Zeche Dahlbusch

Die industrielle Vergangenheit Gelsenkirchens zwischen Kohle und Stahl. Alles was stank. ;-)

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surfdonald
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Beitrag von surfdonald »

kurzform :D

Die Dahlbusch AG konzentriert sich innerhalb der Geschäftsaktivitäten auf die Verwaltung und Vermarktung ihres Immobilienbesitzes.
Dabei besitzt die Gesellschaft in der Regel ausschließlich unbebaute Grundstücke, die sie sämtlich zum Verkauf stellt.
Als wichtigste Vermögensposition ist hier die Beteiligung an der Pilkington Deutschland AG zu nennen.

Aktionärsstruktur Pilkington International Holdings B.V. 99,81%
Streubesitz 0,19%

Aktienkurs 412 euro

Dividende in € je Aktie 2009 31,79 2010 31,79 2011 37,77 2012 37,77

d.h. die gewinne werden aus der pilkington deutschland über dahlbusch zu 99,81%
pilkington international b.v und einige aktionäre im streubesitz überwiesen.
zweifel ist keine angenehme voraussetzung, aber gewissheit ist eine absurde

surfdonald
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Beitrag von surfdonald »

dahlbusch finanztechnisch gesehen:

dahlbusch hatte 1859 insgesamt 3,7 Mio. m2 bodenfläche.
wegen geldnot wurde die belgischrheinische gesellschaft liquidiert
und als aktiengesellschaft die bergwerksgesellschaft dahlbusch
mit neuen geldgebern gegründet.
den vorsitz übernahm joseph chaudron.
da mehrere zechen noch in ausländischer hand waren , wollte friederich grillo
alle zechen im essener becken aufkaufen
und unter der gelsenkirchener bergwerks-ag (gbag) firmieren.
bei alma in gels. gelang dies, aber nicht bei dahlbusch oder hibernia,
da diese schon eine ag waren.
1905 trat dahlbusch der gesellschaft für teerverwertung mbh und
der deutschen ammoniak-verkaufs-vereinigung bei.
1908 mit einer benzolgewinnungsanlage der deutschen benzol-vereinigung bei.
1926 und 1928 beteiligte sich dahlbusch an der ag für kohleverwertung,
später ruhrgas ag, in essen und der ruhrchemie ag in oberhausen.
es wurde viel geld verdient und man beteiligte sich in dieser zeit auch als
mitbegründer der dt.libbey-owens für maschinelle glasherstellung ag, delog,
die heutige flachglas,mit hauptsitz in gelsenkirchen rotthausen.
1943 besaß man anteile der ostermann zementwerke ag.
1966 wurde dahlbusch geschlossen,wie immer des anderen leid des anderen freud,
der aktienkurs der dahlbusch ag explodierte mit der schließung nach oben.
von 108 dm 1962 auf 488 dm im jahre 1966, 1968 wurden schon 663 dm gezahlt.
eigentlich logisch, die stillegungsprämie in höhe von 11 millionen mark ließ die ängste
der aktionäre verfliegen,damit waren alle renten- und stilllegungkosten mehr als gedeckt.
bonn war da mit den steuergeldern sehr freizügig, kurz vorher hatte man ja
schon erfolgreich die überquellenden rentenkassen geplündert.
dahlbusch besaß teilweise hochwertige Grundstücke, die in der bilanz nur
mit restposten zu buche standen.
millionen qm grund und boden konnten nach der zechenschließung gewinnbringend verkauft oder verpachtet werden.
die über 2000 firmeneigenen wohnungen sicherten alljährlich mieteinnahmen
in millionenhöhe an dm, weil entlassene kumpel höhere mieten
als bisher zahlen mußten.
1996 entschied sich pilkington für eine konzentration auf das kerngeschäft,
es wurde kasse gemacht, wie man es so schön an der börse nennt.
ein großteil der wohnhäuser und grundstücke wurden zum 15.jan 1996 verkauft.
im bestand blieben noch vorerst die grundstücke und wohnhäuser ,
die im zusammenhang der schachtanlage 8 verbunden waren oder
grund, der nicht bebaubar war.
ebenfalls wurde grundbesitz in bergkamen-heil nicht verkauft.
grubenfelder wurden an die ruhrkohle verpachtet, 1996 zum beispiel für 151.000 dm pacht.
die ag hatte 1996 ca. 25 millionen dm an sondereinnahmen durch die immobilienverkäufe
und mieteinahmen verringerten sich durch den verkauf auf 4,8 millionen dm.

hier wird es nun spannend (lustig :D )
im jahre 1993/94 wurde dahlbusch zu 60,5% an der delog beteiligt, es war ein hoher preis.

in diesem zusammenhang gab es entscheidene veränderungen,
durch die schaffung von drei rechtlich selbstständigen spartengesellschaften
innerhalb der flachglas ag wurde eine anbindung per beherrschungs-
und gewinnabführungsvertrag an die obergesellschaft
pilkington international holding bv durchgeführt.
damit war dahlbusch und delog assimiliert und nur noch steuerliche ag hüllen.
dies ist jetzt nichts schlimmes in der finanzwelt, man nennt es gewinnoptimierung.

so sicherte vor allem eine beteiligung das überleben der dahlbusch ag:
die deutsche libbey-owens-gesellschaft (delog) in gelsenkirchen-rotthausen,
heute flachglas ag.hier ist die bis heute börsennotierte dahlbusch als zwischenholding für die britische pilkington-gruppe ,
die von der japanischen glasfirma nippon sheet glas , tokio , übernommen wurde.
dahlbusch hat einen japanischen boss.

ein noch größerer raubfisch hat den kleineren geschluckt.

sehr vieles habe ich weggelassen,z.b. was schon geschrieben wurde, technisches.
dahlbusch hat ja zweifelsfrei auch viel gemacht.
habe mich nur auf finanzrelevante kennzahldaten bezogen.
zweifel ist keine angenehme voraussetzung, aber gewissheit ist eine absurde

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Mechtenbergkraxler
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Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Mannomann, Surfdonald, Du bist ja bestens informiert. Und hast Gottseidank auch diesen einigermaßen neuen Faden im Dahlbusch-Oberfred aufgenommen.

Vielleicht kannst Du noch etwas beitragen zur Frage, wie das "Tax´sche Imperium" entstanden ist. Gehört die Dahlbusch Grundbesitz GmbH zu 100 % der Dahlbusch AG oder hat sich hier irgendetwas im Laufe der Jahre verselbständigt, das nur noch den Namen trägt? Wie ist die Dahlbusch Projektentwicklungs-GmbH mit all diesen Firmen verknüpft? Und hat die GfW als weiteres Rotthauser Immobilien-Unternehmen nicht jetzt auch einen Teil der alten Dahlbusch-Häuser und -Grundstücke im Besitz?

Wie dem auch sei: Für fast alle Alt-Bergbaugesellschaften war die Stilllegung der Zechen und die Auslagerung des restlichen schwarzen Bereichs ein wahres Schnäppchen. Privatisierung der Gewinne und Übertragung der Verluste an den Steuerzahler ist ein Modell, das auch heute noch bestens funktioniert, siehe Rettung "systemrelevanter" Banken.

Aber um noch was Nettes anzuhängen: Da gab es mal in einer kleinen Bauernschaft ein Tal (Dael oder Dahl), in dem in einem kleinen Gehölz (Busch) ein Bach entsprang (der Voßgraben) und jemand sich diesen Ort zufällig für die Mutung einer Steinkohlenzeche aussuchte. Und dieser Dahl-Busch macht heute noch Wirtschaftsgeschichte. Ist doch was, oder?

MK
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surfdonald
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Beitrag von surfdonald »

dahlbusch grundbesitz gmbh als auch die wilhelmine catharina könig wilhelm gmbh
sind beides 100%ige töchter der dahlbusch ag und auf grund ihrer niedrigen bilanzsumme,
ihres umsatzes und ihres ergebnisses von untergeordneter bedeutung, so dass auf ihre einbeziehung
nach § 296.abs 2 hgb verzichtet werden kann.
darum findest du auch nichts mehr davon, dies ist irgendwo mit in der bilanz bzw. im konzernabschluss
der nippon sheet glass c.ltd tokio, japan verschwunden.
die nippons haben den ganzen kram 2007 übernommen.

ab 2007 wurden keine gelder für vorstand und aufsichtsrat gezahlt,
die führung übernahm die pilkington holding gmbh in essen.
schön für zahlungverpflichtungen gegenüber den ehemaligen mitarbeiter,oder ?
leider nur für ehemalige vorstände und deren hinterbliebene wurde 249.000 € 2007 gezahlt,
in 2006 waren es noch 239.000 €.
in 2012 waren 268.000 € und 1,28 millionen € pensionsrückstellungen für dieses klientel.

auf die ganzen bilanz/gesellschafts-verschachtelungen will ich nicht weiter eingehen,
dies würde den schriftlichen rahmen sprengen,den man gewillt ist am einem stück zu lesen.
vielleicht versetzt mich ein geistiger aha-effekt in die lage es kurz und knapp niederzuschreiben.
z.b. wie dahlbusch plötzlich zu pilkington wurde,die verbindungen zu grillos gbag,
dahlbusch grillos gbag einkassierte auf umwegen und alles wurde zu glas.
dahlbusch macht hier mit den verschachtelten beteiligungen nichts unrechtes,
die abschlüße sind allesamt nach § 317 hgb geprüft und für rechtmäßig erklärt
durch ernst & young, einer deutschen tochter von ernst und young.

ernst und young kommt doch bekannt vor, oder ???
richtig, die sollen von 2001 bis 2008 der pleitebank lehmann brother
mit bilanztricks gezeigt haben wie man die miesen verschleiert.
folge war eine erneute weltwirtschaftskrise, die subprime-krise in 2007,
deren auslöser die pleite von lehmann war.
und wieder wurden die unterschichten finanziell rasiert,
als wenn schröder,hartz und müntefering für de nicht gereicht hätten.
deshalb wurden ernst & young 2010 auf schadensersatz verklagt
und man klagt immer noch in 3 stelligen millionen $ summen.
natürlich nicht um der geschädigten unterschicht einen ausgleich
zu erstreiten,karrieregeile us-juristen wollen sich da profilieren.

mit deinem tax'ímperium kann ich nichts anfangen,
soll es vielleicht thurn und taxis heißen,
da gibt es keine verbindungen zu dahlbusch.
diese waren bergbaumäßig in böhmen tätig.
momentan versuchen sie viele millionen euro's mit solaranlagen
auf kosten der endverbraucher und steuerzahler zu machen.

mechtenbergkraxler, ich kenne dahlbusch nur vom spielen auf der kokshalde an der steelerstr,
der laden ist mir ansonsten total fremd.
der vater meiner ersten freundin war bei dahlbusch, dies war es auch schon.
als der 1966 wegzog haben wir uns nie wiedergesehen.
das sind alles finanzinformationen zu denen ich zugang habe.
also nichts besonderes, aber du hast mich durch dein schreiben
dazu gebracht diese informationen wie ein bergmann
aus dem untergrund ans tageslicht zu bringen.:D
ich habe es hier bei gg gerne getan, zu viele erinnerungen sind gerade hier bei den gg
in mir wach geworden, obwohl es nur 10 jahre rotthausen waren.
mein dank an die vielen schreiber.

hoffentlich bleibt der thread auch weiterhin ein informationsthread über dahlbusch,
seinen dort arbeiteten menschen, den wohnungen mit schrebergarten
und wie diese menschen damals gelebt haben und heute teilweise noch leben.
Zuletzt geändert von surfdonald am 14.01.2013, 01:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Schacht 9
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Beitrag von Schacht 9 »

Bild

Kommt ausgeruht zur Arbeit und ihr vermeidet Unfälle.
Dieser Spruch stand deutlich lesbarer am Gebäude der Lohnhalle der Zeche Dahlbusch Schacht 2-5-8.
Man sieht, dass der Abriss kurz bevorsteht.
Ich begann 1947 hier eine Schlosserlehre. Nach Schichtende in der Anlernwerkstatt und auf dem
5 minütigen Weg zur Waschkaue hatte man diesen Spruch stets vor Augen. Ja, ausgeschlafen das war doch damals mit 15 / 16 Jahren kaum möglich. Im Frühjahr war es doch bis nach 22 Uhr noch hell und man war doch immer mit Freunden unterwegs. Aber gnadenlos rappelte um 4 Uhr 30 der Wecker und um 6 Uhr stramm zu stehen in der Werkstatt.

surfdonald
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Beitrag von surfdonald »

Und hat die GfW als weiteres Rotthauser Immobilien-Unternehmen nicht jetzt auch einen Teil der alten Dahlbusch-Häuser und -Grundstücke im Besitz?

die gfw war wohl eine tochter der dahlbusch ag, die mit der verschmelzung
delog und der übernahme durch pilkington holding ausgegliedert und
auf eigene füße gestellt. sie hat nichts mit dem pilkington/dahlbuschkonstrukt zu tun.
der vermutliche hauptzweck der ausgegliederten gfw:
die gfw sollte die wohnungen und bebaubaren grundstücke von dahlbusch kaufen und bezahlen.
so etwas wurde sicherlich auch früher mit steuergeldern, billigen hypotheken und staatl. bürgschaften gestemmt zum erhalt der wohnungen.
pilkington hat da erst einmal richtig kasse mit dem tafelsilber wohnungen gemacht.
der erste deal brachte 1996 ca. 25 millionen dm.


schacht 9,
tolles foto, es läßt erahnen welch ein schönes gebäude es einmal war.
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Mechtenbergkraxler
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Dahlbusch Kumpel nach der Schicht

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Fast jeder kennt das Foto mit den Arbeitern auf einem Stahlträger beim Bau des Rockefeller Centers in New York. Die unten abgebildeten Dahlbusch Kumpel lebten genauso gefährlich und wurden auf diesem Foto mindestens genauso fotogen verewigt. Das Foto trägt kein Datum, dürfte aber aus den 1950er Jahren stammen. Ein winziges Foto, das ich einfach mal mit der Digitalkamera abfotografiert habe, daher mit mäßiger Qualität.

MKBild
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Schacht 9
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Beitrag von Schacht 9 »

Bild
Noch ein Bild auf dem gleichen Mäuerchen am Eingang zur Kaue 1951.
Einer davon bin ich.

Quiqueg
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"La Gefolgschaft?"

Beitrag von Quiqueg »

Meine Absicht, die eigenen Beiträge im Hinblick auf Ermüdungs- und Nervtötfaktor zu überprüfen, besteht fort. Nur sind mir private Dinge dazwischen gekommen, aber auch eine pn des Kraxlers, die ich als konstruktiv empfinde. Ich schulde ihm noch eine Antwort, und vielleicht ist es auch besser, bestimmte Dinge zunächst im direkten Austausch zu erörtern.

Vorab nur diese winzige Fußnote: Beim gestrigen Besuch im Archiv des Bochumer Instituts für soziale Bewegungen stieß ich auf Material, das ich zunächst in kleinerem Kreis (Kraxler eingeschlossen) sortieren und bewerten möchte. Protokolle, Briefwechsel usw., das fand zweisprachig statt, erst auf Französisch, dann ins Deutsche übersetzt. Man liest: „Le Vorstand“, „la Rotthauserstraße“ und dergleichen mehr. Allerdings nicht „la Gefolgschaft“. Das hieß „die Arbeiter und Angestellten“, oder es wurde weggelassen („Schwimmbecken für die Gefolgschaft“ = „Schwimmbecken“). Man verabschiedete sich auch nicht mit „Glückauf“ oder gar dem sonst so beliebten „Glückauf und Heil Hitler“ – so etwas tat auch der (mit einer kurzen "Abwesenheit" nach 1945) Dauer-Aufsichtsratsvorsitzende Hermann-Josef Abs nicht – sondern man bat den Empfänger um die Erlaubnis, den Ausdruck seiner besten Gefühle entgegenzunehmen.

daheim
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Beitrag von daheim »

Hallo liebe Rotthausener,

ich wollte nur mal nachfragen, ob es noch was Neues zur ehemaligen Zeche Dahlbusch gibt und es ehemalige Knappen aus Rotthausen gibt die so Ende der 60er Jahre dort tätig waren?!
Habe da ein paar Fragen wie es euch so geht und über diverse Kneipen (Humba-Wirt, Pillath, usw. halt alles so um die Gegend der Rotthauser Str.) nach Feierabend! Würde gerne alte Kumpels kontaktieren!

Glück Auf!

Eure Daheim

Blau und Weiß ein Leben lang! - Daumendrücken für heute Abend!!

:fussballgott:

Schlasah
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Beitrag von Schlasah »

@daheim

Hallo, ich kann Dir ausser einem Schwager keine Kumpel nennen, die Ende der 60er auf Dahlbusch waren. Dieser hat aber kein Internet und kann somit auch keinen Kontakt mit Dir aufnehmen.

Was mich an Deinem Beitrag aber interessiert, ist die Gaststätte Pillath. Ich lese diesen Namen und erinnere mich, dass es damals eine Gaststätte Pillath gab. Jetzt grübele ich, komme aber nicht auf den Standort.

Ausserdem würde ich gerne wissen, wer der Humba-Wirt war.

Ich selbst komme auch aus der Ecke Rotthauser Straße.

daheim
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Beitrag von daheim »

Hallo,

die Kneipe Pillath war gegenüber dem Rosenhof/ Hecke Hartmannstrasse und der Humba Wirt (Erich Böhme) war an der Hartmannstrasse der Bahnmauer lang/ Richtung Gottfriedstrasse. Das waren die Stammkneipen meines Vaters für den ich nun evtl. alte Kumpels suche.

Kennst du denn auch noch die alte Seltersbude vom Willi Honnus (gen. Onkel Willi). Ecke Rotthauserstrasse/Wiehagen? Da gab es früher immer die leckere Kokosschockolade bevor es in unseren Garten am Heckenweg ging. Sowie die Metzgerei der alten Frau Schipp, ich glaub der Sohn hat Mitte der 70er die Geschäfte übernommen. Denke oft noch an das alte schöne Rotthausen bis Mitte der 70er!

Gruß vom Niederrhein!

friedhelm
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Fundstücke

Beitrag von friedhelm »

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Aus den 50er-Jahren

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Plattdeutsches Bergmannslied eines Dahlbusch-Kumpels

Quiqueg
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Erinnerungsort Dahlbuschdenkmal

Beitrag von Quiqueg »

Am Denkmal steht seit einigen Tagen eine Tafel. Bild und Text sind nachzulesen auf www.stadt-gelsenkirchen.de (AbteilungTouristik!: In der Tat: Jetzt kann der Dahlbuschpark z.B. bei Stadtrundfahrten mit Erkenntnisgewinn angesteuert werden). Die/der BesucherIn bekommt zu lesen:

Ehrenmal der Zeche Dahlbusch für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Werksangehörigen
Zur Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Werksangehörigen ließ die Bergwerksgesellschaft Dahlbusch im Jahr 1937 dieses Ehrenmal errichten. Ursprünglich stand es vor der Schachtanlage Dahlbusch 8 an der Rotthauser Straße. Der Steinquader, gestaltet durch den Bildhauer Hubert Nietsch, befand sich in der Mitte eines von den Architekten Otto Prinz und Ludwig Schwickert entworfenen Ehrenhofs. Die beteiligten Künstler lebten in der Gelsenkirchener Künstlersiedlung Halfmannshof.
Das Flachrelief an der Vorderseite zeigt einen Soldaten und einen Bergmann, die einander zugewandt sind. Ursprünglich waren die beiden Figuren von einem Eisernen Kreuz und einem Hakenkreuz flankiert. Diese Bildsprache heroisierte den Kriegstod der Bergleute und bettete diesen in einen nationalsozialistischen Zusammenhang ein. Die Zechenbelegschaft sollte so auf das Opfer ihrer „Arbeitskameraden“ verpflichtet werden.
Das Hakenkreuz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt. Nach der Schließung der Zeche Dahlbusch wurde das Ehrenmal in den heutigen Dahlbusch-Park versetzt. Von der NS-Symbolik befreit, hat es in dieser neuen Raumsituation einen Teil seiner ursprünglichen Intention verloren. Derart umgestaltet, erinnert es an die Toten des Ersten Weltkrieges ebenso wie an deren Instrumentalisierung durch das „Dritte Reich“. Das Dahlbusch-Ehrenmal steht seit 1987 unter Denkmalschutz.
Partner: Förderverein für Stadt- und Verwaltungsgeschichte, 2014

Den einzig wahren Text gibt es nicht, und diesen kann ich nicht als misslungen bezeichnen.
Damals: die „Einbettung in den nationalsozialistischen Zusammenhang“,
heute die Erinnerung an die Toten und zugleich an ihre Instrumentalisierung durch die Nazis,
damit ist Wesentliches gesagt.

Was ich aber nicht verstehe und was mich zornig macht, ist der Alleingang des Instituts für Stadtgeschichte und seines Leiters Stefan Goch. Zwar hat er mir – und ich nehme an, auch Karlheinz Rabas, der GfW, dem Bürgerverein, dem Heimatverein und anderen - den Text vorher mitgeteilt. Aber die Sache hätte in eine Diskussionsrunde gehört, die Räume der Bergbausammlung boten sich an. Zwingend ! Demokratie braucht Transparenz.

Ich hatte folgenden Text vorgeschlagen:
Dieses Denkmal wurde 1937 von dem Bildhauer Hubert Nietsch, damals als Chef der Gelsenkirchener Kammer für bildende Künste für die Umsetzung der nationalsozialistischen Kunstpolitik vor Ort zuständig, geschaffen. Oben rechts befand sich ein Hakenkreuz. Die Platte, in die es eingemeißelt war, befindet jetzt auf der Rückseite. Rotthauser Bergleute und Soldaten waren nicht „für Deutschland“ gestorben. Um sie ging es nicht, sondern darum, das Volk auf den von Hitler geplanten nächsten Krieg einzustimmen. Die Inschrift hat sich als prophetisch erwiesen. „Unter der Hakenkreuzfahne, die auf der höchsten Ruine von Stalingrad weithin sichtbar gehisst wurde, vollzog sich der letzte Kampf. Generale, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften fochten Schulter an Schulter bis zur letzten Patrone. Sie starben, damit Deutschland lebe.“ So das Oberkommando der Wehrmacht am 3. Februar 1943.

Ich meine, das hätte mehr von Denkmal zum Sprechen gebracht als der ISG-Text. Verdun und Stalingrad werden durch das „Sie starben für Deutschland“ miteinander verbunden, und dass „Stalingrad“ auf der Rückseite eine Spur hinterlassen hat, halte ich für keine überflüssige Information.

Mit Hubert Nietsch, dem Gestalter des Daglbuschdenkmals haben sich kurz hintereinander zwei Veröffentlichungen der ISG-Schriftenreihe befasst. In „Geht Kunst nach Brot?“ (Bd.10, 2011) kommt das Denkmal nicht vor (was mich wundert), „Kunst und Künstler im Nationalsozialismus“ (Bd.15, 2013) behandelt es ausführlich. Spannend!

Der Text auf der Tafel ist nicht mehr zu ändern. Eine Gesprächsrunde in der Bergbausammlung hätte dennoch Lehrreiches zu bereden, und sie würde, da bin ich mir ziemlich sicher, ein interessiertes Publikum finden. Wie wär’s, Karlheinz?


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Mechtenbergkraxler
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Re: Erinnerungsort Dahlbuschdenkmal

Beitrag von Mechtenbergkraxler »

Quiqueg hat geschrieben:

Den einzig wahren Text gibt es nicht, und diesen kann ich nicht als misslungen bezeichnen.
Damals: die „Einbettung in den nationalsozialistischen Zusammenhang“,
heute die Erinnerung an die Toten und zugleich an ihre Instrumentalisierung durch die Nazis,
damit ist Wesentliches gesagt.

Was ich aber nicht verstehe und was mich zornig macht, ist der Alleingang des Instituts für Stadtgeschichte und seines Leiters Stefan Goch.

Zwei Punkte seien zu ergänzen:

Danke, Quiqueg, für den Hinweis auf die Webseite der Stadt Gelsenkirchen. Hier noch mal der exakte Link, denn die entsprechende Seite ist sehr mühsam zu finden: www.gelsenkirchen.de/de/Touristik/Erinn ... ln_des_ISG Weiter unten ist dann das Denkmal aufgeführt.

Der zweite Punkt: Lass den Zorn über mutmaßliche Alleingänge von Stefan Goch ruhig in der Tasche. Das Institut hat die breite Diskussion über die Deutung dieses Denkmals in den GG mit Sicherheit mitbekommen. Der jetzige Text kommt sachlich und ohne Pathos daher und passt gut zu dem Eindruck, den ein Besucher heute ganz konkret an diesem Erinnerungsort bekommt. Der Besucher heute hört weder die Reden der Einweihung, noch sieht er den Fahnenaufmarsch, noch kann er sich ein Bild machen, wie weit die damals versammelte Menge wirklich der Propaganda der Nazis auf den Leim gegangen ist. Diesen ganzen Kontext wieder zu bemühen, überhöht so ein Denkmal. Ich finde den Text angemessen und glaube nicht, dass Deiner sachdienlicher wäre.

MK
"Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher." (Charlie Rivel, Clown)

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