Stadtchronik 1969

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

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heen
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Stadtchronik 1969

Beitrag von heen »

Ein Ärgernis wird in Betrieb genommen. Ein fünftel der Menschen hier haut ab, die Bundeswehr geht mit.
Schneisen in Hecken sollen beim Autofahren den Blick auf die Straße verhindern.
Kennt noch einer den Aminosäure-Stoffwechsel der Symbiose Rhizobium-Bakteroid-Lupinenwurzel?
August Nagel stirbt und das Grab des Funkgast Wilhelm Tönies wird geborgen.
1969 im ersten Quartal.
Von hier. (PDF; 15 MB)
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Stadtchronik 1969 hat geschrieben: Donnerstag, 2. Januar 1969
Die Mülldeponie auf dem ehemaligen Graf-Bismarck-Gelände "im Eichkamp" des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk wird offiziell in Betrieb genommen. Sie untersteht der "Zentraldeponie Emscherbruch GmbH"

Freitag, 3. Januar 1969
Im Zuge der Modernisierung der buerschen Hochstraße werden die "Altdeutsche Bierstube" und die Buchhandlung Tümmers abgerissen. Die Tümmers KG wird in dem danach entstehenden fünfgeschossigen Neubau wieder einziehen.

Samstag, 4. Januar 1969
Nach einer vom Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk für das Jahr 1968 herausgegebenen Statistik ist Gelsenkirchen im Revier nächst Essen, Dortmund und Duisburg die viertgrößte Stadt. Ebenfalls an vierter Stelle hinter Wanne-Eickel, Herne und Duisburg steht Gelsenkirchen im Hinblick auf die Wanderungsverluste. Sie sind für GE mit 20,5 Prozent beziffert.

Mittwoch, 8. Januar 1969
Eine Ausstellung "Gelsenkirchen 1975" wird im Kaufhof gezeigt. Es handelt sich um eine Schau von städtischen Modellen mit Bauvorhaben, die sch bis 1975 realisieren lassen.

Donnerstag, 9. Januar 1969
Die beiden in Gelsenkirchen beheimateten Staffeln des Luftwaffenversorgungs-Regiments 5, die nach Essen Kupferdreh verlegt werden, verlassen das hiesige Kasernengelände am Berger Feld. Regiments-Kommandeur Oberst Heusmann, sowie die Bürgermeister Dietermann und Sandmann nehmen die Vorbeifahrt der Staffel ab. Damit ist Gelsenkirchen keine Garnisionsstadt mehr.

Dienstag, 14. Januar 1969
Sechs Städte, darunter die Stadt Gelsenkirchen, erhalten von der Landesregierung den Auftrag, Gesamtschulen als Schulversuch zu errichten. Die Gelsenkirchener Vorplanungen zu dem Gesamtschulversuch sind bereits weiter gediehen als die Konzepte der anderen Mitbewerber.

Dienstag, 14. Januar 1969
"Die Stadt ist unser Schicksal" heißt eine Forumsgesprächsreihe, die heute im Vortragssaal des Rathauses Buer beginnt und in Zusammenarbeit der Volkshochschule mit dem Baudezernat durchgeführt wird.

Dienstag, 14. Januar 1969
Das Zweite Deutsche Fernsehen zeigt den Film "G wie Gelsenkirchen", in dem dargelegt wird, wie unsere Stadt ihre Vergangenheit sprengt, um die Zukunft besser gestalten zu können. Eine in den Zeitungen positiv gewürdigte Fernsehaufzeichnung.

Mittwoch, 15. Januar 1969
Fünfzig Jahre besteht auf der Bochumer Straße der Elektrobetrieb Heinrich Imberg.

Donnerstag, 16. Januar 1969
Die WAZ befragt zahlreiche prominente und einfache Bürger über ihren Eindruck von dem am 14. Januar gezeigten ZDF-Film "G wie Gelsenkirchen". Der Grundtenor der Antworten ist positiv, besonders darüber, daß die Reportage bemüht war, die Stadt nicht durch die rosarote Brille der Kommunalpolitiker zu sehen.

Freitag, 17. Januar 1969
Nach den noch in der Bearbeitungsphase stehenden Detailplänen für die Stadtbahn steht soviel bislang fest, daß sie in Alt-Gelsenkirchen als Unterpflasterbahn, in Buer hingegen als Hochbahn auf Betonpfeilern verlaufen soll.

Freitag, 17. Januar 1969
Um Autofahrern auf der Kurt-Schuhmacher-Straße einen Blick auf den Berger See und seine Anlagen zu geben, hat das Gartenamt Sichtschneisen in das Ufergehölz schlagen lassen.

Montag, 20. Januar 1969
Am vergangenen Wochenende (19. Januar) gab das vorjährige Karnevals-Prinzenpaar Norbert Fuhs und Rita Barth die Insignien ihrer närrischen Macht an den noch amtierenden Präsidenten des inzwischen aufgelösten Festausschusses Groß-Gelsenkirchener Karneval zurück. Nach dieser Amtshandlung trat auch der Präsident, Karl Drees, von seinem Amt zurück, so daß das "Experiment Gelsenkirchener Karneval" vorläufig als mißlungen angesehen werden muß.

Dienstag, 21. Januar 1969
Die Galerie Hauptstraße 1 zeigt 30 Arbeiten des naiven Plastikers Erich Bödeker (65). Bödeker ist ehemaliger Bergmann, Hausschlachter und passionierter Kleingärtner, sowie neuerdings Hobby-Künstler.

Donnerstag, 23. Januar 1969
In einer Pressekonferenz stellen Schuldezernent Heinz Meya und der mit der organisatorischen Vorplanung des hiesigen Gesamtschulmodells beauftragte Studiendirektor Dr. Rainer Brockmeyer, den neuen, von der Landesregierung abgesegneten, Schulversuch vor. Bei der Gelegenheit wird ein weiteres schulinternes Experiment erläutert, mit dem die Schulen in Kürze konfrontiert werden sollen: ein eigenes Gelsenkirchener Schulfunk- und Radioprogramm, das von einer Zentrale (der späteren Gesamtschule) für alle Gelsenkirchener Schulen ausgestrahlt werden soll. Die Hauptschulen werden bereits vom kommenden Schuljahr ab mit Fernseh-Empfangsgeräten ausgestattet.

Freitag, 24. Januar 1969
Beim Bäderamt laufen neben den Einrichtungsplanungen für das im Bau befindliche Zentralbad weitere Pläne für Freibäder in dem geplanten Freizeitpark in Rotthausen und im Berger Feld. Hier stehen sie im Zusammenhang mit dem geplanten Sportpark.

Montag, 27. Januar 1969
In der ersten Ratssitzung des neuen Jahres wird nach harten Kontroversen um parteipolitische Einflüsse beim Bebauungsplan Buer-Mitte der Bebauungsplan mit allen Stimmen der SPD und der Mehrzahl der CDU-Stimmen angenommen. Ausgelöst war die Auseinandersetzung durch einen Leserbrief des Architekten Kurt Neukirchen, in dem Ratsmitglied und Architekt Eising beschuldigt wird, Änderungen im Bebauungsplan beeinflußt und als ausführender Architekt die Leitung der Bebauung bekommen zu haben. Eising will gerichtlich gegen die Anschuldigungen vorgehen. Umstritten bleibt die Gestaltung der Stadtbahn im Stadtnorden, deren Hochbahnlage auf Bedenken stößt. Für einen Hotelbau der Maritim-Gruppe im Stadtgarten mit "Residenztrakt" wird grünes Licht gegeben.

Dienstag, 28. Januar 1969
Der Primaner Manfred Kilimann, Preisträger mehrerer Wettbewerbe, qualifizierte sich mit einer chemischen Forschungsarbeit beim Wettbewerb "Jugend forscht" für die Teilnahme an der Landesmeisterschaft.

Donnerstag, 30. Januar 1969
Bereits in der dritten Generation besteht die am heutigen Tage 50 Jahre alte Drogerie Strack in der Karl-Meyer-Straße in Rotthausen.

Donnerstag, 30. Januar 1969
Neuere Planungen im Bereich des Stadtbahnbaues verwerfen die Trassenführung in der Cranger Straße in Hochlage. Nach neuesten Überlegungen sollte die Stadtbahn diesen Bereich unterirdisch durchfahren.

Dienstag, 4. Februar 1969
Der von der Firma Johann Neukirchen auf der Hochstraße begonnene Neubau eines Geschäftshauses (ehedem Altdeutsche Bierstube) bereitet Geländeschwierigkeiten, da hier einst der Dorfgraben verlief. Die abgerissene Gaststätte war nicht unterkellert.

Dienstag, 11. Februar 1969
Am Grillo-Gymnasium erscheint das Schülermagazin "Janua", dessen erste Ausgabe bereits zu Differenzen zwischen der Schulleitung und der Redaktion geführt hat. Grund der Auseinandersetzung ist ein Artikel des Bezirksschulsprechers Bernd Aulich über "moderne Sexualität und der Schüler". Das Magazin durfte am Schalker Gymnasium nicht verteilt werden.

Montag, 17. Februar 1969
Rosenmontag: Wegen starker Schneefälle findet in den Gelsenkirchener Schulen kein Unterricht statt. Seit dem letzten Wochenende sind 200 Bedienstete der Stadt pausenlos im Einsatz gegen den Winter.

Montag, 24. Februar 1969
Beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" erhielt der Bueraner Manfred Kilimann (17, Schüler des Max-Planck-Gymnasiums) für seine Arbeit über den Aminosäure-Stoffwechsel der Symbiose Rhizobium-Bakteroid-Lupinenwurzel den dritten Preis zuerkannt. Kilimann nimmt als Landessieger am Bundeswettbewerb in Wolfsburg teil.

Mittwoch, 26. Februar 1969
Der Kälteeinbruch in der vergangenen Woche, der einen Temperatursturz auf minus zehn Grad mit sich brachte, richtete Straßenschäden in Höhe von 200.000 DM an.

Samstag, 1. März 1969
Ihren 65. Geburtstag und zugleich das vierzigjährige Bestehen ihrer Wäschefirma "Albin Bauer" begeht die Firmenchefin Anni Bauer.

Samstag, 1. März 1969
Bei einer Veranstaltung der Jungen Union in Westerholt erklärte der Westerholter Stadtdirektor Wiese, daß er sich bei den komunalen Neuordnungsplänen mit allen Mitteln gegen eine Eingemeindung nach Gelsenkirchen wenden wird, da Westerholt im Gelsenkirchener "Ratsorchester" immer überstimmt würde. Man wolle sich lieber mit Marl oder Herten zusammenschließen.

Sonntag, 2. März 1969
Zum zehntenmal wird Brunhilde Panter zur Bezirksvorsitzenden der Sozialistischen Jugend "Die Falken" gewählt.

Mittwoch, 5. März 1969
Die Zentraldeponie Emscherbruch, ein auf der Halde der ehemaligen Schachtanlage Graf-Bismarck 7/8 errichteter gigantischer Müllabladeplatz des Ruhrgebiets, wird ihrer Bestimmung übergeben. Sie ist bereits seit Beginn des Jahres in Betrieb. Bei einem Aufnahmevermögen von 30 Millionen Kubikmetern Müll wird die Deponie 35 Jahre betrieben, bevor sie in eine gegrünte Hügel- und Erholungslandschaft umgewandelt wird.

Mittwoch, 5. März 1969
Bereits am 3. März starb der seit 1929 in Gelsenkirchen als Musiker wie als Mensch beliebt gewesene Kapellmeister August Nagel (76), der noch am Hl. Abend 1968 das Gloria vom Turm des buerschen Rathauses geleitet hatte. Der in Pfuelingen, Würtemberg, geborene Nagel war lange Jahre Konzertmeister des Opernhauses Frankfurt/Main, bevor er bei der Eröffnung der Schauburg-Buer am 31. Januar 1929 das Schauburg-Orchester übernahm und 1932 ein eigenes Orchester gründete. Danach leitete er viele Jahre das Werksorchester der Zeche Consolidation.

Samstag, 8. März 1969
Der frühere Leiter des städtischen Presseamtes, Dr. Wilhelm Niemöller, der nach seiner Pensionierung vor zehn Jahren zwanzig Jahrgänge der Stadtchronik schrieb, vollendet das 75. Lebensjahr.

Montag, 10. März 1969
An der Außenjade bei Wilhelmshaven wurde das Wrack eines am 14. Juli 1916 nach britischen Torpedobeschuß gesunkenen U-Boots (U 51) gehoben. Aus der Manschaftsliste ist ersichtlich, daß in dem gesunkenen U-Boot auch ein Gelsenkirchener, der Funkgast Wilhelm Tönies, begraben war.

Mittwoch, 12. März 1969
Sechzehn am 19. Februar geborene Gelsenkirchener Babys bekommen von der Stadt-Sparkasse aus Anlaß des an diesem Tag gefeierten 100. Geburtstages des Geldinstituts je ein Sparkassenbuch mit einem Guthaben von 200 DM überreicht.

Dienstag, 25. März 1969
Unter starken Bedenken der CDU-Fraktion hinsichtlich der Funktion und bildungsmäßigen Vormachtstellung der geplanten Gesamtschule ("Gesamtschule darf andere Systeme nicht gefährden") stimmt der Rat auf seiner heutigen Sitzung der Errichtung einer als Modellschule vorgesehenen Gelsenkirchener Gesamtschule zu.
...

Samstag, 29. März 1969
Die Fleischerei Peuling in Erle, Cranger Straße 202, feiert das 50jährige Bestehen am gleichen Platz. In Resse unterhält die Firma einen Filialbetrieb.

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Prömmel
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von Prömmel »

heen hat geschrieben:
27.03.2022, 18:10
Stadtchronik 1969 hat geschrieben: Dienstag, 11. Februar 1969
Am Grillo-Gymnasium erscheint das Schülermagazin "Janua", dessen erste Ausgabe bereits zu Differenzen zwischen der Schulleitung und der Redaktion geführt hat. Grund der Auseinandersetzung ist ein Artikel des Bezirksschulsprechers Bernd Aulich über "moderne Sexualität und der Schüler". Das Magazin durfte am Schalker Gymnasium nicht verteilt werden.
Die Schülerzeitung des Grillo-Gymnasiums hieß richtig "Janus" - benannt nach dem römischen "Gott des Anfangs und des Endes".

Hier (und in den folgenden Beiträgen) gibt es zu dem Artikel von Bernd Aulich (er war übrigens erst ein paar Tage vorher zum Bezirksschulsprecher gewählt worden) nähere Informationen:
viewtopic.php?p=318579#p318579

Das seinerzeitige Verhalten von Dr. Neef. dem damaligen Direktor des Schalker Gymnasiums, war dann eines von vielen Mosaiksteinen, die schließlich im Dezember 1969 zum Schulstreik am "Schalker" führten.
Hier gibt es über den Schulstreik viele weitere Informationen - leider auch einzelne falsche Behauptungen von jemandem, der von sich sagt, "mitendrin und in erster Reihe dabei gewesen zu sein", der sich anscheinend aber nur aus zweiter Hand informiert hat:

Streik am Schalker Gymnasium
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß. der weiß mehr
als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

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heen
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von heen »

Zweitfrisuren für den Abend sind nötig und für einen Beschriftungsautomat gibt es Gold.
Der Hühnerdiebe in Scholven und aus Garagen wird ein Supermarkt.
Ein Dromedar macht Theaterkarriere.
Zwölf Seiten Abhandlung über ein G, aber in der Mitte liegt Erle.
1969 im zweiten Quartal.
Von hier. (PDF; 15 MB)
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Stadtchronik 1969 hat geschrieben: Dienstag, 1. April 1969
Seit einem Jahr existiert in Gelsenkirchen ein Altwagen-Racing-Team, dessen Rennveranstaltungen jeweils auf dem Alma-Gelände in Ückendorf ausgetragen werden. Für das erste diesjährige Rennen am 11. und 12. April sind 120 Fahrzeuge aus einem Umkreis gemeldet, der von Köln bis Osnabrück reicht.

Dienstag, 1. April 1969
Friseurmeister Emil Knizia eröffnet in seinem Salon an der Hauptstraße die erste Gelsenkirchener Haar-Boutique, in der Frauen sich die Zweitfrisur für den Abend besorgen können.

Donnerstag, 3. April 1969
Auf der Internationalen Erfindermesse in Brüssel erhält der Gelsenkirchener Tapeten-Importeur und Hobby-Bastler Rudolf Graser, Wittekindstraße, die Goldmedaille für seine Erfindung eines elektronischen Beschriftungsautomaten. Graser besitzt bereits 30 Patente im In- und Ausland.

Sonntag, 6. April 1969
Ruhr-Zoo-Besucher werden Zeugen des Todeskampfes eines Brillenbären, der infolge einer Lebererkrankung von Krämpfen geschüttelt wird und dabei ins Wasser seines Freigeheges rollt, in dem er ertrinkt.

Freitag, 11. April 1969
Die seit fünf Jahren bestehende Monatszeitschrift der katholischen Kirchengemeinde St. Josef Scholven, der "Hahn", ist in fast der gesamten Auflage gestohlen worden. Die Redaktion vermutet in dem Diebstahl einen "Racheakt" ihres Pfarrers Wallmeyer, gegen dessen Jugendpolitik in der Zeitschrift "vom Leder gezogen" worden war.

Montag, 14. April 1969
Drei Schiedsmänner, die nach über 15jähriger Tätigkeit aus diesem Ehrenamt scheiden, Friedrich Fahr, Leo Golecki und Josef Krix, werden durch Überreichung einer Urkunde des Landgerichtspräsidenten und mit dem Wappenteller der Stadt geehrt. Die gleiche Auszeichnung erhalten Theodor Heinrichs und Herbert Schlägel, die auf eine mehr als zehnjährige Tätigkeit als Schiedsmann zurückblicken.

Mittwoch, 16. April 1969
Im SPD-Ortsverein Neustadt wird - nach einem Bericht der Ruhr-Nachrichten - auf Grund von Beschwerden eines Vereinsmitgliedes über Manipulationen bei der Wahl der Kandidaten für die Stadtverordnetenwahl eine Wiederholung der am 20. März durchgeführten Kandidatenwahl notwendig.

Donnerstag, 17. April 1969
Ohne Baugenehmigung entstand auf dem Wohnungsbaukomplex der Bromberger Straße ein DiSi-Supermarkt des Schalke 04-Vorsitzenden Günter Siebert. Nach dem Bebauungsplan 114 sind dort Garagen vorgesehen.

Freitag, 18. April 1969
Oberbürgermeister Hubert Scharley teilt den um die Stadtbahnplanung besorgten Kaufmannsvereinigung und Bürgervereinen von Buer und Erle mit, daß die Stadtbahn auch im Stadtnorden in Tieflage gebaut werde. Dagegen soll die Nord-Süd-Autobahn den Ortsteil Erle in Hochlage überqueren.

Montag, 21. April 1969
Der Kirchenvorstand St. Urbanus, Buer, beschließt, dem seit dem Krieg als Torso verbliebenen Kirchturm der Urbanuskirche eine neue Spitze zu geben.

Montag, 28. April 1969
Die Fleischwarenfabrik Otto Rennicke begeht ihr goldenes Firmenjubiläum. Die aus einer kleinen Metzgerei an der Wilhelminenstraße hervorgegangene Fabrik beschäftigt heute 200 Mitarbeiter.

Dienstag, 29. Mai 1969
Starke Diskussionen löst die Behandlung der Frage über die Stadtbahnführung und die Trasse der künftigen Nord-Süd-Autobahn bei einer öffentlichen Veranstaltung der CDU-Ortsunion Erle aus. Die Bürgerschaft ist beunruhigt darüber, daß allein für die Autobahntrasse 450 Häuser in Erle verschwinden müssen.

Montag, 2. Juni 1969
Der Haupt- und Finanzausschuß beschließt, die Grund- und Hauptschulen ab sofort nicht mehr nach Persönlichkeiten, sondern nur noch nach ihrem Standort zu benennen.

Mittwoch, 4. Juni 1969
Die Erler Werbegemeinschaft hat einen Stadtteil-Slogan bekommen, der jetzt auf kleinen gelben Plakaten in allen Schaufenstern des Ortsteils Erle gezeigt wird: "Aber in der Mitte liegt Erle".

Dienstag, 10. Juni 1969
Längere Abhandlungen über die Informationsfahrt des Rates nach Rotterdam finden sich in der Buerschen Zeitung, der WAZ und der Westfälischen Rundschau. Aus Rotterdam habe man die Empfehlung mit nach Hause genommen, heißt es in den Reportagen, im Stadtzentrum keine Stadtbahn in Hochlage zu bauen.

Samstag, 14. Juni 1969
Der Gelsenkirchener Objektkünstler Rolf Glasmeier erhält die Einladung zur Teilnahme an der Biennale Paris 1969.

Freitag, 20. Juni 1969
Das St.-Josephs-Hospital in Horst hat seinen aus dem Jahr 1924 stammenden Kreißsaal durch eine moderne Einrichtung ersetzt. Die Kosten betragen 130.000 DM.

Freitag, 20. Juni 1969
Um die Austragung des Nachbarschulte-Pokals im innerstädtischen Fußballsport ist ein Streit unter den Vereinen entstanden, weil der Sportclub 07 wegen seiner Teilnahme am DFB-Pokal-Turnier um Verlegung der Termine gebeten hat.

Samstag, 21. Juni 1969
Josef Breuckmann, von 1948 bis 1964 CDU-Ratsherr für den Ortsteil Bülse, dort scherzhaft wegen seines unermüdlichen Einsatzes auch "Bürgermeister von Bülse" genannt, ist im Alter von 59 Jahren gestorben.

Dienstag, 24. Juni 1969
Für 500 DM Monatsmiete wird vom Ruhr-Zoo ein Dromedar für die Karl-May-Festspiele in Elspe zur Verfügung gestellt. Es soll in dem Stück "In den Schluchten des Balkan" mitwirken.

Donnerstag, 26. Juni 1969
Die Zeitschrift "Gebrauchsgrafik" widmet dem von Eberhard Hippler entworfenen Gelsenkirchener "G" eine zwölfseitige Abhandlung.

matz
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von matz »

heen hat geschrieben:
03.04.2022, 19:01

Stadtchronik 1969 hat geschrieben:
Freitag, 20. Juni 1969
Um die Austragung des Nachbarschulte-Pokals im innerstädtischen Fußballsport ist ein Streit unter den Vereinen entstanden, weil der Sportclub 07 wegen seiner Teilnahme am DFB-Pokal-Turnier um Verlegung der Termine gebeten hat.
Die SG Eintracht spielte 69/70 in der 1. Hauptrundes des DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach, aber der SC 07?

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Prömmel
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von Prömmel »

Die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal fand aber erst im Januar 1970 statt.
Die Mannschaften der Amateurklassen mussten sich jedoch in den Runden ihrer Verbände erst für die Hauptrunde qualifizieren. Und diese Qualifikationsrunden - in Westfalen um die sechs Durchgänge - fanden Monate vorher statt. Im Sommer, oft schon nach Beendigung der "normalen" Meisterschaftsspiele, ging es meist in die vorentscheidenden Phasen der Qualifikation. Und in dieser Zeit wurden auch die letzten Spiele um die Fußball-Stadtmeisterschaft (der Amateure) - mit den Entscheidungen im Nachbarschulte-Pokal (für Alt-Gelsenkirchen und Horst) und im Buerschen Wanderpokal sowie dem Finale zwischen den beiden Sieger-Teams - ausgetragen.
Da kann es dann natürlich schonmal zu einer Terminkollision gekommen sein. Und der SC 07 wird zu dem angegebenen Zeitpunkt wohl noch in beiden Wettbewerben vertreten gewesen sein. Allerdings ist die Bezeichnung "Teilnahme am DFB-Pokal-Turnier" schon etwas irreführend.

Auf jeden Fall haben Schalkes Amateure in dem Jahr den Nachbarschulte-Pokal gewonnen. Ob die Bismarcker dann doch noch verloren hatten oder schließlich auf ihr Spiel verzichten mussten, kann ich nicht sagen.
Auch weiß ich nicht, welcher Verein am Ende den Stadtmeistertitel gewonnen hat. Müsste aber wohl der buersche Vertreter gewesen sein.
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von Prömmel »

Hier noch einige Ergänzungen und Berichtigungen zu meinem vorherigen Beitrag:

Die Termine für die Endspiele im Nachbarschulte-Pokal (22.6.1969) und um die Stadtmeisterschaft (29.6.1969) waren bereits zu Saisonbeginn (wohl auf dem Kreis-Staffeltag) verbindlich festgelegt worden.

Die Amateure des FC Schalke 04 (waren in der Landesliga Gr. 3 Tabellenzehnter geworden) setzten sich im Nachbarschulte-Pokal zunächst in ihren Gruppenspielen gegen Westfalia 04 GE (am 18.5. - 5:2) und Teutonia Schalke (am 21.5. - 15:0 !) durch. Nach dem 2:0 gegen Heßler 06 in der Zwischenrunde folgte am 22.6. das Endspiel. Hier gewannen die Schalker mit 4:2 gegen ETuS Gelsenkirchen.
Im Endspiel um die Stadtmeisterschaft trafen die Schalker im Stadion an der Lohmühle dann auf Resse 08. Die Resser gingen in der 9. Minute durch Suttka in Führung. In der 60. Minute konnte Uli van den Berg den Ausgleich markieren, bevor Holger Osieck in der 63. Minute die 2:1-Führung erzielte. Das Tor zum 3:1-Zwischenstand für Schalke schoss Lück in der 78. Minute. Resse kam durch einen von Kostka verwandelten Strafstoß in der letzten Minute noch einmal heran, konnte den ersten Stadtmeistertitel der Schalker aber nicht mehr verhindern.

Der SC 07 Gelsenkirchen war übrigens im Vorjahr (1968) Stadtmeiter geworden.
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von matz »

Danke für die Infos. Allerdings ist die Teilnahme am Westfalenpokal nun nicht eine Teilnahme am DFB-Pokal, daher bleibt der Eintrag in der Stadtchronik irreführend.

Die Eintracht zog damals meiner Erinnerung nach in die Glückauf-Kampfbahn um, was aber bei 8.000 Zuschauern nicht viel brachte. Leider war ich zu klein, mein Vater und mein Bruder gingen ohne mich. :motz:

Wie sich die SGE dafür qualifiziert hat, weiß ich aber nicht. Über den Westfalenpokal?

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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von Prömmel »

matz hat geschrieben:
04.04.2022, 22:43
Danke für die Infos. Allerdings ist die Teilnahme am Westfalenpokal nun nicht eine Teilnahme am DFB-Pokal, daher bleibt der Eintrag in der Stadtchronik irreführend.
Ich glaube, dass Du da etwas missverstanden hast - oder ich mich nicht ganz klar ausgedrückt habe.
Es handelte sich damals nicht um einen Wettbewerb um den/einen Westfalenpokal, sondern es waren die Qualifikationsrunden auf Verbandsebene (in unserem Fall im Bereich von Westfalen) zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Insofern stimmt die Formulierung "Teilnahme am DFB-Pokal-Turnier" schon irgendwie.

Den Westfalenpokal gab es für die Herren-Mannschaften - soweit ich weiß - erst ab Mitte der 1970er Jahre. Das war aber eigentlich ein unabhängiger Wettbewerb (wohl nur für Amateurmannschaften). Nachdem die 2. Bundesliga eingeführt worden war, wurde nämlich auch die Zahl der Mannschaften. die sich für die 1. Hauptrunde qualfizierten, deutlich erhöht: von 32 auf 128 => alle Mannschaften der 1. und 2. Bundesligen sowie jede Menge Amateurmannschaften aus den Landesverbänden (in Westfalen zunächst fünf Teams).

matz hat geschrieben:
04.04.2022, 22:43
Die Eintracht zog damals meiner Erinnerung nach in die Glückauf-Kampfbahn um, was aber bei 8.000 Zuschauern nicht viel brachte. Leider war ich zu klein, mein Vater und mein Bruder gingen ohne mich. :motz:
Nach den Informationen aus dem DFB-Daten-Center soll das Spiel allerdings im Südstadion ausgetragen worden sein - weiß ich aber nicht, ob das stimmt.
Vielleicht durftest Du nur nicht mit, weil das Spiel am Freitag-Abend stattfand.

matz hat geschrieben:
04.04.2022, 22:43
Wie sich die SGE dafür qualifiziert hat, weiß ich aber nicht. Über den Westfalenpokal?
Im Westfalenpokal nicht, wohl aber in den entsprechenden Qualifikationsspielen in Westfalen (siehe oben).
Neben den 18 Bundesligisten hatten sich aus den (Regional-)Verbänden 14 weitere Teams der unteren Klassen qualifiziert - in Westfalen waren es die SG Eintracht und Wattenscheid 09.
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß. der weiß mehr
als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

matz
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von matz »

schau an, dachte der heutige Qualifikationsweg galt damals schon

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heen
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von heen »

Im August haben die Alten Geburtstag. Darauf ein 100 Stunden Dauertanz.
Turmspitze oder nicht, Kirchenkrieg in Buer.
Viel Licht gab es bei "Licht und Bewegung".
Rotthausen liegt in der Zone.
Warm ist es auch noch und dann "Fly me to the moon" in der neuen Flimmerkiste.
1969 im dritten Quartal.
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Stadtchronik 1969 hat geschrieben: Freitag, 4. Juli 1969
Die Schülermitverwaltung (SMV) am Max-Planck-Gymnasium löst sich aus Protest gegen die nach ihrer Meinung allzu autoritäre Struktur der bestehenden Bildungssysteme auf. Der Vorgang soll die Öffentlichkeit auf das Unbehagen der Schüler aufmerksam machen, daß der Schulbesuch "nur der guten Noten wegen" und nicht zu Erlangung eigener Meinung innerhalb der Gesellschaft genutzt werden kann.

Montag, 7. Juli 1969
Orkanartige Böen mit Windstärken 9 bis 10 richten zahlreiche Schäden im Stadtgebiet an. Allein 28 Straßenbäume werden umgestürzt oder müssen wegen der Gefahr des Sturzes gefällt werden.

Mittwoch, 9. Juli 1969
Die hiesige Polizei beginnt mit der Ausgabe von 30.000 Fahrradpässen an Jugendliche, um auf dese Weise den überhandnehmenden Fahrraddiebstählen vorzubeugen.

Mittwoch, 9. Juli 1969
Dem Ortsverband Gelsenkirchen des Deutschen Amateur-Radio-Clubs gehören neuerdings sechs weibliche Mitglieder an, nachdem die Ehefrau des Clubvorsitzenden Horst Werner, Margot Werner, nach Ablegung einer Prüfung vor der OPD Münster die Funklizenz erhielt.

Donnerstag, 10. Juli 1969
Zum erstenmal in der hiesigen Schulgeschichte werden an der Georg-Kerschensteiner-Schule nach Vorarbeiten des stellvertretenden Schulleiters Bruno Tiedemann Zeugnisse vom Computer erstellt. Die auf Magnetplatten gespeicherten Zeugnisse bleiben außerdem für viele Jahre archiviert, so daß sie jederzeit von ehemaligen Schülern wieder abgerufen werden können.

Donnerstag, 10. Juli 1969
Der Kirchenvorstand der St.-Urbanus-Gemeinde hat mit 10 zu 2 Stimmen beschlossen, der Kirche zu einem neuen Turmhelm zu verhelfen. Vom Generalvikariat des Bistum Essen werden keinerlei Mittel dazu gewährt.

Samstag, 12. Juli 1969
Nach den heutgen Pressemeldungen wll Egon Graf von Westerholt unmittelbar nach Aufstellung des Bebauungsplanes für die Führung der Nord-Süd-Autobahn durch den Westerholter Wald offiziell Einspruch dagegen einlegen, um den Wald mit allen Mitteln zu erhalten.

Sonntag, 13. Juli 1969
Das ehemalige Werksgelände der stillgelegten Zeche Alma ist wieder Schauplatz einer Veranstaltung der "Rheinischen Altwagen-Renngemeinschaft Essen", an der 102 "alte Kisten", darunter 14 aus Gelsenkirchen, teilnehmen.

Donnerstag, 17. Juli 1969
Die VEBA-Hauptversammlung beschließt, die Firmanbezeichnung "Scholven-Chemie AG" in "VEBA-Chemie AG, Sitz Gelsenkirchen Buer", zu ändern.

Donnerstag, 17. Juli 1969
Das seit dem 16. Juli auf den Kurs zum Mond befindliche bemannte amerikanische Raumfahrtunternehmen "Apollo 11" findet auch in Gelsenkirchen lebhaftes Interesse. Der Kauf von Fernsehgeräten hat stark zugenommen. Selbst in Freibädern drängen sich die Besucher um die Lautsprecher, um die Berichte über den Fortgang des Mondfuges zu verfolgen.

Freitag, 18. Juli 1969
Im Ruhr-Zoo begeistert in den Sommerferien an jedem Donnerstag "Onkel Albert II" (Rudi Christian) die Kinder. Sein Vorgänger "Onkel Albert I" (Erich Krumm), fühlt sich mit 81 Jahren zu alt für diese Aufgabe.

Sonntag, 20. Juli 1969
Ein Julisonntag, wie andere, heiß, mit erster Mähdreschertätigkeit auf den heimischen Feldern, um die Wintergerste einzubringen. Und doch unterscheidet er sich von allen anderen Tagen seither. Kaum ein Bürger ist in der Nacht von Sonntag zum Montag zu Bett gegangen; denn im Fernsehen wird die erste Landung eines Menschen auf dem Mond übertragen. Am Abend ist die amerikanische Mondfähre des Unternehmens "Apollo 11" auf dem Erdtrabanten gelandet, und in den frühen Morgenstunden betreten die beiden Astronauten Aldrin und Armstrong den Mond.

Mittwoch, 23. Juli 1969
Mit 23 Grad im Schatten und 47 Grad in der Sonne wird für 1969 der bisher wärmste Tag registriert.

Donnerstag, 24. Juli 1969
Der Lehrermangel an den hiesigen Schulen veranlaßt das Schuldezernat, an bereits ausgeschiedene Pädagogen und verheiratete Lehrerinnen die Bitte zu richten, sich wieder für die Arbeit in der Schule zue Verfügung zu stellen.

Montag, 28. Juli 1969
Nach dem Auszug der Realschule für Mädchen aus dem ehemalingen Lyzeum am Rathausplatz wird das Gebäude zur Aufnahme der Förder- und Studienstufe des am 25. August beginnenden Gesamtschulversuchs eingerichtet. Wesentliche Neuerung ist der Einbau einer Aufwärmküche und eines Speisesaals für die Ganztagsschule. Vorgesehen als Speiseraum ist die Aula der Schule.

Freitag, 1. August 1969
102 Jahre alt wird heute der zweitälteste Gelsenkirchener Bürger, der frühere Schlossermeister Karl Robert, Königgrätzer Straße 32.

Sonntag, 3. August 1969
Ihr 101. Lebensjahr vollendet heute Wilhelmine Turowsky, Niefeldstraße 38, als viertälteste Bürgerin Gelsenkirchens.

Donnerstag, 14. August 1969
In der Diskothek "Hasche's Eck" ist ein hundertstündiger Rekord-Dauertanz der beiden Tänzer Günter Petasch und Udo Gostomski (beide 19) unter Leitung des Disc-Jockeys Peter David durchgeführt worden.

Dienstag, 19. August 1969
Die Stadtverwaltung teilt mit, daß in der Grundschule an der Heistraße in Erle ein erster Versuch zur Einführung der Fünftagewoche an Gelsenkirchener Schulen ab 25. August gestartet wird.

Mittwoch, 20. August 1969
Die älteste Gelsenkirchenerin und zweitälteste Einwohnerin von Nordrhein-Westfalen, Barbara Hermanowski, geb. Bialojan, vollendet das 103. Lebensjahr.

Samstag, 23. August 1969
Hubert Scharley, seit sechs Jahren Oberbürgermeister in Gelsenkirchen, der am 20. August zu einer Nierenspezialbehandlung in einer Mannheimer Klinik geflogen wurde, erliegt dort im 65. Lebensjahr einem Herzversagen.

Sonntag, 24. August 1969
Probst Lange widersetzt sich in seiner Sonntagspredigt dem Gedanken einer neuen Turmspitze auf der Urbanuskirche und regt statt dessen den Bau eines neuen Pfarrzentrums an.

Mittwoch, 27. August 1969
Zwei Tage nach dem offiziellen Schulbeginn nimmt die neue Gesamtschule im ehemaligen Lyzeum am Rathausplatz mit 360 Jungen und Mädchen den Unterrichtsbetrieb auf.

Freitag, den 29. August 1969
Wegen der bislang noch nicht gelieferten Tische und Stühle mußte der Unterichtsbeginn in der neuen Mädchenrealschule an der Mühlenstraße verschoben werden. Er beginnt am heutigen Freitag.

Freitag, den 29. August 1969
In Anwesenheit eines Vertreters für den verhinderten Innenminister Willy Weyer wird durch einen Bulldozer der erste symbolische Spatenstich zum Bau eines Großstadions Berger Feld vorgenommen. Gleichzeitig teilt Baudezernent Erhard Weiß mit, daß die Pläne für die Zeltdachkonstruktion aus Kostengründen begraben worden seien.

Freitag, den 29. August 1969
"Licht und Bewegung" heißt die Thematik einer Kunstausstellung mit Werken von Rolf Glasmeier, Mack, Wolfgang Reindel, Güter Dohr, Kuno Gonschior, Günter Tollmann, Ferdinand Spindel und Ewerdt Hilgemann, die heute in der städtischen Kunstsammlung ihre Eröffnung erlebt. Die Veranstaltung wird durch einige Randalierer gestört, die zunächst durch Erdschluß das Licht im Haus an der Horster Staße zum Erlöschen bringen und dann eine Magnesiumbombe zünden. Schaden wird nicht angerichtet; aber die Eröffnungsfeier platzt dadurch.

Freitag, 5. September 1969
Der bislang für die Bevölkerung nicht zugängliche Ewaldsee, der industriellen Zwecken dient, wird nach Verabschiedung des neuen Landesforstgesetzes ("Wälder und Seen müssen für die Erholung der Bevölkerung freigegeben werden") auch der Allgemeinheit für Spaziergänge an seinem Ufer zur Verfügung stehen.

Samstag, 6. September 1969
Eine durch Gerichtsverfügung ermöglichte Wahlveranstaltung der NPD auf dem buerschen Marktplatz wird trotz Bewachung durch 450 Polizeibeamte durch Demonstranten verhindert.

Samstag, 13. September 1969
Gelsenkirchens erster Nachkriegs-Oberbürgermeister und Ehrenbürger Robert Geritzmann stirbt im 77. Lebensjahr an den Folgen eines Herzinfakts. Alle hier erscheinenden Zeitungen bringen Nachrufe.

Montag, 15. September 1969
In geheimer Wahl wird der bisherige Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, Josef Löbbert, mit 45 Ja-Stimmen gegen zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen zum neuen Oberbürgermeister gewählt. In der gleichen Sondersitzung der Stadtverordnetenversammlung wird auch des am 12. September verstorbenen ersten Repräsentanten der Stadt und (seit 1963) letzten Ehrenbürgers Robert Geritzmann gedacht.

Freitag, 19. September 1969
Einige der Szenen eines Gedenkfilmes über den Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 werden in Rotthausen gedreht.

Sonntag, 21. September 1969
Drei Wochen nach der gestörten Eröffnung der Abteilung "Licht und Bewegung" der Städtischen Kunstsammlung wird die damals verhinderte Uraufführung einer Tonbandkomposition des Gelsenkirchener Kantors und Komponisten Horst Hempel ("Trias") nachgeholt.

Montag, 22. September 1969
Bundeskanzler Kiesinger spricht auf einer CDU-Wahlveranstaltung im Hans-Sachs-Haus-Saal. Zu seiner Sicherheit sind 893 Polizeibeamte aufgeboten.

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heen
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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von heen »

Die VSR 16000 nimmt die Arbeit auf.
In Schalke streikt die Oberstufe. Das steckt an.
Pfarrer zanken sich.
Gelsenkirchen ist auf dem letzten Platz.
1969 im vierten Quartal.
Von hier. (PDF; 15 MB)
Oder hier: https://digitaler-lesesaal-isg.gelsenkirchen.de/
(In der Suchmaske Stadtchronik 1969 eingeben)
Stadtchronik 1969 hat geschrieben: Sonntag, 12. Oktober 1969
Beim Verbundbergwerk Bergmannsglück-Westerholt werden zum erstenmal Türken als Gastarbeiter eingestellt. Im Rahmen der vierten Gruppe der Einheits-Kohlengesellschaft setzt die Werbung für diese Ausländergruppe ein.

Freitag, 7. November 1969
Zum erstenmal in der Geschichte des Theaters wird in einem Industriewerk eine Oper aufgeführt. In der großen Halle der mechanischen Werkstatt von Gelsenguß gastiert das Musiktheater mit der Kurzfassung der Pergolesi-Oper "Die Magd als Herrin".

Montag, 17. November 1969
75 Zentner Karpfen werden aus dem Berger See gefischt. Einige Tage zuvor wurden bereits 20 Zentner Karpfen aus dem Teich am Waldhaus Nienhausenbusch sowie eine geringe Menge aus dem Lohmühlenteich in Buer gefangen.

Mittwoch, 19. November 1969
Gegner der durch ihre Ablehnung der Kindestaufe in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gelangten Pastorin Tabea Ruddies innerhalb der evangelischen Kirchengemeinde Heßler blockieren am heutigen Buß- und Bettag die Kirchentür durch den Einbau von Einsteckschlössern. Das Gemeinde-Presbyterium distanziert sich von dieser Maßnahme. Der Gottesdienst findet mit kurzer Verzögerung trotz der Blockade statt.

Montag, 1. Dezember 1969
Der bislang im alten Rathaus am Machensplatz untergebrachte Polizei-Schutzbereich Gelsenkirchen-Süd bezieht sein neues Dienstgebäude an der Overwegstraße. Als erste "Dienststelle" im neuen Gebäude nimmt die neue Signalsteuerungsanlage VSR 16000 ihre Arbeit auf.

Dienstag, 9. Dezember 1969
Die Schüler der Oberstufe am Schalker Gymnasium sind in einen unbefristeten Streik getreten, um auf diese Weise die ihrer Meinung nach vom Schulleiter, Oberstudiendirektor Dr. Neef, stark behinderte Arbeit der Schülermitverwaltung wirksamer werden zu lassen. Sie fordern neben einer Mitwirkung der Schüler an Konferenzen den sofortigen Rücktritt des Schulleiters.

Mittwoch, 10. Dezember 1969
Eine für die Beendigung des Schülerstreiks am Schalker Gymnasium von der Bezirksregierung eingesetzte Schlichtungskommission bemüht sich ohne Erfolg, den Streik zu beenden. Die Schüler fordern, daß dem Schulleiter bei wichtigen Entscheidungen ein aus Lehrern und Schülern gebildetes Gremium an die Seite gestellt wird.

Donnerstag, 11. Dezember 1969
Der Schülerstreik am Schalker Gymnasium und die Forderung der Schalker Gymnasiasten nach einer neuen Schulleitung gehen weiter. Auch Schuldezernent Heinz Meya scheitert als Vermittler. Lediglich sein Vorschlag nach einer Drittelprität bei Lehrerkonferenzen findet Resonanz bei den Schülern.

Samstag, 13. Dezember 1969
Die 280 streikenden Schüler des Schalkers Gymnasiums wollen ihren Streik solange weiterführen, bis der Schulleiter beurlaubt ist und ihre sonstigen Forderungen erfüllt sind.

Samstag, 13. Dezember 1969
Das Werk Schalker Verein erhielt den Auftrag zur Erstellung von Tunnelringen für den Bau des Hamburger Elbtunnels. Insgesamt sind 47.700 gußeiserne Segmente mit einem Gesamtgewicht von 35.450 Tonnen zu liefern.

Samstag, 13. Dezember 1969
Nachdem am Schalker Gymnasium ein aus je acht Eltern, acht Schülern und acht Lehrern gebildetes Gremium gebildet worden ist, beschließen die streikenden Schüler, am Montag, 15. Dezember, den Unterricht wieder aufzunehmen. Über die Schulleitung wird kein Beschluß gefaßt. Man will den Streik jedoch wieder anfangen, wenn in der Frage der Leitung der Schule und der Zusammenarbeit mit der SMV eine Verzögerung spürbar werden sollte.

Montag, 15. Dezember 1969
Für die Errettung eines vierjährigen Jungen, der am 10. März 1969 auf dem dünnen Eis des Teichs an der Hülser Heide eingebrochen war, erhält der 15jährige Günter Rohsiepe, Gldbecker Straße 125, eine Ehrenurkunde des Ministerpräsidenten NRW durch Oberbürgermeister Löbbert überreicht.

Mittwoch, 17. Dezember 1969
Gegen die unzulässige Versorgung ihrer Schule mit Lehrkräten protestieren die Schüler und Schülerinnen des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums durch einen eintägigen Warnstreik.

Samstag, 13. Dezember 1969
Eine Schulkrise zeichnet sich in der zur Städtischen Bildungsanstalt für Frauenberufe gehörenden höheren Fachschule für Sozialpädagogik ab. Die Studierenden dieses Zweiges streiken, weil sie es ablehnen, sich den vorläufig noch für sie geltenden Allgemeinen Bestimmungen der Bildungsanstalt unterzuordnen. Sie fordern für sich den Status einer Fachhochschule.

Donnerstag, 18. Dezember 1969
Nach einer Landesstatistik gehen von 1000 Gelsenkirchener Bürger 14,6 auf ein Gymnasium. Mit dieser Zahl liegt Gelsenkirchen am Ende der Tabelle aller kreifreien Städte im Lande Nordrhein-Westfalen.

Sonntag, 21. Dezember 1969
Auf den zugefrorenen Berger See tummeln sich zum erstenmal in diesem Winter die Eisläufer.

Dienstag, 23. Dezember 1969
Die anonyme Hetze gegen die wegen ihrer Ablehnung der Kindertaufe in die Schußlinie geratene Pastorin Tabea Ruddies aus Heßler erhält durch ein Flugblatt neue Nuancen. Die Gemeinde Heßler jedoch fordert ihre drei Pfarrer auf, ihren Streit zu begraben und von einer Versöhnung etwas in der Gemeinde sichtbar werden zu lassen.

Dienstag, 30 Dezember 1969
Der älteste Theaterverein Gelsenkirchens, "Preziosa", Ückendorf, hat in der Glückaufschule einen eigenen Übungsraum erhalten.

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Re: Stadtchronik 1969

Beitrag von romeospider »

Abitur am Abendgymnasium Gelsenkirchen


Manchmal ist es auch gut, wenn in der jeweiligen Jahreschronik nicht alles aufgezeichnet wurde.


Zum Beispiel: Es war Ende Februar 1969. Die schriftlichen Abiturprüfungen hatten schon Ende 1968 stattgefunden und es war durchgesickert, dass in den Fächern Latein und Englisch die Note mangelhaft die häufigste Zensur war. Da aber die betroffenen Schülerinnen und Schüler mit 'befriedigend' oder sogar besser vorzensiert waren, fanden bei vielen dieser Schüler keine mündliche Prüfungen statt.

Tage später fand die Abiturfeier statt. Und die hatte es in sich: Der Schulleiter, Herr Behrend, zog vom Leder und sagte, bei keinem Abitur sei so gepfuscht worden wie bei diesem... und das auch noch mit elektronischen Hilfsmitteln. Einige (wenige) Schülerinnen und Schüler verließen daraufhin empört die sogenannte Abiturfeier.

10 Jahre später fand ein fröhliches Treffen dieses Abiturjahrgangs statt.

Und man höre und staune....: folgende Uniabschlüsse (und Karrieren) konnten notiert werden: 2 Ärztinnen, 1 Professor für Mathematik,
5 Lehrer(innen) für Gymnasium und Grundschule, 2 Diplom-Betriebswirte, 1 promovierter Geologe, 2 Psychotherapeuten, 1 Zahnarzt,
1 außergewöhnlicher Künstler (Schüler von Boys), 1 hoher Postbeamter, 1 Rechtsanwalt, usw.

Jetzt kann man natürlich fragen: Welchen Anteil hatte da die Schule?
Wer lobt ist mächtig. Wer gelobt wird ist schwach. Wer gelobt werden möchte ist ein Sklave.

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