remutus hat geschrieben:
Im späteren Leben habe ich verschiedene Großstädte auch von deren Rückseite kennengelernt (eine gute Wohngegend war für mich nicht erschwinglich) und kann sagen, Gettobildung, Clankriminalität, Parallelgesellschaften sind nun wirklich nichts Neues.
Hat sich qualitativ etwas geändert? Die Kriminalstatistiken geben dazu keinen Hinweis (bitte nicht wieder das Churchill-Zitat).
Ob sich jemand wie awg durch Argumente von wachsender Panik oder politischer Radikalisierung abbringen lässt, in eine andere Sache.
Kann mich Dir nur anschließen. Bandenkriminalität ist nicht nur im Film („Babylon Berlin“ o.ä.) ein Thema seit zig Jahrzehnten, im Grunde schon seit Jahrhunderten. No-Go-Areas nicht minder, die hatten wir schon im Süden Gelsenkirchens in den 60er Jahren. Anmache von Frauen findet weiß Gott nicht nur am Rhein-Herne-Kanal durch Ali und Omar statt, sondern in den Büros und Werkhallen des Landes problemlos auch durch Björn und Malte nur viel ausgeklügelter. Gut finde ich das überhaupt nicht und bedaure eigentlich schon immer, dass Zwangsarbeit als Strafe nicht üblich ist. Erzieherisch für kriminelle Lauschepper und Anmacher wäre die allemal, unabhängig von deren Pigmentierung. Allemal besser als Methoden-Update-Lehrgänge im Knast.
Die Fanatisierung und Radikalisierung in der Ostzone und bei dem einen oder anderen auch hier im Westen ist für mich aber zuallererst eine Folge der Doofdoof-Medien. Ich bekomme das in noch harmloser Weise mit, wie der Google-Newsfeed mich jeden Tag zu manipulieren sucht. Offenbar hat irgendein Cookie von denen in Stayfriends bei mir geschnüffelt und schickt mir nun Tag für Tag Morde und Einbrüche aus einer Stadt, mit der ich außer ein paar Schuljahren absolut nichts zu tun habe. Ich google auch nicht nach Gelsenkirchen, aber dem System sind offenbar meine Besuche in den GGs nicht entgangen, also bekomme ich jeden Mord, jede Schlägerei, und grundsätzlich und absolut nichts Positives aus Gelsenkirchen auf den Bildschirm geliefert. *)
Und da sitzen nun die YouTuber, Twitterer und Instagramer und geilen sich mehrfach potenziert an den von den Algorithmen vorgeschlagenen News auf. Die Logik ist immer dieselbe: Aha, sagt das System, der Typ hat auf Massenschlägerei im Schwimmbad geklickt, da schicken wir ihm doch sofort noch alle weiteren Schwimmbad-Schlägereien aufs Gerät. Fazit für diese Art von Konsumenten: Die Welt ist schlecht, das Land wird von Schwimmbad-Schlägern übernommen, man kann sich nur wehren, indem man die bösesten der Politiker erschießt.
Dummheit grassiert; überall, wo in der Vergangenheit Dummheit in Ost oder West die Macht übernommen hatte, rieben sich die Begeisterten hinterher verwundert die Augen: Ja wo kommen die vielen Trümmer her und die vielen Toten? Warum ist unser Land so klein geworden? Warum hängen wir wirtschaftlich so weit zurück? Warum sind alle plötzlich so unzufrieden?
MK
*) Als Langzeitexperiment gucke ich mir diesen Newsfeed weiterhin an, aber ohne irgendwo drauf zu klicken. Immer interessant, was das System in mir so alles vermutet. Wer bezahlt eigentlich diese Manipulationsversuche?
"Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher." (Charlie Rivel, Clown)