Kritische Frage: Hans-Sachs-Haus-Ausschuss II

Alte und neue Geschichten rund ums HSH. Die öffentliche und veröffentlichte Meinung zum Erhalt des HSH wird hier dokumentiert.

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« Antwort #15 am: Mai 26, 2006, 23:18:01 »

Zugereister:




@Robby (Matrix) Zion

Überall merkwürdige Starre.
Habe ich doch eine mir gut Bekannte (SPD) Stadträtin angemailed. Völlig unverbindlich. Nur auf die Möglichkeit der Kenntnisnahme einer im Internet auffindbaren Seite des Bürgerforums zum Hans Sachs Haus hingewiesen.

Regungslosigkeit 8)
Agonie 8)
Bleierne Schwere 8)

Nur Mauersegler zersicheln die Luft!


Machiavellis ....

"Wer will, dass ihm andere sagen, was sie wissen, der muss ihnen sagen, was er selbst weiß. Das beste Mittel, Informationen zu erhalten, ist, Informationen zu geben."

......... nützt hier gar nichts.

Kein unverbindliches... ja hallo guten tach auch .. ich habe deine mail erhalten.... nett von dir... schönen tag noch.

Nur Schweigen .......
Denn: eine Reaktion könnte negativ ausgelegt werden. Eine Nominierung verhindern. Oder eine Wiederwahl.

Das zum Thema Korruption!

Und dir zum Lob und zur Ehre!

Du gehörst zu den wenigen, die auch das Wagnis eingehen, sich öffentlich zu irren.
Damit gehörst du zu den letzten AUFRECHTEN, KANTIGEN ECHTEN.

Und nicht zu den stromlinien-weichgespülten Event-Polit-Fuzzys!!

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« Antwort #16 am: Mai 27, 2006, 09:52:21 »

Sandra:

@Zugereister: Da hast Du unseren Robert richtig erkannt. Er steht aufrichtig zu dem, was er sagt. Und er hat was zu sagen, im Gegenzug zu anderen!

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« Antwort #17 am: Mai 27, 2006, 10:00:05 »

Robert Zion:

Hallo Zugereister,
da der politische Meinungsbildungsprozess in Parteien stattfindet, findet auch der Meinungsdisziplinierungsprozess in Parteien statt. Das ist die Wahrheit. Darum auch Machiavelli, der aufrechter Republikaner und Humanist war, mit der Hauptbotschaft: Nimm den Menschen nicht so, wie er sein soll, sondern so, wie er ist. Und Menschen machen Fehler und sie vertuschen die Fehler mit neuen Fehlern. Und Menschen machen Dinge richtig und sie vertuschen das Richtige, indem sie dann den Eindruck erwecken, sie würden immer alles richtig machen. Die Wahrheit ist, dass man in den seltensten Fällen überhaupt weiß, ob man einen Fehler oder etwas richtig gemacht hat (weshalb sich dann die meisten auf die Linie der Partei verlassen).

Der von mir hochgeachtete italienische Philosoph und Revolutionär Antonio Negri nannte die Vorstellungen "die konstitutionellen Funktionen des Staates seien der Allgemeinheit verantwortlich und der Parteienstaat sei eine fabelhafte politische Vermittlung zwischen Einheit und Vielfalt" einen "Wust von Infamien" und "Scherze". (In: Die wilde Anomalie. Spinozas Entwurf einer freien Gesellschaft) - und er hat recht.

Ich bin übrigens dennoch von ganzem Herzen Grüner und garnicht einmal so viel stolz, auf das, was ich in der Partei bisher "erreicht" habe. Eines allerdings würde ich dennoch hervorheben: die konstante Anzahl von Gegenstimmen, die ich bisher bei jeder Wahl erhalte, weil ich mir immer Mühe gebe nicht nur Partei sondern Stellung zu beziehen. Seltsam doch, dass in unserem angeblich so demokratischen Parteienparadies bei innerparteilichen Wahlen die 90-99%-Ergebnisse dominieren!
Aber, den Zustand und die Zukunft der Demokratie hier weiter auszuführen, würde sehr lange dauern...
Gruß
Robert

P.S. Dazu ein Literaturtipp, eines der aufregendsten Bücher über unsere Demokratie, die ich in den letzten Jahren gelesen habe:
Luciano Canfora: Kurze Geschichte der Demokratie:

http://www.papyrossa.de/neuer2006f_direkt.htm

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« Antwort #18 am: Mai 27, 2006, 12:09:19 »


Zugereister:


@Sandra
Das er was zu sagen hat, kann man nachlesen! Smiley
Das andere nichts zu sagen haben oder nichts sagen dürfen, kann man auch nachlesen! Wink

@ Matrix Robby

ich nehme die Menschen ja so wie sie sind, erkenne auch das Gesetz an, dass in einer Hierarchie jeder Beschäftigte dazu neigt, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.
Und die anti-oligarchischen Maßnahmen der frühen Grünen fand ich auch lustig. So wie Antonio Negri wohl die Vorstellung eines gerechten Parteienstaates als einen Wust von Scherzchen und Ironie.

Dummerweise ändert es aber nichts an meinem Leidensdruck, wenn mir diese Mechanismen fleischgeworden über den Weg laufen.


Wie letztens ein von mir sonst sehr geschätzter Grüner, der sich beharrlich weigerte den Korruptionsbegriff auch auf den Bereich der immateriellen Vorteilserlangung zu beziehen.
Das hätte ihn gezwungen, über seine Stellung im Geflecht der Organisations-Oligarchie nachdenken zu müssen.
Der Mann ist sonst Hoch-Kompetent!!

Wegen meiner fehlenden Abwehrmechanismen gegen solche Strunz-Dummheiten, habe ich weder ein warmes Parteiplätzchen noch Vereinsstühlchen.
Wie du schon richtig ausführst: ist aber mein Problem und nicht das derjenigen, die sich geschmeidig ins Bettchen der Apparate und Strukturen kuscheln.
Wie du die Dauer-Abwatschung durch niedrige Stimmenzahl aushältst ist mir ein Rätsel. Vielleicht bist du tatsächlich die Matrix ?

Da ich aber nicht ausgezogen bin, genetisch-evolutionär festgeschriebenes Horden-Herden-Verhalten zu ändern, bleibt mir nur der Genuss der Betrachtung. Manchmal - ganz selten, verlass ich die Reihen der regierten und kommentiere ein wenig. :D
Obs hilft? :roll: :roll: :roll: :roll:

@alle
BITTE in einer ruhigen Viertelstunde unvoreingenommen diesen Artikel lesen!!! Es ist einer der besten Beiträge über unsere Stadt, unser aller Umgang mit Kunst und Architektur in Gelsenkirchen.
Wer nach diesem Artikel nicht den Abriss zumindest aufschieben will, der ....... :cry: :cry: :cry: :cry: :cry: :cry: :cry: :cry:

http://www.buergerforum-hsh.de/forum/vi ... b6a11bdc1c

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« Antwort #19 am: Mai 30, 2006, 06:28:31 »

Zugereister:

Heute in der WAZ:


Ein "Kernrathaus" auf dem Zingler-Platz?

Gelsenkirchener Architekten stoßen Diskussion an. Weiterer Vorschlag: Land soll HSH-Ruine erwerben und für die Stadt sanieren. Professor Günter kritisiert "Ausladung" zur heutigen Expertenrunde

Pünktlich zur heutigen (nicht öffentlichen) Runde der Stadt mit Sachverständigen zum Thema Hans-Sachs-Haus-Sanierung legt der Bund Deutscher Architekten Gelsenkirchen (BDA) einen "Beitrag zum aktuellen Diskurs" vor. Kernpunkt: Der BDA regt an, während der Vertragsverhandlungen mit dem HSH-Investor zu prüfen, ob für ein "kleines, feines . . . Kernrathaus" an anderer Stelle Mehrheiten zu gewinnen seien.

Ein geeigneter Standort ist aus Sicht der Architekten der Margarete-Zingler-Platz (Hauptmarkt). Wie berichtet, sind die Pläne für den Bau eines Gesundheitszentrums an dieser Stelle nach einem Rückzug des Investors so gut wie gestorben.

Über diesen Vorschlag hinaus "ermuntern" die Gelsenkirchener Architekten NRW-Bauminister (und Ex-OB) Oliver Wittke, die HSH-Ruine mit allen Rechten und Pflichten zu erwerben. Die Vision: Das Land könne "ein denkmalgerechtes Sanierungsprojekt in der historisch belegbaren multifunktionalen Qualität auflegen". Dieses könne anschließend von der Stadt übernommen werden.

Es sei grundsätzlich nicht hilfreich, so der BDA, die Debatte emotional zu führen: "Es wird eine Polarisierung zwischen ,Guten´ und ,Bösen´ inszeniert."

So lange die Vertragsfrage nicht vom Tisch sei, sieht der BDA "gute Gründe", über Lösungsansätze aller Art nachzudenken - siehe oben. BDA-Vorsitzender in Gelsenkirchen ist der Architekt Albert Ude, der für die SPD Mitglied im Hans-Sachs-Haus-Ausschuss ist.

Kritik an seiner "Ausladung" zur heutigen Expertenrunde übt derweil Professor Roland Günter. Die Verwaltung lasse keinerlei qualifizierte Diskussion zu und nehme Argumente nicht zur Kenntnis. "Es sind nur ,Jubel-Perser´ zugelassen", so Roland Günter.

Wie berichtet, hatte der Professor die von der Verwaltung in Sachen HSH beauftragte Anwälte als "furchtbare Juristen" bezeichnet. Ein Begriff, den Historiker nach der Nazi-Diktatur für NS-Juristen geprägt haben.

loc


29.05.2006

Was mir auffällt:

Sogar die SPD hat sich bewegt. Albert Ude scheint kreativer zu sein als als der Ausschuss Vorsitzende Bernd Matzkowski.
Auch in der Kostenfrage ist die Forderung nach Übernahme der Kosten durch das Land fast revolutionär - gemessen an dem "Köpfe-hängen-lassen" der Grünen!
Wenn jetzt noch das Sachfremde verdampfen von Milliarden Aufbau-Ost-Mittel mit einbezogen wird und gleichzeitig dir Rücknahme von Crossborder Leasing Verträgen angegangen wird, kann noch alles gut werden!


Die Ausladung von Prof. Günter bleibt nach wie vor peinlich und bezeichnend für den Klüngel!

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« Antwort #20 am: Juni 01, 2006, 08:57:04 »

Zugereister:

Auch hier nun Stille. :wink:
Ob es am Entscheidungsfindungsprozess liegt? :?

Firma Assmann sagt: Kosten für das Hans Sachs Haus 143 Millionen Euro. Tongue

Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche 135 Millionen guckst du hier: http://www.dresdnerfrauenkirchemuenchen.de/kosten.htm

Verunsichert das nicht?
Ihr bleibt so ruhig.
Was wisst ihr, was ich nicht weiss? Habt ihr Insider-Infos?
Glaubt ihr, dass tatsächlich alles mir rechten Dingen zugeht? 8) Hier kämpft ihr um bedingungslose Offenheit, dass es immer nichtöffentliche Ausschüsse zum HSH gibt.. muss doch auch euch merkwürdig vorkommen? :(

Aber, ich will ein Thema nicht hochkochen - vielleicht gibt es irgendwann ja eine (gemeinsame) Position hier zu lesen?

Die Wahrheit kommt eh raus und auch das Verhalten aller Entscheidungsträger.
So oder so.
Wenn alles korrekt ablief - gut!
Wenn was faul war - verhängen wir die Spiegel, damit die Damen und Herren Entscheider keinem Dauer-Reflexions-Druck ausgesetzt sind.:wink:

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« Antwort #21 am: Juni 02, 2006, 22:09:16 »

Zugereister:

Vom Abbruch der Demokratie

VON ROLAND GÜNTER

Welche Stadt hat schon zwei Weltstars. Die überraschende Antwort: Gelsenkirchen.
Mit dem Bau des Theaters wurde Werner Ruhnau 1956/1959 schlagartig weltberühmt. Und das Hans Sachs-Haus, das Alfred Fischer 1921/1928 baute, steht sogar in einem bedeutenden Buch des britischen Kunsthistorikers Nikolaus Pevsner in der Reihe der Welt-Architekturen. Die beiden architektonischen Weltstars stehen sich gegenüber, aber eine Stadtplanung, die arm an Fähigkeiten ist, kam nicht auf den Gedanken, für sie den Dialog zu inszenieren, den ein gelungener Platz zustande bringen kann.

Eben diese Stadtplanung, angeführt vom Gelsenkirchener Baudezernenten Michael von der Mühlen, machte sich daran, das Hans-Sachs-Haus im Stadtzentrum abzureißen - unter Umständen, über die inzwischen bundesweit nicht nur die Fachwelt den Kopf schüttelt. Einst verhöhnte der Lieder-Sänger Hans Sachs die Abzocker und deren Liebediener. Der Barde könnte dies heute fortstricken. Denn das Gebäude, das in Gelsenkirchens Stadtmitte seinen Namen trägt, hat eine dramatische Geschichte. Nach dem Untergang des Kaiserreiches entstand es als eines der ganz seltenen Denkmäler des Aufbruchs zur Demokratie. Ein mutiger Bürgermeister von Wedelstaedt und dessen mutiger Baudezernent Arend holten sich den Architekten Alfred Fischer - damals Leiter der Folkwang-Schule in Essen und Exponent des Deutschen Werkbunds im Ruhrgebiet - um nach rund 500 Jahren das erste Volksrathaus zu bauen: unter einem gemeinsamen Dach Läden, Büros, Verwaltung, Fest und Hotel. Und mit drei langen Fassaden eine wahrhaft großstädtische Atmosphäre.

Man hätte es dann zur Jahrtausendwende so einfach damit haben können, mit ein bisschen neuer Farbe im Innern und Reparaturen, wie man ein Haus repariert, wenn der Schaden greifbar wird. Aber nein, der damalige CDU-Oberbürgermeister von Gelsenkirchen, Oliver Wittke, wollte es in Zeitgeist umwandeln - und vergriff sich so total, dass das Unternehmen vor die Wand fuhr. Er verpachtete das Volksrathaus an die Xeris, eine Tochter der Deutschen Bank, mit dem Bau-Löwen Heitkamp im Gepäck. Für einen Euro pro Jahr und für 25 Jahre. Im Klartext: ein Geschenk des besten städtischen Grundstücks plus Gebäude. Die Stadt verpflichtete sich umgekehrt, es 25 Jahre lang zu mieten, zu einem nach oben hin offenen Preis, je nach Umbaukosten. Die Deutsche-Bank-Tochter verstand dies als Freibrief, um astronomischen Aufwand zu betreiben, auf den unbegreiflicher Gewinn aufgesattelt wurde. So stiegen die Sanierungskosten von 12,5 Millionen Euro schrittweise auf zuletzt 143 Millionen Euro - in einen Kokon aus Schweigen eingebettet. Wie einen Schweizer Käse zerlöcherten die Sanierer das Gebäude, sie erfanden Baumängel, der Denkmalschutz blieb blind gegen die von Anfang an verfehlten Methoden im Umgang mit der Architektur. Später wurden in diesem Krimi 24 Denkfehler recherchiert. Sie führten dazu, dass der Bauprozess falsch gesteuert wurde - "versteuert", wie es Karl Ganser, einst Chef der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, auf den Punkt brachte.

CDU-Bürgermeister Oliver Wittke wurde vor zwei Jahren abgewählt. Und der neue Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) kündigte den selbstmörderischen Vertrag. Man erwartete einen Problemlöser. Aber von Juristen beraten, die nur den kleinen Geländegewinn sahen, aber nicht das Überleben des Patienten, entschied auch er sich für den Abrisswahn: Hinrichtung der Architektur-Ikone. Dies trägt ihm und seinen Leuten den Vorwurf ein, dass ausgerechnet Sozialdemokraten ein so wichtiges Denkmal der Demokratiegeschichte zerstören wollen.

Einzigartig, wie das Baudenkmal sein Ende finden sollte: im Stadtparlament binnen zehn Minuten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Diskussion. Dazu gehörten auch Grüne, die sich noch vor einiger Zeit gegen den Abriss eines alten Postgebäudes mit Erfolg angekettet hatten. Und Sozialdemokraten, die ihre Geschichte nicht kennen. FDP und CDU, die das Abzocken einer Stadt als Ordnung darstellen. Und der abgewählte Oliver Wittke wurde Landesminister, ausgerechnet für Wohnen und Verkehr sowie nun in der Funktion des obersten Denkmalschützers. Von ihm fordern Bürgerinitiativen nun Wiedergutmachung. Denn gegen die drohende Zerstörung bildete sich eine breite Abwehrfront: von Katholiken bis zur MLPD. Was an die großen Abwehrkämpfe in den 70er Jahren im Ruhrgebiet erinnert, wo 50 Bürgerinitiativen einträchtig tausend Siedlungen verteidigten - und dies mit riesigem Erfolg. Denn diese Bürgerbewegung, die sich nicht nur sozial, sondern auch kulturell verstand, legte die Grundlagen für das NRW-Städtebauministerium, dem erfolgreichsten und kreativsten in der Republik. Und für die IBA Emscher Park.

Vom monatelangen totalen Schweigen ging die Stadt am vergangenen Dienstag zum Frontalunterricht über. Ankündigung: eine Fachkonferenz in der Halle der Zeche Oberschuir. Kritiker werden nicht ein- oder wieder ausgeladen. Alles eine Woche vorher. Nur zugelassen: "Jubelperser". Ein Aufgebot an Security, das ein Teilnehmer als Fort Knox empfand. Geheimnisvoll: der Ort der Pressekonferenz. Zweieinhalb Stunden Vorträge, zu einem riesigen Projekt. Am Ende kurze Zeit für Fragen. Die Leute, die das Projekt vor die Wand gefahren hatten, leiern die üblichen
Zahlenkolonnen herunter und versichern, dies sei die einzig mögliche Wahrheit. Baudezernent von der Mühlen echot: alles sei gelaufen, ja schlimm, es täte ihm leid, die Kosten, aber man könne nichts ändern. Die Vize-Landeskonservatorin Ursula Quednau bleibt bar des Nachdenkens über jahrelange Blindheit der Denkmalpflege und illegale Teilzerstörungen. Dann wirft sie die verheerende These in den Saal, das Gebäude sei gar kein Denkmal mehr, denn es sei ja zerstört, daher könne es abgerissen werden.

Man kann sich nur wundern über die flinken Behauptungen von Amtsträgern und genehmen Experten. Ihre Empirie und Argumentationslust und wohl auch Fähigkeit tendieren gegen Null. Aus dem Prozess könnte man lernen, welche wichtige Rolle in diesem blinden Absolutismus des Behauptens ein Aufbruch zur Demokratie bedeutet - just das, was die Demonstranten draußen fröhlich über sich selbst sagten: "Wir machen Volksbildung. Das wünschten wir auch drinnen der Geheimgesellschaft."

Aber zwischen all dem Beton gab es vorgestern doch vier aufrechte Personen. Zwei kluge örtliche Kritiker waren zugelassen; unumgänglich wegen ihrer Funktion im Ratsausschuss die kenntnisreiche Architektin Birgit Jacobs. Für eine der mehreren Bürgerinitiativen konnte man Denkmalschützer Lutz Heidemann nicht umgehen. Die Überraschungen waren Gunvar Blanck vom Bund deutscher Architekten Ruhr und überraschender der Chef der großen Wohnungsgesellschaft THS, mit Sitz auf der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen, der Architekt Karl-Heinz Petzinka, gleichzeitig einer der großen Investoren. Es gelang ihnen, auf den entscheidenden Punkt zu kommen: Dass der Mangel an Kommunikation aufhören müsse, dass frei gedacht werden soll, denn nur so seien Probleme lösbar. Petzinka gab die Orientierung, Blanck machte das Angebot einen Moderationsprozess in Gang zu bringen. Petzinka plädierte für eine mehrstufige Werkstatt nicht nur mit Architekten, sondern mit einem Spektrum an Menschen. Blanck schlug vor, aus diesem Brainstorming an Interessen und Ideen mehrere unterschiedliche Modelle zu entwickeln.

Am Ende der Geheimveranstaltung, an deren Überraschungen sich jetzt Hoffnungen knüpfen, formuliert ein Security-Mann den Nerv des Volkes: "Das war ein richtig schöner Protest. Ich find ja, auch, dass das Hans Sachs-Haus erhalten bleiben muss." Und eine der "Protestantinnen" sagt: "Es ist gemein, dass mir verwehrt wurde, im Hans-Sachs-Haus zu heiraten." Blancks Vorschlag: Das Projekt könnte als Beitrag zur europäischen Kulturhauptstadt beispielhaft zeigen, wie man aus einer Katastrophe durch intelligente Lösungen herauskommt.

taz NRW vom 1.6.2006, S. 3, 268 Z. (TAZ-Bericht), ROLAND GÜNTER


Karl-Heinz Petzinka
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heinz_Petzinka
http://www.ths.de/dieths/index.php?{SID ... c16a8d13bd

Gunvar Blanck
http://www.bda-architekten.de/arch/bda/ ... =89&art=ak

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« Antwort #22 am: Juni 02, 2006, 22:19:42 »

Paul:

Ein sehr guter Artikel(jetzt weiss ich wieder wieso ich Taz lese und nicht ND Wink )

Ich glaube die Linkspartei sollte das Projekt und die Strategie nochmal überdenken.
Langsam nimmt der Protest eine Form an die sich von dem "Wir sind gegen Parlamente" in einen
fachlich und sachlich fundierten Widerstand entwickelt hat.

Es wäre ratsam sich nun dem Projekt von Lutz Heidemann anschliessen, anstatt der Volksinitative
hinterher zu rennen.

Paul

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« Antwort #23 am: Juni 03, 2006, 08:40:46 »

Zugereister:


Der Artikel ist so kämpferisch, das ich fast schon wieder hellhörig werde.
Jedenfalls verstehe ich nun, warum der OB und der HSH Ausschuss-Vorsitzende Prof. Günter ausdrücklich nicht eingeladen haben.
Die hatten Muffensausen.
Beide wären hier mit ihrer politischen Biographie, ihren eigenen (ehemaligen?) sozialen - demokratischen - kulturellen Ansprüchen konfrontiert worden.
Alles verwuselt im Strudel der Real-Politik?
Ich sags noch mal: wenn sich da nichts bewegt, sollte der Ausschuss Vorsitz wechseln. Primadonnengezicke fände ich nur noch ÜBEL! Da muss jemand hin, der im Sinne einer Rettung des HSH moderieren kann und nicht seine Launen im Ausschuss auslebt.
Aber vielleicht tut sich ja doch noch etwas.... :roll:

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« Antwort #24 am: Juni 03, 2006, 09:06:23 »

Jürgen:

Ich denke schon, dass die Bürger ein Recht auf umfassende Information haben.

Wie soll jemals transparente Politik verwirklicht werden, wenn nach jedem Skandal die Akte der Verstaubung zugeführt wird.

In Bezug auf die neu gesetzten Summen bleibt schon im Vorfeld ein fader Beigeschmack.

Wieso ist diese Summe 10-fach größer als üblich?

Der nächste Skandal ist schon programmiert.

Soll dann auch wieder die Akte geschlossen werden?

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« Antwort #25 am: Juni 09, 2006, 13:37:27 »

Robert Zion:

Lieber Zugereister (ich würde Dich gerne beim Vornamen nennen können, der Qualität der Diskussion wegen und als Ausdruck gegenseitiger Anerkennung!)

Das „Schweigen“, das Du hier beklagt hast, lag einfach daran, dass ich am Gedanken ordnen war. Da ich nun einmal nichts Vernünftiges gelernt habe, außer Philosophie, würde ich die HSH-Problematik einmal unter analytischen Gesichtspunkten beschreiben:

Schuld und Sühne (MLPD, Prof. Günter)
Beide betrachten den Prozess seit dem PPP-Vertrag bis heute unter dem Vorzeichen einer Ursünde.
Für die MLPD sind Politik („Der Rat“), Verwaltung, Gerichtsbarkeit, Wirtschaft (Xeris) sämtlich abzulehnende Ausdrücke der Ursünde „kapitalistisches System“, das gegen das Gute der „Bürger“ und der diesen innewohnenden „Moral“ gesetzt wird. Das System ist Schuld, weil es in sich die Schuld trägt, oder, wie Adorno sagte, „es gibt kein richtiges Leben im Falschen“. Darum auch der Generalverdacht einer allgemeinen Korruption, Amoral und Bürgerferne. Darum auch die eigenartige Vorstellung, dass selbst die Annahme des Bürgerbegehrens durch den Rat ein korrupter, amoralischer und bürgerferner Akt gewesen sei. Die Ursünde des Systems färbt sozusagen alle Handlungen und Unterlassungen des Systems negativ ein. Die MLPD verfolgt diese Strategie, um sich in Abgrenzung zum von ihnen negativ definierten System selbst als positiv, d. h. „bürgernah“ und „moralisch“ zu definieren. Sie muss dies tun, eine Definition ex negativum konstruieren, weil ihre Selbstdefinition von den Bürgern nicht akzeptiert wird: revolutionär, antiparlamentarisch, kaderorganisiert, leninistisch-stalinistisch-diktarorisch.
Die Sache selbst (HSH) ist ihnen nur Instrument und Anlass der Selbstbestätigung und Selbstbehauptung – es ist ihre Überlebensstrategie.
Dem gemäß ist ihr Vorgehen irrational und affektiv (Ihr Auftreten gegenüber Bernd Matzkowski mittlerweile verhetzend und aufhetzend)

Prof. Günter wiederholt den Generalverdacht gegen das System, begründet ihn aber mit einem anderen, dennoch nicht weniger künstlich konstruierten Gegensatz: Das System gegen eine Architektur und Architekturgeschichte, die in einer absolut gesetzten „Kompetenz“ einfach autonom behauptet wird. Als ob rein bautechnische und ästhetische Fragen unsere Städte gebaut hätten und alle Gebäude aus dem Architektenhimmel in diese gefallen seien!
Darum ist das „System“ dann auch bautechnisch inkompetent und ästhetisch indifferent. Die Ursünde ist hier eine grundlegende Fachfremdheit des Systems, seine Korruption die Unkenntnis und Fehlerhaftigkeit.

Beide Kritikrichtungen geben dem „System“ die Schuld und beide begehen den Fehler einer von Interessen gesteuerten Komplexitätsreduktion:

MLPD: Alle Entwicklungen werden im Absoluten des Ganzen, das das Falsche ist, aufgelöst.

Prof. Günter: Alle Entwicklungen werden auf einzelne Fachfragen ohne jeweiligen Bezug zum Ganzen reduziert.

Günter lässt sich von der MLPD instrumentalisieren, tritt vor deren „offenes Mikrofon“ und stimmt in die mittlerweile unerträglich gewordene Hetze gegen Bernd ein (oder trägt diese zumindest implizit mit).
Ich würde hier gerne einmal hier von allen etwas hören, über die Spießrutenläufe, zu denen Bernds Auftritte bei den Foren und Versammlungen, zu denen Bernd bewundernswerter Weise immer noch geht, mittlerweile geworden sind!
Der Artikel von Günter in der taz ist voller Lügen („ein bisschen neuer Farbe im Innern und Reparaturen, wie man ein Haus repariert, wenn der Schaden greifbar wird“, „…in einen Kokon aus Schweigen eingebettet“, „monatelangen totalen Schweigen „), unbewiesenen Behauptungen („gegen die drohende Zerstörung bildete sich eine breite Abwehrfront“), reiner Polemik („Abrisswahn: Hinrichtung der Architektur-Ikone“), Unterstellungen („Bau-Löwen“, „erfanden Baumängel“), Auslassungen (Das Haus gehört uns derzeit gar nicht [das macht den ganzen Wust der „Ideen“, die ständig angeführt werden, rein hypothetisch]! Die Ausstiegsverhandlungen des Bürgermeisters aus dem Vertrag sind äußerst komplex, jede Festlegung, die die Stadt jetzt trifft, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Verhandlungsposition der Stadt. Die Stadtverwaltung ist derzeit auf 30 Standorte im ganzen Stadtgebiet verteilt, für die Miete gezahlt werden muss!) etc. etc.

Über die Motivation der Grünen, deren Fehler und derzeitige Positionen habe ich ja hier an anderer Stelle bereits geschrieben. Der HSH-Ausschuss II, das ist Konsens bei uns, soll nun zur vollständigen Aufklärung aller Ereignisse ohne Rücksicht auch auf eigene evtl. Fehler beitragen.
Die ewig unterstellten „Denkverbote“ gibt es nicht! Nur, dass das Denken ohne Berücksichtigung der Fakten pure Phantasterei ist.
MLPD und Günter: Für mich sind das Aufpeitschungen, garniert mit Halbwahrheiten und Selbstanmaßungen irgendeiner Wahrheitskompetenz, die durch nichts bewiesen ist.

Und über die reelle „Breite“ der „breiten Abwehrfront“ kann man nur lachen.

Hier vermuten doch alle nur, ohne sich die Mühe zu machen in die Materie einzudringen.

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« Antwort #26 am: Juni 09, 2006, 15:34:42 »

Zugereister:


@Robby
ich bin hier gerne virtuell und "Zugereist", meinen richtigen Namen kennt doch jeder. D
Da ich nun auch für einige Zeit abtauchen werde schnell eine Antwort.

PPP oder Crossboarder ist eine "Ursünde". Es steht tatsächlich für den Rückzug des Staates aus öffentlichen Aufgaben und die Anpassung an "Globalisierung" ohne strategisches Konzept. Neo-Lib.
Da pfeiff ich drauf, was MLPD oder andere sagen. Durch Mitreisende muss die Reiserichtung nicht falsch werden.
Dass die MLPD sich je nach Angebot auf Überlebensthemen stürzt ist nichts neues. Mag sein, dass sie Bernd Matzkowski dabei anrüpeln, da er kein Kind von Traurigkeit ist und und selber gerne affektiv sich dieser und anderer Methoden bedient, wird er es ohne Schaden überstehen.
Hier also kluge Vernetzungen von dir, aber nichts was gegen eine Untersuchung sprechen würde, auch wenn sie von der MLPD eingestielt wurde.

Günter:
Ob er tatsächlich von der MPLD funktionalisiert werden kann, ist bei seinem rustikalen Auftreten höchst unwahrscheinlich, mir aber auch wurscht, wenn die Inhalte bedenkenswert sind. Seine Polemik hat er wohl von Bernd geklaut.
Ich bin verblüfft, dass du über die "reelle Breite" der "Breiten Abwehrfront" lachst.
Klappern gehört zum Handwerk. Die Ratsmitglieder fühlen sich auch demokratisch legitimiert, obwohl keiner mehr wählen geht.
Und du und andere hier haben doch auch kein Problem stellvertretend für den "Bürger" zu denken, handeln, zu bestimmen.
Hast schon mal freier gedacht! :roll:
Recht hast du trotzdem - aber dafür hättest du nicht lange nachdenken müssen. Wink

Zwischenfazit aus deinem Denkprozess: es ist ein sehr kompliziertes Thema, und es ist in guten Händen. MLPD und Einzelpersonen sind aus verschiedenen Gründen dem Thema nicht gewachsen.
Der hart arbeitende Fachmann, Visionär und Faktenvermittler B.M. muss beim Pöbel Spiessruten laufen.


Soweit so gut. Aber dann sagst du:

Die ewig unterstellten „Denkverbote“ gibt es nicht! Nur, dass das Denken ohne Berücksichtigung der Fakten pure Phantasterei ist.
Hier vermuten doch alle nur, ohne sich die Mühe zu machen in die Materie einzudringen.


Das stimmt definitiv nicht. Die Fakten werden nicht öffentlich gemacht. Kannst du in der Zeitung nachlesen, kannst du von Heidemann und Co hören.

Da dieser Fall HSH bisher völlig nach dem Drehbuch der Privatisierung verläuft, werde sogar ich stutzig.

Gerade noch traf ich jemanden, der mir völlig ohne Fakten-Kenntnis auseinanderdröselte, warum SPD und Grüne kein Interesse an einer völligen Aufklärung haben, CDU sowieso nicht.
Warum und wo Wittke den Geldhahn zu- und aufdreht um Wohlverhalten zu erzwingen. Welche Deals da ablaufen. Der war nicht von der MLPD und hält die für ne Sekte!!
Zeche Consol spielte dabei eine Rolle, Schalker Verein (??) wohl auch. Aber da wirst du mehr drüber wissen als ich.

Meine Prognose: Das HSH wird abgerissen, an CDU und SPD wird der Skandal abperlen, an den Grünen wird was kleben bleiben. Die "Wahrheit" wird nicht herauskommen, allenfalls die Überforderung des Systems der Bürgervertretung durch Freizeit-Politiker.

Insgesamt gute Gedanken von dir - aber nicht frei von Fessel der Interessengebundenheit. :D

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« Antwort #27 am: Juni 30, 2006, 13:39:58 »

Zugereister:

Aus dem WAZ Forum :D

Hmmm..
alles wiederholt sich irgendwie...
Nur die Akteure haben die Seiten getauscht. :wink:
Guckst du da:

http://blog.faktur.org/category/stattfilm-1984/ :wink:


:D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D

22 Jahre später ... und die Zeit scheint eingefroren

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Übertrag aus dem Forum der Initiative Links:

Kritische Frage Hans-Sachs-Haus Ausschuss II

Bis zum 31.12.2006 hat es keine weiteren Einträge mehr gegeben

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