Detlef Marwig - Irgendwie .. doch Bukowski .. oder?

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Heinz
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Detlef Marwig - Irgendwie .. doch Bukowski .. oder?

Beitrag von Heinz »

Detlef Marwig, schlank, rotblond, kurzer Schnäuzer, existenzialistische Baskenmütze, Raucher, eine Niere entfernt, gestorben an Krebs?

Zuletzt Pächter des Kiosks im DGB-Haus an der
Grothusstrasse
. edit: Overwegstraße.

Hatte 1000 Berufe, Straßenbahnschaffner, was weiß ich noch, immer hart um den Lebenserhalt am kämpfen.
Schrieb für die WAZ. Völlig unverständliche Artikel, Syntax unbegreiflich - aber: er war der erste, der sich um die Subkultur mit Herzblut kümmerte!

Er hat sicherlich Gelsenkirchen mehr geprägt, als die meisten vermuten. Seine chaotischen Artikel haben die wenigsten Leser verstanden, die beschriebenen aber ermutigt, bergauf und gegen den Wind zu gehen.

Hat sich um Literatur, Jazz, alternative Lebensformen verdient gemacht.
Wer weiß mehr?
Hat Fotos?
Hat zur Vita beizutragen?

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JürgenB
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Beitrag von JürgenB »

Irgendwann hat Detlef sogar mal einen Roman geschrieben. Ich hab ihn nicht gelesen, aber was ich gelesen habe, war, dass er es sogar bis zu einer Besprechung in der Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung geschafft hatte.

Jürgen
Geboren im Jahre der Meisterschaft - nicht wie ihr alle denkt, sondern 3 Jahre früher!

Heinz
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Das Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren schreibt:

Beitrag von Heinz »

Detlef Marwig

Geboren am 28. Januar 1931 in Gelsenkirchen. Oberschule ohne Abschluß. Abgebrochene Verkäuferlehre. Walzenarbeiter. Straßenbahnschaffner. Elefantenpfleger. Lebte als freier Journalist und Schriftsteller in Gelsenkirchen, wo er am 19. Juli 1990 starb.

Auszeichnungen: Erster Preis beim Erzählerwettbewerb des Bertelsmann-Leserings Liebe in unserer Zeit (1961) – Arbeitsstipendium des Landes NRW (1976).

Selbständige Veröffentlichungen: Freiheit kleingeschrieben. Roman. Stuttgart: Gebühr 1977.

Rundfunk: Ein kurzer Tag oder alle Tage wieder. Hörspiel (WDR 1970, DLF, Schweizer Rundfunk).

Unselbständige Veröffentlichungen: Zahlr. Beitr. in Ztg., Zeitschr., Schulbüchern und Anthologien.

Sammlungen: 1. Fritz Hüser-Inst. für dt. und ausländ. Arbeiterliteratur, Dortmund: Werke – 2. StLB Dortmund, Personenslg.: Zeitungsausschnittslg.

Nachschlagewerke: Kosch, 3. Aufl., Bd. 10, 1986 – Sie schreiben in Gelsenkirchen 1977 – Oberhauser/Oberhauser, 2. Aufl. 1983 – Kürschner: Dt. Lit.-Kalender 1998 – Dt. Bibliothek.

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marwiga
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unverständliche Artikel geschrieben... ???

Beitrag von marwiga »

@Heinz

Hallo Heinz, nenn' doch mal ein paar Beispiele aus den veröffentlichten Artikeln meines Vaters.
Ich denke, jemand der nahezu 25 Jahre für die WAZ schrieb, kann sich gerade als freier Journalist kaum über Wasser halten, wenn er unverständliches Zeug veröffentlicht.

Da einige Dinge Deiner Meinung nach unverständlich sind: Frag einfach mal bei mir nach. Vielleicht kann ich Dir ja helfen.

Apropos "Syntax unbegreiflich...": Dein Satzbau ist auch nicht gerade der Hit.

Gruß von Detlevs Sohn
André

Heinz
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Re: unverständliche Artikel geschrieben... ???

Beitrag von Heinz »

marwiga hat geschrieben:@Heinz

Hallo Heinz, nenn' doch mal ein paar Beispiele aus den veröffentlichten Artikeln meines Vaters.
Hallo Andre,
das wird mir nicht gelingen, da ich keine Artikel mehr vorliegen habe und aus der Erinnerung sprach.
Ich weiß von ein, zwei Kritiken über Veranstaltungen an denen ich selber teilgenommen hatte, die auch für mich als Kenner des Zusammenhanges schwer zu verstehen waren. Bitte stell doch einige Artikel deines Vater hier ein und korrigiere damit meine Kolportage.

Ich denke es gibt 2, vielleicht sogar 3 Detlef Marwigs.
Den Mensch, Vater, Privatmann, Ehemann usw, der natürlich sakrosankt und unantastbar ist.

Dann den Journalisten und politischen Menschen, den freien Mitarbeiter, dem oft Artikel gekürzt wurden und dadurch, wie er selber sagte Sinnzusammenhänge zerrissen wurden.

Diese Person mit ihren Stärken und Schwächen hier zu würdigen, weil er Gelsenkirchen mit geprägt hat , finde ich wichtig.

Dann den Schriftsteller, zu dem ich aber nichts sagen kann, weil ich nichts von seinen Arbeiten kenne.

Du wirst mehr Material haben und auch hoffentlich hier öffentlich machen.
marwiga hat geschrieben:Ich denke, jemand der nahezu 25 Jahre für die WAZ schrieb, kann sich gerade als freier Journalist kaum über Wasser halten, wenn er unverständliches Zeug veröffentlicht.
Bitte sieh nicht so sehr die vermeintliche oder tatsächliche Kränkung deines Vaters, sondern in dieser Äußerung auch ein Stück Zeitgeistschilderung. Journalismus lief allgemein damals etwas ... lockerer. Es gab wohl viel mehr freie Mitarbeiter usw.
marwiga hat geschrieben:Da einige Dinge Deiner Meinung nach unverständlich sind: Frag einfach mal bei mir nach. Vielleicht kann ich Dir ja helfen.
Ganz konkret könntest du helfen, indem du eine Auswahl von Artikeln deines Vaters hier einstellt, da er viele wichtige Ereignisse, die wir hier wieder öffentlich machen wollen, begleitet hat.
marwiga hat geschrieben:Apropos "Syntax unbegreiflich...": Dein Satzbau ist auch nicht gerade der Hit.
Wie sollte ich dir da widersprechen. :wink:
marwiga hat geschrieben:Gruß von Detlevs Sohn
André


Das freut mich sehr und ich hoffe dass du bei deiner Verstimmung trotzdem zur Kenntnis nimmst, dass ich Detlef für eine Gelsenkirchen positiv geprägt habende wichtige Persönlichkeit halte.

Gruß von Heinz

piekser
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-efma- wie aussem eff-eff

Beitrag von piekser »

Der liebe Detlef war nicht nur ein wißbegieriger Zeitgenosse, der allem Neuen neugierig aufgeschlossen war, sondern auch ein toller Mensch und Kollege.

Seine Art, Geschichten zu sehen, nah am Leben dran zu sein, hat mich in meiner journalistischen Laufbahn sehr geprägt.

Seine Literatur war zwar nicht jene, die Reich-wie-heißt-der-noch-mal-ky imponiert haben, doch sie war schlicht, real und auf den Punkt geschrieben.

Schade, dass -efma- (so sein Kürzel bei der WAZ) nicht noch länger gelebt hat, schade, dass Gelsenkirchen, dem er so verbunden war, sein Schaffen nie so recht gewürdigt hat.

Auch "kleine" Leute zeigen wahre Größe...

pito
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Beitrag von pito »


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Beitrag von Verwaltung »

Auf der Rückseite eines alten Zeitungsausschnittes hat sich zufällig der Rest eines Artikels über Detlev Marwigs Veranstaltungsreihe: "Workshop" erhalten:

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Ruhrnachrichten 6.4.1973

marwiga
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Ein paar Anmerkungen zu meinem Vater

Beitrag von marwiga »

Hallo liebe Leute,

ich habe nun ein wenig Zeit und denke, dass es an der Zeit ist, ein paar Infos über meinen Vater los zu werden.

Das Beste ist, einfachmal ein paar Auszüge über Detlef Marwig aus der in GE und Umgebung allseits bekannten Tageszeitung zu veröffentlichen.

Bis dann,
André Marwig

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Beitrag von Verwaltung »

WAZ hat geschrieben:Marwig und die kleine Freiheit im Ruhrpott
Erinnerung an den Roman des Autors
Detlef Marwig, Gelsenkirchener Journalist und Autor, legte mit dem Roman „Freiheit kleingeschrieben" (Gebühr Verlag, Stuttgart) vor ziemlich genau 30 Jahren ein Buch vor, das für die damalige Zeit typisch und erhellend war. Denn Marwig (1931 -1990), Mitarbeiter der WAZ, aber auch tätig als Walzer, Verkäufer, Straßenbahnschaffner, Elefantenpfleger, Staubsaugervertreter und zuletzt Kiosk-Betreiber, beschäftigte sich mit der kleinbürgerlichen Seele, dem beruflichen Alltag in seinen Niederungen und dem Porträt der Abhängigen. Deshalb vermittelt der Titel des Buches, das eigentlich einmal eine Neuauflage und -bewertung verdient hätte, ein politisches Verständnis: Zwar streben alle nach dem freiheitlichen Ausleben von Träumen und Hoffnungen - doch wer um seinen Job bangt, wer in eine Kette von Missgeschicken oder -Verständnissen gerät, wer gegen die Regeln von Familien und Gruppen verstößt - der spürt die Grenzen, die Enge, die „kleingeschriebene" Freiheit. Seine Helden Günther und Edith aus dem „Ruhrpott", als dieser noch dampfte, scheitern gnadenlos „im Kleinen".
Marwig, der als „schwarzes Schaf der eigenen Familie galt, wäre eine Erinnerung Wert. Er schrieb außerdem einige ausgezeichnete Kurzgeschichten für verschiedene Anthologien. HJL

anter
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Detlef Marwig

Beitrag von anter »

Hallo, "Marwiga"

ich freue mich darüber, dass dein Vater, den ich 1969 in der jazz galerie - noch an der Hiberniastraße - kennen lernte, in den "Gelsenkirchener Gesichter" aufgetaucht ist. Ich habe ihn als einen Mann kennengelernt, der für seine Ideen eingetreten hat, der - so sagt man wohl im Ruhrpott - das Herz am rechten Fleck und den Ar.. nicht eingekniffen hat, wenn es galt, zu seinem Wort zu stehen.

Er war - was wissen die jüngeren Leser nicht - einer, der die Gelsenkirchener Kultur unterstützte - aber auch Kritik übte.

Vielleicht hast du ein Mal Lust, die jazzART GALERIE zu besuchen, wir können dann etwas plaudern.
Annemarie von der
jazzART GALERIE, seit 1996 in der Florastr. 28

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klaus peter wolf
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Detlef Marwig

Beitrag von klaus peter wolf »

Detlef war ein großer Nachwuchsförderer und Freund von jungen Autoren. Ich habe von ihm das Kurzgeschichtenschreiben gelernt und weiß noch, wie stolz er war, als meine erste Geschichte veröffentlicht wurde. Ohne ihn und Arbeiterschriftsteller wie Josef Büscher, Richard Limpert und Kurt Küther hätte ich meinen Weg nicht gemacht. Es gab mal in Gelsenkirchen eine sehr aktive Literaturszene. Dazu gehörten auch heute zu Unrecht vergessene wie die Lyrikerin Liselotte Rauner oder der wundervolle Günther Braun mit seinen klugen Gedichten und der Kriminalschriftsteller Frank Göhre. Wenn ich mal wieder in einem Deutschaufsatz am Grillo Gymnasium eine Fünf hatte,. tröstete Detlef mich und zählte an beiden Händen auf, wieviele gute Autoren schlechte Deutschnoten hatten. Manchmal sagte er: "Dein Lehrer hat keine Ahnung, er versteht nichts von Dichtung und Poesie." Günther Braun gab mir kostenlose Nachhilfgestunden in Mathe, damit ich nicht sitzen blieb. Rührend, aber genutzt hat es nicht viel. Wir haben dann doch mehr über Literatur gestritten als Kurven diskutiert. Detlefs Urteil konnte hart sein und scharf. Manchmal schien es mir, als würde er seinen eigenen Erfolg boykottieren. Als ich die Möglichkeit wahrnehmen wollte , einen Sammelband seiner Kurzgeschichten in einem Verlag unterzubringen, für den ich als Lektor tätig war, fand er sie nicht. Nur ein paar in Zeitungen verstreut veröffentlichte konnte er mir anbieten. Sie konnten nicht mehr verlegt werden. Er hatte sie sozusagen schon selbst verlegt. Ich verneige mich noch heute vor dem Meister der Kurzgeschichte. Klaus Peter Wolf

Heinz
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Beitrag von Heinz »

Tach Klaus Peter
kannst du mehr über Günter Braun schreiben? Niemand weiss was aus ihm geworden ist. :?

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Beitrag von Verwaltung »

Heinz hat geschrieben:kannst du mehr über Günter Braun schreiben?
Hier rein, bitte: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... .php?t=301
Wir folgen den Ideen der Open-Source / Access- und Common Lizenz Bewegung. Solltest du dein Bildmaterial aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht freigeben können, kennzeichne das bitte durch einen Copyright-Zusatz

jvm
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Beitrag von jvm »

Günter Braun ging m.E. zurück in den Norden (Wilhelmshaven?). Wer von und über G.B. etwas lesen will, sollte in der Stadtbücherei das Buch "Sie schreiben in Gelsenkirchen" ausleihen :wink:

Detlef Marwig war sehr geradeaus, was ihm natürlich nicht nur Freunde machte. Ich glaube, dass in den WAZ-Wochenbeilagen viele Texte von ihm publiziert wurden (ruhr-story). Er war auch sicher Initiator und ein wichtiger Motor der "Literarischen Werkstatt Gelsenkirchen". Als ich ihn kennenlernte, wohnte er noch an der Florastraße (neben der LZB) und ich in der berüchtigten(?) Waldemarstraße. Später zog er zur Leithestraße. Bestimmt habe ich noch seinen WAZ-Artikel über eine Lesung von mir mit dem Peter-Brötzmann-Trio (free jazz) im Tempel (Buer). Hat ihm nicht gefallen und das drückte er auch aus :cry:

Seine sympathische Frau (eine Kämpferin) begegnete mir desöfteren in der Psychiathrie des Evgl. Krankenhauses. Dort arbeitete sie. Und ich war dort nur zu Krankenbesuchen 8)

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