Prömmel hat geschrieben:
Aber ich vermute, dass es sich bei der von Dir gesuchten Straße wohl eher um das heutige "Am Rundhöfchen" handelt, das früher - vor der Vereinigung mit Buer und Horst - auch mal Kreuzstraße hieß, siehe auch hier: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... C3%B6fchen
Am Eckhaus rechts steht: Balatum ( wahrscheinlich ) Spezial.
Balatum war die preiswertere Lösung gegenüber Linoleum. War sehr dünn und wurde bedruckt, wie son Teppichmuster. Wir hatten in den 50ern auch son Ding in unserer Wohnküche auf den mit Ochsenblut gestrichenen Holzdielen.
Oliver Raitmayr hat geschrieben:Siehste, man lernt nie aus.
Und ich dachte schon das käme aus dem Semitischen mit der Bedeutung: "Leben" und fragte mich schon nach dem zugehörigem Produkt.
Wiese Ochsenblut am Parkett?
Oliver
Nö, Parkett hatten wir nicht. Es waren ganz normale Holzdielen. Die Ritzen wurden mit Kitt verschmiert und anschließend der Boden mit roter Farbe gestrichen. Früher wurde Ochsenblut als Farbanstrich verwendet. Danach mit Leinöl und Eisenoxyd vermengt und ebenfalls als Anstrich für Fußböden verwendet. So war es wohl auch bei uns in der Vor- und Nachkriegszeit.
Wolle
Zuletzt geändert von von waldbröl am 03.04.2014, 00:57, insgesamt 1-mal geändert.
von waldbröl hat geschrieben:Am Eckhaus rechts steht: Balatum ( wahrscheinlich ) Spezial.
Balatum ist richtig. Das Haus hatte die Adresse Kreuzstraße 8. Rechts mündete die Hochstraße.
von waldbröl hat geschrieben:Balatum war die preiswertere Lösung gegenüber Linoleum. War sehr dünn und wurde bedruckt, wie son Teppichmuster. Wir hatten in den 50ern auch son Ding in unserer Wohnküche auf den mit Ochsenblut gestrichenen Holzdielen.
So einen Bodenbelag hatten wir in den 50/60er Jahren auch. Unser Balatum war aber in Wirklichkeit Stragula. Bei uns hieß es aber immer Balatum. Im Gegensatz zu Balatum war das keine Wollfilzpappe, sondern eine mit Teer imprägnierte Pappe. Die konnte man wunderbar mit Bohnerwachs auf Hochglanz bringen. Ich durfte mich früher ab und zu auf die Fläche des Bohnerbesens stellen, mit den Händen am Stiel festhalten und mich so durch die Küche schieben lassen.
Nach einigen Jahren Nutzung war das Dekor an den Laufwegen meist abgenutzt und eine neuer Belag musste her. Der alte Belag wurde dann in handliche Stücke gerissen und im Winter im Küchenherd verheizt. Durch den Teergehalt brannte (und qualmte) das Zeug ganz wunderbar.
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“ (Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")
Das Trinkwasser aus den Bleileitungen hat uns damals wahrscheinlich immun gemacht.
Heute hab ich meine uralte Benzolproben im Esszimmer stehen, um die Langzeitwirkung auf den menschlichen Organismus zu testen.
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“ (Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")
Weil vom Bonern die Rede war. Bei meinen Eltern in den späten 60ern war es ja hochmodern überall Linoleum zu pflastern und der wurde mit einer sauschweren Maschine gebonert. Das tat ich als Kind deshalb so gern, weil mich das Gerät einfach nachgezogen hatte, wo immer der hin wollte.
Und im Haus meiner Großeltern, ein "Doktorhaus" in dem ich viel Zeit zum Beobachten hatte, war der Behandlungsraum ebenfalls schon seit den 20ern mit Linoleum bespannt. Da stand der Gynäkologenstuhl und ein Kasten von Röntgengerät. Vor diesem waren silberfarbene Einschusslöcher von der chronischen Bestrahlung, der das Linoleum optisch aufwertete. Auch dort muss der technische Fortschritt die Menschen entweichlicht haben. Opa wurde 76, die Oma 89.
Oliver Raitmayr hat geschrieben:Weil vom Bonern die Rede war. Bei meinen Eltern in den späten 60ern war es ja hochmodern überall Linoleum zu pflastern und der wurde mit einer sauschweren Maschine gebonert. Das tat ich als Kind deshalb so gern, weil mich das Gerät einfach nachgezogen hatte, wo immer der hin wollte.
Die Maschinen kenne ich auch. Damit hat man in den 60ern die Linoleum-Böden bei uns in der Volksschule poliert.
Ich denke, die gibt es immer noch.
von waldbröl hat geschrieben:Na bravo, dann kann ich dich nie besuchen kommen, ich hab eine Mineralölallergie.
Wenn in meiner Nähe irgendwelche Mineralöle offen rumstehen, bekomme ich jucken und Ausschlag am ganzen Körper.
Das ist ärgerlich, aber keine Bange. Es ist alles seit über 80 Jahren verkorkt und versiegelt