Malakowturm - Zeche Holland Schacht 1/2

Die industrielle Vergangenheit Gelsenkirchens zwischen Kohle und Stahl. Alles was stank. ;-)

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alterbergbau
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Beitrag von alterbergbau »

Nach Studium der folgenden Quelle:

Die Entwicklung des niederrheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbaues in der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts Bände V und VIII

kann man einerseits der Meinung von Herrn Rabas folgen, das alle Einheiten in einem Gebäude vereint waren. Dies ist aber auf die alten Zechen an der Ruhr zu beziehen, die mit kleinen Dampfmaschinen (Lokomobil, Dinnendahl, Balancierd.) ausgerüstet wurden und wo die Anlage in einem größeren Haus untergebracht wurde. Erhalten geblieben ist hier das Schachtgebäude vom Schacht Friederica der Zeche Trappe oder auch die Ruine von Dachs und Grevelsloch.

Für den Neubau der Tiefbau-Zechen entlang der Eisenbahnen mitten im heutigen Ruhrgebiet wurde auf repräsentative Schachtanlagen beim Bau geachtet. Hier gehören gehören die Malakoff-Türme voll dazu.

Zu nennen ist hier das Beispiel der Zeche Carl
Schacht 9 hat geschrieben:Bild

Artikel aus "Die Architektur der Förder- und Wassertürme" von H. Schönberg/Jan Werth.
Die Anlage wurde zweiflügelig mit dem Turm in der Mitte errichtet.


Auch Zeche Holland ist eine repräsentative Anlage mit den Zwei Türmen, dem Mittelbau und dem Kamin genau in der Mittelachse.
Raven hat geschrieben:Bild

Dieses Bild dürfte mit eines der ältesten von Holland I/II sein, weil es noch nahezu den Originalzustand zeigt.
Wie bei den meisten Anlagen wurden Zwillingsschachtanlagen gewählt um im Falle des Versaufen des Bohrversuches einen Reserveschacht zu haben.

Auch die Zeche Holland 1/2 gehört zu diesen Anlagen.

Das Abteufen der Schächte wurde zwar schon 1858 begonnen, aber die Türme wurden sicher erst nach Abschluß der Bohrarbeiten ausgeführt. Vorher Standen nur Abteuftürme aus Holz, wie es üblich war.

Danach baute man die Schachtgebäude auf, so dass mit der Förderung begonnen werden konnte.

Um wenig Platz zu brauchen und um die Dampfleitungen recht kurz zu halten (niedriger Dampfdruck, fehlende Isolierung) wurden alle Gebäude aneinander gebaut. Es kamen die Fördermaschinen in den Mitteltrakt und dahinter die Kesselanlagen, wie auch der Kamin deutlich zeigt.
In dem Anbau bei Schacht 1, 90° zu der Fördermaschine stand die Wasserhaltung.
Wahrscheinlich hatte Schacht2 auch einen solchen Anbau.

Für die Fördermaschinen ist zu sagen, dass sowohl für die Einzylindrischen wie auch die alten Balanciermaschinen ein Schwungrad notwendig war um einen gleichmäßigen und ruhigen Gang zu erzielen.

Somit ist der Platzbedarf schon so groß das nur ein extra Gebäude in Frage kommt. Die Masse des Seiles und der Trommel sowie die Bremskräfte sorgen für weitere Belastungen, weshalb die Maschine ebenerdig aufgestellt werden muss.

Die Dampfkesselanlage war in der Lage eine Leistung von 25.000 kg Dampf/Std. zu erbringen und wurde von Moll+Co in Neubeckum bezogen. Vielleicht weiß jemand, ob diese Maschinenbaufirma auch Dampfmaschinen herstellte.

##############

Der Malakoffturm von Zeche Ringeltaube wurde etwa um die gleiche Zeit gebaut und ist fast identisch. Ein altes Foto ist hier zu sehen:

http://www.dorstenerzeitung.de/_/tools/ ... _CMELEM=10

Man beachte das Kesselhaus verschalten Seilkanal.

#############

Mehr hab ich erstmal nicht. Vielleicht bringen die Akten weiteren Aufschluß.

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alterbergbau
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Beitrag von alterbergbau »


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Triode
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Beitrag von Triode »

Kannte ich nicht.
Danke für den Link.

Aber man könnte meinen, die Drehbuchautoren hätten erst Gelsenkirchener-Geschichten gelesen und dann gedreht. :lol:

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

"Die Dampfkesselanlage war in der Lage eine Leistung von 25.000 kg Dampf/Std. zu erbringen und wurde von Moll+Co in Neubeckum bezogen. Vielleicht weiß jemand, ob diese Maschinenbaufirma auch Dampfmaschinen herstellte."

Hallo Oliver,

aus welchen Unterlagen stammt diese Information? Ich habe schon lange danach gesucht.

Zum Thema Malokow-Türme gibt es noch ein schönes Buch von
A. Eichenhauer (Ing. für Bergwerksanlagen in Essen): Die Seilscheibengerüste der Bergwerks-Förder-Anlagen, Leipzig 1877.
Der Atlas enthält 22 Tafeln und hat das Format 29 x 38 cm. Die einzelnen Blätter haben teilweise das doppelte Format und zeigen vermaßte Schnittzeichnungen von Malakow-Türmen und Schachtgerüsten mit Detailzeichnungen. Der Atlas ist auch in Bibliotheken sehr selten.
Wir haben in der Bergbausammlung leider nur ausschnittsweise Kopien dieses Werkes und zwar von den Anlagen: Friedrich der Große, Herne; Schacht Glückauf der Zeche Friedrich Ernestine, Essen; Zeche Providence, Herne; Graf Beust, Essen; Zeche Hugo, Buer; Schacht Barillon, Herne und Zeche Ewald, Recklinghausen.

Karlheinz Rabas
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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Karlheinz Rabas hat geschrieben: ...Zeche Ewald, Recklinghausen.
Gab es in Recklinghausen auch Schächte der Zeche Ewald?
Ich dachte, Ewald hatte nur Schächte in Herten und Resse.

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Hallo Emscherbruch,

ja, Du hast recht, aber ich habe lediglich die Namen der Zeichnungen übernommen, ohne darüber nachzudenken bzw. zu prüfen, wo denn der genau Standort des Schachtes war.

Ich werde mir das aber noch einmal ansehen, von welchem Schacht die Zeichnung ist und wo genau dieser gestanden hat.

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Raven
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Beitrag von Raven »

Emscherbruch hat geschrieben:
Karlheinz Rabas hat geschrieben: ...Zeche Ewald, Recklinghausen.
Gab es in Recklinghausen auch Schächte der Zeche Ewald?
Ich dachte, Ewald hatte nur Schächte in Herten und Resse.
Richtig, es gab nur Herten und Resse,
Im Jahre 1969 wurde die Zeche Ewald/Herten mit Zeche Recklinghausen verbunden, daher vielleicht der Name Ewald und Recklinghausen
Gruß Rainer

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alterbergbau
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Beitrag von alterbergbau »

"Die Dampfkesselanlage war in der Lage eine Leistung von 25.000 kg Dampf/Std. zu erbringen und wurde von Moll+Co in Neubeckum bezogen. Vielleicht weiß jemand, ob diese Maschinenbaufirma auch Dampfmaschinen herstellte."
das stammt aus der genannten Quelle Band VIII, Eine Aufstellung über Dampfkesselanlagen und deren Leistung. Grade bei dieser Information hab ich vergessen die Seitenzahl aufzuschreiben. :cry:

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Emscherbruch hat geschrieben:
Karlheinz Rabas hat geschrieben: ...Zeche Ewald, Recklinghausen.
Gab es in Recklinghausen auch Schächte der Zeche Ewald?
Ich dachte, Ewald hatte nur Schächte in Herten und Resse.
Liebe Leute,

wo bleiben denn eure Geschichtskenntnisse? Das Buch ist von 1877!

Die Stadt Herten gibt es seit 1936 und von dem winzigen Dorf Resse hat man in Essen, dort wohnte der Autor, 1877 überhaupt keine Kenntnis genommen.
Also hat er geschrieben: Recklinghausen und dazu gehörte das Dorf Herten damals noch.

@Raven

meinst Du der Autor hätte hellseherische Fähigkeiten gehabt und 1877 schon vorausgesehen, dass es einmal einen solchen Verbund geben würde?

Karlheinz Rabas
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Emscherbruch
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Beitrag von Emscherbruch »

Karlheinz Rabas hat geschrieben: Liebe Leute,
wo bleiben denn eure Geschichtskenntnisse? Das Buch ist von 1877!
... und ich dachte, das sei ein Tippfehler und sollte 1977 heißen :D

Bin wieder schlauer geworden.

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Raven
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Beitrag von Raven »

Karlheinz Rabas hat geschrieben:
Emscherbruch hat geschrieben:
Karlheinz Rabas hat geschrieben: ...Zeche Ewald, Recklinghausen.
@Raven

meinst Du der Autor hätte hellseherische Fähigkeiten gehabt und 1877 schon vorausgesehen, dass es einmal einen solchen Verbund geben würde?

Karlheinz Rabas
aber klar doch, seid der Uri Geller Show glaub ich fast alles :P :D :lol:
Gruß Rainer

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

@ alterbergbau

Die Dampfkesselanlage war in der Lage eine Leistung von 25.000 kg Dampf/Std. zu erbringen und wurde von Moll+Co in Neubeckum bezogen. Vielleicht weiß jemand, ob diese Maschinenbaufirma auch Dampfmaschinen herstellte.

Mit solchen Aussagen kann man die Technikgeschichte verfälschen!
Ich habe den Band VIII gerade durchgesehen. Die Firma 'Westfälische Maschinenbau-Industrie Moll & Co, Neubeckum' hat nie Kesselanlagen gebaut.
Du hast die Informationen einer Tabelle auf Seite 228 des Buches entnommen, dabei aber übersehen, dass es sich hier nicht um die Kessel- sondern um die Kondensationanlage handelt. Diese Anlage ist für Holland 1/2 wohl von Moll & Co. geliefert worden und ist in der Lage Dampf bis zu 25 t/h zu kondensieren. Das hat aber gar nichts mit der Leistung der Kesselanlage zu tun. Ich habe in dem ganzen Band VIII keine Informationen zu der Kesselanlage Holland 1/2 gefunden.

Die einzige Angabe zur Kesselanlage Holland, die ich bisher gefunden habe, steht in der Nr. 36 der Zeitschrift Glückauf vom 6. Sepember 1902. Hier wird über einen Verdampfungsversuch vom Dampfkesel-Überwachungsverein der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, Essen, berichtet.
Die Kesselanlage Holland 1/2 wird wie folgt beschrieben:
"Die gesamte Kesselanlage der Zeche Holland I/II besteht aus einer Gas- und einer Stochkesselbatterie. Die erstere setzt sich zusammen aus 8 Zweiflammrohr- und 1 Wasserrohrkessel, die letztere aus 9 Seitwellrohr- und 2 Zweiflammrohrkesseln. An beiden letztgenannten Kesseln wurde der Versuch während des Betriebes von insgesamt 10 Kesseln der Batterie vorgenommen.
Erbaut sind die Versuchskessel im Jahr 1899 von der Gewerkschaft Orange in Gelsenkirchen für einen Überdruck von 8 Atm. Der Kesselmantel hat einen Durchmesser .... (es folgen techn. Details).
Der zur Stochkesselbatterie gehörige Schornstein hat runden Querschnitt und liegt ca. 7 m von den beiden Versuchskesseln entfernt. Seine Höhe beträgt 70 m. ..."

Diese Informationen bestätigen nur, dass die Anlage gegen Ende des 19. Jahrhunderts umgebaut worden ist, geben aber leider keinerlei Information, wie es dort früher ausgesehen haben könnte. Interessant ist noch die enthaltene Infromation eines zweiten Schornsteines.

Karlheinz Rabas
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Raven
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Beitrag von Raven »

Wir kommen der Sache näher, was den kessel angeht,
hinweise gibt es vielleicht bei dem Schalker Verein

Warum ?
(siehe Text aus Stadteilerneuerungs Programm)

Der Namen „Orangeplatz“ eröffnet einen Zugang zur industriellen
Vergangenheit unserer Stadt und zur europäischen Geschichte. In Bulmke wurde unter wesentlicher Beteiligung von Friedrich Grillo in der typischen „Gründerzeit“ im Jahr 1872 der „Schalker Verein für Kesselfabrikation“ gegründet. Dort produzierten die Arbeiter Dampfkessel, Brücken- und Industriestahlbauten.
Hier sind auch der Förderturm und die Hängebank der Zeche Consol hergestellt worden. Auf alten Stadtplänen wird das Werk als „Kesselfabrik“ im Unterschied zum benachbarten
ebenfalls von Friedrich Grillo initiierten „Schalker Gruben-
und Hüttenverein“ bezeichnet.Das große Betriebsgebäude lag östlich der Kesselstraße und es reichte im Süden über die Richardstraße. Im Jahre 1879 wurde der „Verein“ in die „Gewerkschaft Orange“ umgewandelt.
Eine Gewerkschaft war im Gegensatz zu einer Aktiengesellschaft
eine Firma von Anteilseignern, den sogenannten „Gewerken“. Der Kesselfabrik angegliedert war ein Erzbergwerk im Dillkreis, und daher kommt auch der Name „Orange“.
Gruß Rainer

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Raven
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Beitrag von Raven »

um auf die Fördergerüste zurück zukommen,
habe ich folgende Aufstellung gefunden (Quelle diverse Bücher und Berichte)

1872 wurde von Schacht 1 das Fördergerüst abgebaut
1889 Wurde Schacht 1 mit einer neuen Machine wieder in Betrieb genommen
1891 erhielt auch Schacht 2 eine neue Fördermaschine
1893 erfolgte der Bau einer Kokerei und Kohlenwäsche
1897 begannen die Übernahmen an Nordstern
1901 wurde das holzerne Fördergerüst durch eiserne ersetzt

leider etwas dürftig, aber immerhin etwas.
Gruß Rainer

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

@ Raven

Das Thema "Orange" haben wir hier vor längerer Zeit hier schon einmal ausführlich besprochen.

Aber das bringt uns in keiner Weise weiter. Die Firma Orange war u.a. eine Kesselfabrik und die haben einige Dutzend Kessel gebaut. Davon wissen wir aber nicht, wie die Kessel auf Holland ausgesehen haben. Ich habe zwar gewisse Vorstellungen davon, da ich mit der Materie vertraut bin, aber welche genauen Konstruktionen es dort gegeben hat, ist immer noch unbekannt. Und wenn die 1899 gebauten Kessel von der Firma Orange waren, muß es nicht zwangsweise auch die Kesselgeneration davor gewesen sein.
Also, suchen wir weiter.

Karlheinz Rabas
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