Bomben zerstörten das Hans-Sachs-Haus

Alte und neue Geschichten rund ums HSH. Die öffentliche und veröffentlichte Meinung zum Erhalt des HSH wird hier dokumentiert.

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Fuchs
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Bomben zerstörten das Hans-Sachs-Haus

Beitrag von Fuchs »

Hier ein Bild von den Schäden:

Bild

und ein Bild davon, was "Wiederaufbau" genannt wird:

Bild
Zuletzt geändert von Fuchs am 19.03.2007, 22:29, insgesamt 2-mal geändert.

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Fuchs
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Beitrag von Fuchs »

Danach sah es dann so aus:

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rm
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Beitrag von rm »

...und darunter der Bunker mit 400 Opfern?

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Fuchs
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Beitrag von Fuchs »

@rmenne: Habe etwas länger danach suchen müssen...

WAZ vom 22.03.2003, loc
"Kriminalfall" Hans-Sachs-Haus wurde bereits 1945 bekannt
Zeitzeuge: "Pfusch am Bau war nach Bombenangriff Stadtgespräch"

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Ich schreibe den Nachrichtentext für Nichtsehende lieber noch einmal ab:

Verheerende Folgen hatte am 19. März 1945 ein Luftangriff.
Bomben legten im Bereich Munckelstraße das Innere des Hans-Sachs-Hauses frei.
Über 100 Menschen starben.


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Einen "Kriminalfall aus den 20er Jahren" deckte die Stadt jüngst auf, als sie über die akute Einsturzgefahr des Saalbodens im Hans-Sachs-Haus informierte.
Dass es bei der Errichtung "Pfusch am Bau" gab, müsste bei der Stadt eigentlich seit mindestens 57 Jahren bekannt sein. Sagt Otto-Ernst Petschulat.

Gelsenkirchen, 19. März 1945. Sirenen heulen: Luftalarm! Weil die in der Munckelstraße lebenden Petschulats schon sehr spät dran sind, suchen der 5-jährige Otto-Ernst und seine Eltern nicht -wie üblich- die nächstgelegenen Luftschutzräume im Hans-Sachs-Haus auf, sondern entschieden sich für den Keller des Amtsgerichts. Und genau das rettete den Petschulats wohl das Leben.
Über 100 Menschen kommen bei dem Bombenangriff ums Leben. Im Südflügel des Hans-Sachs-Hauses an der Munckelstraße werden sie im Keller unter den Trümmern begraben. Der Onkel von Otto-Ernst erklärt erklärt die Familie bereits für tot, weil die Petschulats erst nach Stunden den Luftschutzkeller im Amtsgericht verlassen können.
"Aus allen Wolken fielen wir damals, dass der Bombenangriff das Hans-Sachs-Haus derart zerstören konnte.", erzählt der Rentner. Denn: das 1926/27 eröffnete Rathaus galt wegen der vermeintlich massiven Bauweise als relativ sicher.
"Man war der Meinung, dass man dort den größten Schutz findet" , sagt Otto-Ernst Petschulat (63).
Nach der Tragödie sei aber schnell bekannt geworden, dass bei der Errichtung des Hans-Sachs-Hauses gepfuscht wurde und Decken zu dünn waren.
"Das war Stadtgespräch. Es hieß damals: Da wurde wohl Material zur Seite geschafft, um Geld zu sparen." erinnert sich der Betriebswirt. Das dies bei der Stadt nicht, in irgend einer Form aktenkundig ist, verwundert ihn.
"Irgendwo muß es doch Hinweise darauf geben."

Der Stadt sei in dieser Hinsicht nichts bekannt, sagt Kämmerer und Hans-Sachs-Haus-Koordinator Rainer Kampmann auf WAZ-Anfrage. Die Recherche der Verwaltung in Archiven sei aber noch nicht abgeschlossen.
Was nicht nur Petschulat verwundern dürfte:
Bei einem solchen Millionenprojekt müssten doch zunächst alle Unterlagen und Papiere gesichtet werden, meint er.
Die Untersuchung des Bodens im seit vielen Monaten gesperrten Saal habe die Stadt nicht früher vornehmen können, weil darunter die Technikzentrale und Öltanks gewesen seien, so Kampmann.
Um Vorwürfe wie den der Grünen ("Salamitaktik") künftig schon im Keim zu ersticken, so der Kämmerer, lasse die Verwaltung zurzeit das gesamte Gebäude
durch ein sogenanntes "Risikoscreening" checken.
Eines könne er schon heute sicher sagen: "Bei den Decken gibt es stark unterschiedliche Bauqualitäten, so dass wir nicht überall die gleiche Katastrophe wie im Saal vorfinden."
Hieße: Die Kosten explodieren nicht noch weiter. Angesicht bereits jetzt zu befürchtender Baukosten von knapp 50 Mio € nur ein schwacher Trost...

tiborplanet_de
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Beitrag von tiborplanet_de »

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Bemerke gerade:
Scheinbar gab es vor/während des Krieges noch Umbauten.Auf dieser Aufnahme sind im Erdgeschoß kleine Fenster zu sehen(rechts unter dem Rest des Vordachs).Vorher waren da aber überall große Glasflächen.Nach dem Krieg hat man die Fenster wohl einfach so übernommen...

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usch
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Beitrag von usch »

Tja, und jetzt droht die andere Ecke umzufallen ... :-|
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Michael G
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Beitrag von Michael G »

Mein Vater ist damals mit seiner Mutter auch noch mal soeben davongekommen. Sie wählten auch den anderen Luftschutzraum.

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Stargate
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Beitrag von Stargate »

@ Fuchs.. :2thumbs: :2thumbs: :2thumbs: habe diese Bilder noch nie zu sehen bekommen
Das ist der Weg.

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usch
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Beitrag von usch »

Dito. Und daß das HSH im Krieg dermaßen was abbekommen hat, wußte ich bis vorhin auch noch nicht. :shock:

tiborplanet_de
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Beitrag von tiborplanet_de »

Jau,ich dachte auch immer daß nur das Posteck richtig zerstört worden wäre.Aber auf der anderen Seite,nahe des Turms,sieht man ja auch eine starke Beschädigung!
Auf den Bildern ist aber noch nichts von Beschädigungen am Saal zu sehen.Das Dach scheint intakt.Vllt wüteten die Bomben dort später...
Bei einer Aktion des Bürgerforums kam ein Mann im Rollie vorgefahren und erzählte daß er den Bunker überlebt hat und heute noch unter den Verletzungen leidet.Aber er ist für einen Erhalt des HSH.Das ist eine gute Einstellung.Von manchen Leuten hab ich gehört das das Haus weg solle;wegen der Bunkergeschichte.Aber was kann das HSH für den Krieg? :roll:

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Niccolo
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Beitrag von Niccolo »

Ich wusste das mit dem Bombenangriff auch schon länger, eine Schwester meiner Großmutter ist in den Trümmern gestorben. Sie wohnte in der Luitpoldstr. und hat dort auch immer Schutz gesucht.

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Stargate
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Beitrag von Stargate »

Niccolo hat geschrieben:Ich wusste das mit dem Bombenangriff auch schon länger, eine Schwester meiner Großmutter ist in den Trümmern gestorben. Sie wohnte in der Luitpoldstr. und hat dort auch immer Schutz gesucht.
wusste gar nicht das es unter dem HSH einen Bunker gab,der leider den Angriff nicht standgehalten hat..
Das ist der Weg.

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Niccolo
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Beitrag von Niccolo »

WAZ hat geschrieben:...das 1926/27 eröffnete Rathaus galt wegen der vermeintlich massiven Bauweise als relativ sicher.
"Man war der Meinung, dass man dort den größten Schutz findet" , sagt Otto-Ernst Petschulat (63).
Das Hans-Sachs-Haus muss die Menschen damals echt fasziniert haben - modern und sehr massive Bauweise...

Hier ein Foto der später zerstörten Ecke:
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Das Foto ist unten rechts signiert: "Max Majer Gelsenkirchen 1927"

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Niccolo
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Beitrag von Niccolo »

Stargate hat geschrieben:
Niccolo hat geschrieben:Ich wusste das mit dem Bombenangriff auch schon länger, eine Schwester meiner Großmutter ist in den Trümmern gestorben. Sie wohnte in der Luitpoldstr. und hat dort auch immer Schutz gesucht.
wusste gar nicht das es unter dem HSH einen Bunker gab,der leider den Angriff nicht standgehalten hat..
Ich denke nicht, dass man von "Bunker" sprechen kann, der obige Zeitungsartikel aus der WAZ und der Zeitzeuge Petschulat sprechen auch nicht von Bunker, sondern von "Luftschutzkeller".

Die Kellerräume haben sehr dicke Wände, und es gibt ihrer sehr viele im Kellergeschoss, die keine Fenster haben. Es war üblich, eine schwere Stahltür vor den Eingang zu setzen, die man entweder mit schweren Hebeln oder mit einem Rad so fest verschließen konnte, dass es luftdicht wurde.
Die Menschen hatten Vertrauen in die dicken Mauern des Hauses.

Im Keller des Hans-Sachs-Hauses ist mir immer wieder der unebene Boden aufgefallen mit Höhenunterschieden bis zu einem Meter, so dass man, wenn man den Keller von der Ebertstr. bis zum Dreikronenhof durchschritt, immer wieder abwärts und aufwärts gelaufen ist.

Das ist so ein Detail, das mir grad wieder einfällt.

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usch
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Beitrag von usch »

Ja, solche Luftschutzkeller dürfte es unter vielen öffentlichen Gebäuden geben. Ich meine mich zu erinnern (bin jetzt aus nahliegenden Gründen seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr dort gewesen), daß der Fahrradkeller unter dem Gauß-Gymnasium auch eine verriegelbare Stahltür hatte. Die Keller sind aber meines Wissens nie darauf ausgelegt gewesen, einem direkten Bombentreffer standzuhalten, sondern sollten lediglich vor einstürzenden Gebäuden und herumfliegenden Splittern schützen.

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