Kaufhaus Sinn & Leffers

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brucki
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Beitrag von brucki »

Vor ein paar Monaten haten wir noch Panik. Avanti zu, Mensing-Haus leer, SinnLeffers weg. Und heute? Alle Geschäfte pulsieren (hoffentlich) wieder... :D

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Es geht weder um voll noch um Arbeitslosigkeit.
Es geht darum, dass unsere Gesellschaft nach wie vor konsumorientiert ist und das Leben so organisiert ist, dass der Konsumwunsch befriedigt, geweckt und genährt wird.

Ich würde mir eine Gesellschaft wünschen, die anders orientiert ist. Aus mehreren Gründen.

Jetzt bitte nicht die [Ironie]Kommunismus[/Ironie] - Keule herausholen.

Stromwort
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Beitrag von Stromwort »

Jazzam hat geschrieben:
Ich würde mir eine Gesellschaft wünschen, die anders orientiert ist. Aus mehreren Gründen.

Jetzt bitte nicht die Kommunismus - Keule herausholen.
...sprach Er/Sie und rannte in den Elektrodiscounter um sich ein neues Handy zu holen.


Mir sind mehrere Leute bekannt, die auch solche Sprüche kloppen, haben aber regelmässig neue Computer, Digitalkameras, Handys, Kleidung oder fahren ein schickes Auto.

Die Zeiten sind eben vorbei wo man eine Ziege gegen einen Sack Kartoffeln tauscht.

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Nein, lieber Stromwort, da irrst Du in meinem Fall leider.

Mein Bürostuhl ist von 1982, unsere Schreibtische sind alte Küchentische von 1973 und 1990, die letzten Schuhe habe ich mir für den neuen Job vor drei Jahren gekauft und und und.

Mein Konsum beschränkt sich auf die Dinge, die ich wirklich brauche.

Der Ansatz, den ich verfolge, bezieht sich auf die Notwendigkeit der Einschränkung des in den letzten Jahrzehnten gepflegten Lebensstils. Es gibt nur eine Erde aber schon zukünftige Generationen, die sie auch noch bewohnen möchten.

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timo
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Beitrag von timo »

Jazzam hat geschrieben:Mein Konsum beschränkt sich auf die Dinge, die ich wirklich brauche.
Aber mal ehrlich: Tust Du das wirklich aus Rücksicht auf kommende Generationen, oder ist es nicht eher so, daß Du einfach kein besonderes Interesse an materiellen Gütern hast?

Im ersten Fall: Chapeau! Im zweiten solltest Du aber akzeptieren, daß das Dein Privatvergnügen und kein Verhaltensmaßstab für den Rest der Menschheit ist.

Stromwort
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Beitrag von Stromwort »

Ich meinte dich jetzt auch nicht speziell,werte Jazzam, ich kenne dich ja gar nicht. Allgemein war das gemeint, weil ich das schon so oft gehört habe.

Jeder einzelne Entscheidet ja für sich was er zum Leben braucht, da kannst du nicht so von dir auf alle anderen schließen.

Sollen se doch alle konsumieren was se wollen, ich fände es überhaupt erstmal wichtiger, das die Menschen vernünftiger miteinander umgehen, weil ich will z.b. nicht an einer Haltestelle getötet werden usw....

Aber was hat das alles mit Sinn & Leffers zu tun?? Sorry :oops:

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

timo hat geschrieben:
Jazzam hat geschrieben:Mein Konsum beschränkt sich auf die Dinge, die ich wirklich brauche.
Aber mal ehrlich: Tust Du das wirklich aus Rücksicht auf kommende Generationen, oder ist es nicht eher so, daß Du einfach kein besonderes Interesse an materiellen Gütern hast?
Im ersten Fall: Chapeau! Im zweiten solltest Du aber akzeptieren, daß das Dein Privatvergnügen und kein Verhaltensmaßstab für den Rest der Menschheit ist.
Beide Aspekte finden sich in meiner Haltung, ersterer übrigens nicht nur deswegen, weil ich schon eine kommende Generation "erzeugt" habe, sondern weil ich grundsätzlich versuche, mindestens mittel- aber am besten langfristig zu denken. Das gelingt natürlich nicht immer, aber ich arbeite daran.
Zum zweiten Punkt: Das kann man so nicht sagen. Ich habe nur definitiv kein Interesse an künstlich erzeugten Bedürfnissen. Ich kaufe also nichts, nur weil es gerade "in" ist. Ich kaufe nichts, was ich nicht brauche, heisst zum Beispiel: ich brauche zum Beispiel keinen -Flachbild-Fernseher, da ich praktisch nie fernsehe (weniger als einmal im Monat). Ich habe keinen neuen Bürostuhl, da der alte noch völlig funktionsfähig ist. Wir haben uns aber eine neue Butterdose angeschafft, da uns die schmierige Verpackung bei gleichzeitiger Schmierunfähigkeit der Butter genervt hat und die Butterdose meines Opas nach X Jahren auseinander gefallen ist:
http://www.google.de/images?q=hermans+k ... =de&tab=wi

Ich habe Interesse an Gütern. Da muss also ein Gut, etwas GUTES drin stecken im Produkt, das ich benötige. Nicht von ungefähr stehe ich darum dem manufactum - Gedanken nahe: http://www.manufactum.de/home.html
Die häufig geäußerte Kritik an den hohen Preisen kann ich nicht unterstützen, denn viele Güter müssen einen Wert haben, schon um die Arbeit daran angemessen zu entlohnen. Weniger, weil teurer, weil WERTvoll, ist der Gedanke, der in Zukunft sowie zum Maßstab des Handelns werden wird. Das hat nichts mit meinem Privatvergnügen zu tun, sondern es stellt einfach eine Notwendigkeit dar, um allen auch in Zukunft ein menschenwürdiges Leben auf dieser Welt zu ermöglichen.

Fragen zum Konsum:

Soll beim häufigen Konsum etwas Neues im Leben stattfinden? Dem Auge Abwechslung geboten werden? Wenn ja, befriedigt das wirklich und wie lange?

Steht dahinter der Wunsch nach Erneuerung im Sinne von Veränderung? Wenn ja, welche Veränderung bewirkt das?

Wie lange hält der Spaß beim Konsumieren, sprich Shoppen, an?

Jazzam, neugierig.
:D

@Stromwort: vielleicht gibt es ja einen "Konsumfred", dann Verwaltung bitte verschieben. ;-)

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timo
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Beitrag von timo »

Jazzam hat geschrieben: Ich habe nur definitiv kein Interesse an künstlich erzeugten Bedürfnissen. Ich kaufe also nichts, nur weil es gerade "in" ist. Ich kaufe nichts, was ich nicht brauche, heisst zum Beispiel: ich brauche zum Beispiel keinen -Flachbild-Fernseher, da ich praktisch nie fernsehe (weniger als einmal im Monat).
Aber genau das ist doch Option 2 in Reinform. Natürlich brauchst Du keinen Flachbildfernseher, wenn Du nur einmal im Monat fernsiehst. Das ist absolut nachvollziehbar. Daraus aber abzuleiten, daß das allgemeine Bedürfnis nach solchen Geräten erst künstlich erweckt werden musste, halte ich in einem Land, in dessen Durchschnittshaushalt die Glotze täglich um die drei Stunden läuft, für äußerst kühn.
Soll beim häufigen Konsum etwas Neues im Leben stattfinden? Dem Auge Abwechslung geboten werden? Wenn ja, befriedigt das wirklich und wie lange?
Gegenfrage: Wirfst Du es Menschen vor, daß sie ihren subjektiven Lebenswert durch Konsum steigern können, ohne in der Lage zu sein, es für Dich nachvollziehbar zu erklären?

Hafenjunge
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Beitrag von Hafenjunge »

fightclub hat geschrieben:Auf jeden Fall find ich´s positiv für GE das mal wieder n größeres Unternehmen hier "vor Anker" gegangen ist und nicht der nächste "Kinkerlitzken Laden" hier eröffnet hat.
Es ist doch leider wieder einmal die Frage, warum eine angesagte Billig-Mode-Kette ausgerechnet in Gelsenkirchen ihre Deutschland-Expansion einleitet. Hier ist einfach der Markt dafür vorhanden.

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timo
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Beitrag von timo »

Hafenjunge hat geschrieben:Es ist doch leider wieder einmal die Frage, warum eine angesagte Billig-Mode-Kette ausgerechnet in Gelsenkirchen ihre Deutschland-Expansion einleitet. Hier ist einfach der Markt dafür vorhanden.
Mit dem Umstand, daß Gelsenkirchen nicht das richtige Pflaster für noble Boutiquen ist, sollten wir uns inzwischen angefreundet (oder zumindest abgefunden) haben. Und vor dem Hintergrund halte ich es für erfreulich, daß sich hier eine Kette angesiedelt hat, die von ihrer Ausrichtung zum Kaufverhalten der Gelsenkirchener passt und eine reelle Chance hat, dauerhaft zu bestehen.

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

timo hat geschrieben:Daraus aber abzuleiten, daß das allgemeine Bedürfnis nach solchen Geräten erst künstlich erweckt werden musste, halte ich in einem Land, in dessen Durchschnittshaushalt die Glotze täglich um die drei Stunden läuft, für äußerst kühn.
Das habe ich nicht abgeleitet.
timo hat geschrieben:Gegenfrage: Wirfst Du es Menschen vor, daß sie ihren subjektiven Lebenswert durch Konsum steigern können, ohne in der Lage zu sein, es für Dich nachvollziehbar zu erklären?
Ich werfe niemandem etwas vor.
Meine Frage ist auch keine rhetorische.
Über Antworten würde ich mich nach wie vor freuen.

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brucki
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Beitrag von brucki »

Hafenjunge hat geschrieben:
fightclub hat geschrieben:Auf jeden Fall find ich´s positiv für GE das mal wieder n größeres Unternehmen hier "vor Anker" gegangen ist und nicht der nächste "Kinkerlitzken Laden" hier eröffnet hat.
Es ist doch leider wieder einmal die Frage, warum eine angesagte Billig-Mode-Kette ausgerechnet in Gelsenkirchen ihre Deutschland-Expansion einleitet. Hier ist einfach der Markt dafür vorhanden.
Wenn ich mich nicht täusche hat auch Avanti seine Deutschland-Expansion in Gelsenkirchen eingeleitet.

Dürfen wir daraus irgenetwas schließen?

Da auch in Essen eine Primark-Filiale eröffnen wird, darf man auch dort einen Markt für Billig-Mode unterstellen (obwohl man doch ansonsten Essen eher als gehobeneres Einkaufspflaster einstuft).

Ich würde eher annehmen, dass im Falle von Primark einfach in Gelsenkirchen früher ein geeignetes Gebäude vorhanden war.

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rapor
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Beitrag von rapor »

Ich konsumiere und kaufe gerne, brauche aber wenig.
Ob im Bioladen, auf dem Markt oder geliehene Bücher oder andere Medien. Ich leihe mir 10 Bücher aus, um mich für eins oder zwei zu entscheiden und finde das klasse.

Ich höre gerne Musik und Radio, sehe gerne Filme, erfreue mich fast täglich an meinem vor ca. 10 Jahren gekauften Fernsehgerät, meinem fast 20 Jahre alten Auto.

Ich freu mich schon darauf demnächst nach Doofmund zu fahren und 2 Stunden durch Geschäfte zu ziehen und vielleicht auch was zu kaufen

Ich konsumiere täglich Essen und Getränke und zwar die, die ich mag. Egal, ob ein Glas Leitungswasser oder ein Schluck teurer Whisky.

Ich freue mich auf ein neues Spiel, PC oder Brett, schaue mir Infos über Highendanlagen an...

Ja, das alles befriedigt mich immer wieder, mal Minuten, mal über Jahrzehnte immer wieder.
Mir ist es wichtig, was etwas für mich wert ist.
Für andere kann ich nicht sprechen.
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!

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timo
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Beitrag von timo »

Jazzam hat geschrieben:Das habe ich nicht abgeleitet.
So lange ich auch überlege, mir fällt keine andere Deutung für den von mir zitierten Absatz ein.
Über Antworten würde ich mich nach wie vor freuen.
War meine Gegenfrage denn keine? Du setzt bei Deinen Fragen doch implizit voraus, daß ein Konsument kalkuliert handelt und in der Lage ist, seinen Spaß an erworbenen Dingen rationell und für andere nachvollziehbar zu begründen. So tickt der Mensch aber nun mal nicht, und vor allem tickt jeder anders. Niemand wird Dir vermitteln können, warum er den Gegenwert von vierhundert Büchern (na ja, wahrscheinlich nicht ganz) für einen Flachbildfernseher ausgibt. Bei vielen mag es genau andersherum sein. Das eine mag gesellschaftlich (vor allem in intellektuellen Kreisen) akzeptierter sein als das andere, aber darum geht's ja hier nicht. Oder doch?

Im Prinzip ist meine Einstellung zum Konsum ja fast die gleiche wie Deine, aber ich gönne mir wenige dekadente Ausnahmen bei meinen persönlichen Steckenpferden und lege Wert darauf, mich dafür nicht rechtfertigen zu müssen. Nicht zuletzt, weil ich weiß, daß ich es nicht könnte.

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

timo hat geschrieben: Niemand wird Dir vermitteln können, warum er den Gegenwert von vierhundert Büchern (na ja, wahrscheinlich nicht ganz) für einen Flachbildfernseher ausgibt.
In welches Wespennest hat bloß dieser Satz gestochen?
Hier noch einmal zitiert und im folgenden OT:
Jazzam hat geschrieben:.
Mit zwölf Jahren habe ich meine eigene "Bibliothek" zuhause gezählt und kam auf knapp über 400 Bücher.
Wie man sich sicher denken kann, hatte ich bis zum Alter von knapp 12 Jahren nicht die finanziellen Mittel, um mir eine derartige Menge an Büchern selber anzuschaffen. Mit fünf Jahren habe ich angefangen zu lesen ("Kätzchen Bangebang" war übrigens mein erstes Buch, das ich selber gelesen habe). Auf die 400 Bücher, die ich anlässlich unseres Umzuges 1984 gezählt habe, bin ich gekommen, weil SilverGreenEyes z.T. mangelndes Niveau in dem Fred "Meine Gedichte-Sammlung" vorgeworfen wurde, mir aber Qualität bescheinigt wurde. Dies führte ich auf meine Bildungschancen hin, die weit über dem Durchschnitt lagen. Eben 400 Bücher und eine exzellente Schule.
Heutzutage sind es ein paar Bücher mehr, - leider komme ich kaum zu einem derart intensiven Leseerlebnis wie zu Kinderzeiten.
Ende OT.

Warum wird mir niemand vermitteln können, warum er Geld für einen Flachbildfernseher ausgibt?
timo hat geschrieben: Du setzt bei Deinen Fragen doch implizit voraus, daß ein Konsument kalkuliert handelt und in der Lage ist, seinen Spaß an erworbenen Dingen rationell und für andere nachvollziehbar zu begründen.
Ich setze in dem Fall gar nichts voraus. Ich wollte keine Begündung, sondern einfach einen Gefühlsbericht. Eine Einschätzung vielleicht.
Einen Eindruck, so wie Du ihn von Dir geschildert hast.
Ich weiß gar nicht, wie Du auf den Rechtfertigungsanspruch gekommen bist. Es ist doch keine Frage der Moral. Niemand muss sich dafür rechtfertigen, denn es gibt keine Schuldfrage diesbezüglich. es ist lediglich die Frage nach dem "was bringt es mir in letzter Konsequenz" oder bringt es mir etwas?
Und dann vielleicht: ist dieser Lebensstil ein tragfähiges längerfristiges Konzept. Es geht nicht um das Miesmachen kleiner Freuden, sondern um umgeschminkten Umgang mit der momentanen Lebenswelt und da gefiel mir das massenhysterische Foto vor einem schlau kalkulierten Wirtschaftsunternehmen überhaupt nicht.

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