1. Brief, Paul Baumann: Kritisches Bewusstsein auf Abwegen

Hier wird monatlich oder öfter ein Gastkommentar zum Thema "meine Stadt" veröffentlicht. Was immer euch bewegt, stört, erfreut beim und am Zusammen-Leben in dieser Stadt kann hier kommentiert werden

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Verwaltung
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1. Brief, Paul Baumann: Kritisches Bewusstsein auf Abwegen

Beitrag von Verwaltung »

Kritisches Bewusstsein – auf Abwegen – oder wohin unterwegs?

Seit Oktober 2006 ist Gelsenkirchen in der „Meinungsobhut“ des WAZ-Monopols.

Es scheint, als wär’ dies höchst normal.
Niemanden scheint das groß zu bewegen.

Manch ein Zeitgenosse mag auch Stadtspiegel, Blickpunkt und andere diesbezügliche Werbezeitungen als konkurrenzfähige Medien abtun. Für den/die „DurchblickerIn“ ist aber sofort erkennbar, dass diese Käseblättchen nicht nur Werbekunden bedienen sollen und nicht Meinungsvielfalt zu transportieren haben, sondern auch dem WAZ-Monopol das Geld bringt.

Es mag auch sein, dass der einstigen Konkurrenz der Buerschen Zeitung nicht so viel an Meinungsvielfalt beigemessen werden konnte, weil letztendlich sind WAZ und auch die BZ konservative Medien, die fast ausschließlich dem Verleger „Kohle“ bringen soll(t)en.

Nicht selten hatte man eh nur eine Doppelberichterstattung, dennoch: Hin und wieder gab es aber auch kleine Sternstunden eines kritischen Journalismus in Gelsenkirchen.

Die WAZ verdient jetzt nur noch die Kohle. Ob es leicht verdientes Geld ist, scheint mit dem Druck der Massenmedien/TV-Sender und des Internets sehr fraglich, weil immer weniger Leser eine Tageszeitung bzw. die WAZ lesen?

Obendrein ist das gebaren der WAZ-Verleger wenig verständlich, weil wie kann man es sich leisten, fast jeden Ruhrgebietswinkel mit einer eigenen
Ausgabe zu versehen? Soll der angewandte Vorstadtjournalismus die Bindungskraft für den Zeitungskäufer/den Zeitungsleser darstellen?

Ich nehme an, es ist so gewollt, dass eine kritische Leserschaft bzw. die kritische Bürgerin/der kritische Bürger von Jahr zu Jahr gegen Null
abgewickelt werden sollen.
Die Verblödungsmedien sind voll im Trend. Kritik ist immer weniger gefragt, wird immer weniger gefördert. Kritische Menschen, die auch noch übern Tellerrand nicht nur blicken können, sondern auch diesbezüglich politisch aktiv sind, sterben aus. Auch in dieser „unserer“ Stadt scheint das
demokratische Potential von Tag zu Tag rarer zu werden. Entpolitisierung, Entdemokratisierung wird wenig bis gar nichts entgegen gesetzt, denn diese Stadt wird immer ärmer – an Menschen, an Kraft und Geld für mögliche Gegenstrategien.

Es fehlt leider an Mut, das diese Stadt ihr kritisches Potential fordernd fördert. „Es herrscht Ruhe…“ in dieser Stadt – eine diesbezüglich unheimliche Stille. Man sollte ängstlich werden vor dieser Entwicklung.

Was ist zu tun? Was sollte getan werden, um dem kritischen Geist, den kritischen Geistern in dieser Stadt eine (neue?) Heimstatt zu geben?

Macht es Sinn - beispielsweise eine www .GE-Kritik-Homepage - einzurichten?


Paul Baumann

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stulle
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Re: Kritisches Bewusstsein – auf Abwegen – oder wohin unterw

Beitrag von stulle »

Verwaltung hat geschrieben:Macht es Sinn - beispielsweise eine www .GE-Kritik-Homepage - einzurichten?
Meines Erachtens würde eine solche Seite keinen Sinn machen. Natürlich kann etwas konstruktive Kritik immer hilfreich sein. Nur wäre es der falsche Ansatz, da es eher den Eindruck vermitteln würde, als wenn dort außer Kritik nichts zu finden ist. Vielmehr sollte eine Seite, die sich dem wohl dieser Stadt verschrieben hat, ein Anlaufpunkt für alle interessierten Bürger sein. Einer Seite wo man auch das gute an dieser Stadt heraushebt, um diese Stärken zu nutzen, anderes zu verbessern. Das, so finde ich, würde durchaus Sinn machen.
Nur leider, ist eine Internet-Seite kein Ersatz für eine Tageszeitung. So ist es auch schon ein Skandal, das eine Stadt mit 280.000 Einwohnern nur eine Tageszeitung besitzt, während man in Dorsten oder Marl, welche zusammmen nicht auf die Einwohnerzahl Gelsenkirchens kommen, auf zwei oder mehr Zeitungen zurückgreifen kann. Seit die BZ Geschichte ist, findet man in Hassel neben der WAZ die Marler Zeitung im Zeitschriftenregal. Lokale Informationsvielfalt schaut anders aus. :muede:

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Heinz
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Re: Kritisches Bewusstsein – auf Abwegen – oder wohin unterw

Beitrag von Heinz »

stulle hat geschrieben:[Nur leider, ist eine Internet-Seite kein Ersatz für eine Tageszeitung.
Stimmt. Andererseits wird sich auch im lokalen Bereich in den nächsten Jahren viel verändern.
Die Boulevard-Medien wie Bild, RTL und Co machen es doch schon lange vor. Jeder filmt alles und sendet es zeitgleich.
Warum nicht langsam diese Möglichkeiten auch im seriösen Bereich nutzen.
Vielleicht gibt es in 5 Jahren eine unabhängige, seriöse und qualitativ hochwertige Berichterstattung von Bürgern für Bürger in einem Gelsenkirchener Nachrichten-Netz.
stulle hat geschrieben:So ist es auch schon ein Skandal, das eine Stadt mit 280.000 Einwohnern nur eine Tageszeitung besitzt, während man in Dorsten oder Marl, welche zusammmen nicht auf die Einwohnerzahl Gelsenkirchens kommen, auf zwei oder mehr Zeitungen zurückgreifen kann.
Skandal?
Sicher.
Aber die meisten Gelsenkirchener sind müde, erschöpft oder haben sich arrangiert.

Die veränderungsfähigen bloggen vor sich hin - :roll:

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stulle
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Re: Kritisches Bewusstsein – auf Abwegen – oder wohin unterw

Beitrag von stulle »

Heinz hat geschrieben:Vielleicht gibt es in 5 Jahren eine unabhängige, seriöse und qualitativ hochwertige Berichterstattung von Bürgern für Bürger in einem Gelsenkirchener Nachrichten-Netz.
Solch eine Plattform hätte durchaus Potenzial. Da denke ich gleich an Sternshortnews. Is euch sicher auch ein Bergriff. Dort liefern User für User Nachrichten aus aller Welt.

Fest steht das ich dort sofort im Rahmen meiner Möglichkeiten mitwirken würde. :computer:

mfG
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Heinz
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Re: Kritisches Bewusstsein – auf Abwegen – oder wohin unterw

Beitrag von Heinz »

stulle hat geschrieben:Solch eine Plattform hätte durchaus Potenzial. Da denke ich gleich an Sternshortnews.
kenne ich nicht, dachte an indymedia und andere, aber eine lokale Plattform, die aktuelle Nachrichten liefert wäre natürlich genial.
Und wenn dann daraus - im Sinne Paul Baumanns - kritische Reflexionen und Austausch entstünde... unglaublich! 8)
stulle hat geschrieben:Fest steht das ich dort sofort im Rahmen meiner Möglichkeiten mitwirken würde. :computer:
Ich auch. Ätsch :wink:
Dann könnten wir schon kritisch und unabhängig von einander über das selbe aus verschiedenen Blickwinkeln berichten.
Das erzähle ich erst einmal weiter!!! :mod:

pito
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Beitrag von pito »

Alles tolle Ideen, die ich sofort unterstütze. Das Problem ist nur, dass sie ihrer Zeit leider um 10 - 15 Jahre voraus sind.

Ein solches Nachrichtennetz funktioniert nur, wenn es stark und regelmäßig frequentiert und umfassend genutzt wird. Mindestens 80% der Stadt müsste daran teilnehmen. Doch in der Realität sieht's halt so aus, dass das Internet noch immer das "neue Medium" ist. Viele nutzen es nicht, oder nur so eingeschränkt dass man von Nutzung kaum sprechen kann. Teilweise sind technische Barrieren (oder der Glaube, es gäbe technische Barrieren) der Grund dafür, oftmals aber auch schlicht fehlendes Bedürfnis (sprich: Unkenntnis der Möglichkeiten, fehlende Weitsicht). Obwohl wir uns bereits als Menschen des Internetzeitalters ansehen, wird man uns in der Zukunft wohl noch zu den Online-Pionieren zählen.

So müssen wir uns sehen, als Pioniere. Anfangen, Grundsteine legen, neue Wege einschlagen (am besten alle mal probieren). Wir dürfen nicht damit rechnen, dass es morgen BUMMS macht und wir haben eine breite Öffentlichkeit auf unseren Seiten. Das geht langsamer, manchmal droht es auch wieder einzuschlafen und erwacht dann wieder. Aber mit der Zeit werden immer mehr Menschen merken, welche kulturelle Bedeutung das Internet schon heute hat, und welche Ausmaße es weitestgehend unbemerkt angenommen hat. Wie eine Parallelwelt, deren Triebe sich unsichtbar unter der Oberfläche immer weiter vorschieben und verzweigen, bis sie plötzlich überall durchs Pflaster schießen.

Heinz
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Re: Kritisches Bewusstsein – auf Abwegen – oder wohin unterw

Beitrag von Heinz »

Verwaltung hat geschrieben:......diese Stadt wird immer ärmer – an Menschen, an Kraft und Geld für mögliche Gegenstrategien.

Es fehlt leider an Mut, das diese Stadt ihr kritisches Potential fordernd fördert. „Es herrscht Ruhe…“ in dieser Stadt – eine diesbezüglich unheimliche Stille. Man sollte ängstlich werden vor dieser Entwicklung.

Was ist zu tun? Was sollte getan werden, um dem kritischen Geist, den kritischen Geistern in dieser Stadt eine (neue?) Heimstatt zu geben?
An vielen Ecken in Internet, in Blogs brodelt es.
Es gab letztes Jahr einen Versuch junger Menschen Parteiübergreifend eine offene Diskussionsplattform zu gestalten.
Es wurde wie abzusehen, von den Platzhirschen und Leitkühen der Parteien abgewürgt.
Beteiligt a dem Forum waren junge Grüne, Jusos, WASGler, PDSler.

http://www.initiative-links.com/forum/index.php

So etwas wie ein "Leit-Forum" an dem sich alle beteiligen oder reinschauen, wird es nicht geben.
Es wird sich in immer mehr Einzelblogger und Foren aufteilen und die Masse an Möglichkeiten wird zu einer "Desinformation" durch Überinformation führen.

Heinz
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Persilscheine, Gauk-Birthlerehörden + fehlenden Nachrichten

Beitrag von Heinz »

Von Persilscheinen, Gauk- und BirthlerBehörden, Stasi-Methoden und Nachrichten, die man nicht berichtet

Man kommt ja so miteinander ins plaudern, wenn in den Erinnerungen gekramt wird. :wink:

Weisst du noch der (Lokalpolitiker) ..... ist der als Lehrer bei seinen Schülerinnen immer noch so ... engagiert? :shock:

Kann man nicht drüber schreiben.
Oder muss man? :?

Weisst du noch der (Lokalpolitiker) .... macht jetzt nach seinem komplett-Absturz in GE in Berlin in seiner Partei den Felix Krull. 8)

Kann man nicht drüber schreiben. :cry:
Oder muss man? :roll:

Weisst du noch der, und der und der.... die haben sich 1945 gegenseitig Persilscheine ausgestellt, habe ich Akten drüber. :shock:

Gebe ich aber nicht raus, einige aus den Familien sind in der Lokalpolitik tätig. :?
Kann man nicht drüber schreiben. :cry:
Oder muss man? :roll:

Weisst du noch der.... war früher Cheftheoretiker und der Stachanow unter den Gelsenkirchener Verfassern von Stalinscher-Paperback-Theorieprosa, heute unkündbarer Beamter und bekennender Harz 4 Fan. :lachtot:

Kann man nicht drüber schreiben. :cry:
Oder muss man? :roll:


Ich habe inspiriert durch die Berichte von Jürgen und Dietmar über die Kino-Aktionen gegen den Propaganda-Film "Die grünen Teufel" in meinen Ecken gekramt.
Ich war mal in der DFG-VK. Kriegsdienstverweigerer.
Dort wurde eine ähnliche Aktion geplant, als der Film "Apocalypse Now" startete.
Dummerweise kannte ich den Film aber nicht und hatte damals viel zu wenig Hintergrundwissen, um zu erkennen, dass der vermeintliche Kriegsfilm schlichtweg ein Film gegen den Krieg ist. :ka:
Die Aktion verlief wohl dann auch im Sande.
Aber:
ich habe deshalb heute auf der Seite der DFG-VK geblättert. http://www.dfg-vk.de/info/geschichte.htm
und fand die historische Aufarbeitung der eigenen Geschichte erstaunlich offen.
Dass erst 1990 Licht ins Tal der ahnungslosen drang und bekannt wurde, dass die DKP die DFG mitfinanzierte, ist natürlich romantisch-verklärend.
Ich kann mich erinnern, dass dies hinter vorgehaltener Hand schon in den 70zigern erzählt wurde. 8)

Meine Frage wäre also, ob die oben erwähnten Beispiele Tabuthemen sind, oder gerade hier angesprochen werden sollten?
Wäre es Denunziation, Stasi-Methode oder bloße Tatsachenerwähnung? :irre:

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rm
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Beitrag von rm »

Meine Vergangenheit incl. KPDML (Rote Fahne, dann Roter Morgen, die Schläge, die ich von DKP-Ordnern bekam, als wir uns über die Berechtigung von Gewalt auseinandersetzten, wobei jene ja einen merkwürdigen taktischen Pazifismus im Widerspruch zur Theorie vorlegten, während wir recht aktiv für das Prinzip der Revolution um jeden Preis eintraten) ist meine, und wer sie offenlegt, entblößt mich, denn manches darin ist auch zum Schämen. Derjenige bringt zum Ausdruck, dass er an mir und meinem Denken, Fühlen und Wollen mit seinen Motiven, Widersprüchen, Entwicklungen nicht freundlich interessiert ist, sondern meinetwegen an meinen Wirkungen, oder an meiner Schuld, oder an meinen Fehlern oder an seiner eigenen Macht über mich oder an seiner eigenen Person, aber nicht an Gemeinsamkeit auf der Basis der Achtung. Ich würde ihn meiden.
Aber ich beanspruche auch nicht die Reinheit der eigenen Geschichte, die ein Politiker für seine Rolle braucht, wünsche mir hier und dort die wachsende Fähigkeit und den Raum für Widersprüchlichkeit und Differenzierung, Verzicht auf Selbsttäuschung und Täuschung, aber bitte auch den Respekt für das heute Mögliche.
Schaffen wir den Raum, in dem jeder seine Taten, seine Wandlungen ohne Krampf benennen kann, das hilft der Wahrhaftigkeit mehr als die Bloßstellung, die Leugnung und Krampf hervorbringt. Gerne in Wahrheitskommissionen, nicht in Tribunalen.

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Menne hat geschrieben:Meine Vergangenheit .... ist meine, und wer sie offenlegt, entblößt mich.....und bringt zum Ausdruck, dass er an mir und meinem Denken, Fühlen und Wollen nicht freundlich interessiert ist.
Ein Tribunal?
Auf keinen Fall. Wer wollte sich denn da einsetzen oder einsetzen lassen? Und glauben Verurteilen zu können?
Wir betreten einen verminten Bereich.
Ich hatte nun auch nicht an ein "Enthüllungsforum" gedacht, wo aufgezählt wird wer wann wo wie welche Weltanschauung vor sich her trug.
Naiv wie ich bin, komme ich nun auch auf keine Beispiele welche strafrechtlichen Untaten "Rote Fahne" Schreiber und Verteiler so hätten begehen können.
Vielleicht Abschaffung der FDGO? Na ja..

Die Stasi IMs haben sich in der Regel nicht freiwillig gemeldet und der Staat hatte auf Grund seines Wissens (Akten) Macht über diese Menschen.
Was tun?
Eine Wahrheitsfindungskommission hätte da nun nichts gebracht.
Was ist mit den Persilschein-Freunden?
Was soll da eine Wahrheitsfindungskommission?
Die haben sich doch schon gegenseitig bestätigt, dass alles Rechtens war an ihrem Handeln.
Menne hat geschrieben:Aber ich beanspruche auch nicht die Reinheit der eigenen Geschichte, die ein Politiker für seine Rolle braucht,...
Die hatte ich bei meinen Fragen im Blick. Die Wasserprediger und Weinschlürfer.
Menne hat geschrieben: wünsche mir hier und dort die wachsende Fähigkeit und den Raum für Widersprüchlichkeit und Differenzierung, Verzicht auf Selbsttäuschung und Täuschung, aber bitte auch den Respekt für das heute Mögliche.
Ich bin da sehr optimistisch, Jürgen Kramers Erzählungen und Reflexionen sind doch erfrischend.
Vielleicht finden auch noch die einen oder anderen in "andere" Kreise eingebundene hier her, es ist ja anonym.
Menne hat geschrieben:Schaffen wir den Raum, in dem jeder seine Taten, seine Wandlungen ohne Krampf benennen kann, das hilft der Wahrhaftigkeit mehr als die Bloßstellung, die Leugnung und Krampf hervorbringt. ...
Finde ich gut.
Das schließt aber sicherlich die meisten aus, da sie sich durch Entwicklungs-Darstellung automatisch aus ihren Seilschaften ausklinken.
So etwas ist nämlich "geschäftsschädigend" im Sinne des Machterhalts und der Machterlangung.
Offenheit in geschlossenen Gruppen und Zirkeln,...? 8)

Edit Nachtrag:

ich habe mir gerade die Geschäftsordnung der Agenda21 angesehen, eigentlich ein tolles Projekt.

http://agenda21.gelsenkirchen.de/agenda ... beirat.htm

Nur dass die Protokolle und Beschlüsse einer interessierten Öffentlichkeit über das Internet nicht zugänglich sind... liegt doch voll im alten Trend.

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rm
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Beitrag von rm »

Das sich aus den Seilschaften ausklinken geschieht doch beizeiten von selbst, und wenn es sich nicht um strafbedürftige Verbrecher handelt sondern um Irrende Menschen wie mich (mitunter), so sollten wir darauf warten können, ohne ihrer bestrafenden Bloßstellung einen wichtigen Konsens der Verständigen zu opfern, oder?

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Menne hat geschrieben:Das sich aus den Seilschaften ausklinken geschieht doch beizeiten von selbst, und wenn es sich nicht um strafbedürftige Verbrecher handelt sondern um Irrende Menschen wie mich (mitunter), so sollten wir darauf warten können, ohne ihrer bestrafenden Bloßstellung einen wichtigen Konsens der Verständigen zu opfern, oder?
Absolut einverstanden... und dennoch habe ich Zweifel, dass eine öffentliche biographische Einordnung immer auch eine bestrafende Bloßstellung sein muss.
Die Zeiten der Treibjagden wie auf Herbert Wehner sind doch vorbei.
Wolf Biermann bekommt Orden von der CDU.
Vielleicht brauchen wir hier etwas mehr unverkrampftheit und unbefangenheit.
Carola Stern hat da Leuchtturmcharakter. Sie hat ihre Jugend als BDM Führerin, SED Kader und später in der BRD als Demokratin mit all den Irrungen und Wirrungen überzeugend geschildert.
Und hat das auch nie verheimlicht oder "unreflektiert" verschwiegen.

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Dietmar
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Kritisches Bewusstsein

Beitrag von Dietmar »

Wohin unterwegs?

In einer Kette von Niederlagen und Enttäuschungen schlägt sich nicht nur der „Zug der Zeit“ nieder, sondern auch die Anziehungskraft neuer Ideen, (auch Utopien genannt) wird sichtbar. Die Fragestellung ist also sehr berechtigt!

Leider ist aber sicher, dass der Mechanismus unserer Ausdruckslosigkeit, die Nuancen der Versteinerungen, die die Gefühle der Wahrheit absterben lassen, unserem kollektiven provinziellen Niveau entsprechen. Der Filmriss, das ist die Grenze des kurzen Abends, das ist der Torso, der allgegenwärtig ist, uns wie eine Fülle spektraler Linien durchzieht. Man mag dabei an den Abspann eines Films im Kino denken, wenn der Zug aus der letzten Kameraeinstellung verschwindet, an die rudimentäre Oberfläche eines Gegenstandes, an die vielen Gesichter, die Gruppenbilder, an den Kitsch, an Männer mit Pistolen, an Frauen mit Babys im Arm.

Wir spulen und spulen das Leben ab! Gemälde und Photografien. Bilder von Freunden und Erinnerungen an Theateraufführungen, Fratzen, Leidenschaften, zeigen Souvenirs vor, Puppen Statuetten, Nippes, glänzen mit Frauen- oder Männereroberungen, mysteriöse Geselligkeit, peinlich und rätselhaft. Einmal pro Woche, kretinenhaften Spielen gleich. Das ist unser Leben mit vierzehn, mit dreißig, mit vierzig wie mit siebzig. Wir sehen das immer gleiche Ende und den neuen Anfang. Bilder aus dem Fernsehen, DVD, Kino und Internet. Verkümmern wir nicht angesichts des Überflusses und der Übersättigung?

„Kritisches Bewusstsein“ - vom „negativen zum positiven Denken“, wie einst Marcuse schrieb, die Weise also, „in der eine Gesellschaft das Leben ihrer Mitglieder organisiert“, wäre eine neue Orientierung des Sprechens und des Handelns, und die Sprache, die versucht, die ursprüngliche Wahrheit ins Gedächtnis zurückzurufen.

Wenn nicht, dann wird die ursprüngliche Lebensbegeisterung dahin sein- autistischer Wahnsinn zwischen Kitsch, RTL und Poesie, eine Welt für sich. Dann sind wir Helden, die aus der Geschichte verschwinden, untertauchen, sich davonmachen.

Diese Zeilen sind dann auch eine Hommage an Heinz Niski. Es ist die Suche nach den glaubhaften Schauplätzen, die uns hier in Gelsenkirchen bestimmt haben. Nicht das Ende der Party. Der Blick zurück, der Blick nach vorn. Ein wenig Optimismus behalten, obwohl wir uns eher durchs Leben schleppen und billige Bekenntnisse abliefern. Oder durch Zukunftsvisionen völlig aufgefressen werden.

Gustav Le Bon verwies darauf, dass neue Ideen sich erst langsam herauskristallisieren. Heutzutage zerkleinert die übermächtige Kulturindustrie jeden Ansatz „von unten“, Geschichte sowieso, sie verdunkelt die Szene. Sende- Video, Programmzeiten- Schlüsselworte, wo wir auf Schritt und Tritt sogar dem schleichenden Tod ganzer Ethnien zusehen, eingerahmt zwischen Sportschau und DSDS. Ist das Vergangenheitsbewältigung oder eher unfreier Gestaltungswille?

Gegen den Lebensbezug, der sich als Tarnung herausstellt, gegen lügenhafte Loyalitätserklärungen der Politiker von Rang und Namen. Nur der Vergessliche kann sich darüber täuschen, weil er täuschen will. Gegen falsches Wissen, gegen den „Volkstribun“, der zum Volksbetrüger wird, gegen verschlossene Archive, Aufzüge und Bibliotheken. Gegen „Salty Dog“ auf allen Ebenen. Gegen Triebtäterpräsenz auf den Ämtern, den Bürokratismus in den Verwaltungen, auf den Banken, gegen die Verfilzung in der Politik, gegen Bankenspekulanten und Freikäufen, gegen das übermächtige Kapital und die Finanzblase, gegen Globalisierung und Zwangsverhältnisse der Moderne. Wenn erst die die aktuelle Katastrophe uns alle zu Hartz IV Empfängern gemacht hat, wird das Ende der Geschichte automatisch eingeläutet.

Wohin unterwegs? Dass der Alltag der Moderne kein Zwischenfall wird, dass sich nicht Verlierer und Illusionisten gegenseitig die Hand geben, dass nicht eine Flut von Programmen, Gesetzen, Entwürfen und Maßnahmen das Leben bestimmt. Bewusstsein zu schaffen, dafür, dass wir Zeit zum Durchatmen bekommen, was anstrengend genug ist, eine Lebensaufgabe. Aber durchaus perspektivisch!

Für Geschichte, die sich nicht offiziell an Personen und veröffentlichten Büchern festmacht, für eine, die aufarbeitet, quer liest und denkt, für eine, die sich in Bescheidenheit übt. Und doch auf einem ansprechenden analytischen Niveau ist, für eine, die mit Perspektive ist, ohne Druck, ohne Konkurrenz, und die von der Selbstdurchleuchtung lebt.

Geschrieben nach der Filterung von Martin Rees: Vor dem Anfang. Eine Geschichte des Universums.

Dietmar Kesten

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Hüstell .. da bin sehr hanseatisch: keine hommagen. :oops: 8) :wink:
Danke.
Und wenn, dann an pito und zuzu gleich mit.
Und dann bekommst du von pito echt was zu hören.. Hommagen.. fffffttt... :wink:

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Dietmar
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Kritisches Bewusstsein.

Beitrag von Dietmar »

"Hommage" ist hier nicht als ruhmreiche Verkörperung gemeint, aber durchaus als ein Danke schön, ein Hinweis auf reinigende und regenerierende Wirkung, nicht zu übersehen, sondern sehen. Der Blinde erkennt das Licht nicht. Aber der Sehende braucht es nicht zu fürchten; denn er weiß, was es verbirgt.

Für "Geschichte von unten" gibt es keine Nachkommen, kein Gezerre, kein Gezappele, aber ein Wink, den objektiven Zustand zu betrachten. Von der Erinnerung in die Gegenwart, von der Vergangenheit in die Zukunft. Der Blick durch die Zeit, durch die Zeiten, den öffentlichen Raum.

Dietmar Kesten

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