Nordsternpark

Öffentliche Grünanlagen, Parks und Gärten der Stadt zum genießen und spielen

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horstemscher
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Geschichtsforum

Beitrag von horstemscher »

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Die Ausstellung ist die vorletzte Veranstaltung 2007,am 30.11.07 endet das Jahr für uns.
Reinhold Adam

Edit
Verwaltung hat geschrieben:Reinhold, was ist das da für eine "Bilddatei" die du immer hochlädst? So etwas ist bei uns nicht vorgesehen. Das merkst du daran, dass kein Bild zu sehen ist.
Lade bitte einfach die Bilder ganz normal hoch, das klappt doch. Wir müssen immer per Hand hinter deinen "Bilddateien" herwischen und die entfernen. :?



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Über 10 000 Menschen erreichte Geschichtsforum und Freundeskreis Nordstern 2007,
alle Veranstaltungen sind kostenlos.
Reinhold Adam

horstemscher
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Der Tannenbaum von Nordstern

Beitrag von horstemscher »

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Der Tannenbaum von Nordstern
Betrachtungen von Reinhold Adam vom Geschichtsforum Nordsternpark Dez. 2006

Der Tannenbaum von Nordstern
O Tannenbaum o Tannenbaum
wie grau sind deine Blätter
du hast nie einen Wald gesehn
du bist ein echter Städter
bei Tag bist du ein Stahlgestell
und niemand nimmt dich wahr
am Abend erst da wirst du hell
und bist für alle da
strahlst in die Fenster meiner Stadt
bist nah und doch so weit
bist uns ein Kumpel und ein Freund
in dieser Weihnachtszeit
o Tannenbaum du durftest
Zeche Nordstern überleben
dir hat man nach der letzten Schicht
noch eine Chance gegeben
Ilse Kibgis
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ilse Kibgis)

Als 1993 unter den Trompetenklängen von „Il Silencio" der letzte Wagen vom Schachtkorb der Zeche Nordstern lief, hatten die anwesenden Bergleute nur einen Wunsch, den Steiger Franz Pantel in ihren Namen formulierte: „Das der Weihnachtsbaum von Nordstern auch weiterhin leuchten möge", was die verantwortlichen der Bundesgartenschau von 1997 auch spontan zusagten. (Diese Szene wurde auf einem Privat Video festgehalten) Dieses Versprechen an die Bergleute wurde später von der Nordsternpark GmbH und den heutigen Besitzer, die THS, übernommen und auch eingelöst. Als im Jahr 1989 der Baum zum 1. Advent nicht pünktlich brannte, reklamierte die Belegschaft und besorgte Bürger beschwerten sich beim Betriebsrat so dass er mit Verspätung eingeschaltet wurde und die Werksleitung sagte zu, dass solange dort Kohle gefördert wird, er dort brennen wird. Es hatte sich nach einem Personalwechsel in der zuständigen Abteilung niemand bereit erklärt, den Baum in der schwindelnden Höhe von 60 Metern aufzubauen.
Auch im Jahre 2001 nach dem Besitzerwechsel zur THS konnte der Baum aus technischen Gründen nicht leuchtete, da die Stromversorgung unterbrochen war, auch da liefen die Horster Sturm und selbst der evangelische Pastor Ernst Klein wurde neben Politikern und ehemaligen Betriebsräten von Nordstern von den verzweifelten Horstern eingeschaltet und um Hilfe gebeten.
Es gibt viele kleine Geschichtchen und Geschichten um den Tannenbaum von Nordstern, vieles hat der Zahn der Zeit verwässert, aber eines ist er bis Heute für viele Menschen geblieben: "Heimat", wie die Horsterin Regina Korus aus Horst - Süd es formuliert.
Der Baum strahlt nicht nur für die Horster etwas Besonderes aus, es ist wie mit dem Weihnachtslied „Stille Nacht" es vermittelt uns Kinderträume und Wünsche, Erinnerungen und Hoffnung , jeden gibt es individuell etwas, jeder definiert das Gefühl anders, aber alle fühlen sich unter den Baum Zuhause, meint Reinhold Adam, der aus den Horster Süden stammt und den es bis Heute berührt, wenn der Baum zum strahlen kommt. Für Adam ist der Tannenbaum von Nordstern für die Menschen ein äußeres Zeichen der eigenen Identität, es ist für jeden ein Stück seines Innersten, seines Selbst, seiner tiefsten Gefühle und der Wunsch nach Wärme, Harmonie und Geborgenheit, nach der sich die Menschen in der heutigen schnelllebigen Zeit so sehr sehnen.
Darum ist es auch nicht verwunderlich das in den letzten Tagen die meist gestellte Frage in Horst war: „ Hast Du schon gesehen, der Baum auf Nordstern leuchtet wieder " ! Es ist als würde man fürchten, der Baum würde eines Tages nicht mehr brennen oder die Erleichterung, dass er wieder brennt.
Selbst das Geschichtsforum Nordsternpark nahm das Erleuchten des Baumes zum Anlass, eine Adventfeier im Schein von Grubenlampen und schmucken Bergmannsuniformen im Schatten des Tannenbaum von Nordstern durchzuführen.
Der Baum thront hoch oben in etwa 60 Metern über Horst seit Schacht 2 im Jahre 1953 in Betrieb genommen wurde, weiß Ernst - Peter Bechtloff vom Freundeskreis Nordstern zu berichten, vorher stand ein Baum auf Schacht 1. Nach seinen Erkenntnissen muss es in der Wiederaufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg gewesen sein, als ein echter Weihnachtsbaum dort befestigt wurde. Wann er dort das erste Mal stand konnten die Geschichtsfreunde vom Geschichtsforum und Freundeskreis Nordstern noch nicht genau herausfinden. Es ist aber anzunehmen, so Reinhold Adam, dass er aus dieser Zeit eine solch große Symbolkraft besitzt, denn Nordstern sollte nach den Willen der alliierten Machthaber 1945 stillgelegt werden, aber die Belegschaft nahm ihr Schicksal selbst in die Hand und begannen mit der Restbelegschaft von etwa 450 Mann Aufräumarbeiten, so dass sie durch diese Initiative Nordstern vor dem absaufen retteten , denn bereits im Dezember 1945 konnten die Untertagearbeiten wieder aufgenommen werden , bis die Horster Zeche Nordstern 1993 für immer ihre Tore schloss und die Bundesgartenschau ihren Einzug in die seit 1868 fördernde Anlage hielt. Vielleicht, so mutmaßen die Horster Geschichtsfreunde, wurde der Baum für alle Horster aufgebaut, denn es fehlte zu der Zeit an Alles. Selbst Uhren und Wecker fehlten, so dass nach Alten Betriebsratsunterlagen eine Sirene vor Schichtbeginn die Bergleute zur Arbeit riefen. Der Baum wurde damals somit als Weihnachtsbaum von allen Horstern genutzt, so dass es der Baum aller Horster wurde.
Der Alte ,15 Meter hohe Stahlbaum, bestückt mit 60 Glühbirnen wurde Anfangs in der Zechen Schlosserei angefertigt und Jahre lang von den Schlossern um Karl - Heinz Neumann und den Elektrikern aufgebaut, danach auch oftmals begossen , wissen Zeitzeugen wie der Schreiner Georg Apfel zu berichten. Der alte Baum hatte schon zu BUGA Zeiten seine Schuldigkeit getan und auch die THS lies den Baum 2002 im Zuge der Umbaumaßnahme von Nordstern zur THS nach alten Vorgaben nachbauen und statisch an einen besseren, am nördlichen Punkt befestigen. Vormals stand er am westlichen Punkt des Schachtes, wo sich Heute die Abluftlüfter befinden. In diesem Jahr wurde er mit einer Spitze versehen, so das er im neuen Glanz erstrahlt. Das der über 1 Tonne schwere Weihnachtsbaum einmal nicht leuchten würde, brauchen die Horster nicht befürchten, denn das aufstellen des Weihnachtsbaumes auf Nordstern ist im Grundbuch eingetragen, so das er auch zukünftig als weit sichtbares Zeichen der Adventzeit über Horst strahlen wird, freut sich der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Zeche Nordstern, Reinhold Adam.
gez. Reinhold Adam




Die Technischen Daten des Weihnachtsbaums von Nordstern
Der Baum wird während des Jahres liegend aber fest arretiert auf dem Turm gelagert. Er ist auf dem Boden in einem U-förmigen waagerecht auf dem Dach angebrachten Metallkörper befestigt. Am Fuß ist er mit einem Metallbolzen (wie an einem Scharnier) an diesem befestigt.
Am Fuß ist er etwa 20cm im Durchmesser und verjüngt sich nach oben kontinuierlich. Mit der neuen Spitze ist er etwa 12 m hoch und über eine Tonne schwer. Die Spitze besteht aus einem Stahlstern mit vielen Glühelementen und einem Metallstiel, der an dem eigentlichen Baum liegend angebracht wird. Alle Lagen des Baumes bestehen aus sieben Stangen die am Stamm zusammengesteckt und einzeln verkabelt werden. An deren Enden wird je eine Glühlampe eingeschraubt. An diesem Stamm sind Befestigungsmöglichkeiten für neun Lagen a sieben Auslegern. Die Lagen sind etwa einen Meter in der Höhe auseinander.
Das Aufstellen beginnt wie geschrieben mit der Spitze. Dann wird die oberste Lage mit Schrauben befestigt. Damit die Stangen die jetzt noch zum Boden zeigen, seitlich eingestielt werden können, muss der Baum jedes Mal etwas höher gekurbelt werden. Damit sind wir bereits beim Aufrichten. Der Baum ist mit einem Stahlseil an einer Kurbel befestigt, welches eine Zugkraft von 1,1 Tonnen aushält.
Bei jeder folgenden Lage wird der Baum ein wenig höher gekurbelt, so dass mit jeder zusätzlichen Stange der Weihnachtsbaum steiler steht.
Um sich spätere Probleme mit der Beleuchtung zu ersparen, wird nach jeder fertig gestellten „Etage" ein Lichttest durchgeführt, denn steht der Baum erst einmal, können die Spezialisten nicht mehr die oberen Beleuchtungskörper austauschen.
Sind nun alle Zweige und Beleuchtungen angebracht steht der Baum aufrecht. Durch das straffe, arretierte Seil einerseits und einer Strebe gegen die der Stamm andererseits gepresst wird, ist es unmöglich dass sich der nun fertige Weihnachtsbaum im Winde bewegt.
Nun können die weihnachtlich glühenden Leuchtkörper weithin erstrahlen. Das Erstrahlen wird wiederum durch moderne Technik, einer Zeituhr geregelt.
Friedhelm Schwickert

Friedhelm Schwickert (60) vom Geschichtsforum Nordsternpark der den Spezialisten der Elektrofirma Gebhardt beim aufstellen des Weihnachtsbaumes über die Schulter schaute und die Fotos schoß, ist gelernter Maschinenbautechniker und war technischer Redakteur beim "Handelblatt", bevor er vor 4 Jahren in den vorgezogenen Ruhestand trat.
Reinhold Adam

Foto: Friedhelm Schwickert (Geschichtsforum Nordsternpark)

Horster
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10 Jahre Nordternpark 1998 - 2008

Beitrag von Horster »

Am 10. Mai 2008 findet eine Sonderveranstaltung des Geschichtsforum Nordsternpark unter den Titel:

1998 - 2008 - 10 Jahre Nordsternpark im Wandel
statt.

Ab 14 Uhr sind im Bereich der Nordsternschächte verschiedenen Aktionen vorgesehen.

Weitere Infos und Termine zum Nordsternpark sind unter nordsternpark.info erhältlich.
Reinhold Adam

horstemscher
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10 Jahre Nordsternpark

Beitrag von horstemscher »

Der Termin für die Sonderveranstaltung 10 Jahre Nordsternpark wurde verschoben. Er findet nun am Sonntag, den 4.Mai 2007,statt, Beginn ist 14.00 Uhr. Die genaue Planung wird im Januar besprochen. Anregungen zur Gestaltung des Tages sind erwünscht.
Glückauf Reinhold Adam

Karlheinz Rabas
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Beitrag von Karlheinz Rabas »

Reinhold,

das schaffe ich nicht! Ich kann mich leider noch nicht in der Zeit zurück transportieren.

Viele Grüße
Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

horstemscher
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10 Jahre Nordsternpark im Wandel

Beitrag von horstemscher »

Danke lieber Karlheinz, dass war auch kein Test, sondern ein Versehen. Die Veranstaltung ist natürlich im Jahr 2008.
Hier die kurze Pressemitteilung:
Am Sonntag, den 4. Mai 2008 ,findet eine Sonderveranstaltung unter dem Motto: 1998 - 2008 -
10 Jahre Nordsternpark im Wandel
statt, die vom Geschichtsforum Nordsternpark durchgeführt wird.
Ab 14 Uhr bis etwa 17 oder 18.00 Uhr finden im Bereich der Nordsternschächte verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen statt, der Besuch wird wieder kostenfrei gestaltet werden.
Im Mittelpunkt wird der Wandel des Nordsternparks von einer Industriel genutzten Fläche zum modernen Landschafts- Wohn und Gewerbepark sein, vor allem die Bedeutung des Parks für die Besucher soll hervorgehoben werden.
Auch können sich dort ansässige Betriebe oder Vereine präsentieren um die Vielfalt des Parks und die Bedeutung für dien Gelsenkirchener Ortsteil, der Stadt und Region zu dokumentieren .
Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Veranstaltung - die auch viele kostenlose Aktionen für Kinder beinhaltet - unterstützen würden.
Das Programm soll als Frühlingsfest gestaltet werden, wo Lebensfreude und die Schönheit des Augenblicks hervorgehoben werden sollen.
Weitere Informationen: Reinhold Adam, Tel. 0209/58 36 65 ( Geschichtsforum Nordsternpark)
Mit herzlichem Glückauf
Reinhold Adam

Anmerkung: Der heutige Nordsternpark befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern (1993 geschlossen), dass später die Bundesgartenschau 1997 beheimatete, die in 170 Tagen auf dem 100 Hektar großen Gelände über 1.6 Millionen Besucher aus ganz Deutschland und den benachbarten Ausland zu Gast hatte. Am 2. Mai 1998 wurde der Nordsternpark eröffnet, nachdem vorher die Zäune abgebaut wurden, was die Stadt als ein deutliches Zeichen bewertete: Entstehen sollte im Nordsternpark ein Park für alle, frei zugänglich und kostenfrei für die Besucher.
Es grüßt mit Glückauf
Reinhold Adam

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GELSENZENTRUM
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Wilhelm Weiß, Karl-Heinz Breil, Nordstern und die Buga

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Wilhelm Weiß und Karl-Heinz Breil im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE:

16. Juni 2006: WM-STADT GELSENKIRCHEN


Was unter Tage übrig blieb


Die Zeche Nordstern war früher einer der größten Arbeitgeber in Gelsenkirchen. Dann kamen Zechensterben und Strukturwandel. Heute suchen die Menschen auf dem weitläufigen, renaturierten Gelände nicht mehr Kohle, sondern Erholung. Zwei ehemalige Kumpels erinnern sich.

Wilhelm Weiß kommt gleich zur Sache. Ein kurzer Händedruck zur Begrüßung, schon ist er mitten im Thema. "Sehen Sie das helle Dreieck da an der Wand? Da stand früher der Dr. Unblutig", sagt er und lacht. Er steht auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen. Direkt vor dem Bistro, das vor etwas mehr als einem Jahrzehnt noch das Magazin der Bergleute war. Dort lagerte das Werkzeug und Material der Kohlenhauer und Steiger. "Dr. Unblutig" - so nannten die Männer auf Nordstern den Sanitätsbereich. Wilhelm Weiß ist wandelnde Geschichte. Auch weil er den Wandel der Geschichte am eigenen Leib erfahren hat.

Von 1966 bis 1992 hat er auf Nordstern gearbeitet, lange Jahre davon unter Tage. Er ging, noch bevor das Bergwerk im Jahr 1993 starb. Er hat zahlreiche Besucher über die Bundesgartenschau (Buga) geführt, die 1997 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche eröffnet wurde. Noch heute lockt die 100 Hektar große Fläche täglich viele Besucher an. Sie spazieren über die großzügigen Wege, gehen mit ihren Kindern zum Wasserspielplatz, klettern im Haldegarten an den speziellen Felsen oder lauschen verschiedenen Konzerten im Amphitheater: einer Freilichtbühne am und im Rhein-Herne-Kanal, der sich geradlinig seinen Weg durch den Park bahnt.

Früher dunkle Schächte, heute gläserne Büros


Das ehemalige Buga-Gelände und die sanierten Gebäude machen sichtbar, was überall im Revier geschieht und zum Großteil schon geschehen ist: Zechensterben, Strukturwandel. Einst arbeiteten auf Nordstern 4500 Menschen. "Und da sind die Arbeitsplätze von Zulieferern und Betrieben rund um die Zechen noch nicht einmal eingerechnet", sagt Weiß. Heute sind auf dem Gelände etwa 350 Menschen tätig.

"Hier, vor diesem Gebäude war früher alles voller Schienen. Das war die Verladestation", erklärt Karl Heinz Breil. Er zeigt auf den heutigen Hauptsitz der Wohnungsgesellschaft THS. Es habe nur so von Waggons gewimmelt. Breil blättert in einem Fotoalbum, in dem er alte Schwarz-Weiß-Bilder fein sorgfältig hinter Folie aufgeklebt hat. "Alles am Computer nachbearbeitet, was meinen Sie, wie die im Original ausgesehen haben."

Breil ist ein genauer Kenner der Stadtgeschichte Gelsenkirchens. Sein Urgroßvater hat einen Schacht auf Nordstern mit abgeteuft. Wie sein Freund Weiß war auch Breil sein Arbeiterleben lang in der Montanindustrie beschäftigt. Auf Gelsenberg Benzin, der heutigen Veba-Öl. Die alte Verladestation ist das Zentrum der Gebäude, die die THS außergewöhnlich saniert hat. So blickt man vom beeindruckenden Foyer mit seinen roten Stahlstreben in viele gläserne Büros. Gleich rechts neben dem Haupteingang liegt der alte Förderturm. "Da ging es 1042 Meter tief runter", sagt Weiß. Er steht auf einer hellen Betonschicht. Ende 1993 war das Loch zugeschüttet. Mit Beton. "14 Tage lang rollte hier ein LKW nach dem anderen rein", sagt Breil.

Nase gebrochen, Brille heil


Die alten Stahlpfeiler haben viele Bergleute kommen und gehen sehen. Bereits 1855 begannen die ersten Arbeiten auf dem Gelände. Elf Jahre später bekam die Zeche ihren Namen Nordstern deshalb, weil sie die nördlichste im ganzen Revier war. Als sie 1993 die Tore für immer schloss, war sie die südlichste. Breil und Weiß kennen viele Anekdoten und Geschichten rund um die Zeche und das Leben im Kohlenpott. Lustige, aber auch tragische. So kamen bei drei Schlagwetterexplosionen in den Jahren 1918, 1937 und 1955 insgesamt 26 Bergleute ums Leben. Karl Heinz Breil erinnert sich aber auch an die schönen Dinge des Bergbaus. Als kleiner Junge war er immer schwer beeindruckt, wenn die Bergleute in ihren Holzschuhen über die Straße zum Pütt zogen. Oder wenn sie ihr Mittagsmahl draußen vor den Fördertürmen einnahmen. Frisch zubereitet und gebracht von den Frauen daheim. Wenn er damals seine Tante Mia als Essensbote begleiten durfte, sei dies ein Höhepunkt des Tages gewesen.

Brillenträger Weiß erinnert sich noch besonders gut an seine erste Sehhilfe für Untertage. "Meine Augen waren damals so schlecht, dass ich die Leute nur noch an ihrer Stimme erkennen konnte", erzählt er. Von der Knappschaft bekam er sein erstes Modell für die Arbeit im Stollen. Erst wenige Tage saß sie auf seiner Nase, da hatte der Bergmann einen Unfall. Einige herunterfallende Gesteinsbrocken rissen ihm Helm und Brille vom Kopf. Die Nase war gebrochen, die Brille heil.

Von der Arbeit der Bergleute erzählt auch der Besucherstollen, den Weiß und seine Mitstreiter vom Freundeskreis Nordstern liebevoll eingerichtet haben. Regelmäßig öffnen sie die schwere Gittertür, an der hoch oben die Bergmannswerkzeuge "Schlägel und Eisen" symbolisiert sind. Dahinter liegt ein 63 Meter langer, dunkler Tunnel. Im vergangenen Jahr haben sich dort mehr als 3500 Besucher angesehen, wie sich die Arbeit unter Tage entwickelt hat. Ein Schlaghammer, der früher die Grubenfahrten eingeläutet hat, hängt direkt am Eingang. Weiß lässt ihn laut durch den Stollen hallen. Alte Bilder zeigen schuftende Bergleute, darunter stehen mehr als 100 Jahre alte Förderwagen.

Die Feuer sind erloschen


Die Montanindustrie war noch vor 30 Jahren Arbeitgeber für fast 17.000 Menschen in Gelsenkirchen. Der Stadt, in der heute mehr als jeder fünfte Erwerbsfähige vergeblich eine Arbeit sucht. Mit über 20 Prozent hat Gelsenkirchen die höchste Arbeitslosenquote in Nordrhein-Westfalen. Nur wenig zeugt nach außen noch von der alten Bergbauzeit. Wie die stillstehenden Förderräder, einige Zechensiedlungen oder das Steigerlied, mit dem die Kicker des FC Schalke 04 bei Heimspielen in ihre Arena einziehen. Auch die 1000 Feuer, die den Nachthimmel über dem Landstrich entlang der Emscher einst erleuchteten, sind weitgehend erloschen.

Ein wenig trauern Weiß und Breil dieser Zeit schon nach. Weiß ist 63 Jahre alt, Breil 75. Sie haben fast ihr ganzes Leben im Revier verbracht. Sicher, es sei schon schade, dass die ganze Bergbaukultur immer mehr verschwinde, sagen sie. Über eineinhalb Jahrhunderte hat sie die Menschen hier geprägt. Dennoch empfänden sie keine Wehmut, wenn sie heute über das Buga-Gelände in Gelsenkirchen gehen und die restaurierten Gebäude sehen. "Im Grunde genommen war die Bundesgartenschau doch das Beste, was Nordstern passieren konnte. Das Gelände ist doch wunderschön geworden", sagt Weiß. Vor allem eines vermissen beide nicht: Den Gestank und den Ruß der alten Zeit. "Früher konnte man die Wäsche nicht zum Trocknen raushängen. Und jetzt? Ist das nicht herrlich, die frische Luft hier im Park?", sagt Weiß. Wie zum Beweis strahlt der Himmel an diesem Vormittag wunderbar blau über dem Förderturm mit der stolzen Aufschrift NORDSTERN.
Von Jürgen Bröker
URL: http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1 ... 56,00.html

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Zeche Nordstern

Beitrag von Schacht 9 »

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Zeche Nordstern Schacht 1-2 um 1970

horster
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Verschiebung Veranstaltung 10 Jahre Nordsternpark

Beitrag von horster »

Die für den 4.Mai 2008 geplante Veranstaltung „10 Jahre Nordsternpark" wird zu dem vorgesehenen Termin aus organisatorischen Gründen nicht stattfinden können und zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Reinhold Adam

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remutus
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schön aber wahr

Beitrag von remutus »

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Fuchs
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Re: schön aber wahr

Beitrag von Fuchs »

remutus hat geschrieben:schön aber wahr
War bestimmt schön! :wink:
Interoperabel!

GELSENZENTRUM
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Galloway-Rinder sollen bald im Nordsternpark grasen

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Eine gute Idee, Gelsenkirchen wäre letztlich um eine Attraktion reicher. Und davon kann diese Stadt nicht genug haben. 8)
31. Juli 2008, Wochenblick schreibt:

Muh-tige Entscheidung - Galloway-Rinder sollen bald im Nordsternpark grasen


Tierische Pläne für das Nordstern-Gelände: Schon bald sollen auf den Wiesen Galloway-Rinder und Auerochsen grasen.

Jetzt sollen sie einziehen in den Nordsternpark, die ganz großen Tiere: Anderthalb-Tonner mit zotteligem Fell und gewaltigen Köpfen, wetterfeste und robuste Vierbeiner sollen dafür sorgen, dass in Zukunft auf dem ehemaligen Zechengelände noch mehr zu sehen ist - und noch weniger kaputt geht. "Wir haben ja schon eine sehr üppige Fauna auf den 80 Parkhektar", sagt Gunter Vogt, bei den Gelsendiensten zuständigfür die Parkpflege.
Rebhühner, Feldhasen, Mauersegler, Libellen, alle Arten von Faltern, Wasserfrösche, Molche, Fledermäuse... Nur leider, sagt Vogt, hätten die es auf dem Gelände häufig schwer. "Rebhühner etwa werden von streunenden Hunden beim Brüten gestört."

Das zu verhindern, sind die Flächen umzäunt worden - leider ohne die Rechnung mit den Hundebesitzern zu machen: "Das ist wirklich schlimm. Die Zäune werden immer wieder durchschnitten, mit der Folge, dass viele Tiere in ihrem Lebensraum gestört werden." Ein Grund, sagt Vogt, sei auch die Tatsache, dass die vorhandenen Tiere eben so klein seien, dass man sie nicht sehe. Und darum hat er sich - zusammen mit "Ziegenmichel" Michael Lorenz vom Kinderland - überlegt: "Wir siedeln große Tiere an." Galloway-Rinder oder Auerochsen, die das ganze Jahr über auf der Wiese grasen können. "Das hätte einen dreifachen Vorteil", sagt Lorenz. "Die Wiesen würden kurz gehalten, die Menschen würden die Zäune nicht mehr kaputt machen, weil sie sehen, dass Tiere darauf stehen - und die Kinder hätten etwas zu gucken."

Lorenz plant, gerade diesen Aspekt pädagogisch auszubauen. "Wir wollen den Rindern Namen geben und eine Geschichte über sie schreiben." Er selbst - als jemand, der ja am Park wohne - wolle sich um die Betreuung kümmern.

Jetzt braucht es nur noch: Geldgeber. "Wir sind auf Spenden angewiesen", betont Vogt. Fünf Rinder könnten ein Anfang sein. . . nur die müssen erstmal bezahlt werden.

Interessenten können sich wenden an: 0209 20 39 72

Parkwächter
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Re: Galloway-Rinder sollen bald im Nordsternpark grasen

Beitrag von Parkwächter »

Jetzt braucht es nur noch: Geldgeber. "Wir sind auf Spenden angewiesen", betont Vogt. Fünf Rinder könnten ein Anfang sein. . . nur die müssen erstmal bezahlt werden.
Wie teuer ist denn son Rind?

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