Flugplatz Gelsenkirchen-Essen-Rotthausen

Von Flughäfen und Flugmaschinen und von mutigen Männern in ihren fliegenden Kisten

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Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Die Kondorwerke haben in Rotthausen nur Flugzeuge produziert und nach ihrem Wegzug nach Lemgo dort nur noch Möbel, bis heute, denn die Firma war ja ein holzverarbeitender Betrieb.

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Gotha-Bomber und die Kondor-Werke

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Karlheinz Rabas hat geschrieben:Die Kondorwerke haben in Rotthausen nur Flugzeuge produziert und nach ihrem Wegzug nach Lemgo dort nur noch Möbel, bis heute, denn die Firma war ja ein holzverarbeitender Betrieb.

Karlheinz Rabas
Karlheinz, ist denn bekannt, welche Art von Flugzeugen dort gebaut wurden, waren es Gotha-Bomber? Wie schwer wurden die Kondor-Werke bei dem englischen Luftangriff beschädigt?


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Beitrag von GELSENZENTRUM »


Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Hallo Andreas,

die Entwicklung der Flugzeuge hat sich ja ziemlich rasant vollzogen. Soweit mir bekannt, sind erste Flugzeugetypen hier gebaut und von Suwelak weiterentwicklet worden. Die Werk haben bis etwa Ende der 1920iger Jarhe bestanden. Später hat die Flieger-HJ in einem Teil der Hallen Segelflugzeuge gebaut.
Der Gotha-Bomber ist m.E. ein Flugzeug der Typenreihe der Gothaer Flugzeugwerke. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich im Stadtteilarchiv auch Fotos von einigen dieser Flugzeugtypen. In Rotthausen sind diese Flugzeuge wohl nicht gebaut worden, da sie zumindest teilweise schon aus Metall waren. Ich werde mal nach den Fotos sehen.

Die Arbeitsgemeinschaft Essener Geschichtsinitiativen, die ich im übrigen leite, kann selbst dazu nichts sagen. Wir haben aber zwei Mitgliedsgruppen, die sich intensiv mit dem Thema bechäftigen.

Archiv zur Geschichte der Luftfahrt im Ruhrgebiet
Kontaktanschrift: Dr. Guido Rißmann-Ottow, Postfach 240178, 45340 Essen, Tel. 0201-600935
und
Essener Luftfahrtarchiv
Kontaktanschrift: Frank Radzicki, Labberghang 2, 45359 Essen, Tel. und Fax 0201-694677

Guido Rißmann-Ottow bzw. Frank Radzicki kennen vielleicht noch weitere Einzelheiten.

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Beitrag von GELSENZENTRUM »

Vielen Dank für die umfassenden Infos! :D

erloeser
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Led Zeppelin live in Gelsenkirchen...

Beitrag von erloeser »

Sollen wir ihm das glauben??
Mein lieber Scholli 9 -

Ich weiss nicht, in welchen Themenstrang die Karte mit dem Zeppelin versteckt ist, aber mich würde interessieren, ob sie in irgendeiner Form mit einem Datum versehen ist. Ich schätze auf ca. 1910/11, aber dazu später...

Desweiteren würde mich die Schwarzweissaufnahme von Frank interessieren, besonders, ob dort auch diese Wolken im Hintergrund zu erkennen sind, denn die könnten ein Zeichen dafür sein, dass es düster wird über der Stadt... aber dazu auch später

... erst einmal noch ein paar Anmerkungen zu der Ansichtskarte "Luftschiff über Gelsenkirchen und zum Thema "Schnappschuss" oder Montage.

Seit es die Fotografie gibt, gibt es auch die Fotomontage, die sich unter den Dadaisten sogar zu einer eigenen Kunstrichtung entwickelt hat. Es war damals durchaus üblich Bilder im Nachhinein zu bearbeiten, sei es durch Nachcolerieren, wie Frank in seinem Beitrag zu der Abbildung mit dem Zeppelin über Gelsenkirchen bereits erwähnt hat, sei es durch zusätzliches Hineinmontieren eines weiteren Motivs.

Wenn ein Fotograf der damaligen Zeit in die Ansicht einer Stadt das Bild eines Zeppelins hineingearbeitet hat, dann steckte dahinter keine böse Absicht. Den Zeppelin über Gelsenkirchen hat es schliesslich gegeben, wie die Beiträge zum Flughafen Rotthausen belegen. Die Luftfahrt steckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen und mit dem Hineinmontieren einer technischen Sensation, die ein Zeppelin ohne Zweifel war, sollte der von Fortschritt geprägte Zeitgeist (für den übrigens auch die Zechen und Hochöfen Gelsenkirchens standen) suggeriert, und als Postkarte in die Welt getragen werden.

Was gegen einen "Schnappschuss" spricht, ist zum einen die harmonische Platzierung des Zeppelins parallel zu der Oberkante des Bildes genau in der Mitte des - zwischen dem höchsten Punkt des linken Hauses und dem rechten Bildrand gebildeten - freien Raum.
Entscheidender aber dürfte das Verhalten der auf der Ansichtskarte zu erkennenden Menschen sein, die sich bis auf zwei Personen alle im Schatten des Gebäudes auf dem Gehweg bewegen, statt sich auf der Straße oder auf dem freien Feld rechts unten im Bild zu versammeln, um diesem aussergewöhnlichen Spektakel beizuwohnen. Das Erscheinen eines Zeppelins in der damaligen Zeit war alles andere als alltäglich und dürfte auch für die Gelsenkirchener eine absolute Rarität gewesen sein.

Bild

Bei dem in die Ansichtskarte montierten Luftschiff könnte es sich durchaus um eine Abbildung der "Deutschland" handeln, die in dem von Karl Friedrich erwähnten Artikel im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts über Gelsenkirchen geflogen sein soll. Um genau zu sein: ein einziges mal, nämlich am 28. Juni 1910.
Ein Ereignis, von dem die Gelsenkirchener Bevölkerung allerdings nicht viel mitbekommen haben dürfte, auf das die Postkarte durch das Hineinmontieren des Zeppelins aber vielleicht hinweisen möchte...

Deutlich zu erkennen sind auf der Abbildung die beiden freihängenden Gondeln an der Bug- und Heckseite, welche für die "Zeppeline" damals typisch waren und zwischen denen sich der Passagierraum befand, der auch auf der Ansichtskarte von Gelsenkirchen als Schatten unterhalb des tragenden Gaskörpers zwischen den beiden Gondeln angedeutet ist.

Dass die "Deutschland" in den Quellen, denen sich Karl Friedrich in seinem Beitrag bedient haben könnte, in Bezug auf Gelsenkirchen Erwähnung fand, liegt an ihrer Geschichte...

Ich hoffe Du bist schwindelfrei Schacht 9 denn ich möchte Dich einladen - und natürlich auch die übrigen Schreiberlinge und Leser der Gelsenkirchener Geschichten - in das Jahr 1910 zu einem turbulenten Rundflug über das Rheinland, das Bergische und Westfalen vorbei an Gelsenkirchen bis in den Teutoburger Wald in dem wohl nobelsten Verkehrsmittel, welches das Reich damals besass, dem Luftschiff Deutschland.
Willkommen an Bord.

Die LZ 7, das war der Name der "Deutschland" vor ihrer Taufe, gehörte der 1908 gegründeten Deutschen Luftschiffahrts Aktiengesellschaft, kurz: DELAG und wurde in der Werft des Grafen Zeppelin in Friedrichshafen am Bodensee entwickelt und gebaut. Sie sollte ähnlich wie ihr Vorgängermodell LZ 6 in einem regelmässigen Linienflug Passagiere befördern.

Bild
(die LZ 7 im Hangar von Friedrichshafen 1910)

Die "Deutschland" bot 9 Besatzungsmitgliedern und 24 Passagieren Platz. Ihre Inneneinrichtung, war, wie für die für den Passagierflug vorgesehenen Luftschiffe des Grafen Zeppelin, nur vom Feinsten: Mahaghoniholz; Perlmuteinlagen, Teppiche und bequeme Korbmöbel. Ähnlich fein soll auch die Speisekarte gewesen sein
Bild
(Innenansicht der Passagierkabine eines Zeppelin)

Den Blick nach draussen auf die Landschaft ermöglichten grosse Panoramascheiben.
Bild
(Die Pasagierkabine der "Deutschland" von aussen)

Die „Deutschland“ hatte eine Länge von 148 Metern, einen Durchmesser von 14 Metern und einem Traggasvolumen von 19.300 Kubikmetern. Angetrieben wurde das Luftschiff mit drei Vierzylinder Daimlermotoren von jeweils 120 PS. Der Preis, den die DELAG für ihr Fluggerät berappen musste lag bei 550.000 Goldmark.

Ihre Jungfernfahrt unternahm die LZ 7, die vorher an diesem Tag auf den Namen "Deutschland" getauft wurde, unter dem Kommando von Graf Ferdinand von Zeppelin höchstpersönlich und zwar am 19. Juni 1910.
Auf ihrer zweiten Fahrt wurde das Luftschiff dann drei Tage später am 22. Juni nach Düsseldorf überführt, von wo aus man eine Werbekapagne für den bevorstehenden Passagierbetrieb starten wollte. Der erste Rundflug von dort fand am 24. Juni statt.

Bild
(Die "Deutschland" auf Jungfernfahrt am 19. Juni 1910)

Ihre vierte Fahrt unternahm die Deutschland am 28. Juni 1910. An Bord waren 19 Journalisten der deutschen und britischen Presse. Trotz wiedriger Windverhältnisse startete das Luftschiff in Düsseldorf und nahm zunächst Kurs auf Solingen. Um 8:45 Uhr, kurz nachdem man den Gästen einen Kaviarsnack kredenzt hatte, versagte der hintere Backbordmotor. Eine Stunde später erreichte das Luftschiff Remscheid. Wegen zunehmenden Windes über Elberfeld schien der Rückflug nach Düsseldorf unmöglich und man versuchte nach Dortmund zu gelangen, um dort zu landen. Um 11.00 Uhr wurde es noch windiger, begleitet von heftigem Regen, der das Luftschiff nordwestwärts abgetrieben hat. Bei der Gelegenheit dürfte die Deutschland auch über Gelsenkirchen geflogen sein. Weil man immer weiter Richtung Norden driftete entschied sich die Besatzung für Münster. Um 12:15 Uhr stand das Luftschiff über Lüdinghausen und es begann zu stürmen. Da man nördlich des Teutoburger Wald mit besserem Wetter rechnete beschloss man den Höhenzug zu überqueren, um nördlich in Osnabrück zu landen
Um 13:30 Uhr gelang es den ausgefallenen Motor wieder in Gang zu setzen. Man entschied sich über Ostbevern erneut für Münster, aber der Sturm war so heftig, dass das Lutschiff keine Chance hatte, dagegen anzufahren. Da der Treibstoff immer knapper wurde, entschloss man sich dann doch wieder für Osnabrück.

„Über dem Teutoburger Wald stand eine schwefelgelbe Wolkenwand. Als das Schiff in die Wolken eintauchte, wurde es von 300 m Höhe auf 1050 m gerissen. Schneeflocken umwirbelten die Deutschland. Die Passagiere waren die ganze Zeit ruhig und sich auch keiner Gefahr bewußt. Kurz nach 17 Uhr tauchte der Zeppelin unter die Wolken. Dann setzte der vordere Motor aus. Die Deutschland krachte in den Nadelwald. Acht Meter über dem Waldboden stak LZ 7 im Geäst der Bäume. Zunächst herrschte völlige Stille. Besatzungsmitglieder ließen eine Strickleiter hinunter; Passagiere und Besatzung verließen das Wrack. Das Unglück forderte keine Menschenleben; ein Besatzungsmitglied erlitt beim Verlassen des Luftschiffs leichte Verletzungen.

Bild

Auch diese Geschichte kannst du mir glauben oder nicht, mein lieber Schacht 9. ;-)

(Quelle:
Kurt Puziche: "Wenn Menschenzungen schweigen, werden Steine reden" aus: Trotzdem vorwärts - Erinnerung an die Strandung des Luftschiffes LZ VII Deutschland, Bad Iburg 1980
Zuletzt geändert von erloeser am 26.01.2008, 01:37, insgesamt 2-mal geändert.

erloeser
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... und in Rotthausen wird Parseval aufgeführt

Beitrag von erloeser »

Für den Rückflug habe ich ein etwas kleineres Luftschiff gechartert, welches uns alle von diesem Ausflug in die kurze, aber turbulente Geschichte der Luftschiffes "Deutschland" vom Teutoburger Wald sicher wieder zurück auf den Flughafen Rotthausen bringen soll, zu Karl Friedrich und Karlheinz Rabas.

Bei dem, in den Artikeln der beiden erwähnten Luftschiff, mit welchem man den Erkundungsflug unternahm, um einen geeigneten Ort für den späteren Flughafen Rotthausen zu finden, handelt es sich um die Parseval PL 6 aus der Familie der sogenannten Prallluftschiffe des Konstrukteurs August von Parseval in München.

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Das Luftschiff PL 6 wurde für Rund- Erkundungs- und Werbeflüge eingesetzt und bot 12 Passagieren Platz. Es hatte eine Länge von 70 Metern und einen Durchmesser von 12,3 Metern bei einem Volumen von 6800 m³. Sie wurde mit zwei 110PS Motoren angetrieben. Jungfernfluf war am 30.06.1910 in München. Erster Gast dieses Luftschiffes war Graf Ferdinand von Zeppelin.

Bild
Die Parseval PL 6 wurde 1912 umgebaut und bekam eine grössere neue Hülle von 15 Metern und damit ein Volumen von 8000 m³. Auf deren Unterseite der neuen Ummantelung befand sich eine weisse Fläche, auf die man des Nachts mit einem Spezialprojektor Werbung projezieren konnte .

Wer sich für Originalfotos von Luftschiffen - also nicht für Fotomontagen - aus der Pionierzeit interessiert, dem empfehle ich die Seite von Jean-Pierre Lauwers. Dort findet ihr spannende Bilder zu unzähligen Luftschiffen und anderem Fluggerät aus der Zeit von 1872 bis zum 1. Weltkrieg mit kurzen Erläuterungen in englischer Sprache

http://www.earlyaviator.com/archive4.htm#jpl

Ich wünsche Euch allen einen Guten Nachtflug. Schlaft schön und bis morgen

pito
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Beitrag von pito »

Dank an Erlöser für den Rundflug. Es ist ein Jammer, dass dieser Teil der Luftschifffffahrt heute so in der Versenkung verschwunden ist. Was könnte es nicht schön sein ...

Wußtet ihr, dass der Turm des Hans-Sachs-Hauses damals als Anlegestelle für Luftschiffe gebaut wurde? ;-) :lol:

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Detlef Aghte
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Beitrag von Detlef Aghte »

pito hat geschrieben:Dank an Erlöser für den Rundflug. Es ist ein Jammer, dass dieser Teil der Luftschifffffahrt heute so in der Versenkung verschwunden ist. Was könnte es nicht schön sein ...
Wußtet ihr, dass der Turm des Hans-Sachs-Hauses damals als Anlegestelle für Luftschiffe gebaut wurde? ;-) :lol:
Da schwant mir was :wink:
detlef
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sieht Raupen selbst im Sauerkraut
W. Busch

erloeser
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der dichter, der dichter, der krich was auf die lichter...

Beitrag von erloeser »

@ Pito & Detlef

auf Monte Schlacko in Scholven befindet sich auch schon so ein Pin zum Befestigen von Luftschiffen und Gasstationen zum Befüllen der Hülle gibt es auch schon in Hülle und Fülle...

wären die Luftschiffe damals nicht so anfällig gewesen, reihenweise explodiert oder bei Unwetter gegen irgendwelche Hügel geknallt, wie die Deutschland in Bad Iburg, dann gäbe es heute vielleicht noch einige von ihnen

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Beitrag von Karlheinz Rabas »

@ erloeser

Das Problem der Luftschiffe war, dass sie mit Wasserstoff gefüllt waren, das als Wasserstoff-Luft-Gemisch sehr sehr leicht entzündbar ist und zu zahlreichen Unglücken führte.
Heute füllt man die Lufschiffe mit Helium. Das stand wohl früher nicht in ausreichender Menge zur Verfügung.

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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Hallo erloeser,

hier ist noch ein Foto von einem Besuch eines Zeppelins in Rotthausen.

Bild

Das Bild ist keine Fotomontage und entstand am 12. 09. 1929, fotografiert von dem damaligen Magazinverwalter von Dahlbusch.

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Re: Gotha-Bomber in Rotthausen?

Beitrag von Karlheinz Rabas »

Ralf Blank, Strategischer Luftkrieg gegen Deutschland 1914-1918

Fußnote Nr. 13:

Target list; PRO, AIR 1/60 u. AIR 1/460. Unter den Angriffszielen befinden sich auch eine vermutete Fabrik für Gotha-Bomber auf dem Flughafen Gelsenkirchen und die Mannesmann-Werke in Remscheid. Die Gotha G.IV war während des 1. Weltkrieges Deutschlands größter strategischer Bomber.
Zitat von: http://www.erster-weltkrieg.clio-online ... 14_181.pdf


Also "Gotha-Bomber" wurden bei den Kondor-Werken in Rotthausen nicht gebaut, sondern bei der Gothaer Waggonfabrik AG, Gotha.
Wir haben im Stadtteilarchiv von drei der dort produzierten Typen die nachfolgenden Fotos. Wer von diesen Typen der "Gotha-Bomber" war, ist mir nicht bekannt.

Bild

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Graf Zeppelin über Schacht 8

Beitrag von erloeser »

Das ist ein wunderschönes Foto Karlheinz. Falls Du die Aufnahme in einer höheren Auflösung hast, hätte ich sie gerne, um sie als Desktophintergrund auf meinem PC zu verwenden.

Zu sehen ist das erfolgreichste Luftschiff aller Zeiten, die LZ 127 "Graf Zeppelin", aus der sogenannten Reihe der Starrluftschiffe der Zeppelinwerft in Friedrichshafen über Schacht 8 der Zeche Dahlbusch in Rotthausen.

Die Graf Zeppelin wurde 1928 in Betrieb genommen und war zwölf Jahre im Linienverkehr rund um die ganze Welt im Einsatz. Sie bot 20 Passagieren Platz, die von knapp 50 Besatzungsmitglieder betreut wurden.

Das Luftschiff war 236,6 m lang, hatte einen Durchmesser von 30,5 m und ein Traggas-Volumen von 105.000 m³
Angetrieben wurde die Graf Zeppelin mit fünf Maybach-Motoren des Typs VL2 mit je 530 PS. Die Reisengeschwindigkeit betrug 115 km/h bei einer Reichweite von 12.000 km.
Sowohl die Funkanlage, welche als die grösste gilt, die jemals auf einem Luftfahrzeug installiert worden sein soll, als auch die Stromversorgung übernahmen kleine Windgeneratoren ausserhalb der Gondel.

Durch eine Weltumrundung vom 1. August bis 4. September 1929 und eine Polarfahrtvom 24. bis 31. Juli 1931, brach die Graf Zeppelin damals alle Rekorde, die teilweise bis heute Bestand haben, wie die längste Fahrt eines Luftschiffes mit 6.384 km und längste Fahrtdauer eines Luftschiffes ohne Zwischenbetankung mit 71 Stunden.

Nach dem Unglück der Hindenburg wurde die Graf Zeppelin am 19. Juli 1937 ausser Dienst gestellt und auf Befehl Görings nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1940 abgewrackt, obwohl sie noch vollständig einsatzfähig war und Pito bestimmt Verwendung für das Gerät gehabt hätte...

Zur Bestimmung des Luftschiffes über Zeche Dahlbusch ein paar Infos:
Die Abkürzung LZ steht für Luftschiff Zeppelin und die darauffolgende Nummer steht für das Projekt, unter dem jedes einzelne Luftschiff chronologisch in der Werft geführt wurde. Jedes Luftschiff hat also seine eigene Nummer (im Gegensatz zu Autos, Eisenbahnen oder Flugzeugen, bei denen in der Regel ganze Reihen geplant und in Serie gebaut werden), aber nicht jedes Projekt wurde auch realisiert, so dass es Lücken gibt.
Alle deutschen Luftschiffe, die den ersten Weltkrieg überlebten wurden von den Allierten zerstört oder sind im Rahmen des Versailler Vertrages als Reperationen anderen Nationen übergeben worden, so dass mit 1919 quasi eine Zaesur stattfand.
LZ 120 "Bodensee" und LZ 121 "Nordstern" durften noch zu Ende gebaut werden, gingen nach ihren Jungfernfahrten allerdings als Reperation 1919 nach Italien (LZ 120"Espreria") bzw. 1921 nach Frankreich (LZ 121 „Méditerranée“).
Die Projekte von LZ 122 - LZ 125 verstaubten wegen Versailles in den Schubladen.
LZ 126 wurde 1924 im Auftrag der USA fertiggestellt und ging nach seiner Jungfernfahrt und am 27. August in die USA, wo es als ZR-3 "USS Los Angeles" erst militärisch genutzt, später aber auch im Linienflug jenseits des Atlantiks Karriere machen sollte.

Da ich weiss, dass ich mich auf Deine Datierungen 12. März 1929 100% verlassen kann, mein lieber Karlheinz, kann es sich also nur um LZ 127 "Graf Zeppelin" handeln, denn die Pläne für LZ 128, wurden zu Gunsten des Projektes LZ 129 aufgegeben. LZ 129 wurde erst am 4. März 1936 in Dienst gestellt und sollte dann als grösstes Luftschiff aller Zeiten unter dem Namen "Hindenburg" durch sein tragisches Ende in Lakehurst am 6. Mai 1937 weltweit für Schlagzeilen sorgen.

Der Fahrt der "Graf Zeppelin" über Schacht 8 der Zeche Dahlbusch in Rotthausen fand also sechs Tage nach der legendären Weltumrundung dieses Luftschiffes statt. Ein genialer Schnappschuss des damaligen Magazinverwalters!

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