitt aufgeteilt, während über Tage die Beziehung zwischen beiden Völkern immer noch von Feindseligkeiten geprägt ist. Als bei einer Explosion im französischen Teil fast 600 Kumpel verschüttet werden, überwinden die deutschen Bergleute ihren Hass und starten eine Rettungsaktion für ihre Kollegen. Dazu nutzen sie einen alten Verbindungsgang, der bei der Grenzziehung versperrt wurde.


Ausländische Titel: La tragédie de la mine (Frankkreich)


Regie: Georg Wilhelm Pabst

Regie-Assistenz: Gerbert Rappaport

Robert Beaudoin

Drehbuch: Gerbert Rappaport

Peter Martin Lampel

Karl Otten

Ladislaus Vajda

Kamera: Fritz Arno Wagner

Robert Baberske

Architektur: Karl Vollbrecht

Ernö Metzner

Musik: G. von Rigelius

Ton: Adolf Jansen

Schnitt: Hans Oser

Darsteller: Alexander Granach Kasper

Daniel Mendaille Jean Leclerc

Gerhard Bienert Zollbeamter

Max Holsboer Ingenieur der deutschen Grube

Fritz Wendhausen Direktor der deutschen Grube

Gustav Püttjer Kaplan

Elisabeth Wendt Wittkopps Frau

Ernst Busch Wittkopp

Fritz Kampers Wilderer

Marguerite Debos Jeans Mutter

Produktion: Nero-Film AG, Berlin

Gaumont-Franco-Film Aubert (GFFA), Paris

Produzent: Seymour Nebenzahl

Standphoto: Richard Wesel

Drehzeit: Juni 1931 bis September 1931

Außenaufnahmen: Gelsenkirchen (Gruben Hibernia, Alma und Consol, Gaststätte "Zum Tiergarten"), Noux-le-Mines

Länge: 92 min

Format: 35 mm, 1:1.19, s/w, Tobis-Klangfilm
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Frank
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Beitrag von Frank »

TOLL !! :roll:
Aber in der Mitte liegt Erle ! (Werbeslogan der Erler Werbegemeinschaft aus den 70´ern)

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glückauf
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Beitrag von glückauf »

Hintergrund des Films ist dieses Grubenunglück:

Bergwerk von Courrières
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bergung der Opfer, Titeblatt Le petit Journal 26. März 1906
Gedenkstätte "Weg der Überlebenden"Die Compagnie des mines de Courrières betrieb bei Courrières im nordfranzösischen Département Pas-de-Calais ein Steinkohlebergwerk. Das Grubenunglück am 10. März 1906 forderte 1.099 Menschenleben und war die größte Bergwerkskatastrophe Europas.[1]

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Grubenunglück von Courrières
2 Einzelnachweise
3 Literatur
4 Weblinks



Grubenunglück von Courrières [Bearbeiten]
Deutsche Rettungsmannschaft auf dem Weg nach CourrieresRund 1.800 Männer arbeiteten untertage in den Schächten Auguste Lavors, Lavaleresse und Sainte-Barbe in etwa 300 bis 400 m Tiefe, als eine gewaltige Explosion die Grube erschütterte. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe wurden Rettungsmannschaften von auswärts angefordert.

Auf Initiative des Bergmeisters Konrad Engel, Geschäftsführer des Vereins für bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, brach auch eine deutsche Rettungsmannschaft von 25 Grubenwehrleuten von den Zechen Shamrock und Rheinelbe der Bergwerksgesellschaft Hibernia unter der Leitung des Bergwerkdirektors Georg Albrecht Meyer am Abend des 11. März nach Frankreich auf.[2] Sie drangen mit Hilfe von Gastauchgeräten in die Gasschwaden vor, doch konnten sie nur Tote bergen.

20 Tage nach der Katastrophe konnte sich lediglich eine Gruppe von 13 überlebenden Bergleuten und wenig später ein weiterer Bergmann retten. Für 1.099 Bergleute kam jede Rettung zu spät. Die genauen Gründe für die Katastrophe wurden bis heute nie aufgeklärt.

Die erste Verfilmung Le Feu à la mine fand 1911 statt. Der Einsatz der deutschen Bergleute wurde unter anderem vom Sozialistenführer Jean Jaurès gelobt. Der Erste Weltkrieg zerstörte schließlich die Hoffnung auf die Völkerverständigung.

Vor dem Hintergrund der Völkerbundidee thematisierte Georg Wilhelm Pabst im Jahre 1931 die internationale Solidarität mit dem Film Kameradschaft die Ereignisse. Schon wenige Jahre später kam es jedoch zum Zweiten Weltkrieg.

Siehe auch: Liste von Unglücken im Bergbau
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