Der Spieltisch der Walcker-Orgel in den 50ern
Kurzes Video:
Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG
Quelle: http://stadt.gelsenkirchen.de/Virtuelle ... efault.aspStadt Gelsenkirchen hat geschrieben:Warum wird die Walcker-Orgel nicht mehr in das HSH eingebaut?
Die Aufstellung und Spielbarkeit der historischen Walcker-Orgel lässt sich mit der Grundkonzeption, der Raumausbildung, der Raumgeometrie und der Raumakustik im geplanten Forum der bürgerschaftlichen Begegnung im Neuen Hans-Sachs-Haus leider nicht vereinbaren. Von der Verwaltung wird deshalb in Zusammenarbeit mit dem Kustos der Walcker-Orgel, Karl-Heinz Obernier, ein neuer Aufstellort gesucht, der den qualitativen Anforderungen des Instrumentes gerecht wird.
Warum wird der Saal nicht so gestaltet, dass die Walcker-Orgel eingebaut werden kann?
In Vorbereitung auf den Wettbewerb zum "Neuen Hans-Sachs-Haus" wurde das gesamtstädtische Angebot der verschiedenen Veranstaltungsorte und die entsprechende Nachfrage in Gelsenkirchen und den Nachbarstädten betrachtet. Ergebnis war, dass sich ein konzertanter Saal in der, für die optimale Bespielung der Walcker-Orgel erforderlichen Größe und Beschaffenheit, am Standort des Hans-Sachs-Haus nicht wirtschaftlich betreiben lässt. Zudem muss ein Veranstaltungsbereich in der Qualität eines Konzertsaals im Neuen Hans-Sachs-Haus im städtischen Gesamtzusammenhang gesehen werden. Vor dem Hintergrund der Überlegungen, das Musiktheater im Revier (MiR) thematisch zu öffnen, um neue Zielgruppen anzusprechen und das MiR besser auszulasten, ist eine Konkurrenzsituation durch einen konzertanten Saal im Hans-Sachs-Haus nicht vertretbar.
Es wurde deshalb nach einer alternativen Möglichkeit gesucht, im Neuen Hans-Sachs-Haus einen kostengünstigeren, weniger spezifisch ausgestatteten multifunktionalen Raum (ohne Fernwerk, Schallkanal, klimatechnischer und akustischer Ausstattung etc.) zu schaffen, der sowohl als Veranstaltungsbereich, als auch als Ort der Bürgerschaftlichen Begegnung dienen kann. Leider ist dieser multifunktionale Raum aus den bekannten Gründen (klimatische, akustische Randbedingungen, Erfordernis der Bespielung zwei- bis dreimal wöchentlich, etc.) nicht für die Spielbarkeit der Orgel geeignet.
WAZ hat geschrieben:Schatz ohne Zukunft
Blick in das Innenleben der großregistrigen Walcker-Orgel, die seit dem Teilabriss des Hans-Sachs-Hauses eingemottet wurde...
. . . zumindest auf Gelsenkirchener Ebene: Die denkmalgeschützte Walcker-Orgel soll nach Dortmund verkauft werden, aus räumlichen und finanziellen Gründen
LESER-FRAGE WARUM GIBT ES KEINEN GEEIGNETEN ORT FÜR DIE WALCKER-ORGEL? Vor sechs Jahren wurde sie abgebaut: die denkmalgeschützte Walcker-Orgel im maroden Hans-Sachs-Haus. Sie wurde restauriert von Spezialisten für die Saalorgel, anschließend, bis zum zunächst versprochenen und erhofften Wiedereinbau in den HSH-Neubau, eingemottet. In Kleinblittersdorf fristet sie ein trauriges Dasein. Das weltliche Instrument, ein Schatz für Gelsenkirchens Kultur- und Stadtgeschichte, wird wohl nie mehr hier erklingen. Denn ein Saalprojekt der Größenordnung, in das Walcker-Werk von 1927 hineinpassen würde, wird es in dieser Stadt nicht mehr geben.
Die Walcker-Orgel, im Rückblick oft ein ungeliebtes Kultur-"Kind": Das lag nicht zuletzt an der spezifischen Situation von Ort und Objekt. Denn diese Orgel wird nicht wie bei Kirchenorgeln von einem spektakulären, anspruchsvollen, architektonisch reizvollen Prospekt abgerundet. Die Pfeifen und Register sind versteckt hinter Glas beziehungsweise einer Mauer hinter der Bühne. Nur der Orgeltisch war bei Konzerten sichtbar: Er wurde auf die Bühne aus einem Seitenraum gerückt.
GMD Ljubomir Romansky war der erste Verantwortliche, der in den 50-er Jahren den historischen Wert der Orgel feststellte und um den Erhalt und den Einsatz kämpfte. Sein Nachfolger Uwe Mund griff die Initiative auf und verlegte Konzerte in den HSH-Saal - wegen der Orgel. Er plädierte sogar für den Umzug der sinfonischen Programme aus dem Großen Haus des Musiktheaters in das Hans-Sachs-Haus.
Mit Karl-Heinz Obernier, der als Gründer und Leiter der Städtischen Musikschule nach Gelsenkirchen kam, wurde der erste Orgelkustos von der Kommune um 1980 bestimmt. Ein Teil seines Zukunftskonzepts für die Orgel: Konzertreihen und schließlich die Einrichtung eines hochkarätigen Orgelwettbewerbs auf internationaler Ebene.
Das Problem dieser Impulse: Es fehlte eine schlüssige Marketing-Strategie, die Konzerte und selbst die Finalrunden des Wettbewerbs fanden vor leeren Stuhlreihen im Hans-Sachs-Saal statt. Man hatte vergessen, "Orgelpools" des Reviers (Bochum, Bottrop, Dortmund beispielsweise) anzusprechen und einzugliedern, oder die Folkwang-Hochschule (mit Orgelmusik-Seminaren) zu integrieren. Bei den Juroren und den Jung-Talenten aus Japan, den USA, aus Polen, Tschechien oder Italien u.a. heimste die Walcker-Orgel höchstes Lob ein, beim Konzertpublikum blieb die Resonanz eher schwach.
Dann folgte die Diskussion um Abriss und Sanierung/Neubau für den wichtigsten City-Standort: Damit geriet das "gute Stück" aus dem Blickfeld. Keine Konzerte, kein Wettbewerb, kein politisches Kulturbewusstsein für den Erhalt der HSH-Orgel entwickelte sich. HJL
24.09.2007
WAZ hat geschrieben:Weltliches Instrument kennt keinen Prospekt
Saalorgel lässt sich hier kaum eingliedern
Das Problem der HSH-Orgel, sie anderswo "unterzubringen", kennt eine finanzielle und eine räumliche Dimension. Man kann, so Obernier oft in seinen Verteidigungsreden pro Walcker, dieses Instrument nicht verpflanzen - in eine Sakralarchitektur, irgendwo auf der Empore einer Kirche. Man könne zwar Literatur aus Klassik, Romantik und Moderne zum Vortrag bringen - doch der Klang entfalte sich erst in seinem Saal einer bestimmten Größenordnung (ab 800 Plätze aufwärts). Dann würde man schnell die Qualitäten der modellhaften Orgel hören.
Einfach nur um/einbauen für/in St. Georg, Heilig-Kreuz, St. Mariä Himmelfahrt oder in eine andere von Schließung bedrohten Kirche, sei technisch zwar machbar, aber - so OB Baranowski - finanziell in dieser Stadt nicht zu vertreten. Das akustische Ergebnis sei, das führen die Kritiker an, höchst problematisch.
Dazu die Kosten: Ein Um-/Einbau würde voraussichtlich teurer als eine neue Orgel für einen neuen Saal (falls es ihn geben sollte). Eine Mio Euro wäre, so die allgemeine Rechnung, die unterste Grenze.
Einbau in die Emscher-Lippe-Halle? Undenkbar, hielt Helmut Hasenkox schon vor Monaten dagegen. Aber die ELH scheint auch längst aus dem Rennen um einen künftigen Konzertort zu sein.
Die Orgel verkleinern? Technisch zu aufwändig. Ein neuer (kleiner!) Saal im HSH mit einer neuen, angepassten Walcker-Orgel? Kaum möglich oder nur unter schwierigsten Kompromissen zu realisieren.
Deshalb verhandelt die Stadt mit Nachbarstädten über eine Übernahme. Einer der konkreten Partner: die Reinoldi-Kirche in Dortmund. Dezernent Manfred Beck: "Wir sehen absehbar keine Möglichkeit, in Gelsenkirchen einen geeigneten, finanzierbaren Standort für die Walcker-Orgel einzurichten. Das ist bitter schade." HJL
24.09.2007
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