Kaufhaus Theodor Althoff in Buer

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Verwaltung
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Kaufhaus Theodor Althoff in Buer

Beitrag von Verwaltung »

Kaufhaus Theodor Althoff

BildBild
aus dem Buch "Gelsenkirchen" von 1955
Zuletzt geändert von Verwaltung am 06.04.2007, 13:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

  • Als das Kaufhaus Theodor Althoff in Buer im Jahre 1913 gegründet wurde, siedelte es sich mit einem modernen Zweckbau inmitten der alten Fachwerkhäuser des Buerschen Huck als Zeugen einer vergangenen Zeit dörflicher Friedsamkeit an. Das „Neue Revier", in dessen Mittelpunkt die Neugründung erfolgte, war in vollem wirtschaftlichen Aufbruch. Die in fast fieberhaftem Tempo sich hier in industriellem Neuland ansiedelnde Zechenindustrie zog hunderttausende fleißiger Menschen ins Land, die kleine Dörfer in wenigen Jahren zu Großstädten emporsprießen ließen. Für sie großzügige, moderne Möglichkeiten der Bedarfsdeckung mit den Gütern der täglichen Lebensbedürfnisse zu schaffen, war für tatkräftig geleitete Einzelhandelsunternehmen eine bedeutsame volkswirtschaftliche Aufgabe. Das Kaufhaus Althoff, Buer, hat diese Verpflichtung von der Gründung des Hauses an erfüllt, zum eigenen Nutzen, der in einer ständigen Aufwärtsentwicklung des Betriebes zum Ausdruck kam, und zugunsten einer ständig wachsenden zufriedenen Käuferschar.

    Der erste Weltkrieg mit seiner wachsenden Warenarmut konnte den Aufstieg des Unternehmens nur hemmen, nicht abstoppen, weil die Grundlage des Hauses gesund war. Die inzwischen erfolgte Vereinigung der wirtschaftlichen Kraft der Häuser Althoff und Karstadt und die Nützung der wirtschaftlichen Energie beider Häuser gab dem Buerschen Unternehmen weitere Impulse. Großzügige Erweiterungsbauten in den Jahren 1928/29 waren durch diese gesunde Entwicklung des Hauses und seinen Bedarf nach größeren Möglichkeiten des Warenangebotes bedingt. Der zweite Krieg brachte weitere Schwierigkeiten.

    Das Haus hat dann aus engbegrenzten wirtschaftlichen Verhältnissen heraus wieder zielbewußt auf gebaut. Mit dem Wiederaufbau in der Bundesrepublik gingen der neue Aufschwung und die Aufwärtsentwicklung des Unternehmens Hand in Hand. Inwischen hat die Verkaufsfläche im Hause bereits wieder 5000 qm erreicht. Rund 400 fachlich gut ausgebildete Mitarbeiter haben bei der Firma ihren festen Arbeitsplatz. Es ist nichts unterlassen worden, die Einrichtungen des Hauses den modernsten Anforderungen des Warenangebotes anzupassen. Eine neugestaltete Passage modernster Architektur hat die Gelegenheiten, die reichen Einkaufsmöglichkeiten des Hauses zu offenbaren, bedeutsam verstärkt. Eine neue Lufttür, zwei Schnellaufzüge und eine moderne Rolltreppe dienen der Bequemlichkeit der Kunden. In einer großzügig gestalteten, mit neuen Kühlanlagen versehenen Lebensmittelabteilung, die ihr Angebot überaus preiswert hält, sind eine Imbißecke und eine moderne Milchbar eingerichtet worden, die allen Ansprüchen modernen Kundendienstes entsprechen und überaus stark in Anspruch genommen werden.

    So wird das Kaufhaus Althoff in Buer seit vier Jahrzehnten seiner Aufgabe gerecht, einen großen Kundenkreis preiswert und gut mit den Waren des täglichen Bedarfs zu beliefern.
aus dem Buch "Gelsenkirchen" von 1955
Zuletzt geändert von Verwaltung am 06.04.2007, 13:44, insgesamt 1-mal geändert.

Gast
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Beitrag von Gast »

Quelle ???

Josel
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Beitrag von Josel »

Gast hat geschrieben:Quelle ???
Die Fusion mit Quelle kam erst 1999. :D

(Stimmt schon - oben fehlt mir auch die Quelle....)

J.
Vertrödeln Sie keine Zeit mit dem Lesen von Signaturen!

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

Bild
altes Foto, vermutlich aus den 30ern

wespe171
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Beitrag von wespe171 »

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wespe171
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Beitrag von wespe171 »

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pito
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Beitrag von pito »

Du könntest Recht haben. Dass die Fenster zerstört sind, ist mir erst gar nicht aufgefallen. Schwer zu erkennen, aber beim zweiten Blick eindeutig.

MichaL
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Beitrag von MichaL »

wespe171 hat geschrieben:könnte das Foto nicht eher aus den 40er sein ?
Man sieht einen bewaffneten Soldaten und die Schaufenster sind alle zerstört,
deutet dann eher auf den Krieg hin.
Ich biete 1919, Spartakusaufstand.
Da wurden auf der Hochstraße in Buer einige Geschäfte verwüstet, u.a. Althoff.

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Mahns
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Beitrag von Mahns »

Ich habe heute morgen mit einer alten Dame gesprochen, die nach dem Krieg in der Bekleidungsfabrik Wilken (neben Napiralla) gearbeitet hat. Diese hatte ab den 50er/60er-Jahren ihren Sitz auf dem Nordring, Höhe alter Bahnhof Buer-Nord, heute "Come Back"-Fitness-Studio.

Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass die Dame, bevor Wilken am Nordring den eigenen Neubau bezogen hat, in gemieteten Räumlichkeiten produziert hatte, und zwar zunächst bei Weiser am Stern, später dann bei Althoff/Karstadt, beides Hochstraße Buer.

Auf mein ungläubiges Staunen bestätigte die Dame aber mit präzisem Detailwissen, dass sie sich unmöglich irren konnte: Dort, wo Mitte der 60er nach dem Einbau der Rolltreppen die Lebensmittel-Abteilung (Herr, wie vermisse ich die !!!) war, hatte zuvor Wilken auf etwa der Hälfte der Etage produziert, und zwar in dem Gebäudeabschnitt zur Seite Luciagasse/Rottmannsiepe.

Heute nachmittag Rücksprache mit einer Tante, die diese Informationen zu bestätigen wusste.

War mir völlig neu. Meine Erinnerung fängt da an, wo der Lichthof/Lichtkuppel von Althoff/Karstadt zugunsten der Rolltreppen aufgegeben wurde, und das muss so Mitte der 60er gewesen sein.

By the way: Zu der Zeit verrichtete im Aufzug bei Althoff/Karstadt noch ein Kriegsversehrter seinen Dienst als Aufzug-Auf- und Abfahrer mit Ansage: "Zweite Etage: Damen-Oberwäsche, Haushaltswaren und Lebensmittel" 8)

Ich meine mich auch an einen kriegsversehrten "Aufzieher" bei Weiser zu erinnern ...

Hat jemand noch Erinnerungen?

MichaL
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Beitrag von MichaL »

Mahns hat geschrieben:Ich meine mich auch an einen kriegsversehrten "Aufzieher" bei Weiser zu erinnern ...

Hat jemand noch Erinnerungen?
An den bei "Weiser" kann ich mich sogar sehr gut erinnern. Ob das aber ein
Versehrter oder ein Mensch mit einer Behinderung war, das wußte ich als Kind
nicht einzuordnen und kann das deswegen auch heute nicht so festlegen.
Auf jeden Fall ein kleiner schmächtiger Mensch (mit einem Augenfehler), immer
gut gekleidet und freundlich.

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Wollang
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Beitrag von Wollang »

MichaeL hat geschrieben:
Mahns hat geschrieben:Ich meine mich auch an einen kriegsversehrten "Aufzieher" bei Weiser zu erinnern ...

Hat jemand noch Erinnerungen?
An den bei "Weiser" kann ich mich sogar sehr gut erinnern. Ob das aber ein
Versehrter oder ein Mensch mit einer Behinderung war, das wußte ich als Kind
nicht einzuordnen und kann das deswegen auch heute nicht so festlegen.
Auf jeden Fall ein kleiner schmächtiger Mensch (mit einem Augenfehler), immer
gut gekleidet und freundlich.
Ja, da kann ich mich auch noch dran erinnern.

Da saßen immer in den Fahrstühlen (Aufzügen) die, die körperlich den Krieg nicht so gut überstanden hatten. Saßen auf dem Stuhl, fragten in welche Etage man fahren wollte. Man konnte auch sagen, was man kaufen wollte. Er wusste dann, wohin.

Wenn ich mich richtig erinnere, wurde der Fahrstuhl mit einem Hebel (auf/ab) bedient. Die Türen wurden händisch auf und zu gemacht. Wenn die Etage erreicht war, stand der "Fahrstuhlführer" von seinem Stuhl auf und erzählte, was da alles zu bekommen war. Dann erst wurde die Tür geöffnet.

Bei Weiser gab es doch mal einen Vorfall, so mit Kopf ab. Ist aber nur noch so eine Ahnung bei mir.

Wollang
Der Lüneburger Heide

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ressermädchen
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Beitrag von ressermädchen »

Ich kann mich noch gut an den von Althoff erinnern.Er hatte einen Arm bis zum Ellenbogen amputiert.Trotzdem spielte er am Wochenende und auf Festen mit seiner Kapelle zum Tanz auf.Er spielte das Schlagzeug.

Frohe Weihnachten wünscht Euch das

Ressermädchen

Wolfgang R.
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Beitrag von Wolfgang R. »

An das Kaufhaus Althoff erinnere ich mich sehr gerne. Besonders sind mir die Schaufensterdekorationen in der Vorweihnachszeit in lebendiger Erinnerung. Es gab dort immer sich bewegende Steifftiere und andere Dinge, von denen ich als Kind nur träumen konnte.
Soweit ich mich erinnern kann, trat auch der Nikolaus oben auf dem Balkon auf und sprach zu den Kindern, die unten auf der Hochstraße standen.

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Lorbass43
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Si war,s bei Althoff

Beitrag von Lorbass43 »

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die großen Warenhäuser ein wichtiger Teil des deutschen Wirtschaftswunders. Deutschland wurde wieder aufgebaut, und mit ihm wuchsen die Generalisten. In den 50er Jahren beschwerten sich kleine Händler, die Kunden würden ihnen ob der Warenhäuser davonlaufen. Tante Emma bekam es mit der Angst zu tun.
Nierentisch und Petticoat, Heimatfilm und Adenauer, VW-Käfer und die Helden von Bern - das sind für viele die 50er Jahre.
1958
* Schalke 04 wird deutscher Fußballmeister.
* Adenauer trifft sich wechselseitig mit Charles de Gaulle.
* Im Zeichen des "Atomiums" wird in Brüssel die Weltausstellung eröffnet.
* "Das Mädchen Rosemarie" kommt in die deutschen Kinos.
* Ich bin im zweiten Lehrjahr bei Th. Althoff in Buer.
Mit der prosperierenden Wirtschaft in den voranschreitenden Fünfziger Jahren, füllten sich die Regale der Geschäfte und Warenhäuser. Die Kaufkraft der Bundesrepublik und auch die Löhne sowie Gehälter stiegen langsam aber beständig.
Die Bundesbürger konnten wieder leben. Nach entbehrungsreichen Kriegsjahren wollte man mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder verlorenes Lebensgefühl nachholen. Da im Laufe der Zeit mehr produziert als konsumiert wurde, mussten sich die Unternehmen Strategien zurecht legen, mit denen sie ihre Produkte besser bei den Kunden platzierten. Zu Beginn der 50er wurde noch häufig von "Reklame" gesprochen, schon bald setzte sich der Begriff "Werbung" durch.
Es gab noch nicht den Begriff Dienstleistung, aber Verkäufer und Dekorateure waren gefragt.
Hier ein kleiner Einblick hinter die Kulissen.
Durch den Personaleingang an der Luciagasse vorbei am Pförtner musste die Personalmarke von Abwesend auf Anwesend gehängt werden. Pünktlich zum Arbeitsbeginn wurde mit einer Tafel ein Aufhängen der Marke auf Anwesend unmöglich gemacht. Die verspätet eintreffenden Mitarbeiter gaben ihre Marken beim Pförtner ab, der meldete diese im Personalbüro.
Durch den Hof zum Treppenhaus ging es in den Keller. Hier befanden sich die Umkleideräume auch diese wurden pünktlich zu Arbeitsbeginn geschlossen. Die Verkäuferinnen hatten generell einen braunen glänzenden Arbeitskittel, während die Plakatmalerinnen in weißen Kittel ihre Arbeit antraten. Die Mitarbeiterinnen in der Verwaltung trugen ihre private Kleidung. Verkäufer waren generell einen Anzug mit Krawatte gekleidet. Nur im Hochsommer konnte Oberhemd Langarm mit Krawatte angeordnet werden. Die Lehrlinge, wir kannten noch nicht den Begriff Azubi, waren je nach Tätigkeit in graue Arbeitskittel, Gardinendekorateure in weiße lange Kittel und die Schaufensterdekorateure auch in weiße Kittel aber die mussten, das war angesagt, Arschkurz sein.
Im Keller war das geheimnisvolle Reich der Deko. Hier sahen wir pubertierenden
Jünglinge zum erstenmal nackte lebensgroße Frauenkörper - Schaufensterpuppen -erweiterten unsere bis dato kaum vorhandenen Anatomischen Kenntnisse von weiblichen Wesen. Überall standen, lagen oder hingen Kulissen, Ständer und Podeste.
Holzleitern mit Farbresten überzogen, so dass das Holz kaum noch zu erkennen war.
Über allem thronte, vom ständigen Duft von - Plaka - umgeben, der Herrscher der Unterwelt Chefdekorateur Sauerbier. In einer Zeit in der die Gestaltung der Fenster nicht bis ins Detail Zentralseitig vorgegeben war, konnte eigene Kreativität nach seinen Vorstellungen, verwirklicht werden. Viel handwerkliches Können war gefragt, Selbst die Preisschilder ob in den Fenstern oder in den Abteilungen wurde per Hand in der Plakatmalerei erstellt. Ein weiterer GG ler ist nur später, wie Orpheus, auch durch diese Unterwelt gegangen
Im Keller befand sich auch die Expetition und die Hausinspektion. Im Papierkeller wurden Kartons und Holzwolle, ein zu der damaligen Zeit ein gängiges Verpackungsmaterial, gesammelt und zu großen Ballen gepresst. Neben der Informationstafel in der Nähe des Treppenaufgang wurde der “Fegesand” , mit flüssigen Bohnerwachs getränktes Sägemehl, ab 18.00h bereit gestellt. Mit diesem Fegesand, wie oft versauten sich hier eine Generation von Stiften die Hosen, wurden die Abteilungen des Hauses nach 18.30h durch die Lehrlinge gereinigt und alle Papierkörbe entleert, bevor es in den Feierabend ging.
Durch das Treppenhaus, hier waren auch die Kundentoiletten, erreichte das Personal die Abteilungen. In der vierten Etage war die Verwaltung, Hauptkasse, Plakatmalerei, die Büros der Personal- und Geschäftsleitung (für die Herren Pantring, Wichert u. Schütz).
Eine Personalkantine in der für kleines Geld ab 12.00h ein Mittagsmenü verausgabt wurde. Um das Geld zusparen wurde mit dem Teller eines Kollegen “ Nachschlag ” geholt und dann ganz schnell gegenüber ins Apollo wo ab 13.00 Zorro, Fuzzy, Eddy Constantin oder Gozilla zusehen war. Ebenfalls auf der vierten Etage wurde Bedarfsmaterial, wie Kittel Rechnungsbocks, Verpackungsmaterialien usw., gegen Anforderungsbeleg von der jeweiligen Abteilungsleitung gegengezeichnet, verausgabt. Die Spielwaren- und die Teppich und Gardinenabteilungen hatten hier auch Lager.
In der dritten Etage war die Warenannahme.
Über den Hof mit den Lastenfahrstühle, die Warenanlieferung erfolgte durch die Einfahrt Maximilianstr. ,Hier erfolgte die Kontrolle Auszeichnung und Verteilung der Güter an die verschiedenen Abteilungen. Mit großen geflochtenen Körben, die Kufen wie Schlitten hatten, gelangten die Artikel dann in die Abteilungen. Die Preisetiketten auf denen Monat, Jahr, Abtlgs.Nr. Preisbuchnr, und natürlich der Preis zu ersehen waren, wurden hier gedruckt. Neben den abschließbaren Lagern, befand sich ein großer Raum mit angezahlter Waren ( Kinderwagen, Spielwaren u. Haushaltwaren) die zu Weihnachten entweder abgeholt oder durch firmeneigene Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Neben den zwei Kundenfahrstühlen befand sich die Möbelabteilung. In der zweiten Etage wie vom Fahrstuhlführer in brauner Livree angekündigt gab es - Lebensmittel. Haushaltwaren, Spielwaren und Sport. Zu meiner Zeit waren zwei Herren mit Armamputationen tätig. Willi Zägel, er spielt am Wochenende u.a. in der Schauburg am Schlagzeug zum Tanz auf. Der Drumm-Stick wurde zwischen Elle und Speichel des Unterarm geklemmt und los ging's. Ein weiterer Mitarbeiter kam aus Bayern als Bergknappe nach Scholven und verlor seinen Arm fast bis zur Schulter auf den Bahngeleisen an der Bülsestr. Höhe Bäcker Jäger.
Die erste Etage war dem textilen Bereich vorbehalten. Herren- und Damenbekleidung, Gardinen und Teppiche wurden hier verkauft. Die Parterre mit dem Lichthof, zur Weihnachtszeit gab es jedes Jahr kreative “Höhenflüge” zu bewundern von der sogar die Buersche Zeitung berichtete. Schreibwaren, Schallplatten, Schmuck, Stoffe - es wurden sogar “Maschenaufgenommen” d.h. Damenstrümpfe, keine Strumpfhosen, wurden repariert und Sonderaktionen z.b Christbaumschmuck verkauft.
Eingänge waren die Passage an der Hochstr. , Luciagasse und gegenüber Spielwaren Wahl. Hier wurde das vorhandene Treppenhaus für den Kundenverkehr nicht genutzt. Es soll aber beim Personal für kurze aber intensive zwischenmenschliche Begegnungen beliebt gewesen sein. Es gab zu Mittag zwei Pausen. Von 12.00h - 14.00h und von 13.00h - 15.00h. Von 13.00 - 14.00 wurde das Haus komplett geschlossen. Zwei Stunden frei, das heißt entweder nach Haus, ins Apollo, Hallenbad Maelostr., oder zum Bergersee Paddelboot fahren. Die Schlussverkäufe Sommer und Winter hatten noch einen erheblichen Stellenwert. Die entfesselte Kundschaft auf der Jagd nach Sonderangeboten, die aber auch noch welche waren, strömte ins Haus. Eine heute nicht mehr vorstellbare drangvolle Enge und - Nichts passierte- na ja an den Tischen und Regale entbrannte ein verbissen geführter Kampf um jeden Schlüpfer, Teller und Stoff, aber letztendlich waren es alle zufrieden. Omma und Oppa saßen, wie später unsere Mitbürger aus Anatolien, in der Passage auf der erworbenen Beute und passten drauf auf. An den Verkaufsoffenen Sonntagen ging es ähnlich zu. Die Blaagen drückten sich die Nasen an den Schaufenstern platt. Vatta und Mutta waren inne Spielwaren um die Wünsche ihrer Kleinen anzuzahlen damit die nicht mitkriechten wattet geben würde. Wurde dann kurz vor Weihnachten angeliefert.
Dann noch inne Damenoberbekleidung: kuckmal Vati datt würd mich doch auch stehn, damit der wusste watt Sache war. Datt selbe beim Schmuck und ganz verschämt bei de Wäsche. Schnell noch en Rauchverzehrer, ein Hund der leuchtet und wenne auffe Birne Tosca drauf tuus duftet dat ganz schön - für unser Walla seine Frau. So gezz noch die Blaagen einfangen, haben se dann bei Spielwaren Wahl vor die Eisenbahn wieda gefunden, ab inne Strassenbahn nach Scholven,.
Vatta kriechte dann zu Weihnachten S O S = Socken Oberhemd( mitti schwatte Rose drauf) und Schlips.
In der Weihnachtszeit waren mit Aushilfen und Propagandisten sicherlich weit über 400 Menschen im Haus tätig. Es gab auch einen Betriebsausflug mit Bussen ging es Richtung Borgholzhausen. Das allgemeine Programm: Essen Saufen und da war doch noch was.
Am Montag wusste dann spätestens nach der letzten Frühstückspause, es gab deren drei,
jeder wer mit wem und wie oft.
Zum Feierabend nach der Weg in die Garderobe falls ein Einkauf getätigt wurde, abholen der Ware in der Expitition. Gang über den Hof Personalmarke auf Abwesend hängen, Kontrolle der Tasche und des getätigten Einkauf durch den diensttuenden Pförtner raus auf die Luciagasse. Auch hier Anzeichen des sich ausbreiteten Wirtschaftwunder - die Frauen und Freundinnen wurden mit den ersten Fahrzeugen abgeholt, man stieg gekonnt und das es jeder sehen konnte in die Goggos, Kleinschnittger F125, und Simcas ein. Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd", "Wer das Leben über hat, kauft sich 'nen Goliath" oder "Mach-hoch-die- Tür-Auto". Das waren Sprüche von denen die keinen fahrbaren Untersatz ihr eigen nannten und mit dem Fahrrad oder der Strassenbahn nach Hause mussten

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