"Der tägliche Staubregen" (Spiegel 1961) Buer-Scho

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Daniel Hinze
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"Der tägliche Staubregen" (Spiegel 1961) Buer-Scho

Beitrag von Daniel Hinze »

Anbei eine Grafik aus einem umweltkritischen Bericht des Magazins "Der Spiegel" von 1961. Es ist unglaublich, was in Buer und Scholven an Staubmengen täglich niederschlugen!

Bild

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exbulmker
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Beitrag von exbulmker »

Als Gelsenkirchener brauchte man dazu keinen Bericht, sondern nur auf die Fensterbank zu schauen.
Was da an Staub und Ruß herunterkam kann sich heute keiner mehr vorstellen.
Was mir aus meiner Kindheit noch aus Bulmke in Erinnerung geblieben ist, ist der Geruch der von Rheinstahl (Eisenwerke) kam. Es war, glaube ich aus der sog. Hüttenwollanlage, der Geruch erinnert einen irgendwie an Tinte.

Gast
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Beitrag von Gast »

In 10 000 Jahren werden vielleicht marsianische Archäologen die Erdschichten im Ruhrgebiet freilegen und eine schwarze Schicht stark staubhaltiger Erde finden. Fazit: Diese Region wurde einst von einem gewaltigen Vulkanausbruch verwüstet.

:lol: :lol: :lol:

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stulle
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Beitrag von stulle »

Anonymous hat geschrieben:In 10 000 Jahren werden vielleicht marsianische Archäologen die Erdschichten im Ruhrgebiet freilegen und eine schwarze Schicht stark staubhaltiger Erde finden. Fazit: Diese Region wurde einst von einem gewaltigen Vulkanausbruch verwüstet.
Die Theorie is gut... :lachtot:


mfG
⚒ Glückauf ⚒

lg45888
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Beitrag von lg45888 »

Wenn Waschtag war, hatte meine Mutter morgens Wäsche draußen aufgehangen, mit dem Erfolg, dass sie sie abends erneut waschen durfte. Die Ruß-Spuren waren doch zu deutlich, insbesondere, wenn man in der Nähe von Zeche Hugo und der Kokerei gewohnt hatte (Holthauser Straße in Buer).

Nun hat sich in der Hinsicht ja vieles zum Positiven verändert, als Beispiel(e) seien einige Haldenbegrünungsprogramme angeführt.

Kohlenhalden zu Naherholungsgebieten! Nicht schlecht.

Mfg

Lothar

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Frank
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Beitrag von Frank »

Das kenne ich auch noch. Wir haben in der Karlstraße in Erle gewohnt. Wenn wir draussen gespielt hatten, sahen wir abends aus, als wenn wir selber Untertage gewesen wären !
Aber in der Mitte liegt Erle ! (Werbeslogan der Erler Werbegemeinschaft aus den 70´ern)

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Hassliebe

Bei den Zeqiris werden die Fenster nur zum Putzen geöffnet - dafür aber regelmäßig.
Nur an wenigen Stellen im Land ist die Feinstaub-Belastung höher als an der Kurt-Schumacher-Straße.

Wie lebt es sich an einer Verkehrsachse, die täglich 38 000 Fahrzeuge nutzen? Ein Besuch in Haus Nummer 119

DICKE LUFT IN SCHALKE-NORD Dort, wo die Kurt-Schumacher-Straße am dichtesten bebaut ist, wo kein Grün die Gehwege säumt, wo die gegenüberliegende Seite besonders nah heranrückt, mitten in der Straßenschlucht also, da liegt die Nummer 119. Der Schalker Fanclub-Verband ist in dem Gebäude zu Hause und, nur zwei, drei Schritte von der Blechlawine entfernt, liegt im Erdgeschoss der Kneipeneingang. Drüber lebt gut ein Dutzend Mieter, und die ächzen schwer unter der Last der rund 40 000 Fahrzeuge, die täglich an ihren Fenstern vorbeirauschen. Doch wegziehen, nein, das wollen sie nicht. Sie haben sich arrangiert mit dem Lärm, mit dem Dreck.

Einfach war´s nicht. Als Corinna Angermann, die Frau hinter der Kneipentheke, vor drei Jahren in das Haus zog, hat sie sich direkt in der ersten Nacht mächtig erschreckt, so laut war es noch. Heute weiß sie: Wenn sie im Bett liegt, nimmt der Verkehr zwar ab, doch wenn die Straße frei ist, dann kommen die Schwertransporter. Und mit ihnen: neuer Lärm, neuer Dreck.

Ein Stockwerk tiefer, direkt über der Kneipe des Fanclub-Verbandes, lebt Nasif Zeqiri mit seiner Familie. Als der 22-Jährige vor fünf Jahren in die 110 Quadratmeter große Wohnung einzog, hat er erst mal neu gefliest: das Bad, den Flur, alles - wie es sich in diesem Haus nun mal gehört - in blau-weiß. Dass er seitdem dauernd wischen muss, wegen des Feinstaubs, der sich überall breit macht, dass nach und nach die Fugen bröckeln, ja die Fliesen springen, wegen all der Erschütterungen, das wusste er damals noch nicht.

Gelüftet wird vorne nur noch kurz, zum Telefonieren gehen sie nach hinten, und die Schlafzimmer haben sie an die Straße verlegt, damit sie wenigstens tagsüber im Wohnzimmer ihre Ruhe haben - das sind die immer gleichen Rezepte der Mieter gegen die Folgen des Fahrzeug-Lindwurms. Doch was heißt an der Rückfront eigentlich Ruhe? In Sichtweite rollt der Verkehr auf der A 42. Und wenn dieser einmal steht, was nicht selten vorkommt, rollt er vorne um so heftiger, auch das haben die Bewohner schnell gelernt.

Auch wenn die Gläser, ach was: ganze Schränke wackeln, auch wenn sie jede Woche ihre Fenster putzen, auch wenn sie sich vor der Haustür nicht unterhalten können: Sie mögen sie doch, ihren Stadtteil, ihre Adresse. "Andere fragen immer: Wie kannst du hier nur wohnen?", sagt die 40-jährige Angermann. Ihre Antwort: Hinten, rund um die Glückauf-Kampfbahn, ist es grün, man kann dort Spazieren gehen, die Nachbarschaft ist intakt, und in ein paar Minuten ist man in der Stadt.

Einen Wunsch haben die Mieter trotzdem: dass die Stadt sie nicht vergisst und etwas unternimmt "gegen die ständigen Geschwindigkeitsüberschreitungen" (Zeqiri), ja die "dauernden Rallyes" (Angermann). Würde "normal" gefahren, wäre das schon mal die halbe Miete.

Und der schädliche Feinstaub? "Den verdrängt man am besten", meint die Kneipen-Angestellte Angermann, "das ist das beste".

Ihre Nachbarin, eine 70-Jährige, kann das nicht. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen, nicht, dass ihr Vermieter noch meint, sie wolle klagen. Aber eines möchte sie nicht verschweigen: Seit Jahrzehnten wohnt sie an der Kurt-Schumacher-Straße, und über die Jahre sei der Verkehr immer schlimmer geworden. Dass sie heute anfällig sei, müde und ihre Gesundheit angeschlagen, dass könne doch kaum ein Zufall sein, meint sie
.

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