Morgen streikt Verdi - Was sagen die Gelsenkirchener?

Gewerkschaftliche Themen

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Sandra
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Beitrag von Sandra »

Josel hat geschrieben:Nee, ich meine nicht die Macher hinter der Bertelsmann-Stiftung (die kann man ja offen nachlesen), sondern die Macher hinter Bertelsmannkritik. Ist ja immer wichtig zu wissen, wer da eigentlich Kritik übt. Denn das lässt auf die Intention der Kritik schließen.

J.
Ich weiß Josel. :wink: Und genau deshalb habe ich Dir drei weitere Quellen genannt. Ein wenig selber lesen musst Du schon auch. Wer dahinter steckt, welche Arbeiten sie bisher gemacht haben, wie seriös sie sind, da bedarf es ein wenig Eigeninitiative.

@all:

In der heutigen Zeit wird von der Wirtschaftslobby und Arbeitgebern gewünscht, viele Bereiche des öffentlichen Dienstes zu privatisieren. Angeblich würde der öffentliche Dienst zu teuer, die Städte haben kein Geld und effizient sind wir ja eh nicht.

Genau das ist der Neoliberalismus: Weniger Staat, die Verantwortung obliegt dem Einzelnen. Die soziale Schieflage kommt doch nicht von ungefähr.

Daher ist es immer wichtig zu wissen, wer diese Meinung macht. Bekannt dafür sind z.B. eben die Bertelsmann-Stiftung, INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft), Garbor Steingart (Spiegel, wechselt jetzt zum Handelsblatt, wen wundert´s?), Prof. Roland Berger, internationaler Unternehmensberater uvm. Den Springerverlag brauch ich ja wohl nicht erwähnen.....

Es gibt aber Bereiche, die niemals dem Wettbewerb unterliegen dürfen. Und das sind die Ressorts, bei denen es um Menschen und ihre Grundversorgung geht. Der Mensch ist keine Ware!

Josel
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Beitrag von Josel »

Poah, das ist ja sehr geheimnisvoll...

Nee, das ist nix für mich.

J.
Vertrödeln Sie keine Zeit mit dem Lesen von Signaturen!

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Sandra
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Beitrag von Sandra »

Och Josel.....was ist denn da geheimnisvoll? Das Netz ist voll von solchen Dingen :pssst:

Für mich ist das auch nix. Deshalb versuche ich ja auch ein wenig zu verstehen und Menschen zu sensibilisieren.

In der WAZ-Online habe ich mir gerade die Kommentare aus Duisburg durchgelesen. Hm, da besteht auch noch enormer Aufklärungsbedarf, den ich mir eigentlich von der WAZ wünschte.

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Kalle Mottek
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Beitrag von Kalle Mottek »

Glückwunsch an Verdi!
Das war heute ein guter Einstieg.Ich glaube schon,dass Ihr so die Arbeitgeber zu einem Angebot bringen werdet.
Und wenn nicht,dann gehts erst richtig los.
Meine Solidarität habt Ihr.
Mit solidarischen grüßen!

Euer Kalle Mottek
S04-mein Verein.
GE - meine Stadt.
GEW - meine Gewerkschaft!

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Sandra
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Beitrag von Sandra »

Es ist nicht nur die Verdi, die kämpft. Ich bin z. B. nicht dort organisiert. Zwar wird dieser Streik immer als Verdi-Streik publiziert, und es ist auch die größte Gewerkschaft in dem Arbeitskampf, aber dennoch ist sie es nicht alleine.

Ich sach ma so: Es war ein erfolgreicher Tag und alle haben gute Arbeit geleistet:

Verdi
Komba
DBB
auch viele Bürger
Engagierte
Verständnisvolle
Medien, die differenziert berichten (ich überlege noch, wer das ist :wink: )

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exbulmker
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Beitrag von exbulmker »

Was ist das denn für eine komische Seite "Bertelsmann-Kritik"? Listet alle möglichen, angeblichen Eingriffe der Bertelsmann-Stiftung in das gesellschaftliche Leben auf, aber versteckt sich in der Anonymität.
Es existiert noch nicht einmal ein Impressum und nirgendwo wird der Betreiber oder ein Verantwortlicher genannt.
Mir scheint die Seite sehr einseitig und (zu) linksorientiert zu sein. In der herunter zu ladenden Broschüre finden sich viele Mutmaßungen und Theorien, wenig konkretes und alles sehr antikapitalistisch angehaucht.
Die Friedhöfe sind voll mit Menschen, die zu Lebzeiten als unersetzlich galten.

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Sandra
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Beitrag von Sandra »

@Exbulmker: Hast Du Dir die anderen Links auch angesehen? Da muss man halt eben nur mehr suchen. Um Euch die Suche zu vereinfachen, gab ich die Bertelsmannkritik-Seite an.

Ach wenn Ihr doch immer so skeptisch sein würdet :wink:

Teekesselchen
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Beitrag von Teekesselchen »

In einem Fernsehbericht gabs ein Banner zu sehen...

Arbeitest du noch oder bettelst du schon ?

... gehalten von Mitarbeitern des Öffentlichen Dienstes.

Wäre eine noble Geste der Solidarität mit anderen Notleidenden, wenn es nach Abschluss der Verhandlungen an Hartz-4-Betroffene oder Kleinstrentner weitergegeben werden könnte ... 8)

Troy
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Beitrag von Troy »

Alleinerziehend, mit viel Glück Steuerklasse II, in einer Teilzeitbschäftigung, kann auch im öffentlichen Dienst locker zu den "Aufstockern" gezählt werden und erhält damit bereits Transferleistungen...
Und: Befristungen der Arbeitsverträge - ohne Übernahmegarantie - was is'n damit?
Oder wenn du ne Ausbildung beginnst im öffentlichen Dienst? Wo ist da die Übernahmegarantie?

Als arm gilt jemand der, so glaube ich, momentan weniger als monatlich ca. 750,-€ zum Leben hat. Das biste mit ner Teilzeitstelle schnell dabei!

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exbulmker
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Beitrag von exbulmker »

Sandra hat geschrieben:@Exbulmker: Hast Du Dir die anderen Links auch angesehen? Da muss man halt eben nur mehr suchen. Um Euch die Suche zu vereinfachen, gab ich die Bertelsmannkritik-Seite an.

Ach wenn Ihr doch immer so skeptisch sein würdet :wink:
Skeptisch bin ich schon und deshalb muß ich widersprechen.
Wenn ich solch ein Seite öffne, will ich sehen wer dahintersteckt und nicht erst im Internet recherchieren; die Links die Du angegeben hast, geben zwar Informationen über Bertelsmann, aber nicht über die Seite "Bertelsmann-Kritik". Für mich ist diese Seite unseriös.
Die Friedhöfe sind voll mit Menschen, die zu Lebzeiten als unersetzlich galten.

Teekesselchen
Abgemeldet

Beitrag von Teekesselchen »

Troy hat geschrieben:Alleinerziehend, mit viel Glück Steuerklasse II, in einer Teilzeitbschäftigung, kann auch im öffentlichen Dienst locker zu den "Aufstockern" gezählt werden und erhält damit bereits Transferleistungen...
Und: Befristungen der Arbeitsverträge - ohne Übernahmegarantie - was is'n damit?
Oder wenn du ne Ausbildung beginnst im öffentlichen Dienst? Wo ist da die Übernahmegarantie?

Als arm gilt jemand der, so glaube ich, momentan weniger als monatlich ca. 750,-€ zum Leben hat. Das biste mit ner Teilzeitstelle schnell dabei!
Nein Troy, betteln ist nicht. Tut mir leid. Das ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die es wirklich tun. Und bitte führt nicht immer die Teilzeitkräfte und niedrigbezahlten Mitarbeiter an.
Wir müssen überhaupt nicht diskutieren über Übernahmen von Azubis, über Ausweitung der Altersteilzeit, über bessere Rahmenbedingungen in Kitas - ich höre übrigens überhaupt nichts über bessere Rahmenbedingungen in Seniorenheimen, wo unsere Alten ihren Lebensabend verbringen ( müssen ).

Aber wofür wird denn gestreikt, für diese notwendigen Dinge oder doch eher für die 5 % Prozent ?
Und wenn sie dann erreicht sind, was passiert denn umgehend ?
Sie werden woanders wieder hereingeholt. Höhere Gebühren oder Personalkürzung.
Wieder zu Lasten des Bürgers.

Wie soll das denn funktionieren, mehr Geld, mehr Personal in bestimmten Bereichen, bessere Ausstattungen ?

Übrigens, die Steuerklasse II ist abgesehen von der Klasse 3 für verheiratete Personen die günstigste und steht dem Elternteil zu, der mit einem minderjährigen Kind im Haushalt wohnt.

Das sind zum größten Teil die Frauen. Dem Mann, der das Kind nicht bei sich hat, bleibt die Klasse 1 - und die kann ihn in Verbindung mit Unterhaltszahlungen wirklich "bettelarm" machen.

Ich kann nix dafür, ich versuche halt immer, über meinen Tellerrand zu schauen.

Troy
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Beitrag von Troy »

Und nun?

Du beginnst ja noch ne neue Runde - und das ist ja auch richtig so:
Altenheime, Krankenhäuser, Beratungsdienste, Jugendhilfe, Kultur, Bildungseinrichtungen und was noch alles mehr ist in Kommunaler oder Freier Trägerschaft der "Öffentliche Dienst".

Wie ich schon schrub: Der ÖD ist der größte Arbeitgeber in der Republik.
Alles noch neue Baustellen auf dem Weg in eine Gesellschaft, die überlebensfähig bleiben will.

Wo genau setzt denn deine Kritik jetzt an?

Steuerklasse II gibts nur, wenn im Elternteil-Kind-Haushalt nicht noch ne dritte Person wohnt (egal wer das ist - Bruder, Oma, Mutter, Freundin - da wird einfach von gemeinsamer "Wirtschaft" ausgegangen und zack ist die Steuerklasse I wieder da). Oder hat sich das wieder zurück geändert?

Ach so: Arbeitsplatzsicherheit im Öffentlichen Dienst: ja, wenn du als Arbeiter/Angestellter 15 Jahre geschafft hat... Und selbst dann gibt es noch Möglichkeiten, dass du gegangen wirst. Frag mal die Arbeitsrechts-Fachanwälte, die solche Fälle aufm Schreibtisch haben. Beamte können vielleicht noch ruhiger schlafen momentan.

Solche BErufs-Biografien siind aber heute nicht mehr die Regel.

Und nochwas: Es gibt so viel "Haustarife", so viele Leute, die seit Jahren unter Tarif arbeiten und öffentliche Aufgaben erfüllen...
Da würden etliche Langzeit-Beschäftigte (also 15 Jahre und mehr) bei der Kommune nicht mal für morgens aufstehen.

Es nutzt nichts, eine Gruppe gegen die andere zu verrechnen - damit gewinnen wir nix.

Wir müssen uns alle darauf einstellen, dass wir für die personennahen Dienstleistungen, die oft in Familien kostenlos erbracht wurden und deren Personalintensität Jahrzehnte nicht aufgefallen ist, werden mehr investieren müssen. Ob und das gefällt oder nicht, es ist so.

MichaL
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Beitrag von MichaL »

Teekesselchen hat geschrieben:Aber wofür wird denn gestreikt, für diese notwendigen Dinge oder doch eher für die 5 % Prozent ?
Für eine Gehaltserhöhung mit einer sozialen Komponente (100 € für Azubis) und verschiedene qualitative Tarifverbesserungen, u.a. die Forderung nach einer tariflichen Altersteilzeitregelung als Beschäftigungsbrücke für Jüngere und eine Regelung zur verbindlichen Übernahme von Auszubildenden.
Die 5% sind keine Geldforderung.

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blockka04
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Beitrag von blockka04 »

MichaeL hat geschrieben:Die 5% sind keine Geldforderung.
Aber was sind sie dann? 5% von was? Was sind dann 100%?

Den größten Brüller gab´s heute morgen in der WAZ.
WAZ hat geschrieben:Gewerkschaft : Zoff ums Geld bei Verdi
Berlin. Verdi legt den Nahverkehr lahm, lässt warnsteiken, kämpft um fünf Prozent mehr für den Öffentlichen Dienst - und führt intern selbst eine brisante Tarifauseinandersetzung mit Protesten von Teilen ihrer Belegschaft.

Weil die Gewerkschaftsführung in einer ersten Runde für die 3800 Verdi-Beschäftigten nur 1,5 Prozent mehr Gehalt plus eine Einmalzulage von 150 Euro geboten hat, fühlen sich Mitarbeiter über den Tisch gezogen. ...
Der komplette Artikel

Satire? Posse? Oder ne geschickt plazierte Nachricht?
Wer unterstützt eigentlich Gewerkschaftler, die gegen ihre Gewerkschaft streiken?
Selbstverständlich klauen Dir Ausländer Deinen Job! Aber wenn Dir jemand ohne Geld, Kontakte und Sprachkenntnisse Deinen Job wegnehmen kann, bist Du vielleicht einfach nur Scheiße!“ Louis C.K.
Que hora son mi corazon! (Manu Chao)

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Kalle Mottek
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Beitrag von Kalle Mottek »

blockka04 hat geschrieben:Wer unterstützt eigentlich Gewerkschaftler, die gegen ihre Gewerkschaft streiken?
Parteien,Kirchen und auch Gewerkschaften sind "Tendenzbetriebe",die bezogen auf Kündigungsschutz sowie Mitbestimmungsrechte nach dem Betriebsverfassungsgesetz einen Sonderstatus haben.Das Heisst,dass diese Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern geringere Schutzrechte einräumen können.Deshalb gibt es auch keine Tarifauseinandersetzungen und keine Betriebsräte nach dem Betriebsverfasungsgesetz zum Beispiel bei den Kirchen.

Bei den Gewerkschaften ist das anders,
Diese führen,wie zur Zeit Verdi Tarifverhandlungen mit Ihren Mitarbeitern.Vertreten werden diese Beschäftigten hierbei durch eine übergewerkschaftliche Vereinigung von bei Gewerkshaften beschäftigten Arbeitnehmern.
Bei den Gewerkschaften gibt es darüber hinaus auch Betriebsräte,und zwar sehr engagierte.

Ich als ehrenamtlicher Gewerkschaftsfunktionär bin bei den laufenden Tarifauseinandersetzungen auf der Seite der Beschäftigten,ob sie nun im öffentlichen Dienst arbeiten oder bei Verdi selbst.

Mit solidarischen Grüßen!

Kalle Mottek
S04-mein Verein.
GE - meine Stadt.
GEW - meine Gewerkschaft!

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