Kunst in Gelsenkirchen oft unter der Knute des Materialismus
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Kunst in Gelsenkirchen oft unter der Knute des Materialismus
2005 wurde im Hasseler "Forum Bergmannsglück die Kunstausstellung "Kunst und Glaube" mit 19 teilnehmenden Künstlern - meist Beuys-Schüler - aus ganz Deutschland und dem Ruhrgebiet von Dr. Thomas Groetz, Berlin, und dem Maler Jürgen Kramer, Gelsenkirchen, organisiert. Es erschien ein umfangreicher Katalog, u. a. mit einem Gespräch der Organisatoren mit dem ehemaligen Beuys-Sekretär Johannes Stüttgen, Düsseldorf, über das Thema "Beuys - Gelsenkirchen -Kunst und Glaube" .Der Katalog ist im Forum B. noch erhältlich gegen eine kleine Spende zum Unterhalt des Forum Bergmannsglück. Zur Vorbereitung des Gesprächs mit Stüttgen gab es einen kurzen Briefaustausch zwischen Kramer und Stüttgen. Die insgesamt 6 Seiten aus dem Jahre 2005 möchte ich hier als Bilddatei veröffentlichen und zur konstruktiven Kritik aufrufen:
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Zuletzt geändert von rabe489 am 22.01.2007, 04:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Interessante Gedanken zur Sinnsuche.
Nach jahrzehntelangen Ent-Bindungen in praktisch allen Bereichen findet zur Zeit überall genau das Gegenteil statt.
Ob es nun der religiöse "Glauben" sein muss, der die Seelennot beendet, lass ich mal offen.
Das ist ja mittlerweile schwieriges Terrain bei den vielen konkurrierenden Glaubensangeboten.
Wenn ich "Gottlosigkeit" mit dem entbunden sein aus Verantwortungen und größeren, uns umfassenden Zusammenhängen übersetze, sehe ich die Menschen dieser Region schon gut beschrieben.
Statt auf Kunst als "Retter" möchte ich erst einmal auf das bedingungslose Grundeinkommen verweisen, vielleicht im weitesten Sine soziale Kunst, ein Versuch Menschen-Würde, Selbstbewusstsein und Identität von der Lohn-Arbeit abzukoppeln.
Das scheint mir in dem Beitrag von Johannes Stüttgen nicht klar definiert zu sein: Arbeit.
Jürgens Hinweise zur "Heilung" der zerstörten Seelen über den Glauben und Kunst, die diesen bestärkt, sehe ich als einen von vielen möglichen Wegen, möglichst verbunden mit anderen Lösungen.
Ich schließe in manchen Fällen zur "Seelenrettung" nicht mal mehr ordnungspolitische Maßnahmen aus.
Nach jahrzehntelangen Ent-Bindungen in praktisch allen Bereichen findet zur Zeit überall genau das Gegenteil statt.
Ob es nun der religiöse "Glauben" sein muss, der die Seelennot beendet, lass ich mal offen.
Das ist ja mittlerweile schwieriges Terrain bei den vielen konkurrierenden Glaubensangeboten.
Wenn ich "Gottlosigkeit" mit dem entbunden sein aus Verantwortungen und größeren, uns umfassenden Zusammenhängen übersetze, sehe ich die Menschen dieser Region schon gut beschrieben.
Statt auf Kunst als "Retter" möchte ich erst einmal auf das bedingungslose Grundeinkommen verweisen, vielleicht im weitesten Sine soziale Kunst, ein Versuch Menschen-Würde, Selbstbewusstsein und Identität von der Lohn-Arbeit abzukoppeln.
Das scheint mir in dem Beitrag von Johannes Stüttgen nicht klar definiert zu sein: Arbeit.
Jürgens Hinweise zur "Heilung" der zerstörten Seelen über den Glauben und Kunst, die diesen bestärkt, sehe ich als einen von vielen möglichen Wegen, möglichst verbunden mit anderen Lösungen.
Ich schließe in manchen Fällen zur "Seelenrettung" nicht mal mehr ordnungspolitische Maßnahmen aus.
Wüste: ewiges Ende, tödliches Warten? Durst nach Wasser oder Übersättigung an Licht?
Stüttgen spürt im Tod (der Begriffe?) das Kommende auf und in der Wüste die Kräfte zukünftiger Kultur, will sich diese nicht so banal und begriffstot vorstellen, wie unser Jargon es vorsieht.
Sein Schlußwort ist nicht freundliche Grüße oder so long sondern schön und voller Zukunft: Ende.
Ich danke mit einem kleinen Gedicht aus eigener Feder:
Erinnerung
Waren wir schon
im Carbon?
Schachtelhalm
wird zu Qualm
Millionen Jahre alter Sonnenstrahl
kocht den Stahl
Die Kohle
aus der 7.Sohle
riecht nach Schwefel
verdunkelt den Himmel
nachhaltig. Waren wir schon
im Carbon?
Stüttgen spürt im Tod (der Begriffe?) das Kommende auf und in der Wüste die Kräfte zukünftiger Kultur, will sich diese nicht so banal und begriffstot vorstellen, wie unser Jargon es vorsieht.
Sein Schlußwort ist nicht freundliche Grüße oder so long sondern schön und voller Zukunft: Ende.
Ich danke mit einem kleinen Gedicht aus eigener Feder:
Erinnerung
Waren wir schon
im Carbon?
Schachtelhalm
wird zu Qualm
Millionen Jahre alter Sonnenstrahl
kocht den Stahl
Die Kohle
aus der 7.Sohle
riecht nach Schwefel
verdunkelt den Himmel
nachhaltig. Waren wir schon
im Carbon?
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Offenmachen
Ich bestehe natürlich keineswegs darauf, "Gottlosigkeit" in dem Sinne zu interpretieren, wie sie der Islam im Abendland meint diagnostizieren zu können. Die abendländische Religion, die das Christentum ist, hat einen unvergleichlichen Gott, weil er Mensch geworden ist (aus Liebe). Auch auf diesen Glaubensatz bestehe ich nicht. Man könnte "Gottlosigkeit" mit dem allgemeinen Nihilismus gleichsetzen: Nichts hat mehr einen Wert, der Mensch selbst ist sich unwert geworden...
Der Erhalt der sozialen Sicherung: eine Grundvoraussetzung zur Emanzipation des Menschen im allgemeinen, zur Durchwirkung der Region mit geistig-kulturellem Stoff im besonderen. An letzterem müssen die Künstler besonders arbeiten, ich möchte mal sagen, als spirituell-organische Techniker. Die Probleme sind vielfältig, aber die Revolte gegen die Vergiftung von Geist, Herz und Seele muß jetzt beginnen um 2010 Früchte tragen zu können.
Offenmachen, eine Lichtung schaffen, bildhaft gesprochen, um auf dieser Lichtung ein Pflänzlein zu pflanzen, das Pflänzlein einer neuen Spiritualität, die auch die Irrwege der Esoterik benennt, das tut not.
rabe489
Der Erhalt der sozialen Sicherung: eine Grundvoraussetzung zur Emanzipation des Menschen im allgemeinen, zur Durchwirkung der Region mit geistig-kulturellem Stoff im besonderen. An letzterem müssen die Künstler besonders arbeiten, ich möchte mal sagen, als spirituell-organische Techniker. Die Probleme sind vielfältig, aber die Revolte gegen die Vergiftung von Geist, Herz und Seele muß jetzt beginnen um 2010 Früchte tragen zu können.
Offenmachen, eine Lichtung schaffen, bildhaft gesprochen, um auf dieser Lichtung ein Pflänzlein zu pflanzen, das Pflänzlein einer neuen Spiritualität, die auch die Irrwege der Esoterik benennt, das tut not.
rabe489
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Ich verstehe es eher im konjunktiv.Menne hat geschrieben:Sein Schlußwort ist nicht freundliche Grüße oder so long sondern schön und voller Zukunft: Ende.
Nicht als "erst mal alles einreißen um aufzubauen". Hätte auch ein wenig das Geschmäckle der Verlendungstheorie.
Ist aber möglicherweise nur eine Altersbedingte herangehensweise.
Der junge Kolumbus klatschte das Ei auch auf den Tisch, statt jahrelang zu grübeln, wie man es Senkrecht stehen lassen kann.
Ewiger Kreislauf? Und wenn ich mir nicht sicher bin... was dann?Menne hat geschrieben:Erinnerung
Waren wir schon
im Carbon?
Schachtelhalm
wird zu Qualm
Millionen Jahre alter Sonnenstrahl
kocht den Stahl
Die Kohle
aus der 7.Sohle
riecht nach Schwefel
verdunkelt den Himmel
nachhaltig. Waren wir schon
im Carbon?
Schönes Sprachbild, riecht nach Gelsenkirchen!
Der Gast war ich. Ich poste unter rabe489, weil das auch der Nickname im Internet ist. Und Nachsatz:
Unter Revolte möchte ich nicht verstanden wissen:<b>Wenn man Omelette essen möchte, muß man die Eier zerschlagen</b>. Das wäre eine Fortsezung der 68er Fehler; aus dieser Zeit stammt ja der Spruch. Ich denke über eine <b>Revolte der Innerlichkeit</b> nach.
Ich werde den Freund Johannes Stüttgen über die Postings informieren, sobald er aus Wiesbaden zurück ist. Bekanntlich geht er nicht "persönlich" ins Internet *g*
Unter Revolte möchte ich nicht verstanden wissen:<b>Wenn man Omelette essen möchte, muß man die Eier zerschlagen</b>. Das wäre eine Fortsezung der 68er Fehler; aus dieser Zeit stammt ja der Spruch. Ich denke über eine <b>Revolte der Innerlichkeit</b> nach.
Ich werde den Freund Johannes Stüttgen über die Postings informieren, sobald er aus Wiesbaden zurück ist. Bekanntlich geht er nicht "persönlich" ins Internet *g*
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Re: Offenmachen
Ich glaube da ist schon einiges in Bewegung,rabe489 hat geschrieben:Die Probleme sind vielfältig, aber die Revolte gegen die Vergiftung von Geist, Herz und Seele muß jetzt beginnen um 2010 Früchte tragen zu können.
Deren Ausfluß z.B. Ehrenamtliches Engagement für Mitmenschen sein kann?rabe489 hat geschrieben: Ich denke über eine Revolte der Innerlichkeit nach.
Oder eine "wärmere" Kunst in deinem Sinne?
Per Vermittler? Wenn er mir dadurch "die kalte Schulter" zeigt, kann er dann an meinen Gedanken interessiert sein?rabe489 hat geschrieben:Ich werde den Freund Johannes Stüttgen über die Postings informieren, sobald er aus Wiesbaden zurück ist. Bekanntlich geht er nicht "persönlich" ins Internet *g*
Johannes Stüttgen
ist Technikskeptiker. Das sieht man an seinem Brief, der mit einer alten mechanischen - seiner - Schreibmaschine geschrieben ist. Persönlich zeigt er niemanden die "Schulter". Man kann ihn immer anrufen, er ist ein warmherziger freundschaftlicher Mensch. Ich möchte ihm nur die Ausdrucke der Diskussion mit traditioneller Post schicken, einmal, weil er sicher in der Diskussion stellungnehmen möchte, aber keinen PC benutzt und andererseits bitte berücksichtigen, dass er sich ja seinerzeit viel Arbeit mit seinem 5seitigen Brief gemacht, um die Probleme grundlegend darzustellen. Ausserdem: Gelsenkirchen ist ja - darf ich sagen - seine "alte Liebe".
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Re: Johannes Stüttgen
Das ist ja schmeichelhaftrabe489 hat geschrieben:Ausserdem: Gelsenkirchen ist ja - darf ich sagen - seine "alte Liebe".
aber er hat ja auch einiges damals angestoßen - mehr oder weniger zeitgleich ist ja vieles entstanden - und vom Grillo Gymnasium gingen neben Fluxus / Stüttgen ja auch andere Impulse aus, z.B. die erste Schülerzeitung, die zensiert wurde. Redakteur Bernd Aulich, der später die Buersche Zeitung war, musste eigenhändig Teile seines Artikels schwärzen.
Herbert Schütz und Hans Frey waren Redakteure.
Und das legendäre Elvis-Wochenende im Komic durch die Gruppe um Johannes Stüttgen ist bei vielen unvergessen.
Dann war Franz-Josef van der Grinten, der erste große Beuys-Freund, -sammler und -unterstützer, Kunsterzieher am Grillo-Gymnasium. Dessen Nachfolger wurde, als Jürgen Kramer und Johannes Stüttgen noch an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Prof. Beuys studierten, ebenderselbe Johannes Stüttgen durch Vermittlung von Beuys ca. 1971. Die "Free International University" (FIU) bekam ihre Dependance in den Baracken auf dem Schulhof des Grillo-Gymnasiums. Van der Grintens haben dann Schloß Moyland bei Kleve als Beuyssches Kunstmuseum gegründet. Schüler, Fluxus Zone West und FIU des Grillo Gymnasiums haben sogar ein oder zwei Ausstellungen mit u. a. einem 80seitigen Katalog im Museum durchgeführt
Hier die Umschlagseite und Seite 1 und Seite 2 des 80seitigen Kataloges von 1973:
Umschlag-Vorderseite
Seite 1
Seite 2
Hier die Umschlagseite und Seite 1 und Seite 2 des 80seitigen Kataloges von 1973:
Umschlag-Vorderseite
Seite 1
Seite 2
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- Registriert: 02.12.2006, 05:43
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Ich habe dazu unter "Persönlichkeiten" gepostet und versprochen, soweit es meine Zeit erlaubt - nein, ein Archiv habe ich nicht - die Dokumente zur Verfügung zu stellen, die ich irgendwie besitze. Ich habe nie "etwas" weggeworfen, was mit der Kultur in Gelsenkichen zu tun hat. Aber bitte um Zeit, habe heute den ganzen Sonntag hier im bemerkenswerten Forum verbracht.